systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

11. Mai 2013
von Tom Levold
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Mythos Kultur

„Wenn sich Deutsche und Spanier streiten, muss es nicht immer an den interkulturellen Unterschieden liegen. Transnationale Projekte bieten eine ganze Palette an möglichen Konfliktlinien. Braucht es hier Kulturexperten? Oder erfahrene Mediatoren? Können wir als systemische Berater nur noch mit einem ausländischen Counterpart erfolgreich sein?“ Diesen Fragen gehen Ute Clement (Foto: Carl Auer Verlag) und Bettina Nemeczek in einem lesenswerten Aufsatz mit dem Titel„Mythos Kultur Erfahrungen in einer transnationalen Projektberatung“ nach, der in der Ausgabe 4/2000 in der Zeitschrift Organisationsentwicklung erschienen ist. Beide Autorinnen arbeiten als systemische Beraterinnen von internationalen und transnationalen Projekten.
Den Volltext ihres Beitrages kann man hier lesen…

9. Mai 2013
von Tom Levold
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Psychiatrische Diagnostik als „McGuffin“

Im psychiatriekritischen Internetforum„Mad in America. Science, Psychiatry and Community“ haben Eugene Epstein (Foto), Manfred Wiesner und Lothar Duda anlässlich der aktuellen Veröffentlichung des DSM-V einen kritischen Beitrag über psychiatrische Diagnostik im Zuge der Globalisierung westlicher Psychiatrie und Psychotherapie verfasst, dessen deutsche Übersetzung heute in der Systemischen Bibliothek im systemagazin erscheint. Im Abstract heißt es:„Die Autoren gehen von der These aus, dass der psychiatrische und der psychotherapeutische Diskurs (in der westlichen Welt) inzwischen die gesamte Gesellschaft infiltriert haben. Mit dem DSM-5  dehnen sich diese Diskurse weiter aus. Das Denken und Sprechen über psychisches Empfinden und Leiden wird damit  zunehmend global uniformiert. Im Resonanzraum dieses Vokabulars sind wir alle potentielle PatientInnen. Hierdurch bietet sich das DSM-5 im Sinne eines „MacGuffins” auch als Vehikel an, den Wirtschaftsfaktor psychiatrisch/psychotherapeutische Versorgung weiter am Laufen zu halten. Die Pathologisierung des Individuums und die Trübung des Blicks für gesellschaftliche Veränderungsnotwendigkeiten sind hierbei zwei Seiten einer Medaille. Der globalen Homogenisierung des Blicks auf psychisches Befinden stellen die Autoren die Kultivierung von Diversität bei der Beschreibung und Einordnung psychischen Empfindens und Leidens gegenüber. Sie proklamieren die Überwindung der Hegemonie des traditionellen psychiatrischen und psychotherapeutischen Diskurses und rufen dazu auf,  mit der Entwicklung einer „posttherapeutischen Welt” zu beginnen.  In einer ersten Annäherung hieran gehen sie darauf ein, wie die Ausbildung von „Helfern” im Lichte eines solchen veränderten Denkens gestaltet werden sollte“
Zum vollständigen Text geht es hier…

4. Mai 2013
von Tom Levold
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„Systemisch ist mir nicht jetzt ein richtiger Begriff“

Der Supervisionsdiskurs ist in den letzten Jahren recht still geworden, sein Platz in den einschlägigen Medien ist zunehmend von„arbeitsbezogener Beratung“, Coaching oder Organisationsentwicklung eingenommen worden. Das gilt erst recht für die Beforschung von  Supervision. Aus diesem Grund sei hier noch einmal auf die schöne Arbeit von Petra Bauer aus dem Kontext (dessen Mitherausgeberin sie zum Zeitpunkt der Veröffentlichung noch nicht war) verwiesen, in der sie Systemische Supervision aus der Sicht der SupervisandInnen rekonstruiert hat. Petra Bauer ist Professorin für Erziehungswissenschaft mir dem Schwerpunkt Sozialpädagogik an der Universität Tübingen. Anhand einiger Supervisionsbeispiele in psychiatrischen Teams zeigt sie,„wie vielfältig diese Konstruktionsprozesse verlaufen können, mit denen Supervisandinnen die Interventionen von Supervisorinnen mit ihrem eigenen professionellen Handlungsverständnis zu vermitteln suchen“ Im abstract heißt es:„Systemische Supervision bietet ein vielfältiges Spektrum an Konzepten und Methoden, die sich oft nur schwer unter einem gemeinsamen Dach vereinen lassen. Vor diesem Hintergrund fragt der Beitrag danach, was Supervisandinnen als das spezifisch Systemische in der von ihnen in Anspruch genommenen Supervision betrachten. Im Rekurs auf Ergebnisse einer empirischen Studie zu systemischer Supervision in psychiatrischen Teams wird aufgezeigt, wie die fachlichen Handlungsorientierungen der Supervisanden und die Anforderungen der jeweiligen Teamorganisation die Erwartungen an die Supervision und damit auch die Wahrnehmung der methodischen Ausrichtung des/der Supervisor/in prägen. Damit verbinden sich weiterführende methodologische Überlegungen zur Erforschung der Wirksamkeit von systemischer Supervision“ Der Artikel ist im Wissensportal der DGSF nachzulesen,
und zwar hier…

3. Mai 2013
von Tom Levold
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Kultur und Migration

Nachdem in den vergangenen Jahrzehnten Fragen interkultureller Therapie und Beratung im systemischen Feld eher eine kleinere Rolle gespielt haben, stehen sie interessanterweise in den letzten Monaten stark im Vordergrund. So stand die letzte Jahrestagung der DGSF in Freiburg unter dem Motto „Kulturen im Dialog“ und sind in der letzten Zeit auch einige Ausgaben von systemischen Zeitschriften diesem Thema gewidmet. Das aktuelle Heft der „Zeitschrift für systemische Therapie und Beratung“ erörtert unter dem Titel „Kultur und Migration – Gedanken zu einem Thema zwischen Alltag und Besonderheit“ verschiedene Aspekte von Migration und der Arbeit mit Migrantinnen. Die Herausgeberin Cornelia Tsirigotis steuert darüber hinaus eine Reihe von Rezensionen aktueller Büchern zum Thema bei. Darüber hinaus wird die von Ludger Kühling und Johannes Herwig-Lempp angestoßene Debatte, ob Sozialarbeit anspruchsvoller als Therapie sei (die hier dokumentiert ist), in diesem Heft mit einem Leserbrief von Stefan Baerwolff und einem Abschlusskommentar der Autoren weitergeführt.
Zu den vollständigen Abstract…

28. April 2013
von Tom Levold
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„Eine Prise Verrücktheit hinzufügen und gut umrühren“ Rezepte für die Psychotherapie mit einer „psychotikogenen Familie“

Die Anfangsjahre der Familientherapie waren von vielen Experimenten gekennzeichnet. Viele ihrer Pioniere entwickelten sehr persönliche Stile und Vorgehensweisen, die einerseits aufgrund ihres Charismas durchaus erfolgreich waren, andererseits aber heutzutage durchaus Befremden auslösen können. Einer dieser Pioniere war Carl Whitaker (1912-1995; Foto: wikipedia.de), der vor allem durch seine ungewöhnliche Art bekannt wurde, mit Familien mit einem psychotischen Indexpatienten zu arbeiten. Unter dem Titel:„Add Craziness and Stir. Psychotherapy with a Psychoticogenic Family“ erschien 1981 in einem von Maurizio Andolfi und I. Zwerling herausgegebenen Band„Dimensions of Family Therapy“ bei Guilford Press ein Aufsatz von Whitaker (mit David V. Keith), der 1999 in einer deutschen Übersetzung (von Anna-Lena Greve) in systhema erschien. Den Beipack-Zettel hat Arist von Schlippe geschrieben, er lautet wie folgt:„Den folgenden Beitrag haben wir (leicht gekürzt) aus verschiedenen Gründen in die Systhema aufgenommen. Da ist zunächst einmal ein historisches Interesse: Carl Whitaker, der schon vor längerer Zeit starb, gehört zu den originellsten und kreativsten Figuren in der Geschichte der Familientherapie. Sein Ansatz, die Familien mit (vor allem psychotischen) Patienten wieder„spielen“ zu lehren und sich zu diesem Zwecke selbst oft„absurd“ zu verhalten, zeugt von einer hohen Bereitschaft, ungewöhnliche, ja sehr ungewöhnliche Wege zu gehen, um ein System zu verstören. Die Erinnerung an solche – anarchische, aber wohl auch riskante – Bereitschaft möchten wir gerade in Zeiten der drohenden Verarmung„qualitäts“-gesicherter Psychotherapie gewahrt wissen. Damit soll dieser Artikel zum Zweiten auch einen Kontrapunkt setzen, zum Nachdenken anregen über die Psychotherapiekultur der Gegenwart – je kürzer, desto besser, je methodisch abgesicherter desto qualitätssicherer? Ob dies tatsächlich sinnvolle Anweisungen sind? Gerade das Primat von Methode über eine Qualität von Beziehung, in die sich auch der Therapeut als Person eingibt, wird in diesem Text massiv hinterfragt. Und zum Dritten, so stelle ich mir vor, wird der Aufsatz den Leser / die Leserin auch verstören, so wie mich. Zwischen Begeisterung, Aufregung und Erschrecken, ja Empörung habe ich diesen Text gelesen. Der m.E. sehr (zu sehr) lockere Umgang mit therapeutischer Macht, der ebenfalls (zu?) laxe Umgang mit Krankheits- und Gesundheitsbegriffen, die z.T. atemberaubende oder haarsträubende Art, jegliche Abstinenzregeln hinter sich zu lassen – all das, stelle ich mir vor, kann Stoff für Diskussionen geben. Denn eines kann dieser Text nicht: Leser / Leserin kalt lassen oder langweilen. Ein letztes Wort dazu, was dieser Text nicht soll: er soll nicht zum Nachahmen anregen. Er sollte eher dazu anregen, als Lehre aus der Lektüre des Vorgehens dieses powervollen und authentischen Therapeuten den Schluss zu ziehen: werde der/die, der/die du bist, nicht: werde wie er. In diesem Sinne: viel Spaß mit der Lektüre der deutschen Uraufführung dieses Artikels. Es war etwas mühsam, die Abdruckgenehmigung zu bekommen und wir bedanken uns bei Guilford-Press in New York für die freundliche Genehmigung dafür“
Zum vollständigen Text…

24. April 2013
von Tom Levold
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Systemische Therapie als Leistung der gesetzlichen Krankenversicherung. G-BA prüft Nutzen, medizinische Notwendigkeit und Wirtschaftlichkeit

In einer Presseerklärung der Bundespsychotherapeutenkammer vom heutigen Tage heißt es:

Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) prüft die Anerkennung der Systemischen Therapie als Leistung der gesetzlichen Krankenversicherung bei Erwachsenen. Dies hat der G-BA am 18. April 2013 beschlossen. Der Beschluss erfolgte vier Jahre nachdem der Wissenschaftliche Beirat Psychotherapie (WBP) die Systemische Therapie als wissenschaftliches Psychotherapieverfahren bei Erwachsenen sowie Kindern und Jugendlichen anerkannt hat. Bisher stellte keine der Trägerorganisationen des G-BA einen Antrag auf Prüfung. Der Antrag wurde jetzt vom unparteiischen Mitglied und Vorsitzenden des Unterausschusses Methodenbewertung Dr. Harald Deisler eingebracht und im Plenum des G-BA einstimmig beschlossen. Die Systemische Therapie bei Kindern und Jugendlichen wird nicht Gegenstand des Bewertungsverfahrens sein.

Die Systemische Therapie zählt seit dem WBP-Gutachten vom 14. Dezember 2008 zu den wissenschaftlich anerkannten Psychotherapieverfahren. Das Bewertungsverfahren des WBP bestätigte die Wirksamkeit der Systemischen Therapie in der Behandlung von Erwachsenen für die Anwendungsbereiche:

Affektive Störungen (F3),
Essstörungen (F50),
Psychische und soziale Faktoren bei somatischen Krankheiten (F54),
Abhängigkeiten und Missbrauch (F1, F55),
Schizophrenie und wahnhafte Störungen (F2).
Für die Behandlung von Kindern und Jugendlichen stellte der WBP darüber hinaus die wissenschaftliche Anerkennung der Systemischen Therapie für die folgenden Anwendungsbereiche fest:

Affektive Störungen (F30 bis F39) und Belastungsstörungen (F43),
Essstörungen (F50) und andere Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen Störungen (F5),
Verhaltensstörungen (F90 bis F92), F94, F98) mit Beginn in der Kindheit und Jugend sowie Tic-Störungen (F95),
Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen (F60, F62, F68 bis F69), Störungen der Impulskontrolle (F63), Störungen der Geschlechtsidentität und Sexualstörungen (F64 bis F66), Abhängigkeit und Missbrauch (F1, F55), Schizophrenie und wahnhafte Störungen (F20 – F29).
Die Systemische Therapie erfüllte hiermit die damaligen WBP-Mindestkriterien und wurde als Verfahren für die vertiefte Ausbildung sowohl zum Psychologischen Psychotherapeuten als auch zum Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten empfohlen. Damit war für die Systemische Therapie auch die erste Voraussetzung für die Anerkennung als neues Psychotherapieverfahren in der gesetzlichen Krankenversicherung gegeben, die regelhaft eine Einleitung eines Bewertungsverfahrens durch den G-BA begründet (§ 17 Absatz 1 der Psychotherapie-Richtlinie).

Der G-BA prüft nun als weitere Voraussetzung, ob bei der Systemischen Therapie ein Nachweis des Nutzens, der medizinischen Notwendigkeit und Wirtschaftlichkeit belegbar ist – und zwar für mindestens die Anwendungsbereiche „Affektive Störungen“ sowie „Angststörungen und Zwangsstörungen“ und in mindestens einem der drei Anwendungsbereiche „somatoforme Störungen“, „Persönlichkeitsstörungen und Verhaltensstörungen“ sowie „Psychische und Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen“ oder in mindestens zwei der sonstigen Anwendungsbereiche der Psychotherapie-Richtlinie“

22. April 2013
von Tom Levold
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Konstruktivismus in der Praxis: Systemische Organisationsberatung

Im von Falco von Ameln 2004 im A. Francke-Verlag herausgegeben Band „Konstruktivismus: Die Grundlagen systemischer Therapie, Beratung und Bildungsarbeit“ ist auch ein Artikel von Torsten Groth und Rudolf Wimmer erschienen, der sich mit dem Konstruktivismus als Grundlage systemischer Organisationsberatung befasst. Sein Ziel ist es, aufzuzeigen,„inwieweit sich diese Beratungsform von anderen Formen unterscheidet, worin ihre Besonderheiten liegen und was es heißt, Organisationsberatung unter Zuhilfenahme der Luhmann’schen Systemtheorie durchzuführen“. Der sehr lesenswerte Beitrag ist auch online zu lesen,
und zwar hier…

21. April 2013
von Tom Levold
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Systemische Gesellschaft 2.0


Am 18. und 19. April feierte die Systemische Gesellschaft mit einer Zukunftskonferenz ihr 20jähriges Jubiläum im Berliner„Heimathafen Neukölln“, einem Volkstheater, das auch als Veranstaltungsort ein gutes Bild abgab. Neben einem Rückblick auf die Situation der Gründungszeit Anfang der 90er Jahre ging es vor allem um die Entwicklung neuer Themen und Perspektiven für die zukünftige Verbandsarbeit, die in einem gut geleiteten Open Space vorangebracht wurde. Als Höhepunkt der Tagung wurde auf dem Tagungsfest die neue website der Systemischen Gesellschaft freigeschaltet, die nun endlich nach langer Entwicklungsarbeit neue Möglichkeiten der Kommunikation und Online-Kooperation für die SG-Mitglieder bietet. Endlich keine verpixelten und unscharfen Bilder mehr, endlich laden vernünftige Kontraste und eine lesefreundliche Schrift zum Lesen und Verweilen ein. Zwar sind die meisten Features noch einzulösende Versprechen, aber an der Fertigstellung wird mit Volldampf gearbeitet. Herzliche Glückwünsche vom systemagazin zu einem Relaunch, das lange hat auf sich warten lassen, aber nun ausgesprochen verheißungsvoll wirkt! Nach acht erfolgreichen Jahren als Vorsitzende hat Cornelia Oestereich übrigens in diesem Jahr nicht mehr für dieses Amt kandidiert. Sie wurde mit riesigem Beifall für ihre Leistungen und ihren Einsatz von der Mitgliederversammlung am 20.4. verabschiedet (Foto). Als Nachfolgerin wurde Ulrike Borst vom Ausbildungsinstitut Meilen (Zürich) gewählt, bestens als Mitherausgeberin der Familiendynamik bekannt. Auch hier wünscht das systemagazin alles Gute und eine gute Hand bei den zukünftigen Entwicklungen im systemischen Feld.
Zum neuen Webauftritt der Systemischen Gesellschaft geht es hier