Mit einem etwas traurigen Editorial schließen die Herausgeber von Psychotherapie & Sozialwissenschaft den letzten Jahrgang dieser interessanten Zeitschrift. 15 Jahre lang hat dieses kleine, aber feine Projekt durchgehalten. Dass im deutschsprachigen Bereich das vorhandene Interesse an einer Zeitschrift für qualitative Forschung und klinische Praxis nicht so groß sein kann, dass man damit Geld verdienen könnte, war schon zu Beginn klar. Insofern stellt sich für einen Verlag natürlich die Frage, inwiefern ein solches Projekt halbwegs kostendeckend über die Runden gebracht werden kann. Nach dem Aus bei Vandenhoeck & Ruprecht im Jahre 2004 fand die Zeitschrift Unterschlupf beim psychosozial Verlag, ein mutiger Schritt des Verlegers Hans-Jürgen Wirth, der die Fortführung dieses Projektes ermöglichte. Nun ist aber auch hier ein Ende erreicht, jedoch gibt es eine Anschlussperspektive, die auch das Zeitschriften-Zugpferd des psychosozial-Verlages betrifft. Im Editorial heißt es: Der Verlag hat den Plan gefasst, die Zeitschrift psychosozial in die Hände eines neuen Herausgeberkreises zu legen. Manche der Herausgeber von Psychotherapie und Sozialwissenschaft werden ihre Arbeit also unter diesem Dach fortsetzen (
). Über das neue Projekt und sein Profil, durch das eine bewährte Tradition in innovativer Weise fortgesetzt werden soll, informiert die erste Ausgabe von psychosozial im Jahr 2014. Ob die hohe Qualität, die Psychotherapie & Sozialwissenschaft in den vergangenen 15 Jahren bewiesen hat, auch in Zukunft aufrechterhalten bleiben wird, kann man mit Spannung erwarten. Jedenfalls stellt das letzte Heft zum Thema der sich verbessern Mensch. Die animierte Optimierung des selbst in der therapeutischen Kultur ein furioses Finale da, das sich intensiv mit den Optimierungsmythen in Therapie und Coaching auseinandersetzt. Beiträge von Jürgen Straub, Michael Girkinger, Boris Traue und Stefanie Duttweiler befassen sich mit Beratung und Therapie in Zeiten des Neoliberalismus. Kaufen!
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3. Mai 2014
von Tom Levold
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Vom 6.-8. März fand in Heidelberg die erste internationale Forschungstagung statt, veranstaltet vom Institut für Medizinische Psychologie an der Universität Heidelberg in Kooperation mit der EFTA, der DGSF, der SG und dem Helm-Stierlin-Institut, geleitet von Jochen Schweitzer und Matthias Ochs. Angesichts der Tatsache, dass die Veranstaltung auf Englisch abgehalten wurde, war sie erstaunlich gut besucht und im Ergebnis sehr erfolgreich. Mittlerweile ist der größte Teil der Präsentationen (Vorträge, Workshops, Poster) auch online zugänglich und kann auf der Seite www.systemisch-forschen.de

In der Online-Zeitschrift Psychotherapie-Wissenschaft ist in Heft 2 des dritten Jahrgangs (2013) ein Beitrag von Volkmar Aderhold (Foto: psychiatrie.de) über das finnische Behandlungsmodell des„offenen Dialogs“ bei psychotischen Ersterkrankungen zu lesen. Im abstract heißt es: Das finnische Modell der bedürfnisangepassten Behandlung entstand für die Behandlung psychotischer Ersterkrankungen. Kennzeichnend sind die sofortige und flexible Hilfe, die Einbeziehung der Familien und weiterer Bezugspersonen von Beginn an und möglichst zuhause bei den Patienten durch ein multiprofessionelles therapeutisches Team und eine möglichst niedrig dosierte selektive Psychopharmakotherapie. Ungefähr die Hälfte der Patienten nimmt zusätzlich längerfristige Einzeltherapie in Anspruch. Unter der Leitung von J. Seikkula wurde innerhalb dieses Behandlungsmodells die systemische Methodik des Offenen Dialoges entwickelt. Sie ist ausgerichtet auf die sozialen Netzwerke der Patienten und fördert in diesem möglichst sicheren Rahmen einen gemeinsamen offenen dialogischen Prozess aller Beteiligten. Die Evaluation durch vergleichende Kohortenstudien zeigte signifikant bessere symptomatische und funktionelle Ergebnisse im Vergleich zur Standardbehandlung, insbesondere eine geringe Hospitalisierungsrate und hohe Integration in bezahlte Arbeit oder Ausbildung.