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An dieser Stelle alle seine Verdienste um die Entwicklung und Verbreitung des systemischen Ansatzes aufzählen zu wollen, würde mich in Bedrängnis bringen – es sind einfach zu viele. Seit dem Beginn seiner Tätigkeit am der Abteilung für psychoanalytische Grundlagenforschung und Familientherapie unter Helm Stierlin Anfang der 80er Jahre hat er nicht nur unzählige Artikel und Bücher zu allen möglichen klinisch-praktischen, erkenntnistheoretischen, soziologischen, organisationstheoretischen zuletzt immer mehr auch gesellschaftspolitischen Themen veröffentlicht, die sich alle durch einen unverwechselbaren Stil auszeichnen, den ich Fritz-Sound nennen würde: klar, prägnant, ironisch, pointenreich und trocken – also frei von jedem Pathos, das in unserer Szene so häufig anzutreffen ist. Viele dieser Arbeiten haben neue Felder erschlossen oder alte auf eine Weise neu bestellt, so dass der systemischen Szene das Lernfutter nicht ausgeht. Mit seinen zahlreichen Initiativen und Aktivitäten war Fritz dem systemischen Feld nicht nur intellektuell, sondern auch praktisch oft ein Schritt voraus, sei es als (Mit-)Gründer von Gesellschaften, als Vizepräsident der European Family Therapy Association (EFTA), als Mitbegründer und bis 2005 Vize-Präsident der Deutsch-Chinesischen Akademie für Psychotherapie, als erster Inhaber des Lehrstuhls für die Führung von Familienunternehmen an der Universität Witten/Herdecke. Dabei handelt es sich nicht nur um die Aufzählung von Titeln, vielmehr hat er in diesen Funktionen immer wichtige Dinge angestoßen und bis heute folgenreiche Spuren hinterlassen. Vor allem die Gründung des Carl-Auer-Verlags, deren Gesellschafter er bis heute ist, hat eine systemische Publikationsöffentlichkeit geschaffen, die ihresgleichen sucht. Um einen solchen Impact zu erzeugen, braucht es Entscheidungsfreude, Mut, Positionen zu beziehen (und zu verteidigen), und die Fähigkeit, Chancen zu erkennen, schnell zu reagieren und in Führung zu gehen, mit einem Wort: maximale Unabhängigkeit. Diese Eigenschaften zeichnen dich in besonderem Maße aus!
Lieber Fritz, wir kennen uns nun schon über 40 Jahre, mehr als die Hälfte unseres Lebens. Ich habe nicht nur viel von dir gelernt, deine theoretischen wie praktischen Positionen waren für mich auch immer wichtige Orientierungspunkte – ganz unabhängig von der gelegentlichen Nicht-Übereinstimmung in Detailfragen. Über die Ideen zur Gründung der Systemischen Gesellschaft oder die Herausgabe des Lehrbuches im Carl-Auer-Verlag waren wir uns in kürzester Zeit einig – deine Unterstützung war dafür ganz wesentlich. In all diesen Jahren gab es immer einen soliden Kommunikationsfaden, auch wenn wir uns nicht allzu häufig persönlich getroffen haben. Dass dein Leben nun schon ein dreiviertel Jahrhundert umgreift, ist ein merkwürdiger Gedanke. Alle Zeichen deuten aber daraufhin, dass uns deine nichtversiegende Produktivität auch in Zukunft erhalten bleibt.
Ich wünsche dir für die kommenden Jahre eine gute und robuste Gesundheit, gute Begegnungen und Erfahrungen in allen möglichen Kontexten – und uns, dass wir auch weiterhin von deinen Ideen und Interessen, Beiträgen und Impulsen so profitieren können wie in den vergangenen Jahrzehnten.
Mit mir gratulieren an dieser Stelle viele andere Kolleginnen, Kollegen und Weggefährten, dafür allen ein herzlicher Dank!
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