systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

Nur noch 132 € für Bankmanager?

| Keine Kommentare

Während sich die Politik darauf geeinigt hat, die Bezüge von Bankmanagern deutlich zu begrenzen, fordern Wirtschaftswissenschaftler der TU Chemnitz, dass Bankvorstände zukünftig mit einem monatlichen Regelsatz von 132 Euro auskommen sollen. Das geht aus einer Studie hervor, die am Mittwoch auf der Internetseite der Technischen Universität Chemnitz veröffentlicht wurde. Für alle Bereiche des Lebens, ob Ernährung, Kommunikation oder Kultur, sehen die Wissenschaftler bei dieser Personengruppe erhebliches Kürzungspotenzial.„Die Durchschnittsbezüge von Bankvorständen liegen bei 12 Millionen €. Wir haben festgestellt, dass man zum Leben aber nur 132 € im Monat braucht“, sagte der Leiter der Studie, Friedrich Thießen dem systemagazin. BDI-Hauptgeschäftsführer Werner Schnappauf verurteilte die Studie dagegen als„hochgradig interessengeleitet“. Die Umsetzung des Vorschlags würde die ohnehin zu hohe Belastung für die Leistungsträger der Finanzwirtschaft massiv verschärfen, betonte er. Die Studie platzt mitten in eine neue, heftig geführte Debatte über Zahlungen an Bankmanager in Zeiten der Finanzkrise. In den Reihen der SPD mehren sich die Stimmen, die für mehr Härte bei missbräuchlichem Bezug von Vorstandsgehältern plädieren. CDU und CSU hingegen sprechen sich eher dafür aus, den Vorständen wenigstens Gehälter in Höhe der aktuellen Hartz-IV-Sätze von 350 € zuzubilligen. Nach Ansicht der Chemnitzer Ökonomen ist es rechtlich völlig unklar, was unter Existenzminimum zu verstehen ist.„Unsere Gesellschaft hat sich bisher davor herumgedrückt, die Ziele der Mindestsicherung für Bankmanager exakt zu formulieren“, heißt es in der Studie. Aus dem Grundgesetz ließen sich lediglich schwammige Leitbilder der„physischen Existenzsicherung“ und der„Teilhabe am kulturellen Leben“ ableiten. Dafür reichten aber weitaus geringere Leistungen: Der derzeitige Hartz-IV-Satz liege jedenfalls„weit oberhalb des physischen Existenzminimums“. In einer Tabelle erstellen die Autoren deshalb für alle relevanten Lebensbereiche Richtwerte, die ihrer Meinung nach angemessen sind. Die Preiserhebungen wurden ausschließlich in Discountern und Billig-Ketten durchgeführt. So reiche ein Euro, um den monatlichen Freizeit- und Unterhaltungsbedarf von Bankvorständen zu decken. Mit zwei Euro für„20 Min./Tag Internet in Stadtbibliothek“ ließe sich ausreichend kommunizieren. Der Bedarf für Lebensmittel wird auf 68 Euro monatlich taxiert. Auf Champagner und Zigarren müsse verzichtet werden. Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank, Josef Ackermann zeigte sich entsetzt. Er warf den Autoren vor, die sich ausbreitende Manager-Armut mit Theoriespielchen zu verschleiern.„Nicht einmal der laufende Schulbedarf für Kinder ist gedeckt“, so Ackermann.„Der Regelsatz enthält lediglich 1,63 Euro für allgemeine Schreibwaren“

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.