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Online-Journal für systemische Entwicklungen

No More Psychiatric Labels. Kampagne zur Abschaffung formaler psychiatrischer Diagnosesysteme wie DSM-IV und ICD-10

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Die Kritik an formalen psychiatrischen Diagnosesystemen wie DSM und ICD ist in den vergangenen Monaten anlässlich der im Mai veröffentlichten Version V des DSM von der Peripherie sozialwissenschaftlicher Beobachtung hinein in das medizinische System getragen worden. In England hat sich ein Netzwerk kritischer Psychiater gebildet, das eine informative und umfangreiche Webpräsenz aufgebaut hat, geleitet von Joanna Moncrieff und Hugh Middleton. In diesem Kontext ist auch Sami Timimi zu finden, ein Kinder- und Jugendpsychiater, der mit guten medizinischen Gründen die Abschaffung von Diagnosesystemen fordert. Im aktuellen Heft des Kontextes ist eine deutsche Übersetzung seines Textes zu lesen, die aus aktuellem Anlass und mit freundlicher Genehmigung des Verlages Vandenhoeck & Ruprecht auch im systemagazin zu lesen ist (auch wenn im Artikel noch vom DSM-IV die Rede ist, dürfte allen klar sein, dass die Problematik sich mit dem DSM-V noch verschärft hat). Im Editorial des Heftes heißt es:„Unserem Selbstverständnis „Unterschiede deutlich machen“ folgend richten wir mit diesem Heft eine neue Rubrik „Diskurs“ ein, die Raum für Positionen eröffnen soll, welche in der Lage sind, Debatten anzustoßen oder fortzuführen. Wir hoffen sehr, dass wir dazu mit dem vorliegenden Beitrag beitragen können. Der Autor, Sami Timimi, ist ein bekannter Kinder- und Jugendpsychiater aus England und Visiting Professor für Kinder- und Jugendpsychiatrie an der Universität von Lincoln. In seinem Aufsatz „No more psychiatric labels“, der von Andreas Rothers für KONTEXT ins Deutsche übersetzt wurde, fordert er nichts anderes als die „Abschaffung formaler psychiatrischer Diagnosesysteme wie DSM-IV und ICD-10“ – zu einem Zeitpunkt, an dem die pragmatische Inkaufnahme solcher Systeme auch im systemischen Feld als Preis für die Zulassung als kassenfinanziertes Verfahren zunehmend Anklang findet. Seine Begründung: „1. Psychiatrische Diagnosen sind nicht valide. 2. Die Anwendung psychiatrischer Diagnosen verstärkt Stigmatisierung. 3. Psychiatrische Diagnosen helfen nicht bei der Wahl der Behandlungsstrategie. 4. Die Langzeitprognosen psychischer Störungen haben sich verschlechtert. 5. Anderen Kulturen werden westliche Vorstellungen psychischer Gesundheit und Krankheit aufgezwungen. 6. Alternative evidenzbasierte Modelle für eine effektive Neuausrichtung der psychosozialen Versorgung stehen zur Verfügung“. Zum vollständigen Text, der in der Systemischen Bibliothek zu finden ist,
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