Mehdorn!
Natürlich haben wir Verständnis dafür, dass Sie jetzt jede Menge um die Ohren haben und meinen, sich nicht auch noch um Ihr Unternehmen kümmern zu können. Dennoch muss die Frage erlaubt sein: Was ist eigentlich mit Ihrer Bahn los? Schon zweimal in den vergangenen vier Wochen mussten wir die schlimme Erfahrung machen, dass der Zug nicht nur pünktlich in Köln abfuhr, sondern auch alle Anschlussverbindungen funktionierten, so dass einer pünktlichen Ankunft nichts mehr im Wege stand. Sind Sie von allen guten Geistern verlassen? Noch schlimmer: es gab weder Doppelreservierungen noch fehlten die Wagen, für welche die Fahrgäste ihre Platzreservierungen vorgenommen hatten. Irre! Um dem ganzen die Krone aufzusetzen: keine schönen und poetischen Ansagen (wie wisch juh e pliesnt dschurneeh) mehr, nur noch unangenehm korrekte Durchsagen in langweiligstem Schulenglisch.
Ja sind Sie denn wahnsinnig? Wollen Sie den Ruf Ihres Unternehmens vollständig ruinieren? Da haben Sie jahrelang erfolgreich alle Kraft daran gesetzt, Ihre Firma (mit großem Abstand zu allen Konkurrenten) zur unangefochtenen Number One der unbeliebtesten Unternehmen zu machen – und dann gefährden Sie Ihren Spitzenplatz mit solchen Kinkerlitzchen? Da helfen leider auch solche Spielchen wie das spontane Vertauschen der Waggon-Reihenfolge und die kurzfristige Änderung der Bahnsteige nur wenig. Denn das traurige Ergebnis bleibt: der vollständige Zusammenbruch der Kommunikation im sozialen System ICE. Worüber soll man reden, wenn die Züge pünktlich sind? Worüber soll man lachen, wenn jeder seinen reservierten Platz auch tatsächlich einnehmen kann? Wie soll man Partner fürs Leben (oder für zwei Stunden) kennenlernen, wenn alles halbwegs klappt? Wer soll Gemeinschaft stiften, wenn die Bahn sich ihrer Integrationsfunktion verweigert? Worüber soll man sich ärgern, worüber weinen?
Na also. Machen Sie endlich etwas! Hören Sie auf, die Telefonate und e-Mails Ihrer Mitarbeiter auszuspionieren! Hacken Sie lieber die Handys und Laptops Ihrer Kunden während der Fahrt! Installieren Sie Ihre Trojaner als Bildschirmschoner auf die Displays Ihrer Fahrgäste! Sorgen Sie verdammt nochmal dafür, dass Sie Nummer Eins der bad firms bleiben, die Konkurrenz schläft nicht. Und die Kreditinstitute sind Ihnen längst auf den Fersen!
Mehdorn, übernehmen Sie! Diese Nachricht vernichtet sich nach 30 Sekunden selbst.
Mehdorn, übernehmen Sie!
29. März 2009 | Keine Kommentare