Die kontroverse Diskussion um das Lehrbuch II von Schweitzer und von Schlippe hält an. Matthias Ochs aus Heidelberg, der auch an der Erstellung dieses Buches beteiligt war, verteidigt die Konzeption des Bandes. Erfreulich, dass es endlich eine öffentliche Debatte über die unterschiedlichen Positionen im Hinblick auf die Zukunft der systemischen Therapie gibt. systemagazin freut sich, dafür ein Forum zur Verfügung zu stellen. Matthias Ochs über die Gründe für das Einlassen auf das„störungsspezifische Spiel“ (Antworten werden gerne entgegengenommen):„Auch wenn hinlänglich bekannt ist, dass jenseits des Kontextes der kontrollierten experimentellen Psychotherapieforschung störungsspezifische monosymptomatische Patienten nicht in allzu großer Schar anzutreffen sind, sprechen m.E. mindestens zwei Gründe für einen teilweisen Einstieg von SystemikerInnen ins störungsspezifische Spiel: Zum einen profan monetäre und zum anderen inhaltliche Gründe die aber auch beide irgendwie wieder zirkulär zusammenhängen. Der erste Grund: Da man als SystemikerInnen auch sein Geld verdienen muss, sollten sie sich nicht konzeptionell von der ambulanten und stationären kassenfinanzierten Patientenversorgung abkoppeln: Nicht alle systemischen TherapeutInnen können sich in Führungskräftecoachs und Organisationentwickler verwandeln, in den immer weniger werdenden Beratungsstellen unterkommen oder sich freiberuflich in finanzieller Hinsicht hinreichend etablieren und auch die Jugendhilfe ist kein systemisches Stellenfass ohne Boden. Der andere Grund: Wie soll sich systemische Psychotherapie weiterentwickeln, wenn SystemikerInnen es gar nicht mehr mit etwa der großen Population an ganz normalen Wald-und-Wiesen-Kassenpatienten mit Angsterkrankungen, Depressionen und psychosomatischen Problemen, die erst gar nicht in der schicken krankheits- und störungsfreien systemischen Privatpraxis auftauchen, zu tun haben?“
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Matthias Ochs zur Lehrbuch II-Diskussion
30. Juni 2007 | Keine Kommentare