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Love & Care? – Die Allgegenwart von Enklaven. Zum Inzestfall in Amstetten

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In den Redaktionen der Schmier- und Wixpresse knallen angesichts der immer neuen Nachrichten aus Amstetten die Sektkorken (so präsentierte bild.de gestern lüstern„Die perverse Lebensbeichte des Inzest-Monsters“). Der Sozialhistoriker und Familiensoziologe Reinhard Sieder (Universität Wien), aus dessen Buch„Patchworks. Das Familienleben getrennter Eltern und ihrer Kinder“ kürzlich systemagazin einen Vorabdruck gebracht hat, hat in der Ausgabe vom 3. und 4.5.08 des Österreichischen„Standard“ den Fall in Amstetten in einen größeren familientheoretischen Zusammenhang gestellt, der den Blick von der Skandalisierung auf die familiäre Intimität als Risikogebiet schlechthin zurücklenkt:„“Die westliche Gesellschaft geht vom gleichen Recht auf Selbstbestimmung und körperliche Unversehrtheit ungeachtet der Herkunft, des Geschlechts und des Alters der Person aus. Das unterscheidet sie von ihrer Vergangenheit und anderen Teilen der Welt. Nur die Familie ist davon, nicht nach dem Gesetz, aber doch praktisch ausgenommen. Das hat sie zu einer Kampfzone werden lassen, in der sich mehr Leid ereignet als an irgendeinem anderen Ort. Der öffentliche Diskurs über „Gewalt in der Familie“ klärt diese Zusammenhänge nicht auf. Im Gegenteil: Er stilisiert körperliche und sexuelle Gewalt zu seltenen Ausnahmen. Den europäischen Massenmedien ist die Geschichte der beiden Familien des Josef F. ober und unter der Erde in einem Ort namens Amstetten nur eine tragische Episode unter vielen. Das glaubhafte Mitleid der Bevölkerung mit den Kindern ändert fast nichts daran. Wenn es der Schaulust und der Angstlust und dem Profit der Massenmedien dient, wird man sie bloßstellen, fotografieren und sich dann über gewissenlose Journalisten beschweren. Die Zusammenhänge aber bleiben weiter verborgen“
Zum vollständigen Text, der im systemagazin mit freundlicher Erlaubnis des Standard zu lesen ist…

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