zugegeben – Ihr Plan, die Fingerabdrücke aller Deutschen in einer Datei zu sammeln, war gar nicht so schlecht, auch wenn das nun schon wieder vom Tisch ist. Aber Kopf hoch. Was sind schon Fingerabdrücke? Das ist doch, mit Verlaub, Technik von gestern. Fingerabdrücke sammelt man doch schon seit fast hundert Jahren. Das ist doch nichts, mit dem sich ein deutscher Innenminister in das Buch der Geschichte einschreibt. Mitten im Leben.
Versuchen Sie es doch mal mit etwas Modernerem. Der Fingerabdruck hilft Ihnen doch nur, Täter zu fangen, wenn sie ihre Tat schon begangen haben, richtig? Und Ihr Wunsch ist doch, die Täter schon zu erwischen, wenn sie noch gar nicht mit der Tat begonnen haben, oder? So verstehen wir jedenfalls Ihr Konzept von präventiver Schuldvermutung. Da hätten wir was für Sie. Die Firma Microsoft hat ja soeben eine neue Version ihres Betriebssystems auf den Markt geworfen, die (mit Hilfe amerikanischer Geheimdienste programmiert!) sicherstellt, dass die Rechner derjenigen Benutzer, die irgendwelche illegalen Programme, Musiktitel etc. auf ihrer Festplatte speichern, mal eben in bestimmten Funktionen vom Hersteller des Betriebssystems stillgelegt werden. Klingelts schon?
Was halten Sie von der Idee, allen Bundesbürgern – am besten gleich nach der Entbindung – einen Chip ins Gehirn einzupflanzen, der es nicht nur erlaubt, alle illegalen Gedanken und Gefühle der Probanden rechtzeitig zu identifizieren, sondern auch noch rechtzeitig (bei entsprechendem Tatvorsatz) die jeweils relevanten motorischen oder geistigen Funktionen per Funksignal einfach stillzulegen? Das würde die Kriminalitätsrate minimieren und die Unschuldsvermutung wieder ein wenig leichter machen. Sprechen Sie doch mal mit den Leuten von Microsoft. Vielleicht können die Ihnen da was basteln.
Und wenn Ihre politischen Partner noch nicht so weit sind: kämpfen Sie wenigstens dafür, jedem Bürger als Tattoo einen Barcode mit seinen persönlichen Daten auf die Stirn brennen zu können. Verbrecher lieben Tattoos, weil das so cool aussieht. Darüber hinaus ist es ein preiswertes Mittel zur Verbrecherjagd. Denn Barcode-Scanner sind nicht nur schon für ein paar Euro zu haben, sondern können auch überall diskret angebracht werden. Ist das nichts?
Eine schöne neue Welt wünscht Ihnen schon jetzt
Ihr systemagazin
Lieber Wolfgang Schäuble,
25. April 2007 | Keine Kommentare