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Lernen als Konstruktion von Wirklichkeiten

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Wenn der Prozess des Lernens als Prozess der Konstruktion gesellschaftlicher Wirklichkeiten verstanden wird, ist er natürlich ein interessanter Gegenstand von konstruktivistischer Erziehung und Erwachsenenbildung. Horst Siebert, Literaturwissenschaftler, Altphilologe und Philosoph, Professor für Erziehungswissenschaften und seit 2002 auch als Professor in Rumänien tätig, hat 2004 für das überwiegend englischsprachige Journal of Social Science Education JSSE einen (deutschsprachigen) Beitrag zu diesem Thema geschrieben und resümiert folgendes:„Eine konstruktivistisch inspirierte Didaktik der sozialwissenschaftlichen und politischen Bildung ist – insbesondere in der Erwachsenenbildung – anschlussfähig an Konzepte des erfahrungsorientierten, lebensweltlichen Lernens, des biografischen Lernens und an den Deutungsmusteransatz. Eine konstruktivistische Didaktik vernachlässigt die Wissensaneignung nicht – wie gelegentlich vermutet wird – , aber Wissen ist eine kognitive, konstruktive Aneignung von Wirklichkeit und wird mit Begriffen wie ,Gewissheit‘, ,Bewusstsein‘ und ,Gewissen‘ verknüpft. Die konstruktivistische Didaktik distanziert sich von einer normativen Pädagogik, die gleichsam stellvertretend für die Lernenden verbindliche Norm- und Wertentscheidungen trifft. Allerdings sind normative Fragen einer zukunftsfähigen, sinnvollen, sozial- und umweltverträglichen Wirklichkeit durchaus zentrale Themen einer konstruktivistischen Pädagogik. Das konstruktivistische Konzept setzt den argumentativen Diskurs, die rationale Konsensfindung, die empirisch gesicherten Erkenntnisse keineswegs außer Kraft und leistet keiner moralischen oder politischen Beliebigkeit Vorschub, es akzeptiert jedoch die Vielfalt der Wirklichkeitsdeutungen und Beobachtungsperspektiven und betont die ,Differenzerfahrungen’“.
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