Nachdem die Zeitschrift für systemische Therapie und Beratung schon im vergangenen Jahr ein Themenheft zu Kultur und Migration herausgebracht hat, ist auch die aktuelle Ausgabe diesem Thema gewidmet. Herausgeberin Cornelia Tsirigotis lädt in ihrem Editorial dazu ein, sich mit diesem noch längst nicht ausgeschöpften Thema weiter zu beschäftigen: „Systemische Perspektiven und Arbeitsweisen sind in der Arbeit mit Menschen mit Migrationsbiografien wegen ihres Kontextbezuges hilfreich. In diesem Heft werden sie ergänzt durch soziologische und pädagogische Zugänge. Den Auftakt macht Aladin El-Mafaalani. Er geht in seinem Beitrag der Frage nach, wie sich die Differenz der inneren (z.B. Familie und deren Wertetraditionen) und äußeren (Peergroup, Schule, Normen der Mehrheitsgesellschaft) Sphäre bereits in der Kindheit herausbilden und wie Jugendliche mit dieser Differenz umgehen. Dabei scheinen die Ursachen der Differenzen mehr in Migration und soziale Ungleichheit zu liegen als unterschiedlichen Kulturen geschuldet zu sein.
Jörn Borke beschreibt anhand von Forschungen zu kulturellen Entwicklungspfaden von Kleinkindern die Entstehung von Autonomie- und verbundenheitsorientierten Sozialisationsmodellen. Diese Erkenntnisse sind ebenso nutzbar, unterschiedliche Haltung und Erziehungsziele von Eltern nachzuvollziehen und zu verstehen wie auch für die Gestaltung einer tragfähigen therapeutischen oder beraterischen Beziehung von Bedeutung.
Sibel Koray überprüft in ihrem Beitrag, ob sich das Konzept der neuen Autorität von Haim Omer und Arist von Schlippe für Familien mit Migrationsbiografien eignet. Sie beschreibt die Verunsicherung von Eltern durch unterschiedliche Werte und Normen der Herkunfts- und der Mehrheitskultur. Sie wägt im Konzept der neuen Autoritätsmöglichkeiten für Eltern ab, neue Sicherheit zu erlangen und entwickelt eine Vision, wie es Anwendung finden könnte.
Ahmet Toprak nutzt Kenntnisse aus Forschungsprojekten über Erziehungswerte und -traditionen türkischstämmiger Familien, um Konsequenzen für Kultur- und migrationssensiblen Kinder- und Jugendschutz zu ziehen. Er plädiert dafür, eine Brücke zu schlagen zwischen den traditionellen Werten der Migranten Familien und den Zielen der Institutionen.
Cornelia Kaiser-Kauczor berichtet in ihrem Beitrag von Erfahrungen aus der Arbeit mit Familien mit Migrationsbiografien, in denen ein Familienmitglied eine Behinderung hat oder von Behinderung bedroht ist. Auch in den unterschiedlichen Arbeitsbereichen der Behindertenhilfe wird die Notwendigkeit kultursensibler Beratung deutlich.“
Zu allen bibliografischen Angaben des Jahrgangs 2014 der Zeitschrift für systemische Therapie und Beratung geht es hier…