systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

Kontext 1988

Heft 14

Ringling, Esther (1988): Asthma – Eine familiäre Grenze. Über die Bedeutung der dritten Generation einer beziehungs- und problemorientierten Einzeltherapie. In: Kontext, 14, S. 4–17. 

Abstract: Am Fall der an Asthma leidenden 22jährigen Kornelia H. zeigte sich, welche Bedeutung die Großelterngeneration für Enkelkinder haben kann. Die Klientin wurde in einer problem- und beziehungsorientierten Einzeltherapie behandelt, die 18 Sitzungen umfasste und nach deren Beendigung sie nahezu beschwerdefrei war. In der Therapie zeigte sich das Asthma als mehrfach determiniert: Es symbolisierte nicht nur die erstickende Enge in der Familie. Indem die Klientin die Bürde der Krankheit von ihrem ebenfalls an Asthma erkrankten Großvater übernahm, drückte sie ihre Bereitschaft aus, die Last der Verantwortung für die Aufrechterhaltung starrer Familiengrenzen mit ihm zu teilen. Da sie andererseits psychotherapeutische Hilfe suchte, erwies sich die Krankheit aber auch als ein Weg zur familiären Veränderung. Die verbesserte Beziehung zur Mutter trat an die Stelle der starren Familiengrenzen, die das Asthma hatte schützen sollen. Daraufhin konnte die Klientin ein eigenes Leben mit ihrem Verlobten beginnen.

Roloff, Dietrich (1988): Modelle der Macht und die Macht der Modelle. Darstellung eines Machtkampfes: Theorie auf dem Prüfstand therapeutischer Realität. In: Kontext, 14, S. 18–55. 

Abstract: Es werden zwei Modelle der Macht unterschieden: Macht im eigentlichen Sinne, als Erzwingung von Gehorsam und Unterwerfung, und Macht im übertragenen Sinne, als bestimmender Einfluss. Sodann wird die Brauchbarkeit beider Modelle zum einen für die Beschreibung und zum anderen für die Gestaltung der innerfamiliären Austauschprozesse sowie der gemeinsamen Interaktion von Therapeut und Familie untersucht; dabei werden sowohl die Familie als auch die Interaktion von Therapeut und Familie als dynamische Systeme im Sinne von Jantsch und Prigogine verstanden. Und schliesslich geht es um die Modelle, die die Mitglieder der Familie von sich selbst und voneinander besitzen, sowie um die Modelle des Therapeuten von seiner therapeutischen Tätigkeit überhaupt sowie der jeweiligen Klientenfamilie im besonderen; dabei ergibt sich, daB die Wirkung dieser Modelle sich metaphorisch als Macht im Sinne des zweiten Modells beschreiben lässt.

Orlowski-Stüdemann, Ellen (1988): Ein Fall von Magersucht: Verständnis und Behandlung der Anorexie unter entwicklungspsychologischen Aspekten. In: Kontext, 14, S. 56–68. 

Abstract: Bei der klinisch-stationären Behandlung von Anorexie-Patientinnen im Rahmen eines integrativen Therapiemodells könnte es sich als nützlich erweisen, die einzelnen Therapieabschnitte mit entwicklungspsychologischen Phasenmodellen zu vergleichen. Am Beispiel der Behandlung einer 17jährigen Anorexie-Patientin sollen im Gesamtzusammenhang eines entsprechenden Modells die Möglichkeiten und Grenzen eines Therapiekonzepts, das insbesondere entwicklungspsychologische, aber auch systemische und verhaltenstherapeutische Aspekte berücksichtigt, aufgezeigt werden. Die vorliegende Arbeit soll entsprechende Hypothesenbildung anregen.

Spangenberg, Norbert (1988): Technologisierung des Innenlebens der Magersucht. Zur psychosozialen Dimension des weiblichen Körperbildes. In: Kontext, 14, S. 69–75. 

Abstract: Magersucht wird gedeutet als ein Symptom für das Leitbild eines irrationalen technologischen Machbarkeitswahnes, der auf einer Unsterblichkeitsillusion aufbaut. Magersucht ist eine Technik der Leidvermeidung, bei der die innere Natur einer technischen Beherrschung unterworfen wird. Die Krankheit ist damit Ausdruck sozialer Wandlungsvorgänge, die Eingravierung eines kulturellen Konfliktes in das Feld des weiblichen Körpers.

Beck, Ulrich (1988): Die Zukunft der Familie. In: Kontext, 14, S. 76–84. 

Abstract: Welche Auswirkungen hat die herkömmliche Organisation der Arbeitswelt auf den Fortbestand von Ehe und Familie? Führt sie zwangsläufig zu beider Zerstörung? Erzwingt sie das Single-Dasein als die Existenzform derer, die im Konkurrenzkampf um Arbeit und Aufstieg mithalten wollen? Und umgekehrt: Wie müsste die Arbeitswelt umgestaltet werden, wenn wir ernsthaft an langdauernder Partnerschaft und Familie als möglicherweise wieder oder überhaupt erst befriedigender Lebensform festhalten wollen? Zum anderen: Die Gleichberechtigung, die Gleichstellung der Frau, nach wie vor uneingelöstes Postulat, schlägt sie, was den Fortbestand von Ehe und Familie betrifft, in dieselbe Kerbe wie die Organisation der Arbeitswelt? Muss sie das nicht tun, solange die bleibt, wie sie ist? Oder besteht der Ausweg – da eine Änderung der Arbeitswelt vorerst Utopie bleibt – in der Erprobung neuer Lebensformen? Und wer hätte die zu leisten? Ist sie ein bloß privates oder nicht vielmehr ein politisches Problem? Das sind die Fragen, die im folgenden diskutiert werden sollen.

Oppel, Ulrich (1988): Familientherapie im Zeittrend – Gedanken zur Zukunft der Familientherapie. In: Kontext, 14, S. 85–98. 

Abstract: Dass sich Ehe und Familie in der Krise befinden, pfeifen mittlerweile die Spatzen vom Dach. Doch das Nachdenken darüber, wie sich die Familientherapie auf die neue Situation einstellen soll, steckt noch ganz in den Anfängen. Die Familientherapie selbst, noch vor wenigen Jahren als das neue Paradigma gefeiert und bis vor kurzem das expandierende Therapiemodell schlechthin – befindet sie sich vielleicht auch schon in der Krise? Ist ihr Programm, an zwischenmenschlichen Beziehungen zu arbeiten, heute bereits überlebt? Oder verstärkt das alternative Modell, auf die innerfamiliären Beziehungen gar nicht mehr einzugehen und stattdessen geradewegs auf die Lösung des Problems loszusteuern (exemplifiziert an der Kurztherapie Steve de Shazers), ganz im Gegenteil die Krise, die es zu bewältigen vorgibt, sowohl die der Familie als auch die der Familientherapie?

Müssig, Ricarda & Wolf Ritscher (1988): Impressionen von der DAF-Tagung »Feminismus und Familientherapie«, 20.-22.11.1987 in Köln. In: Kontext, 14, S. 102–110. 

Harnatt, Jochen (1988): Rezension – Günter Reich (1987): Partnerwahl und Ehekrisen: Eine familientherapeutische Studie. Eschborn (Fachbuchhandlung für Psychologie – Verlagsabteilung). In: Kontext, 14, S. 111-112. 

Schäfer, Hildegard (1988): Rezension – Hilarion Petzold &  Hildegund Heinl (Hrsg.)(1985): Psychotherapie und Arbeitswelt. Junfermann. In: Kontext, 14, S. 112-115. 

Möller, Jens (1988): Rezension – Bradford P. Keeney (Hrsg.) (1987): Konstruieren therapeutischer Wirklichkeiten Praxis und Theorie systemischer Therapie. Dortmund (verlag modernes lernen). In: Kontext, 14, S. 115-116.


Heft 15

Gerhardt, Uta & Gerhard Schloß (1988): Fallanalyse einer schizophrenen Psychose – dargestellt unter dem Aspekt lebensverändernder Ereignisse und des Mehrgenerationen-Zusammenhangs. In: Kontext, 15, S. 5-30. 

Abstract: Die Diskussion um lebensverändemde Ereignisse in ihrer Auswirkung auf schizophrene Erkrankungen hat sich bisher auf Erlebnisse konzentriert, die dem Krankhensausbruch unmittelbar vorausgehen. Brown und Birley (1968) weisen z.B. nach, daß einschneidende Verlusterfahrungen in einem Zeitraum bis zu drei Monaten vor Krankheitsausbruch als Auslöser, nicht jedoch Ursache, einer schizophrenen Psychose gelten dürlen. Auch in seinen späteren Studien stellt Brown heraus, daß dies für die Schizophrenie spezifisch, jedoch anders bei Depressionen sei (Brown und Harris 1978). Andere Autoren, die eine ätiologische Bedeutung lebensverändernderEreignisse verneinen, stützen sich auf diese Untersuchungen (Wing 1978).

Jüngst hat sich jedoch Schloß (1984) der Frage zugewandt, welche Bedeutung einschneidende Lebensereignisse gerade für die Pathogenese haben. Ihm geht es dabei aus der Sicht der klinischen Praxis darum, die Beziehungskonstellationen des Kindes nachzuvollziehen, das der Patient einmal war, und dort eventuelle traumatische Einflüsse zu orten, die mit einschneidenden Lebensereignissen zusammenhängen.

Um auf die Rolle der Umwelt hinzuweisen, hat sich zunächst in den USA nach Kriegsende die Überzeugung durchgesetzt, der Kleinfamilie, insbesondere einem oder beiden Eltern, komme eine ätiologische Bedeutung für schizophrene Psychosen zu, wobei Erfahrungen mit unerträglichen Beziehungskonstellationen zentral stünden (Lidz 1976, Fromm-Reichmann 1978, Wynne und Singer 1965, Bateson et al. 1969, laing 1959, 1961, Cooper 1972). Diese Auffassung galt als wissenschaftlich verlässlich, bis sie jüngst durch das Bild einer Wechselbeziehung zwischen Indexpatient und anderen Familienmitgliedern im Rahmen dersogenannten systemischen Theoreme ersetzt wurde (Boszormeny-Nagy und Spark 1973, Selvini-Palazzoli et al. 1975). Es geht dabei zunächst um eine Korrektur der vereinfachten Sicht, daß der Patient „Opfer“, die Familie hingegen „Täter“ lim Sinne krankheitsfördemder Beziehungskonflikte sei (StierIin 1981).

Reich, Günter (1988): Einflüsse der Familie auf das sexuelle Erleben – Dynamik und Behandlung. In: Kontext, 15, S. 31–42. 

Abstract: Wenn ich im folgenden einige Aspekte familiärer Einflüsse auf das sexuelle Erleben darstellen möchte, dann tue ich dies aus langjähriger Erfahrung als Familientherapeut, der mehrgenerational orientiert, d.h. unter direkter Einbeziehung der Herkunftsfamilien beider Partner in dem therapeutischen Prozeß arbeitet, der aber auch analytische Einzeltherapien durchführt. „Jede Paarbeziehung entsteht durch sexuelle Anziehung. Selbst in den langweiligsten, distanziertesten, hasserfülltesten, verächtlichsten oder verknöchertsten Beziehungen zwischen Partnern stand am Anfang ein Element der Lust, der Erotik, das, sei es auch noch so unscheinbar, die beiden verband, ,Interesse’ aneinander finden ließ. Wie sich das Kennenlernen der Partner gestaltet, wie ihr ,Interesse’ aneinander aussieht, welche Elemente hier zum Tragen kommen und wie sich diese in derweiteren Paarbeziehung entfalten, hängt weitgehend von dem ab, was die Herkunftsfamilien den Partnern vermitteln. In jeder Familie gibt es ,Themen’, die mit der Sexualität verbunden werden, mit ihr mitschwingen, die sich in den sexuellen Erlebens- und Beziehungsmustern, seien sie nun lustbetont oder konfliktbesetzt oder beides – in der Regel eher beides – ausdrücken. Diese ,Themen’ und Beziehungsmuster werden in den Familien weitergegeben und prägen die Gestaltung der Paarbeziehung von der ersten Begegnung bis zu ihrem Ende, wie immer dies aussehen mag” (Reich 1987 S. 187).

Deissler, Klaus G. (1988): Von der FAMILIENTHERAPIE nichts NEUES? In: Kontext, 15, S. 43–48. 

Abstract: Noch vor ein paar Jahren sprachen einige Familientherapeuten von der kopernikanischen Revolution und dem Paradigmenwechsel in der Psychiatrie. Was war damit gemeint? Das Verständnis der Psychopathologie des Individuums sollte durch die Einbeziehung des zwischenmenschlichen Kontextes, des natürlichen Umfeldes, erweitert werden. Nicht mehr das Individuum sollte Zentrum der Betrachtung sein, sondem das Beziehungsfeld, in dem das Individuum eingebettet sei und das es mit konstituiere. In diesem Sinne wurde auch die jeweilige Psychopathologie nicht mehr in dem hautbegrenzten Individuum lokalisiert, wie es heute noch in der klassischen Psychopathologie üblich ist. Inderfamilientherapeutischen Sichtweise wird die in dividuelle Pathologie im Netz der Beziehungen der Individuen untereinander gesehen. Diese Betrachtungsweise wurde als systemisch bezeichnet. Das Individuum und sein System, die Familie, wurde zum Fokus-der Betrachtung gemacht. Was aber hat sich in der Praxis und in den Forschungsansätzen seitdem geändert?

Been, Dorti, Roely Heuving & Jannie Kos (1988): Feminismus und Familientherapie. In: Kontext, 15, S. 49–59. 

Abstract: Im November 1987 hat in Köln ein DAF-Kongress zum Thema „Feminismus und Familientherapie: Das Geschlecht – eine vergessene Dimension in der Familientherapie?“ stattgefunden. Da wir uns als Systemtherapeutinnen in der ambulanten Gesundheitsfürsorge schon längere Zeit mit der Bedeutung der Geschlechtsunterschiede für unsere therapeutische Praxis beschäftigen, nahmen wir gerne die Einladung an, für diese DAF-Tagung einen Workshop anzubieten. Wir denken immer noch mit viel Freude an die intensive, begeisterte Zusammenarbeit mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmem während des Kongresses zurück. Die Einladung des KONTEXT, etwas über unsere Arbeitserfahrungen zu schreiben, ist für uns überraschend und herausfordernd, weil es der erste Versuch unsererseits ist, etwas Schriftliches darüber weiterzugeben: Es ist ganz deutlich ein anderer Vorgang, als einfach bestimmte Ideen mit anderen zusammen zu bearbeiten und Erfahrungen damit zu machen. Wir haben jedoch die Herausforderung angenommen und ein paar Gedanken zu den wichtigsten Bereichen formuliert, aus denen wir den theoretischen Hintergrund unserer Arbeit beziehen, nämlich zur Systemtheorie, zum Feminismus und zur therapeutischen Utilisierung non-verbalen Verhaltens.

Schaub, Heinz-Alex, Hermann J. Schwall & Martin Kirschenbaum (1988): Supervision im Rahmen einer dreijährigen familientherapeutischen Ausbildung. In: Kontext, 15, S. 60–70. 

Abstract: Supervision wird als der zentrale Teil einer dreijährigen familientherapeutischen Ausbildung dargestellt. Es wird dabei unterschieden zwischen einem Makroprozess der Supervision, der im Rahmen der Ausbildung zu einer beruflichen Identität des Familientherapeuten führen soll, sowie einem Mikroprozess, der sich in jeder Supervisionssitzung als wiederholender Ablauf zeigt. Im einzelnen wird den Fragen nachgegangen, was und wie in der Supervision gelernt wird.

Ritscher, Wolf (1988): Familienrekonstruktion in Ausbildungs- und Supervisionsgruppen. In: Kontext, 15, S. 71-92. 

Abstract: Der Verfasser beschreibt psychodramatische und familientherapeutische Techniken für die Familienrekonstruktion in Ausbildungs-, Fortbildungs- und Supervisionsgruppen. Zunächst reflektiert er allgemeine Fragen der Supervision. Dann erläutert er theoretische und praktische Grundlagen des Psychodramas und arbeitet das Rollenspiel als dessen zentrale Methode heraus. Im Anschluß daran skizziert er die Familienskulptur als eine wichtige familientherapeutische Methode für die Familienrekonstruktion. Die Integration psychodramatischer und familientherapeutischer Techniken für die Familienrekonstruktion wird an Hand der Überführung der statischen Familienskulptur in das Rollenspiel beleuchtet. Zum Abschluss werden einige Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Psychodrama und systemischer Therapie diskutiert.

Gester, Peter (1988): Von der nutzlosen Notwendigkeit einer Systemanalyse. In: Kontext, 15, S. 93–102. 

Abstract: Seit Mitte der 70er Jahre begannen hier und da einzelne Gruppen mit der Entwicklung systemischer Therapieverfahren à la Mailand und Palo Alto. Diese Entwicklungen stießen auf das Interesse weiterer Kollegen und alsbald wurden entsprechende Weiterbildungen angeboten. Im Rahmen dieser Weiterbildungen kam es immer wieder zu folgendem Zyklus: Die Weiterbildungsteilnehmer fahren am Ende eines Weiterbildungsblocks angeregt nach Hause, um die neuen Ideen im eigenen Arbeitsfeld umzusetzen. Nach sechs bis acht Wochen kehren sie deprimiert zurück und berichten, dass die neuen Ideen nicht recht funktionieren. Die Trainer stellen sich selbst die Diagnose, dass sie schlechte Lehrer sind, und sie trainieren die Weiterbildungsteilnehmer „mehr und besser“ (mehr desselben). Diese fahren angeregt nach Hause, um die noch neueren und noch weiter verbesserten Ideen im eigenen Arbeitsfeld umzusetzen. Nach sechs bis acht Wochen kehren sie noch deprimierter zurück und … so weiter.

Nach mehreren dieser Zyklen wurde offensichtlich, dass es unerläßlich ist, die möglichen Aus- und Rückwirkungen des neuen Verfahrens genau zu reflektieren, bevor man systemisches Denken und Handeln in den eigenen Arbeitskontext überträgt. Eine einfache Übertragung von systemischen Verfahren, wie sie im Rahmen von „klinischen Versuchsstationen“ entwickelt wurden, in den Kontext von „klinischen Versorgungsinstitutionen“ ist kontraindiziert, oder für den Systemiker sind zunächst nicht die Klienten der Klient, sondern das System.

Es sei die Bemerkung erlaubt, dass dies nicht nur für systemische, sondern auch für andere Therapieverfahren gilt. Es ist eben ein Unterschied, ob man eine verhaltenstherapeutische Trainingsgruppe im Rahmen einer psychosomatischen Klinik, einer kirchlichen ErziehungsberatungssteIle, eines PKHs oder einer privaten Praxis durchführt. Beziehungsweise – haben Sie schon mal versucht, im Rahmen einer Verhaltenstherapieklinik, die den stahlharten Funktionalismus auf den Briefbogen geschrieben hat, konsequent tiefenpsychologisch zu arbeiten oder umgekehrt?

Kurzum, es hat sich als nützlich erwiesen, zuerst eine Systemanalyse des Arbeitskontextes durchzuführen, bevor man andere oder neue Vorgehensweisen im Rahmen eines Systems umsetzt. Ursprünglich bestand die im folgenden vorgeschlagene Systemanalyse aus ca. 15 Fragen, die im Laufe der Jahre durch die vielfältigen Anregungen von Kolleg/inn/en aus den unterschiedlichsten psychosozialen Kontexten erweitert wurde.

Klüter, Juliane & Wolf-Rüdiger Minsel (1988): Forschungsnotiz: Interaktion in tetradischen Familien. In: Kontext, 15, S. 103–106. 

Abstract: Das Forschungsprojekt „Interaktion in tetradischen Familien“ wird vom Ministerium für Forschung und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen finanziert. Es sollen familiäre Copingstrategien bei Eintritt eines Ereignisses erfasst werden, das zumindest organisatorisch eine bedeutsame Umstrukturierung und Anpassung des Familienlebens erfordert. Ein solches „kritisches Ereignis“ ist die durch die allgemeine Schulpflicht für alle Familien unumgängliche Einschulung der Kinder. Gegenüber anderen familiären „kritischen Ereignissen“ bietet der Schuleintritt der Kinder zudem den Vorteil, terminlich genau vorherbestimmbar zu sein.

Um mehr darüber zu erfahren, wie tetradische, nicht im psychologisch klinischem Sinne auffällige Familien die Einschulung der Kinder bewältigen, werden sie ca. 6 Monate vor, ca. zum Zeitpunkt der Einschulung und ca. 6 Monate nach der Einschulung untersucht. Als Vergleichsgruppe dienen Familien, deren jüngstes Kind in den Kindergarten kommt. So gibt es drei Untersuchungsgruppen:

– Zweikindfamilien, denen die Einschulung des älteren Kindes bevorsteht

– Zweikindfamilien, denen die Einschulung des jüngeren Kindes bevorsteht

-Zweikindfamilien, denen der Kindergarteneintritt des jüngeren Kindes bevorsteht.

Durch dieses Design soll, neben der Überprüfung der Instrumente und des Copingverhaltens nichtklinischer Familien, untersucht werden, was die zunehmende Freistellung von Erziehungsaufgaben durch Schule und Kindergarten bei Müttern und Vätern bewirkt und ob das „empty nest“ schon mit dem Kindergarten oder Schuleintritt der Kinder beginnt.

Raven, Christina (1988): Rezension – Bruno Hamann: Familie heute. Ihre Funktion und Aufgabe als gesellschaftliche und pädagogische Institution. Frankfurt am Main (Moritz Diesterweg). In: Kontext, 15, S. 107-108. 

Schlippe, Arist von (1988): Rezension – Michele Rittermann (1988): Liebe und Terror in Chile – eine Familie im Widerstand. Dortmund (Verlag Modernes Lernen). In: Kontext, 15, S. 108-108. 

Roloff, Dietrich (1988): Rezension – Ernst von Glasersfeld (1987): Wissen, Sprache und Wirklichkeit. Braunschweig (Vieweg). In: Kontext, 15, S. 109-116. 

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