Der„Kontext“ startet mit einer Veränderung im Herausgeberteam in den neuen Jahrgang. Petra Bauer, Professorin für Sozialpädagogik am Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Tübingen, hat den langjährigen Mitherausgeber Günter Reich aus Göttingen abgelöst und startet gleich mit einem Beitrag, in dem sie sich eines sehr zentrales Thema in der Sozialarbeit annimmt und die Frage stellt, wie Klienten passgenau für unser Hilfssystem »zurechtgemacht« und wie sie wiederum innerhalb einer Institution zu einem zu behandelnden Fall werden. Wolf Ritscher schreibt in seinem Beitrag sehr eindringlich und nachvollziehbar, dass eine Diagnose, in der systemischen Praxis ja ein sehr umstrittener Begriff, immer eine Beziehungsdiagnose ist. In die Diagnose fließen der Beobachter und das Beobachtete mit ein, eine Diagnose ist nichts Statisches, sondern immer subjektive Betrachtung eines Prozesses. Ingo Zimmermanns beschäftigt sich mit einem sehr originären Feld systemischer Therapie, in dem Sprache als Bestandteil sozialer Konstruktionen gesehen wird und die Geschichten mitsamt ihrer Problemgeschichten in den Fokus der Therapie geraten. In seiner Fallgeschichte über ein Kind in einer Station der Kinder- und Jugendpsychiatrie nimmt er Sprache und Sprachgebrauch unter die Lupe und zeigt auf, wie er »problemassoziierte in lösungsassoziierte Sprachformen« transformiert, wie aus »rational beweisenden poetisch beschreibende« Geschichten werden. In der Rubrik„Kassiker wiedergelesen“ stellen Günter Reich und Gerhard Dieter Ruf »Die psychotischen Spiele in der Familie« von Mara Selvini Palazzoli et al. vor. Drei Reiseberichte (Marie Luise Conen über den Weltkongress der IFTA im März 2010 in Buenos Aires, Michaela Herchenhan, Wilhelm Rotthaus und Jochen Schweitzer einerseits und Dörte Foertsch andererseits über die Tagung der EFTA in Paris im Oktober 2010) und ein Nachruf von Fritz B. Simon auf Ernst von Glasersfeld runden das Heft ab.
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Kontext 1/2011
22. April 2011 | Keine Kommentare