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Komplexität gestalten! Von der funktional differenzierten zur vernetzten Gesellschaft

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In einem sehr lesbaren Aufsatz, den Heiko Kleve auf seiner website veröffentlicht hat, nähert er sich dem Thema Komplexität in einer funktional differenzierten Gesellschaft aus systemtheoretischer Perspektive:„Wie kann Komplexität in einer modernen und das heißt einer nach funktionalen Kriterien differenzierten Gesellschaft gestaltet werden? Wie ist Vernetzung unterschiedlicher, selbst wieder komplexer Systeme in dieser Gesellschaft, insbesondere im Kontext psycho-sozialer Hilfen möglich? Das sind die beiden zentralen Fragen, die hier nicht gänzlich beantwortet, aber doch einer Klärung unterzogen werden sollen. Dazu ist es zunächst erforderlich, den Begriff „Komplexität“ zu diskutieren. Dies soll ausgehend von den zahlreichen Namen geschehen, die der modernen Gesellschaft gegeben werden. So hat Armin Pongs kurz vor Eintritt in das 21. Jahrhundert bekannten Soziologen die Frage gestellt, in welcher Gesellschaft wir eigentlich leben und zehn Antworten zusammen getragen. Demnach könnten wir sagen, dass wir uns in einer Risikogesellschaft (Ulrich Beck), einer postindustriellen Gesellschaft (Daniel Bell), einer Bürgergesellschaft (Ralf Dahrendorf), einer Multioptionsgesellschaft (Peter Gross), einer postmodernen Gesellschaft (Ronald Inglehart), einer Wissensgesellschaft (Karin Knorr-Cetina), einer multikulturellen Gesellschaft (Claus Leggewie), einer Arbeitsgesellschaft (Claus Offe), einer Mediengesellschaft (Neil Postmann) oder einer Erlebnisgesellschaft (Gerhard Schulze) bewegen.
Mit dieser Vielzahl von Gesellschaftsnamen, die wir mit Bezug auf weitere Soziologen und ihrer Theorien noch erweitern könnten, handeln wir uns bereits das ein, was gemeinhin als Komplexität bezeichnet wird. In einem Kontext von begrenzter Zeit (etwa in einem Vortrag) oder von eingeschränktem Raum (etwa in einem Artikel) können nicht alle genannten Begriffe untersucht werden – deren Anzahl ist zu groß. Deshalb müssen wir entscheiden, welche Begriffe wir näher beleuchten, welche Auswahl/Selektion wir also vornehmen wollen. Und diese Selektion verweist auf Kontingenz: Sie könnte im gegebenen Möglichkeitsrahmen unterschiedlich ausfallen, jene oder andere Begriffe könnten ausgewählt werden. Ob die Wahl, die getroffen wurde, dann jedoch passend ist, kann zumeist erst im Nachhinein eingeschätzt werden – erst dann, wenn wir bewerten können, ob die Ergebnisse, die wir mit der Wahlentscheidung intendierten, so sind wie erwünscht oder ob sie unbefriedigend bleiben oder gar mit nicht gewollten Nebeneffekten einhergehen, die die getroffene Wahl infrage stellen“ Am Beispiel der Plagiatsarbeit von zu Guttenberg zeigt Kleve, dass Versuche, soziale Phänomene mit dem Theorem der Funktionalen Differenzierung alleine in den Griff bekommen zu wollen, aber als unterkomplex zu kurz greifen. In der Mehrzahl gesellschaftlich relevanter Prozesse tauchen Vernetzungsphänomene auf, die die Begrenzung von Funktionssystemen überschreiten. Dies gilt vor allem auch für die Prozesse in der Bewältigung sozialer Probleme, die mit Fachspezialistentum allein nicht gelöst werden können.
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