Seit Anfang des Jahres erscheint Psychotherapie im Dialog im neuen Gewand und mit dramatischen redaktionellen Eingriffen in die Texte der AutorInnen (eine kritische Würdigung finden Sie hier
), mittlerweile sind auch Heft 2 und 3 des Jahrgangs erschienen. In seiner Vorbemerkung zu den Rückmeldungen zur veränderten Konzeption dankt Herausgeber Michael Broda unter dem Motto„Das Geheimnis des Könnens liegt im Wollen“ (das sich zwanglos sowohl auf das Heftthema„Sexuelle Störungen“ als auch die Gestaltung einer Fachzeitschrift beziehen lässt) den Lesern für positive und„einige kritische“ Rückmeldungen und verkündet, man greife diesen Dialog gerne auf und habe„z.B. erste Korrekturen an der Druckfarbe vorgenommen“. Immerhin war hellgrüne Schrift auf noch hellgrünerem Hintergrund dann doch des Guten zuviel. Ansonsten bleibt alles so, wie es ist, vor allem sollen den Lesern nicht zuviel Quellenangaben zugemutet werden – wer darauf Wert legt, muss weiter im Internet nach kryptisch benannten Literatur-PDFs suchen (und dann? Drucken und ins Heft einlegen?). Auch wenn alle Artikel eine DOI-Nummer haben, funktioniert der automatische Import in das Literaturverwaltungsprogramm praktisch nicht, importiert gelegentlich sogar die bibliografischen Angaben aus anderen Fachzeitschriften. Lästig. Was zuverlässig funktioniert, ist, dass auf der website der Zeitschrift des Thieme-Verlags neben den einzelnen Beiträgen jeweils eine Werbung für Psychopharmaka zu finden ist. Ob die Pharmaindustrie wirklich der beste Partner ist, um den Dialog in der Psychotherapie zu fördern? In einem reinen Medizinverlag wie Thieme hat es eine Zeitschrift wie die PiD schwer, ihre ursprüngliche Konzeption fortzuführen und tatsächlich einen Dialog zu führen, umso mehr, wenn – wie man vermuten darf – der Verlag auf Spiegelstrichen anstatt auf Texten besteht. Das ist umso bedauerlicher, als die aktuelle Ausgabe eine Reihe sehr interessante Beiträge enthält, die aber oft so gnadenlos kaputtredigiert werden, dass ein individueller Stil nicht mehr erkennbar ist. So erinnert das nicht nur vom äußeren Erscheinungsbild arg an Zeitschriften für die Sorte von Medizinern, die keine Zeit zum Lesen aufbringen wollen. Aber wie gesagt, das Geheimnis des Könnens ist das Wollen (das Thema von Heft 3 ist übrigens: Depression).
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Können und Wollen
30. September 2013 | Keine Kommentare