Die schlechten Nachrichten zum Jahresanfang reißen nicht ab. Nun ist Jay Haley am 13. Februar friedlich in seinem Schlaf gestorben, im Alter von 83 Jahren. Am 19.7. wäre er 84 Jahre alt geworden. Seit 1998 war er Scholar In Residence an der California School of Professional Psychology bei der Alliant International University tätig.
Er war weithin als einer der wichtigen Begründer der Familientherapie und als Vater der Strategischen Familientherapie bekannt. Seine therapeutischen und publizistischen Aktivitäten haben Generationen von Therapeuten beeinflusst. Er war Autor von zahlreichen Büchern über unterschiedlichste Aspekte von Therapie und Mitbegründer von Family Process, der ersten Familientherapie-Zeitschrift im Feld. Darüber hinaus war er auch als Filmemacher tätig und produzierte gemeinsam mit seiner Frau, Madeleine Richeport-Haley mehrere Lehr-Filme über Strategische Therapie.
Haley war als Professor an der Universität von Maryland, Howard University, Universität von Pennsylvania, US International Universität und zum Schluss an der Alliant International University tätig. 1953, in der Phase seines Studienabschlusses in Kommunikationswissenschaften in Palo Alto, wurde er von Gregory Bateson zur Mitarbeit an seinem Schizophrenieforschungsprojekt eingeladen. Fortan wurde er als Leitfigur in der Entwicklung des Kommunikationskonzeptes der Palo Alto-Gruppe berühmt. Seine therapeutischen Erfahrungen bezog er aus der Zusammenarbeit mit Milton Erickson. 1967 verließ er das MRI in Palo Alto und wurde Forschungsdirektor an der Philadelphia Child Guidance Clinic bei Salvador Minuchin. 1976 gründete er in Washington gemeinsam mit seiner Frau Cloe Madanes das dortige Family Therapy Institute, das bald eines der bedeutendsten Weiterbildungsinstitute der USA wurde.
Jay Haley ist immer einer der meistzitierten Autoren in unserem Feld. Die Lektüre seiner meinungsfreudigen, entschiedenen Positionen ist immer ein Genuss. Haley ist trotz des Siegeszuges der konstruktivistischen Erkenntnistheorie als Grundlage von Familientherapie und Systemischer Therapie nie von seinem Ansatz abgewichen, Veränderungen in Systemen mit strategischen Konzepten anzustreben und dafür auch die zur Verfügung stehende Macht innerhalb des Systems wie auch auf Therapeutenseite gezielt einzusetzen. In diesem Sinne wird der Name Jay Haleys auch zukünftig weiter für den Gedanken stehen, dass Macht kein reiner Mythos ist.
In Kürze wird an dieser Stelle ein Nachruf von Rosmarie Welter-Enderlin erscheinen.
Jay Haley gestorben
19. Februar 2007 | Keine Kommentare