Die Ausgabe 2/2015 des (Online-)Journals für Psychologie nimmt eine Standortbestimmung der Qualitativen Psychotherapieforschung vor. Matthias Lutz-Kopp, Soziologe mit den Arbeitsschwerpunkten Qualitative Sozialforschung und Biografieanalyse (Foto: www.kh-mz.de) untersucht anhand zweier Fallbeispiele, wie Menschen mit einer psychiatrischen Diagnose ihre Situation beschreiben und zu den Diagnosen in Beziehung setzen. Im abstract heißt es: „Die soziologische Forschung zu psychischen Krankheiten bewegt sich oftmals in einem ambivalenten Verhältnis zwischen medizinischen bzw. psychotherapeutischen Diskursen, in dem sie kritisiert oder Anschlussfähigkeit sucht. Beide Zugänge werden dem Phänomen als soziologischem Gegenstand jedoch nicht gerecht. Ein Vorteil soziologischer Grundlagenforschung besteht in der Möglichkeit der Handlungsentlastung. Aus soziologischer Sicht ist die erzählte Biografie nicht zwingend Ausdruck eines Krankheitsbildes; sie kann vielmehr als Lösung eines spezifischen Darstellungsproblems gesehen werden: nämlich einem bestimmten Lebensverlauf Sinn zu geben. Aus einer solchen Binnenperspektive lässt sich erahnen, wie Betroffene ihre Krankheit erleben und welche biografischen Prozesse damit verbunden sind. Die Analyse der narrativen Interviews zeigt, wie einerseits professionelle Krankheitszuschreibungen zurückgewiesen werden und andererseits dargestellt wird, dass der Lebensverlauf nicht an »normalen« Standards gemessen werden kann. In den lebensgeschichtlichen Erzählungen kann der Kern der Person gesund bleiben, ohne den gesellschaftlichen Verhaltenserwartungen an »normale« Gesunde genügen zu müssen.“
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