Heute vor 85 Jahren wurde Heinz J. Kersting in Aachen geboren, einer Stadt, der er bis zu seinem Tod am 4. Dezember 2005 die Treue hielt. Er war ein wichtiger Wegbereiter des systemisch-konstruktivistischen Ansatzes in der Supervision und hat durch seine zahlreichen Veröffentlichungen Weiterbildungsaktivitäten und auch Verbandsmitgliedschaften dazu beigetragen, Supervision als systemisches Anwendungsgebiet zu etablieren. Ursprünglich war er katholischer Priester, einen Stand, den er dann aber früh verließ, um sich sozialen Aktivitäten zuzuwenden. Er machte Ausbildungen in sozialer Gruppenarbeit, erwarb ein Diplom in Supervision ausbilden und promovierte schließlich in Erziehungswissenschaften über die Kommunikationstheorie der Palo-Alto-Schule. Ab 1970 lehrte er an der Katholischen Fachhochschule in Aachen und Köln, ab 1981 dann als Professor für Methodik und Didaktik an der Hochschule Niederrhein in Mönchengladbach.
1985 gründete er mit Weggenossen das Instituts für Beratung und Supervision (IBS) in Aachen, für das er als wissenschaftlicher Direktor tätig war. Aus dieser Position heraus war er auch Mitbegründer und Gründungsvorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Supervision (DGSv), in der er sich als Systemiker zunehmend alleine fühlte. Auf diese Weise lernten wir uns kennen und nach einigen Treffen schlug ich 1996 eine Aufnahme des IBS in die Systemische Gesellschaft vor, die damals noch trotz ihres Namens als Fachverband auch für Supervision in erster Linie therapeutisch ausgerichtet war. Das IBS war das erste Mitgliedsinstitut in der systemischen Gesellschaft, das keine therapeutischen Weiterbildungen durchführte. Trotz einiger Bedenken wurde das Institut aufgenommen, was sich als großer Gewinn für die SG herausstellte. Heinz arbeitete aktiv im Supervisionsausschuss der Systemischen Gesellschaft und an der Erarbeitung von Weiterbildungsrichtlinien in Supervision mit, war später auch Ausschussvorsitzender. 2002 organisierten wir als Supervisionsausschuss eine wunderbare Tagung zum Thema Macht und Supervision („Supervision zwischen Macht und macht nix…“), auf der er sich in seinem Hauptvortrag mit der Bedeutung von Affekten in der Supervision beschäftigte, die seiner Meinung nach vor allem bei den Luhmannianern zu kurz kamen.
Viel zu früh ist er im Alter von nur 68 Jahren gestorben, seine Weisheit, seinen Humor und seine Lust am Genuss sind mir in der Erinnerung immer gegenwärtig. 2005, noch nicht ahnend, dass er so bald sterben würde, bat ich ihn in einem Interview für ein Luhmann-Special im systemagazin von der Geschichte seines Zugangs zu Luhmann und dessen Systemtheorie zu erzählen. Daraus ist ein spannender Text über seinen Werdegang und die Entwicklung seiner systemischen Perspektive geworden, auf den ich anlässlich seines 85. Geburtstages gerne an dieser Stelle noch einmal verweise.
hi Tom, super gut an Heinz zu erinnern… er war der beste
Der gute Heinz, ich erinnere mich gerne an ihn. Danke, Tom, dass Du das Gedenken lebendig hältst!
Schön, lieber Tom, dass Du heute noch einmal an Heinz Kersting erinnerst! Ich habe ihn in der SG und vor allem in einer Supervisionsbalintgruppe in wunderbarer Erinnerung.