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„Gut, dass wir drüber gesprochen haben“?

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Mit dem gesellschaftlichen Siegeszug der Psychotherapie geht auch etwas einher, das man die Therapeutisierung der Alltagssprache nennen könnte. Das sehr lesenswerte neue Heft der„Psychotherapie & Sozialwissenschaft“ unter der Herausgeberschaft von Heiko Hausendorf, Sprachwissenschaftler am Deutschen Seminar der Universität Zürich, beschäftigt sich mit diesem Thema. In seinem Editorial schreibt Hausendorf:„Therapeutisierung ist ein spätestens seit den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts viel besprochenes und vor allem ein viel beklagtes Phänomen, das in diesem Sinne seit Längerem im Gespräch ist. Das Stichwort » Therapeutisierung« steht dabei zumeist dafür, dass sich Erscheinungsformen des Sprechens und Zuhörens, von denen man annimmt, dass sie für den institutionellen Rahmen einer (Psycho)Therapie charakteristisch sind (…), über diesen Rahmen hinaus auf andere und immer weitere Lebensbereiche ausdehnen: auf andere Institutionen, auf den Alltag nicht institutionell gerahmter Begegnungen und Gespräche, auf Sendungen im Fernsehen, auf Internetforen und auf die Spalten der Tageszeitungen und Magazine. In diesem Sinn kann man etwa – ein willkürlich herausgegriffener Beleg – polemisch von einer »Therapeutisierung der Sozialarbeit« sprechen und aus berufspolitischen Erwägungen den Unterschied zwischen »Beratungs-« und »Therapiegesprächen« betonen (…). Therapeutisierung, was immer man dann genau darunter verstehen mag, ist grundsätzlich ein kommunikatives Phänomen bzw. ein kommunikativer Effekt und dabei – fast immer – auf sprachliche Erscheinungsformen angewiesen. Als Phänomen und Effekt von vorrangig sprachlicher Kommunikation jedenfalls wird Therapeutisierung im vorliegenden Heft behandelt. Ob Therapeutisierung etwas Beklagens- oder Begrüßenswertes ist, tritt dabei hinter die Frage zurück, worin sich Erscheinungsformen therapeutischer
Kommunikation kommunikativ manifestieren und wo und wie solche Erscheinungsformen auch außerhalb des Rahmens einer (psycho)therapeutischen
Behandlungssituation auftreten“
Zu den vollständigen abstracts…

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