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Geschlecht und Männlichkeit

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„Endlich! Auch die Männer bekommen in der Soziologie ein Geschlecht, und zwar durch einen Mann. Und dies erweist sich zudem als habilitationsfähig. Die in Bremen von Rüdiger Lautmann betreute Arbeit ist meines Wissens die erste ihrer Art im deutschsprachigen Raum, während in der englischen und amerikanischen Soziologie schon einige ernstzunehmende Arbeiten vorliegen, auf die sich Meuser daher auch stark bezieht“ So schreibt Oliver König 1999 in seiner Rezension des Buches„Geschlecht und Männlichkeit. Soziologische Theorie und kulturelle Deutungsmuster“ des Soziologen Michael Meuser. Im vergangenen Jahr ist das Buch in einer überarbeiteten und aktualisierten 2. Auflage im Verlag für Sozialwissenschaften neu herausgekommen. Meuser behandelt nicht nur den theoretischen Stellenwert der Positionierung der Männer als Geschlecht in der Geschichte der Soziologie, sondern untersucht auch in einer eigenen empirischen Studie das Bild, das Männer unterschiedlicher Milieus heute von sich selbst haben. König verweist in seiner Rezension auf den dabei bedeutsamen Unterschied zwischen Diskurs und Praxis:„Der modernisierungstheoretische Ansatz, dem auch Meuser weitgehend folgt, ist durch seine Ergebnisse stärker in Frage gestellt, als er das selber zaghaft formuliert. Der modernisierungstheoretische Glaube an die reflexive Entzauberung aller Selbstverständlichkeiten hat auch etwas von einer Größenphantasie. Empirisch beschränkt sich diese reflexive Moderne zudem nur auf eine kleine akademisch gebildete Schicht von Männern, und ist auch dort sicherlich mehr Idee als Praxis. Vor allem aber sind es nach Meusers Analyse gerade die pragmatisch ausgerichteten jungen Facharbeiter, denen es gelingt, eine ansatzweise andere Form von Männlichkeit zu leben, anscheinend gerade weil sie sich nicht in eine Dauerreflexion über sich als Männer hineinbegeben. Wenn Geschlecht eine derart identitätsrelevante Kategorie darstellt, wie dies auch Meuser konstatiert, dann mag sie zwar im Diskurs wie Knetgummi zu behandeln sein, das gelebte Leben scheint sich aber nur bedingt danach zu richten“
Zur vollständigen Rezension…

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