In einem launigen Vortrag, der am 15.1.2011 am Rhein-Eifel-Institut auf der Eröffnungsveranstaltung des neuen Studiengangs »Systemische und tiefenpsychologisch fundierte versus analytische Psychotherapie« gehalten wurde, befasst sich der Philosoph, Autor und Rundfunkjournalist Harald Wasser, auf dessen Arbeiten im systemagazin schon hingewiesen wurde, mit der Vereinbarkeit psychoanalytischer und systemtheoretischer Vorstellungen davon, was denn ein psychisches System sei:„Was mich schon in jungen Jahren interessiert hat, war ein recht bunt gemischter Bauchladen von Theorien. Vor allem aber habe ich mich für Sigmund Freud und den Soziologen und Systemtheoretiker Niklas Luhmann interessiert. Diese ‚Liebe’war, wie es sich so häufig mit der Liebe verhält, aus einer ursprünglichen Abneigung entstanden: Freud habe ich nur gelesen, um herauszufinden, wieso von mir geschätzte Philosophen damals vor allem Adorno, Horkheimer und Marcuse sich mit so einem ‚ausgemachten Unsinn‘ überhaupt beschäftigten. Mit Luhmann und seinen ‚kafkaesken Systemen‘, in denen Menschen kaum oder gar nicht vorzukommen schienen, ging es mir zunächst ähnlich. Doch es sollte ganz anders kommen: Kaum hatte ich deren Bücher in die Hand genommen, wollte ich sie gar nicht mehr weglegen, kaufte andere, mehr davon und auch nicht mehr bloß ‚angegammelte Flohmarktexemplare‘. Nun mochte ich also beide und eben darum war es eine bittere Enttäuschung für mich, zu entdecken, dass man in Kreisen der Systemtheorie der Meinung war, dass sich Luhmanns Ideen mit denen Freuds in keiner Weise vereinen ließen. Entweder Luhmann oder Freud? Das war nicht mein Ding! Mein Ehrgeiz war also geweckt und mein neues Ziel lautete, nachzuschauen, ob sich beide wirklich in einer unvermeidlichen Weise widersprachen“
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Freud und Luhmann
22. März 2011 | Keine Kommentare