Kai-Uwe Hellmann (Foto: K.-U. Hellmann), Privatdozent am Soziologischen Institut der TU Berlin mit dem Forschungsschwerpunkt Wirtschafts- und Konsumsoziologie hat 1997 in dem von Herfried Münkler herausgegebenen Band„Die Herausforderung durch das Fremde“ (Berlin: Akademie Verlag, S. 401-459) Ideen einer„Systemtheorie des Fremden“ entwickelt:„Dabei ist gerade die öffentliche Debatte über Fremdheit durch eine auffällige Ambivalenz gekennzeichnet. Einerseits wird Fremdheit als Chance, ja als Herausforderung begriffen, die vor neue Aufgaben stellt – Stichwort ‚Multikulturalismus‘ – und einen flüchtigen Vorgeschmack auf Kommendes vermittelt. Andererseits wird Fremdheit als Krise, ja als Bedrohung erfahren, die auf Grenzen der Verträglichkeit von Verschiedenheit verweist – Stichwort ‚Überfremdung – und einen bitteren Nachgeschmack von längst Vergangen-Geglaubtem hinterläßt. In jedem Fall drängt sich der Eindruck auf, an einem Scheideweg zu stehen, was die Bewältigung zentraler Probleme der modernen Gesellschaft betrifft. Dabei dürfte es generell um die Frage gehen, wie eine Gesellschaft mit Neuerungen, Abweichungen, Forderungen nach Veränderung und Wandel umgeht, ob mit Neugier, vor allem aber Offenheit oder nicht. Das betrifft zwar nicht nur das politische System. Doch demonstriert gerade die ‚Politische Kybernetik‘ (Deutsch 1969), also die Art und Weise, wie ein politisches System sich selbst auf Verunsicherung, auf Veränderung, auf Lernen einstellt, inwiefern nicht nur die Kalkulation von Strukturänderungen zum normalen Geschäft der Politik“ gehört, sondern auch das lernfähige Denken in einem Horizont anderer Möglichkeiten“ (Luhmann) insgesamt ein Licht wirft auf die Lernfähigkeit einer gesellschaftlichen Ordnung (
). Dabei stellt gerade Fremdheit diese Fähigkeit auf die Probe: Denn je nachdem, ob man Fremdheit akzeptiert oder ablehnt, Fremde fördert oder verfolgt, sind unterschiedliche Optionen angesprochen, die eine Gesellschaft im Umgang mit Fremdheit bereithält.
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Fremdheit als soziale Konstruktion. Eine Studie zur Systemtheorie des Fremden
21. November 2010 | Keine Kommentare