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Familiendynamik 3/08: Bindung

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13 Jahre nach einem Themenheft über Bindungstheorie und Bindungsforschung im Jahre 1995 bringt die„Familiendynamik“ wieder einmal ein Schwerpunkt zum Thema Bindung heraus. Wie beim letzten Mal gibt es auch hier einen Beitrag von Klaus und Karin Grossmann („Die psychische Sicherheit in Bindungsbeziehungen“), ergänzt von einer Überblicksarbeit zu„Bindungstheorie und systemische Therapie“ von Kirsten von Sydow sowie einem Artikel einer Autorengruppe über„Die Funktionalität von Familien mit einem psychisch kranken Elternteil“. Eingeführt wird in das Thema in einem nachdenkenswerten Editorial von Arist von Schlippe, der hiermit seinen Einstand als Herausgeber gibt:„Studien an Risikopopulationen zeigen, dass unsichere Bindungen eine starke Vorhersagekraft für psychopathologische Prozesse besitzen. Die aus dieser Sicht zu ziehende Konsequenz ist, dass es nicht nur um die Veränderungen der Narrative, der Erzählungen gehen kann, wenn man konstruktive Veränderungen in Beziehung erreichen will – es braucht auch ein an den jeweiligen Bindungsstilen ausgerichtetes Vorgehen. Diese Befunde zu verfolgen ist spannend und, wie gesagt, zugleich herausfordernd. Denn die systemische Therapie steht in einem »natürlichen« Spannungsfeld zu psychologischen Theorien, die den Anspruch erheben, definitive Aussagen über seelische Wirklichkeit machen zu können, zumal wenn sie in klare Kausalmodelle eingehen. Die kritische Frage ist, ob mit einer Entwicklungsperspektive nicht auch wieder Normativität in die Arbeit mit Familien eingeführt wird. Wie verträgt sich ein Konzept wie das vom »richtigen« Elternverhalten als Ursache für kindliche Bindungsstile (»Welchen ich eigentlich?«) mit Überlegungen zur zirkulären Kausalität, mit dem Verzicht auf objektives Wissen und der Idee, dass sich in jeder Aussage auch die Person (ein Beobachter) ausdrückt? Es waren ja diese Überlegungen, die in der Familientherapie bzw. systemischen Therapie zur Akzentuierung einer Haltung des » Nicht-Wissens« als Grundlage des therapeutischen Vorgehens führten. Die in diesem Heft vorgestellten Ansätze gehen dagegen von einer Position des Wissens aus. Die Herausforderung ist da: Das Wissen ist fundiert, es beruht auf sorgfältigen Beobachtungen und die Befunde sind zu überzeugend, die Theorie zugleich zu nah an systemischen Modellen, als dass man sie ignorieren könnte. Vielmehr geht es darum, das geschilderte Spannungsverhältnis wahrzunehmen, zu diskutieren und danach zu suchen, wie die Positionen des Wissens und Nicht-Wissens zu verbinden sind“
Zu den vollständigen abstracts…

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