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Online-Journal für systemische Entwicklungen

Encountering Silencing

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Praktiken und Prozesse des Schweigens und zum-Schweigen-Bringen finden wir bei Missbrauchstätern, aber ebenso in totalitären Gruppen und Institutionen. Michael Buchholz, hierzulande bestens bekannt, und Aleksandar Dimitrijevic, PhD, Interimsprofessor für Psychoanalyse und klinische Psychologie an der International Psychoanalytic University Berlin, beschäftigen sich seit einigen Jahren mit Themen in Kultur, Gesellschaft und Therapie, die in der Regel nicht nur wenig offensichtlich sind, sondern durch etwas am sichtbar werden gehindert werden, was sie Silencing nennen. Schon 2021 erschien der von ihnen herausgegebene Band Silence and Silencing in Psychoanalysis. Cultural, Clinical, and Research Perspectives, 2022 From the Abyss of Loneliness to the Bliss of Solitude: Cultural, Social and Psychoanalytic Perspectives und in diesem Jahr nun Encountering Silencing: Forms of Oppression in Individuals, Families and Communities. Auch dieses Buch ist das erste von drei weiteren zu diesem Themenkomplex.

Neun Autorinnen und Autoren behandeln die „dunkle Seite“ der Kommunikation, die Opfer, Zeugen und Täter zum Schweigen bringt: Frauen, religiöse Häretiker, begabte Kinder, Opfer von Rassismus, psychoanalytische Dissidenten und Psychiatriepatienten, Einzelpersonen und Gruppen, völlig Fremde und Familienmitglieder sowie das eigene Ich. All diese Formen des Schweigens werden mit Hilfe von Literatur, Geschichtsschreibung, Interviews, Archivrecherchen sowie psychoanalytischer und familientherapeutischer Forschung analysiert.

Die sehr geschätzte Kollegin aus Wien, Evelyn Niel-Dolzer, die dem systemagazin-Publikum schon durch andere Beiträge (hier und hier) bekannt geworden ist, hat dieses Buch, dessen primäre Zielgruppe die psychoanalytische Community ist, als systemische Familientherapeutin für systemagazin gelesen und ist begeistert:

Evelyn Niel-Dolzer, Wien

Das Problem waren nicht die Erinnerungen, die ich hatte, sondern die, die mir fehlten. (…). Seit meiner Jugend schreibe ich auf, was mich umgibt. (…) Ich notiere die Gegenwart, um eines Tages die Vergangenheit rekonstruieren zu können. Täglich dokumentiere ich meine eigene Anwesenheit. Ich wollte nie wieder nicht wissen, ob etwas geschehen war, an das ich mich nicht erinnern konnte.[1]

Geschichten schreiben heißt misstrauisch sein. Lesen heißt, sich darauf einzulassen. Jede Geschichte erzählt von einem Gespenst. Am Ende ist das Zentrum der Geschichte ein Schwarzes Loch, aber es ist nicht schwarz, und es ist nicht finster. Es kann im besten Falle glühen.[2]

Insgesamt einundzwanzig Amselmelodien hatte Camil mit Hilfe seiner Stimmgabel bislang in Noten gesetzt. (…) Es gab Töne und Geräusche, die sich ineinander mischten, sehr leise und scharf hervorgehobene Töne. Es gab Roller, das waren schnelle Wiederholungen desselben Tons, und Triller, eine rasche Folge zweier Töne. Die Strophen seien kunstvoll gebaut, manchmal führe eine Amsel ein neues Motiv ein, was wiederum andere aufnahmen. Das Schönste war der Kontergesang, das wechselseitige Antworten zweier Amseln. Gesungen wurde von März bis September. Jetzt also war ihre Zeit.[3]

Dass alle Existenz Ko-Existenz in einer mit anderen geteilten Welt und deshalb unabweislich mit-geteilte Existenz ist, wissen wir seit Gregory Bateson[4] und seit Maturana und Varela[5], dass Leben InterAktion ist.  Kommunikationbildet den Dreh- und Angelpunkt der Entstehung und Entwicklung der Systemischen Therapietheorie, deren Praxis in der Kunst und Kompetenz des „Führens hilfreicher Gespräche“[6]  besteht: Miteinander sprechen – wie und mit wem und worüber, damit „sich was verändert“ – das ist, auf einen (ver)einfach(t)en Nenner gebracht, „unsere“ – systemische – Expertise, zu der viel Wichtiges gesagt wurde und wird. 

Dass aber auch Zuhören für das Führen therapeutischer Gespräche konstitutionell ist, gewissermaßen die „andereSeite des Sprechens“ ausmacht und damit jene Kompetenz kennzeichnet, die aus Gerede ein Gespräch macht, wurde in der einschlägigen systemtherapeutischen Fachliteratur wenig(er) prominent ausgeleuchtet[7].

Aber selbst dort, wo sich ambitionierte Beiträge zur Kunstfertigkeit des Zuhörens ausmachen lassen, entdecken die Herausgeber Michael B. Buchholz und Aleksandar Dimitrijević und weitere sieben Autorinnen und Autoren ein so entscheidendes wie kaum beachtetes Phänomen kommunikativer Praktiken, seien sie zwischenmenschlicher, therapeutischer oder ganz generell diskursiver Natur und horchen auf. Und ich, als Leserin, mit ihnen. Und plötzlich höre ich es auch! Und höre es immer lauter, je länger ich mich in ihre Beiträge vertiefe. Ich höre es auch: das Verstummen. Und dass da etwas da ist in diskursiven Praktiken, indem es nicht da ist, höre Stimmen, die erhoben werden wollen, aber nicht erklingen, weil sie zum Schweigen gebracht wurden: „silencing“; und die nicht selten in der Folge Prozesse der Unterdrückung der eigenen Stimme nach sich ziehen: „self-silencing“.

„PEP-Web contains only a handful of papers with the word silencing in their titles (…). The prospects are even worse with the phrase ‚hearing silencing’ (which is never mentioned on PEP-Web).” (p xv)

So wenig das Wort silencing im Englischen also in üblichem Gebrauch ist, so wenig findet sich im Deutschen ein eindeutiges Wort dafür. Diese „Leerstelle im Wortschatz“, so erfahren wir in der Einleitung, teilen wir mit den Sprecherinnen und Sprechern vieler anderer Sprachgemeinschaften. Fast könnte der Eindruck entstehen, dass sich im Fehlen eines Wortes selbst seine Bedeutung bereits am anschaulichsten mitteilt. Am ehesten ließe sich silencingmit „zum Schweigen bringen/verstummen“ übersetzen und verweist auf ein kommunikatives Geschehen, das uns – im unmittelbaren Be- und Getroffensein oder dessen Zeugenschaft – zunächst sprachlos macht. Es fehlen uns buchstäblich die Worte.

Dass etwas, das (mir) passiert ist, erst durch soziale Prozesse des Mit-(einander)-Teilens in eine menschlicheErfahrung transformiert wird, war mir nicht gänzlich neu. Das Ringen um Worte, mit denen erzählt werden kann, wasgeschehen ist (und wem!) ist auf individueller und kollektiver Ebene von existentieller Bedeutung und sein Gelingen auf Zeugenschaft angewiesen. Damit war ich vertraut, als ich mich auf diesen außergewöhnlichen ersten Band der Hearing Silencing Serie eingelassen habe: aus meiner eigenen Lebensgeschichte, meiner langjährigen psychotherapeutischen Praxis und Lehrpraxis und meiner politischen Beteiligung an gesellschaftlichen Diskursen.  Ich brachte also schon einige „Vorbildung“ mit, nicht zuletzt auch aus zwei Vorgängerbänden der beiden Herausgeber[8]. Die Tragweite aber von silencing und self-silencing Prozessen als Formen der Unterdrückung in Individuen, Familien und Gemeinschaften[9] erschloss sich mir – ja, ich möchte sagen, beinahe auf ungeheuerliche Weise – erst hier. Seite um Seite weitete sich mein perspektivischer Horizont für Kontexte und Praktiken des silencing, oder besser gesagt, öffneten sich meine Ohren für bislang „überhörte“ Zwischentöne in diskursiv vollzogenen Praktiken der Marginalisierung, Diskriminierung und Unterdrückung. Jeder einzelne Beitrag in diesem Buch hat mich auf seine ganz einzigartige Weise für das Hören von silencing sensibilisiert und hat mir metaphorisch gesprochen, Watte aus den Ohren genommen, von der ich noch gar nicht bemerkt hatte, dass sie mein Zuhören an entscheidender Stelle verstopft. Ein aufwühlendes und vieles aus mir herauswühlendes Lese- und Lernerlebnis ist dieser Herausgeberband, nicht zuletzt, weil er der immer seltener werdende Fall eines Fachbuches ist, das in jedem Text an die Verflochtenheit klinischer und gesellschaftlicher Kommunikationspraktiken erinnert und daran, dass therapeutische Praxis in einem politischen Raum stattfindet: 

Wie vollziehen, reproduzieren und etablieren wir in Praktiken des Redens und (Ver)Schweigens ungedeihliche bis unmenschliche Machtverhältnisse? Wie und wo wird Mitteilungswürdiges stillschweigend exkludiert und Würde verletzt, Existenz und Existentielles vernichtet?  Wie lässt sich hören, auf welche Weise Praktiken des silencing oft lebenslange und generationenübergreifende self-silencing-Praktiken nach sich ziehen? In welchen vielgestaltigen Kontexten sind sie zu finden – oder zutreffender habe ich mich im Fortgang des Lesens gefragt:  wo eigentlich nicht?!. Wie kann ich zuhören, um (self)silencing zu hören? Wie werde ich aufmerksam auf das, was nicht erzählt wird und nicht zur Sprache kommt? Wie beteilige ich mich an stillschweigenden Praktiken individueller und gemeinschaftlicher Unterdrückung und wie involviere ich mich – andererseits – in emanzipatorische Prozesse des Hörbarmachens „gesilencter“ Stimmen und Erzählungen? Wie lässt sich – auch aus klinischer Perspektive – das Phänomen (self)silencing als diskursive Praxis im Detail verstehen? Welche devastierenden Folgen hat die Verunmöglichung der Realisierung mit-geteilter Existenz für das Selbsterleben des Einzelnen und für das Zusammenleben von Gemeinschaften? Und wie wiederholt sich in der Geschichte der Menschen die Unmenschlichkeit der Geschichte immer wieder aufs Neue: als Folge un-erhörter Geschichten?

In einer aus klinischer Perspektive außergewöhnlich prononcierten und aufklärenden Einleitung sowie zwölf weiteren Kapiteln haben mir neun namhafte Autor:innen  Perspektiveneinnahmen auf Kontexte individueller und kollektiver Praktiken des silencing ermöglicht, die in ihrer thematischen Vielfalt beeindrucken, ihrer Relevanz überzeugen und ihrer Aussage aufwühlen und ergreifen. 

Ein detaillierter Einblick in die inhaltlichen Schwerpunkte der einzelnen Kapitel findet sich auf der Website des Verlags[10],  kann dort unkompliziert eingesehen und muss deshalb hier nicht in meinen Worten wiederholt werden. Vielmehr möchte ich an dieser Stelle die fachliche Relevanz dieses Herausgeberbandes aus zwei konkreten Perspektiven beleuchten: 

Erstens, warum ist dieses Buch unbedingt lesenswert? 

Zweitens, warum ist dieses Buch gerade für Systemische Therapeut:innen lesenswert?

Für mich als Systemische Familientherapeutin und in der Lehre und Vermittlung engagierte Lehrtherapeutin bilden die Beiträge dieses Buches in ihrer Originalität und Bandbreite miteinander so etwas wie einen „Gewölbeschlussstein“, also jenen zentralen Stein am höchsten Punkt eines Gewölbes, mit dessen Einsetzen es selbsttragend wird: Es kann jetzt gefahrlos betreten, erkundet und ausgeleuchtet werden. Das Buch öffnet einen Raum, von dem wir – so wir uns für traumatisierende Erfahrungen, allgegenwärtige Praktiken der Unterdrückung, der Missachtung menschlicher Würde und existentieller (Ver)Nichtung interessieren – prinzipiell Kenntnis haben, der aber aus der Perspektive diskursiv vollzogenem silencing präzise(r) identifiziert und dadurch zum Gegenstand handelnder Reflexion werden kann. Gehaltvolle Aufklärungen über vergangene und gegenwärtig vollzogene Strategien, sich „dem Fremden/Anderen“ gegenüber aneignend und auslöschend zu verhalten, sind mittlerweile gut zugänglich und verfügbar. Dass diesen Strategien aber, trotz all ihrer Komplexität, keineswegs etwas „Hintergründiges“, opak in der Tiefe Verborgenes anhaftet, sondern dass sie ganz deutlich „an der Oberfläche“ sichtbar oder zutreffender gesagt hörbar sind, wird selten so deutlich ausgesprochen wie in diesem Buch. Genau darin besteht sein größter Verdienst, nämlich die Begegnung mit Formen von Unterdrückung aus einer Perspektive der Inter-Aktion, des Handelns, des Tun-Könnens (bzw. der Unterlassung) auszuleuchten. Denn beobachtbare (!) konversationale Prozesse ermöglichen Beteiligung, Irritation, „Einmischung“. Auf der Grundlage eines systemischen Verständnisses können wir als Menschen nicht nur nicht nicht kommunizieren, wir ver-antworten auch unseren Beitrag zur Kommunikation. Wir gehen dabei davon aus, dass wir aus einem kontextuell gegebenen Repertoire aus prinzipiellen Antwort- und Handlungsalternativen auswählen.  Wir können in unserem kommunikativen „Antwort-Handeln“, Gehörtes übergehen oder bezeugen, Verstummen ignorieren oder beachten, und sind somit prinzipiell, vor allem aber auch in der therapeutischen Konversation, so verpflichtet wie ermächtigt, mitzubestimmen, was uns mitgeteilt wird, mitgeteilt werden will und mitgeteilt werden kann. Darin begründet sich wesentlich das Gelingen oder Misslingen therapeutischer Konversation.

Der überzeugendste Grund, sich als praktizierende systemische Psychotherapeut:in mit den Beiträgen dieses Buches zu beschäftigen, besteht für mich in der Perspektiveneinnahme auf silencing als im diskursiven Vollzug „an der Oberfläche“ beobachtbare Praktik, an der ich als „teilnehmende Beobachter:in“ – also als Therapeut:in – aktiv beteiligtbin. Je differenzierter ich diese, meine, Beteiligung im Sprechen, vor allem aber auch im Zuhören zu beachten gelernt habe, umso genauer kann ich im therapeutischen Antworthandeln meine Alternativen erkennen und wählen: Ich fördere oder hemme im Zuhören und Antworten (self)silencing-Prozesse. Doing silencing oder un-doing silencing: das ist hier die Frage – die existentielle, die entscheidet über Sein oder Nichtsein.

Der überzeugendste Grund, sich als Lehrtherapeut:in, aber auch als mit traumatisierten Klient:innen arbeitende Praktiker:in, auf die Beiträge dieses Buches, vor allem auf die Einleitung der beiden Herausgeber einzulassen, besteht für mich in der Möglichkeit, eine theoretische Lücke (mit großer Tragweite für das praktische Arbeiten) zu schließen: Mit der kybernetischen Wende kam es im metatheoretischen Binnendiskurs der Systemischen Familientherapie zu einer Dichotomisierung von Subjekttheorien einerseits und Theorien sozialer Systeme andererseits und in der Folge zu einer nur spärlichen – aus meiner Sicht: mangelhaften – klinischen Theoriebildung, die relevante Phänomene tagtäglicher therapeutischer Praxis nicht paradigmenkonform artikuliert[11]. Das „Beobachten“ psychischen Erlebens erweist sich immer, besonders aber im Kontext traumatischen Erlebens, als in der Therapiesituation entscheidend gestaltendes Prozesselement, das ohne vermittelte Theoriebezüge therapeutisch hilfreich „bewältigt“ werden muss. Dass Trauma als klinisch relevantes Phänomen ohne Rückgriff auf abstrakte drittpersonale und verobjektivierende Theorien konzeptualisierbar ist, nämlich als intersubjektiv zugängliches und sich in der Konversation organisierendes Geschehen, verdeutlicht die Einleitung mit dem Titel Introduction: silencing the traumatised and hearing silencing von Michael Buchholz und Aleksandar Dimitrijević:

„It is essential to remember that trauma gets followed by silence and silencing so often that they can both seem as its integral parts. Also, we could say that it is not possible to overcome trauma because silencing and silence that surround it leave more profound consequences (…).

Moreover, we have embarked on this project of exploring some of the darkest aspects of human communication because we believe that it is actually silencing more than trauma per se that leads to mental pain and  disorders.” (p xvi)

Der überzeugendste Grund, sich als auch (berufs)politisch aktiv teilnehmende Systemische Therapeut:in von den Beiträgen dieses Buches inspirieren zu lassen, liegt an der durchgängig mitklingenden base line dieses ersten in der Hearing Silencing Serie erschienenen Bandes. Wer über das (self)silencing der psychotherapeutischen Profession im gesellschaftlichen Diskurs nicht nur klagen will, sondern Anregungen und Ermutigung sucht, sich für das „Erheben ihrer Stimme“ zu engagieren, wird dieses Buch nicht nur einmal lesen.

Ich bin – kurz zusammengefasst – überzeugt, dass die Originalität, Bandbreite, Genauigkeit und Ernsthaftigkeit, die allen Beiträgen dieses Buches eignen, in ihrer Aktualität und Expertise für systemische Psychotherapeut:innen mit größtem Gewinn zu lesen sind. Ich selbst lese sie als einen unverzichtbaren Beitrag zum Weiterdenken „unseres“ theoretischen und praktischen Selbstverständnisses, das seinen Fokus einer Entwicklung verdankt, die sich ab ovodarauf verständigt hat, Kommunikation und Konversation als „Ort“ möglicher Veränderungen leidvollen psychischen Erlebens zu identifizieren. Verstummen „beobachten“ zu können, um Prozesse zu initiieren, in denen zum Schweigen gebrachte Stimmen wieder hörbar werden, halte ich für einen nicht nur signifikanten, sondern unverzichtbaren Aspekt systemtherapeutischen Fall- und Wirkverstehens. 

Auf alle Fälle werden jene Kolleg:innen und Studierende aus der systemtherapeutischen Gemeinschaft profitieren, die die trivialisierende „wir/andere“-Dichotomie  im Schulendiskurs für überholt und anachronistisch halten, ja vielleicht sogar für das Re-Produzieren einer stillschweigend weitergegebenen (self)silencing-Praxis.  Nicht nur, aber vor allem die junge Generation der Studierenden versteht mittlerweile die Grenzen zwischen Psychotherapieschulen als Übergänge, vor allem jene, die die Systemische Therapie mit der relationalen und intersubjektiven Psychoanalyse verbinden. 

Für euch, ihr Jungen, Junggebliebenen und leidenschaftlich Weiterdenkenden, ist dieses Buch geschrieben! Ihr werdet begeistert sein.

P.S. Ach, und beachtet auch das – aus gutem Grund gewählte – Sujet des Buchcovers: Es zeigt einen Ausschnitt aus Hieronymus Boschs Triptychon Der Garten der Lüste.


[1] Martin Kordić, Jahre mit Martha. Roman. Fischer Verlag, 2022, S 185 f

[2] Judith Hermann, Wir hätten uns alles gesagt. Vom Schweigen und Verschweigen im Schreiben. Frankfurter Poetikvorlesungen. Fischer Verlag, 2023, S 127 f

[3] Iris Wolff, Lichtungen. Roman. Klett-Cotta, 2024, S 135

[4] Bateson, Gregory (1994): Ökologie des Geistes. Anthropologische, psychologische, biologische und epistemologische Perspektiven. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.

[5] Maturana, Humberto; Francisco Varela (1987): Der Baum der Erkenntnis. Wie wir die Welt durch unsere Wahrnehmung erschaffen – die biologischen Wurzeln des menschlichen Erkennens.

[6] Hargens, Jürgen (2000): Gastgeber hilfreicher Gespräche: Wir haben Ihnen geholfen? Was haben wir von Ihnen gelernt? Dortmund: borgman publishing.

[7] Levold, Tom (2019): Hören 1. Und 2. Ordnung. Warum Zuhören mehr ist, als wissen, was gesagt worden ist. systemagazin/21.9.2019 https://systemagazin.com/hoeren-1-und-2-ordnung-warum-zuhoeren-mehr-ist-als-wissen-was-gesagt-worden-ist/

[8] Dimitrijević, A.; Buchholz, M.B. (Ed) (2021): Silence and Silencing in Psychoanalysis. Cultural, Clinical, and Research Perspectives. New York: Routledge; Dimitrijević, A.; Buchholz, M.B. (Ed) (2022): From the Abyss of Loneliness to the Bliss of Solitude. Cultural, Clinical, and Research Perspectives. Bicester Oxfordshire: Phoenix Publishing House

[9] Übersetzung des Untertitels 

[10] https://www.karnacbooks.com/product/encountering-silencing-forms-of-oppression-in-individuals-families-and-communities/97597/

[11] Vgl. Niel-Dolzer, E. (2024): Kybernetik dritter Ordnung? Entwicklung einer phänomenologisch angesetzten Theoriebildung und ihre Relevanz für die systemtherapeutische Praxis und Lehre. Psychotherapieforum, Volume 28, p 9–16
https://link.springer.com/article/10.1007/s00729-024-00248-0

Michael B. Buchholz, Aleksandar Dimitrijević (Ed)(2024): Encountering Silencing. Forms of Oppression in Individuals, Families and Communities.
Hearing Silencing Series. London (Karnac Books)

Verlagsinformationen:

Encountering Silencing is an invitation to closely observe the very practices and processes of silencing used by perpetrators of abuse and totalitarian institutions alike. A carefully selected group of contributors reveal the dark side of communication that silences victims, witnesses, and perpetrators: women, religious heretics, gifted children, victims of racism, psychoanalytic dissidents, and psychiatric patients; individuals and groups, total strangers and one’s family members, as well as one own self. All of these forms of silencing are analysed with the help of literature, historiography, interviewing, archival research, and psychoanalytic and family therapy.

This book helps us to face the seemingly inevitable conclusion that silencing is everywhere in our individual and social lives, and that it is the silencing of trauma that leads to mental disorders more than trauma itself. The hope is that by opening up these topics in a considered, containing, and thoughtful way, the underlying mechanisms of trauma-related disorders will be better understood and help victims to overcome them.

Inhaltsverzeichnis

Introduction: silencing the traumatised and hearing silencing (Aleksandar Dimitrijević and Michael B. Buchholz)
1. Silencing victims, witnesses, and perpetrators (Michael B. Buchholz, Aleksandar Dimitrijević, and Hans-Christoph Ramm)
2. “But break, my heart, for I must hold my tongue”: examples of self-silencing in classical and contemporary literature (Aleksandar Dimitrijević and Michael B. Buchholz)
3. Traumatic disclosures and failures of listening (Stephen Frosh)
4. Racial massacres and silencing in the Deep South (Roger Frie)
5. Silencing of female voices in medical history: the silenced girl who cried pain
(Babette S. Gekeler)
6. Silencing the voices of heretics and other religions (Uta Blohm, Aleksandar Dimitrijević, and Michael B. Buchholz)
7. Silence in the classroom: suppressing (gifted) students’ curiosity and creativity (Ana Altaras Dimitrijević)
8. Censorship and silencing artistic creativity (Aleksandar Dimitrijević)
9. Silencing creative voices in the history of psychoanalysis (Aleksandar Dimitrijević)
10. Examples of silencing in the psychotherapy office (Aleksandar Dimitrijević)
11. Dream-telling in family therapy sessions: how they can change silencing into hearables (Michael B. Buchholz)
12. First-person narratives of madness: the revenge of the silenced (Gail A. Hornstein)

Über die Herausgeber

Michael B. Buchholz ist Professor für Sozialpsychologie an der International Psychoanalytic University (IPU), Berlin, Deutschland. Er ist Psychologe und Sozialwissenschaftler und ein ausgebildeter Psychoanalytiker, Leiter des Doktorandenprogramms an der IPU und Vorsitzender der sozialpsychologischen Abteilung. Er hat mehr als 20 Bücher und mehr als 350 wissenschaftliche Arbeiten zu Themen wie der Analyse therapeutischer Metaphern und der therapeutischen Konversation, einschließlich des Supervisionsprozesses, veröffentlicht und einen Beitrag zur psychoanalytischen Behandlungstechnik, Theorie und Geschichte geleistet. Er hat konversationsanalytische Studien zur Gruppentherapie mit Sexualstraftätern über therapeutische „Kontaktszenarien“ sowie zur therapeutischen Empathie durchgeführt. Sein aktuelles Interesse gilt der Untersuchung des therapeutischen Gesprächs in der Interaktion mit Hilfe der Konversationsanalyse.

Aleksandar Dimitrijevic, PhD, ist Interimsprofessor für Psychoanalyse und klinische Psychologie an der International Psychoanalytic University, Berlin, Deutschland. Er ist Mitglied der Belgrader Psychoanalytischen Gesellschaft (IPA) und Dozent der Serbischen Vereinigung Psychoanalytischer Psychotherapeuten (EFPP). Er ist Herausgeber oder Mitherausgeber von zehn Büchern oder speziellen Zeitschriftenausgaben sowie Autor zahlreicher konzeptioneller und empirischer Arbeiten über Bindungstheorie und -forschung, psychoanalytische Ausbildung, Psychoanalyse und Kunst.

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