Es braucht ein Dorf mit dieser Anspielung auf ein afrikanisches Sprichwort zu den Bedingungen eines guten Aufwachsens für Kinder eröffnet die kanadische Ergotherapeutin Francine Marguerite Gohier ihre Magisterarbeit zur Erlangung des M.A. in Counselling Psychologie an der City University in Vancouver Island [A Support Teams Experience of a Solution-Focused Intervention With Children, Oktober 2006]. Ausgehend von der Erfahrung, dass viele Kinder in westlichen Zivilisationen nicht in dem sprichwörtlichen Dorf aufwachsen, untersuchte die Autorin, in welcher Weise gemeinschaftliche Hilfeformen gestaltet werden und sich bewähren können, die auf einer kleineren Skala dieses Dorf ersetzen können. Im Fall der vorliegenden Untersuchung, einer Pilotstudie, ging es um Hilfen für Kinder mit ausgeprägten sozial-emotionalen Schwierigkeiten. Die Autorin geht ihrer Forschungsfrage ebenso beherzt wie politisch wach nach, thematisert auch die Folgen einer nachlassenden öffentlichen Finanzierung solcher Hilfen. Um so bedeutsamer erweisen sich die vorgestellten Ergebnisse, die sich auf die Zusammenarbeit von HelferInnen für bestimmte Familien mit ihren Kindern unter möglichst umfassenden Alltagsbedingungen beziehen. Zur theoretischen Einbettung greift die Autorin auf William Glassers„Choice Theory“ zurück (eine an grundlegenden Bedürfnissen orientierte, akzeptierende Theorie persönlicher Freiheit des Wählenkönnens im Widerspruch zu Konzepten externer Kontrolle), womit eine partizipative Gestaltung von Hilfen als zentral gewichtet wird. Praktisch greift die Autorin in ihrer Studie auf Ben Furmans Kids Skills-Programm zurück (auf deutsch: Ich schaffs, Heidelberg: Carl Auer). In der abschließenden Diskussion heißt es u.a.: Die Erfahrungen der TeilnehmerInnen mit der kollaborativen Methode des Kids-Skills-Ansatzes unterstützen die ökologische Perspektive eines umfassenden materiellen und menschlichen Engagements; viele helfende Personen unterstützten das jeweilige Kind an unterschiedlichsten Stellen. Die Erfahrungen eines bestimmten Teammitglieds wurden von anderen beobachtet und gewürdigt. Keiner funktionierte isoliert. Der Zusammenhalt des sozialen Netzwerks wurde aus gemeinsamen Diskussionen und den zur Verfügung gestellten Beschreibungen der jeweiligen Hilfen für die Kinder gebildet. Ein ökologischer Zug zeigte sich auch durch das Einbetten der jeweiligen Fertigkeiten, die die Kinder lernten, in den Alltag, anstelle in bestimmte Behandlungszeiten und routinen. So entstanden wie von selbst natürliche Gelegenheiten, die gelernten Fertigkeiten auf andere Aufgaben zu übertragen.
Zur vollständigen Master-Arbeit von F.M. Gohier gehts hier
Ein Dorf im Kleinen für die Kleinen
21. April 2009 | Keine Kommentare