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Die Rückkehr des Subjekts in den Kulturwissenschaften

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Reinhard Sieder ist Historiker und Kulturwissenschaftler an der Universität Wien. Bekannt geworden ist er durch seine zahlreichen Veröffentlichungen zur Sozialgeschichte der Familie, die in zahlreiche Sprachen übersetzt wurden. 2004 erschien im Verlag Turia + Kant eine Sammlung von Aufsätzen unter dem Titel„Die Rückkehr des Subjekts in den Kulturwissenschaften“, deren titelgebender Aufsatz auch online auf der Website von Reinhard Sieder zu lesen ist: „Bedingung aller Humanwissenschaften ist es, auf die Fähigkeit des Menschen zu setzen, sich zu beobachten und Aussagen über ‚sich selber’ zu treffen. Die Stringenz jeder Selbstbeobachtung ist durch den Mangel an Distanz eingeschränkt. In den Humanwissenschaften wird dieser Mangel zum theoretischen Problem und zur methodologischen Herausforderung. Systemtheorien versuchen deshalb, soziale Systeme und Kommunikationen ohne ihre Akteure und ohne empirischen Bezug auf deren Äußerungen zu konstruieren. Doch wo immer kognitive, emotionale und affektive Dimensionen menschlichen Handelns erfasst, verstanden und erklärt werden sollen, bilden Aussagen von Individuen über sich selbst unverzichtbare Evidenz: als Erzählungen, Beschreibungen, Urteile, Meinungen, Argumentationen etc., die in diversen Medien eingelagert sind und durch sie mitgeteilt werden, sei es in mündlichen Erzählungen, in autobiographischen Texten aller Art oder in Selbst-Inszenierungen in Bild und Film. Das Selbst ist keine fest gefügte Substanz, die sich sammeln und nach Farbe und Größe sortieren ließe wie Schmetterlinge, auch kein psychischer Kern in der Schale der Person, sondern eine immer prekäre Konstruktion jenes Subjekts, das über sich spricht. Wie sie zustande kommt und mit welchem Anspruch auf Gültigkeit sie analysiert werden kann, zählt zu den grundlegenden Fragen der Humanwissenschaften, sofern sie ihre wichtigste Möglichkeitsbedingung nicht im Dunklen der ungeprüften Voraussetzungen belassen wollen. Keineswegs nur biographisches und autobiographisches Schreiben, auch die struktural, strukturalistisch oder post-strukturalistisch vorgehenden Sozial- und Kulturwissenschaften bis hin zu ihren vorgeblich subjektfernsten Varianten setzen die Möglichkeit der Selbst-Besichtigung voraus. Um Konstruktion und Konstitution des historischen und prozedierenden Selbst soll es hier – ganz im Sinn der vorangestellten Frage Foucaults – in thesenhafter Form gehen“
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