Zur Krise an sich kann man im Grunde im Unterschied zur Katastrophe gratulieren, steht sie doch nicht für das Hoffnungslose, sondern für die Wende zum Besseren. Jedenfalls für die altgriechischen Wortschöpfer. Und so heißt es denn auch, man solle das Eisen schmieden, wenn es heiß sei. Im übertragenen Sinne wüsste man dann allerdings schon gerne, ob man dabei das Eisen, das Feuer oder der Schmied ist. Es käme dann schon noch drauf an. Das sagt sich ja so leicht, dass im Chinesischen für Krise und Chance die gleichen Schriftzeichen verwendet werden. Das stimmt zum Teil. Was stimmt, ist, dass in beiden das Schriftzeichen für Gelegenheit enthalten ist. Und ob das Walten des Schmieds dazu führt, bei Gelegenheit sein Glück zu schmieden, hinge dann doch mit einigem und einigen Anderen zusammen. Zu den chinesischen Schriftzeichen gäbe es übrigens eine kleine Information. Zu dem Anderen, das dabei eine Rolle spielte, gehört wohl auch Vertrauen. Wohl auch ein ausreichend sicheres Gespür dafür, ob die Gelegenheit das Vertrauen rechtfertigt. Im Hinblick auf das aktuelle Wirtschaftsdebakel, das ja auch gerne als eine Art Vertrauenskrise beschrieben wird, dürfte vielleicht noch fraglich sein, ob das schon Krise genannt werden kann, Ausdruck eines Wendens zu womöglich Besserem. Da wüsste man noch nichts Genaues davon. Im Hinblick auf Psychotherapien wäre es schon eher möglich, sie mit Krise im Ursprungssinn in Verbindung zu bringen. Die Hoffnung auf Besseres dürfte jedenfalls damit verbunden sein. Daher könnte es nicht schaden, von einer Dissertation zu erfahren, die Martina Hewig 2008 an der Uni Trier vorgelegt hat mit dem Titel: Generalisierte und spezielle Vertrauensaspekte in der Psychotherapie. Es handelt sich um eine empirische Studie zur prognostischen Bedeutung der Vertrauens-Trias für das Ergebnis stationärer Psychotherapie. Die angesprochene Trias bezieht sich auf interpersonales Vertrauen, auf Selbstvertrauen und auf Zukunftsvertrauen, drei Variablen, die Günter Krampen zum Trias-Modell des Vertrauens verdichtet hat. Die vorliegende Dissertation bringt, wie es Dissertationen üblicherweise auszeichnet, viele grundsolide sortierte Fakten zusammen, und es mag ihr nachgesehen werden, dass sie nicht in erster Linie zur leichten Lektüre geschrieben wurde. Doch gibt es viele interessante Querverbindungen, Anstöße und Anregungen, unter anderem auch zum Thema Therapeutische Beziehung als Wirkfaktor, Vertrauen als Bestandteil der therapeutischen Beziehung, oder Bindung in der therapeutischen Beziehung. Der empirische Teil bringt Hinweise auf bedeutsame Varianzaufklärung durch die bereichsspezifischen Vertrauensskalen. Es mag nicht verwundern, dass das bereichsspezifische Zukunftsvertrauen (
) dabei den varianzstärksten Prädiktor für den Therapieerfolg darstellte. Man muss sich schon vorstellen können, dass der Boden trägt, auf den man sich zum Besseren bewegen will.
Zur Dissertation von Hewig geht es hier
Die Krise, die Gelegenheit, das Vertrauen
9. April 2009 | Keine Kommentare