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Die intersubjektive Natur der Seele

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Ein sehr schöner Aufsatz von Martin Altmeyer in der neuesten Ausgabe der„Kommune“ befasst sich mit der„Zukunft der Psychoanalyse nach Freud“ und geht sehr kritisch mit der psychoanalytischen Vergangenheit um. Gleichzeitig macht er aber auch deutlich, dass mit dem Fokus auf Intersubjektivität ein wirklicher Paradigmenwechsel in der Psychoanalyse stattgefunden hat, der die Aufmerksamkeit weg von einer letztlich illusionären Tiefenschau hin zu einer Untersuchung der zwischenmenschlichen Oberflächen bzw. Interfaces führt:„Die Psychoanalyse hat das Graben in der Tiefe übertrieben. Im Fluss des Lebens fließt alles mehr oder weniger weit oben. Die allertiefste Tiefe ist eine Illusion« – so lautet die kritische Bestandsaufnahme des indischen Psychoanalytikers Sudhir Kakar, aus der eine Psychoanalyse, welche im Zuge ihrer Modernisierung die Psyche zunehmend unter dem Paradigma der Intersubjektivität betrachtet, ihre Konsequenzen zu ziehen scheint. Der aufgeklärte psychoanalytische Blick gilt dem, was – unsichtbar, aber dennoch zu beobachten – an der sozialen Oberfläche passiert, nämlich im Austausch des Einzelnen mit seiner Umwelt, in der Dynamik von Paarbeziehungen, in der Interaktion von und zwischen Gruppen, im interreligiösen oder auch im interkulturellen Konflikt. Darin könnte das intersubjektiv angereicherte Erbe Freuds in Zeiten der Globalisierung bestehen: die Erkenntnis, wie sehr Menschen mental miteinander verwoben sind und unbewusst aufeinander bezogen bleiben – im positiven wie im negativen Sinne. Für diesen Befund bietet eine zusammenwachsende Welt zahlreiche Fallbeispiele“ Es dürfte deutlich werden, dass die Rezeption der Psychoanalyse innerhalb der systemischen Gemeinde nach wie vor völlig unterkomplex ist und sich immer noch an einer Psychoanalyse orientiert, die langsam und allmählich ausstirbt. Die Lektüre von Altmeyers Aufsatz bietet vielleicht Anregungen zur Korrektur.
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