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Dialoge im Netzwerk

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„Stellen Sie sich vor: Ein Mensch kommt in den Krisendienst oder die psychiatrische Klinik und innerhalb von 24 Stunden wird sein komplettes ‚Netzwerk‘ – Angehörige, Freunde, Arbeitgeber, alle, die kommen wollen – zu einem Gespräch mit dem Behandlerteam eingeladen, um in einem „Offenen Dialog“ gemeinsam herauszufinden, was zu verstehen und was zu tun ist. In Deutschland sicher (noch) unvorstellbar – in Finnland gängige Praxis. Dieses dort seit Jahren erprobte Vorgehen erhöht nicht nur die Behandlungserfolge, sondern vermindert die Zahl der Erkrankungen – unglaublich, aber wahr und belegt. Unter anderem in diesem Buch. Seikkula und Arnkil beschreiben ausführlich die Konzepte des „Offenen Dialogs“ sowie des ‚Antizipatorischen Dialogs‘, der dann mit Gewinn und Erfolg eingesetzt wird, wenn verschiedene Helferteams sich zusammen mit den betroffenen Familien aus Zuständigkeitsgerangel und Sackgassen befreien wollen. Ein Buch mit vielen wegweisenden Ideen und einem bahnbrechenden Potenzial für alle Felder der psychosozialen Praxis“ So wirbt der Paranus-Verlag in Neumünster für ein hochinteressantes Buch des finnischen Psychologen Jaakko Seikkula und des Sozialwissenschaftlers Tom Erik Arnkil über„Neue Beratungskonzepte für die psychosoziale Praxis“. In der Tat wäre das Psychiatrie-System hierzulande gut beraten, wenn es gelegentlich über die Grenzen schauen und zur Kenntnis nehmen würde, was unsere skandinavischen Nachbarn an Kooperationsstrukturen in der psychiatrischen und psychosozialen Versorgung entwickelt haben, die diesen Namen auch verdienen. In seiner Rezension schreibt Jürgen Hargens:„In dieser Klarheit und Stringenz ist dieses Buch für mich ein Informationsgewinn – im Batesonschen Sinne eines Unterschiedes, der einen Unterschied macht. Die Grundidee ist einfach (nicht zu verwechseln mit leicht) – Vernetzung und das heißt, alle Beteiligten in gleichberechtigter Weise zu einem Dialog einzuladen, der unmittelbar nach Bekanntwerden/Ausbruch einer (psychotischen) Krise stattfindet. Die dahinterstehende Idee der „Dialogik“ wird von den Autoren beschrieben als „eine Art zu denken …, die man mit verschiedenen Methoden verbinden kann und die das gemeinsame Zuhören und Denken fördert“ (S. 28). Dabei bildet ein Ausgangspunkt die theoretische Einsicht wie praktische Erfahrung, dass „das an sich gut organisierte professionelle System an seine Grenzen [gerät], wenn es mit Phänomenen konfrontiert wird, die nicht in der Weise arbeitsteilig angegangen werden können, in der das Expertensystem organisiert ist“ (S. 32) – Ausdruck der Erkenntnis, dass sich Interessen und Bedürfnisse von ExpertInnen und KlientInnen nicht notwendigerweise überschneiden. In Hinblick auf eine verbesserte Behandlung ist es dann erforderlich, sich darauf zu orientieren, was am besten helfen kann – und in einem solchen Dialog hat jede Stimme gleichermaßen Gewicht und Bedeutung“
Zur vollständigen Rezension…

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