Nachdem vor einigen Tagen bereits ein Beitrag von Michael Buchholz zum Thema Diagnostik in der Systemischen Bibliothek präsentiert wurde, finden Sie nun einen Beitrag von Peter F. Matthiessen (Inhaber des Lehrstuhls für Medizintheorie und Komplementärmedizin an der Universität Witten/Herdecke) aus dem Jahre 1998 über„Die Diagnose – eine prognoseorientierte individuelle Therapieentscheidung“. Entgegen einer allgemein verbreiteten Auffassung von Diagnostik als der Zuordnung des„am Einzelfall Auffindbaren“ zu festgelegten Krankheitseinheiten vertritt Matthiessen eine Auffassung von Diagnostik als„Zuordnung allgemeiner Krankheitsbegriffe zu einem konkreten, individuellen Patienten. Die Fähigkeit zur Erstellung einer Diagnose erfordert damit ein personengebundenes – und mithin nicht„objektivierbares“, jedoch durchaus kommunizierbares – wissendes Können und könnendes Wissen. Darüber hinaus wird aufgezeigt, dass eine Diagnose im Sinne einer handlungsorientierten Singuläraussage stets auch eine individuelle prognostische Perspektive impliziert und sich erst darunter eine therapeutische Intervention (einschließlich ihrer bewussten Unterlassung) legitimiert“ Darüber hinaus setzt auch die„Konstituierung einer therapeutischen Gemeinschaft
eine diagnostische Gemeinschaftsbildung im Sinne der gegenseitigen Perspektivenergänzung und des Perspektivenaustausches voraus“.
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Diagnostik, zum Zweiten
9. September 2006 | Keine Kommentare