Heute gibt es einen Gastbeitrag von Christian Michelsen aus Bremen, Facharzt für Psychiatrie und Neurologie/Sozialmedizin, den als Pamphlet gelesen haben möchte. Er reflektiert hier seine jahrzehntelangen Erfahrungen mit dem psychiatrischen Versorgungssystem, dem Umgang mit Diagnosen und den kommunikativen Borniertheiten innerhalb dieses Systems.
Christian Michelsen, Bremen – Diagnose: Psychiater – Oder wie man solche behandeln kann. Gebrauchsanweisung für Patienten
Bekenntnis
Dieser Artikel, dieses Pamphlet entspringt zwei wesentlichen Motiven.
Meinem Bedürfnis, mehrere Jahrzehnte eigener psychiatrischer Tätigkeit infrage zu stellen, meinem Bekenntnis, den in meiner Berufsgruppe gängigen Irrtümern aufgesessen zu sein und meinem Wunsch, ehemaligen Patienten und deren Angehörigen für nutzlose oder gar schädliche Handlungen und Behandlungen Abbitte zu leisten.
Und es dient meinem missionarischen Eifer, den ich zum Nutzen derjenigen unzufriedenen psychiatrischen Patienten einsetzen will, die auf neue Wege oder auf Abwege geraten wollen, fort von bisher erfolglosen Lösungsversuchen. Ebenso soll es denjenigen Angehörigen, Freunden, Verwandten, Arbeitgebern und Kollegen betroffener Psychiatrie-Patienten abwegige Anregungen liefern, welche zunehmend Zweifel hegen an den bisher unternommenen Bemühungen psychiatrischer – und jugendpsychiatrischer – Experten; oder solcher, die sich „Experten“ nennen, um damit auszudrücken, sie wüssten es besser als ihre Patienten.
Zweifel
Ich möchte aber auch diejenigen Psychiatrie-Patienten ansprechen, die sich Bestätigung wünschen, wenn Sie einen gewissen Zweifel gegenüber Ihrer Entscheidung hegen, diesen Psychiater oder jene psychiatrische Psychotherapeutin aufgesucht zu haben, insgesamt mit ihrer oder seiner Arbeit zufrieden sind, sich aber Ideen aneignen möchten, wie sie der Therapeutin oder dem Psychiater auf die Sprünge helfen können, selbstverständlich immer zum Zwecke einer möglichst effektiven und befriedigenden Lösung. Hier gebrauche ich das Wort Lösung in beiderlei Sinn des Wortes; sowohl eine Lösung als Beendigung einer hilfreichen therapeutischen Zusammenarbeit, Loslösung vom Helfer, Psychiater, Therapeuten, als auch eine damit einhergehende Lösung ihres Problems. Oder wenigstens mit einer Annäherung an dessen Lösung. (Die meisten Probleme des Lebens lösen wir ja ohnehin alleine; ohne Psychiater.)
Ich glaube, dass Zweifel, Skepsis und vages Unbehagen sehr nützliche Ratgeber vor Entscheidungen sein können. Sie dürfen nur nicht übermäßig lange Zeit gepflegt werden oder Kraft zehrende Zerreißproben bleiben, sonst führen Sie zu chronischem Zwiespalt.
Streitschrift
Vielleicht ermutigt mein Pamphlet einige Leser bei der Entscheidung, ein veraltetes Beziehungsmuster, welches sie mit ihrem Arzt verbindet, zu verändern. Womöglich kann es zur „Aktualisierung“ überholter Einstellungen anregen, ähnlich dem Update eines Antiviren-Programms. Natürlich auch wieder mit dem Ziel, das Psychiater-Patient-Programm nach möglichst kurzer und erfolgreicher Zusammenarbeit gänzlich verlassen zu können.
Achtung Teufelskreis!
Schließlich möchte ich allen gegen ihren Willen psychiatrisch Internierten behilflich sein, wenn sie – als zwangsweise „Untergebrachte“ und von bürokratischen Mächten Kontrollierte – allein über diesen staatlichen Akt der Gewaltanwendung aufgebracht sind.
Zählen Sie sich zu dieser Kategorie von Lesern, dann könnte nämlich Ihre verständliche Empörung, ein Aufbegehren gegen die Krankenhaus-Psychiater oder das Pflegepersonal zu einer Eskalation der Gewalt führen, in einen Teufelskreis, der, mehr als alle anderen, den psychiatrischen Patienten höllische Qualen erleiden lässt.
Sehr viele unter meinen ehemaligen Patienten bezeichne ich heute als Dissidenten. Ursprünglich wurden ja religiös anders Denkende Dissidenten genannt. Eine große Anzahl von ihnen wählten in der Lebensphase der Pubertät oppositionelle Verhaltensweisen (gegenüber den herrschenden familiären oder schulischen Regeln), welche von den Erwachsenen als störend empfunden wurden. Die waren sich dann zunächst uneinig, gespalten, ob der Jugendliche, der so anders dachte und Dinge sah, die sie nicht sahen, böse oder krank sei. Häufig entschieden dann hinzugezogene Psychiater, es handele sich um eine Krankheit, z.B. die Schizophrenie. Meistens ein weiterer Anlass für den jungen, nun Patient genannten Menschen, sich der verordneten Unterwerfung unter gleichsam kirchlich-administrative Gebote und Verbote zu widersetzen oder sich ihnen zu entziehen. Ich sage kirchlich, weil ich gewisse psychiatrische und psychotherapeutische Lehrbücher und Diagnoseklassifikationen wie heilige Schriften erlebe. Unberührbar. Tabu. Teufelskreise sind die Folge, auf beiden Seiten wird gegeneinander angegangen. Der Dissident gewinnt selten. Er wird exkommuniziert, wenn er nicht folgsam ist. Dazu gibt es psychiatrische Krankenhäuser, früher „Irrenanstalten“, dann „Heilanstalten“ genannt.
Das psychiatrische Krankenhaus als Hölle erlebt
Eine hier wiedergegebene Begebenheit soll denjenigen unter Ihnen, welche nach einem Psychisch-Kranken-Gesetz (PsychKG) unter Anwendung von Zwang oder Erpressung „untergebracht“ wurden, als Warnung dienen, Bedenken Sie, dass Sie letztlich in einem Konflikt, in diesem Fall in einem Konflikt mit der Staatsgewalt in Gestalt eines angestellten oder beamteten Psychiaters den Kürzeren ziehen.
West-Berlin 1972. Laut Statistik waren damals bis zu 75% aller psychiatrischen Patienten gegen ihren Willen interniert. So auch ein Mann im psychiatrischen Wachsaal, an den ich mich sehr gut erinnere, weil unser Zwiegespräch vorübergehend unangenehme Folgen für mich hatte. Solche Gespräche waren meist sehr kurz gehalten. Wie könnte es auch anders sein, wenn mindestens einer der Gesprächspartner, der sogenannte Patient, ja gar nicht gekommen ist, um zu reden und zu kooperieren, sondern im Gegenteil nur den einen Auftrag an den Psychiater hat: „Lassen Sie mich so schnell wie möglich hier raus!“ Der Psychiater wird dann auch so etwas wie ein unfreiwilliger Gesprächspartner, weil er – würde er nicht mit dem Patienten Kontakt aufnehmen – mit disziplinarischen Maßnahmen zu rechnen hätte; schließlich muss er ja zumindest seines Amtes insofern walten als Kontrolle des Patienten gewährleistet ist. Ich stand am Rand des Bettes dieses Mannes, der schon sehr viel mehr Erfahrungen in psychiatrischen Anstalten gemacht hatte als ich ahnungsloser Anfänger. Damit der Patient nicht fortlief, sich selbst oder andere angriff oder auf andere Weisen der Kontrolle entging, hatten sog. Krankenpfleger ihn an Hand- und Fuß-Gelenken mit ledernen Gurten am Bettgestell gefesselt. Er sagte zu mir, er sei hier „in einer höllischen Schlangengrube und Sie sind Hitler!“ Heute sehe ich es als eine Leistung an, ihm nicht widersprochen und stattdessen wohl eine Reaktion gezeigt zu haben, die Respekt und Hinnehmen seiner Beschreibung und Bewertung, seiner Wirklichkeit signalisiert hat. Einige Wochen danach wurde ich zum Professor, dem Chefarzt, meinem Vorgesetzten gerufen. Der hatte von der Gesundheitsbehörde die schriftliche Aufforderung bekommen, mich zu einer ebenfalls schriftlichen Stellungnahme zu dem Vorwurf des besagten Patienten zu bewegen, da sei ein Arzt gewesen, der ebenfalls finde, die Klinik sei eine höllische Schlangengrube und er selbst, der Arzt, sei Hitler. Mir fiel die Formulierung einer Stellungnahme nicht schwer. Sie lief auf die Feststellung hinaus, ich sei zwar nicht Hitler, sondern heiße Michelsen, der Patient jedoch habe mich so erlebt und bewertet, jedem seine Wirklichkeit. Damit war die Sache rein formal erledigt.
Respekt
Ich hoffe, es ist mir im Folgenden gelungen, sowohl meine von der Psychiatrie getroffenen oder betroffenen Leser zur Optimierung ihrer Patient-Psychiater-Beziehung zu ermutigen, als auch Lesern, die unzufrieden sind mit ihrem Psychiater, Ideen an die Hand zu geben, mit deren Umsetzung sie gewisse psychiatrische Maßnahmen vermeiden können, wie zum Beispiel Kontrollmaßnahmen und andere Demütigungen.
In jedem Falle bedarf es des gebührlichen Respekts:
Würdigung der Leistungen und Bemühungen Ihres als kompetent, nützlich und hilfreich empfundenen Psychiaters, solange Sie dies angebracht finden. Sowie Habachtstellung, Wahrung einer sicheren Distanz und korrekte Einschätzung von Verschreibungen, die Ihnen nutzlos vorkommen oder Ihnen gar bedrohlich oder schädlich erscheinen.
Ich habe als angestellter Arzt und Facharzt, als Berater zahlloser psychiatrischer Teams und als Therapeut etlicher Psychiater und in der Psychiatrie tätiger Menschen, also als Psychiatrie-Betroffener nach vier Jahrzehnten vergeblicher Versuche als Möchtegernerneuerer der psychiatrischen Institution und ihrer Bräuche, ihrer Rituale, ihrer sprachlichen Gewohnheiten nur noch geringe Hoffnung, dass die psychiatrischen Heilanstalten ihre eigenen Regeln infrage stellen, den therapeutischen Nutzen ihrer Sprache (etwa der psychopathologischen Diagnosen) bezweifeln und ihre eigene Heilung betreiben werden.
Ich setze jedoch zunehmend Hoffnung in den Einfallsreichtum, die Intelligenz, die Blasphemie, die erfrischenden Narreteien der verrückt Gemachten und die positive Kraft des Zweifelns. Anstatt Ihre Zweifel, verehrte Leserin, verehrter Leser, als etwas Behinderndes zu entwerten, möge Ihnen die Lektüre der folgenden Lektionen als Aktivposten dienen!
Lektionen
Im Ruhestand und mit Abstand zu seinen Untaten hat ein US-amerikanischer – man beachte den Etikettenschwindel: – „Verteidigungsminister“ und „glückloser Architekt des Vietnam-Krieges“, Robert McNamara, meines Wissens im Nachhinein seine eigene Architektur mit Skepsis betrachtet. Er las sowohl anderen am grauenhaften Krieg Beteiligten als auch sich selbst nachträglich die Leviten. Mit dem Wissen um die – im wahrsten Sinne des Wortes – verheerenden Folgen, die seine (und seines Präsidenten Johnson) Untaten hatten, übte er – allerdings recht behutsam – späte Selbstkritik. In Form von „Lektionen“, was ursprünglich „Lesungen in der Kirche“ bedeutet. Insofern hinkt mein Vergleich wohl nicht allzu sehr: Ich fasse meine hier dargelegten Lektionen auf als ketzerische Lesungen und Belehrungen nicht nur an mich selbst, sondern auch als prophylaktisches Hausmittel gegen psychiatrische Nebenwirkungen und als Anleitung zum bestmöglichem Einsatz psychiatrischer Hauptwirkungen.
Muss ich zum Psychiater gehen – oder will ich? Der große Unterschied und was tun?
Ich vermute, dass mich während meiner Tätigkeit als Psychiater in verschiedenen psychiatrischen und sozial-psychiatrischen Einrichtungen nur eine geringe Anzahl von Patienten aus eigenen Stücken aufgesucht hat. Ich bin mir sicher, dass die Mehrzahl aus Folgsamkeit gekommen ist. Die glaubten, kommen zu müssen. Andere Leute hatten ihnen dringend empfohlen oder unter Androhung von Strafe angeordnet, einen Psychiater aufzusuchen. Aber wer von uns empfindet es schon erstrebenswert, in den Augen unserer Mitmenschen ein Fall für den Psychiater zu sein? Da fühlen wir uns doch gekränkt, missverstanden, erniedrigt! Da hätten wir doch Anlass für einen Interessenkonflikt! Mit der Person, von der wir uns entwertet fühlen und die uns zum „Seelenklempner“ schicken will.
Entweder – oder?
Falls Sie selbst einmal diese Erfahrung machen werden und dann keinen anderen Ausweg sehen als den Gang in eine psychiatrische Praxis oder gar Klinik, weil Sie sich unter Druck oder sogar erpresst fühlen, dann wägen Sie gründlich ab zwischen mehreren Möglichkeiten. Stellen Sie sich insgeheim eine Art von Kosten-Nutzen-Frage: Ein Gewinn des folgsamen Ganges zum Nervenarzt stellt sich häufig automatisch ein: Sie sind den nervigen Mitmenschen erst einmal los, der darauf bestand, dass Sie hingehen. Zumindest haben Sie ihn vorerst beruhigt, weil Sie seiner Aufforderung gefolgt sind.
Versäumen Sie jedoch derweil nicht, sich ernsthaft solche Fragen zu stellen wie: „Welchen Nutzen werde ich im besten Fall von der Konsultation beim Psychiater haben? Werde ich hinterher wissen, was ich besser machen kann? Werde ich dann herausgefunden haben, wie ich mich am besten verhalte, so dass niemand mehr auf die Idee kommen wird, mich für einen Fall für den Psychiater zu halten? Und bin ich emotional fähig, demütigst nachzugeben, obwohl es mir doch noch ganz und gar fraglich erscheint, ob mir der Psychiater helfen wird bei der Suche nach Antworten auf diese Fragen? Bin ich bereit, die Kosten für ein dermaßen unwägbares Vorgehen zu tragen? Nämlich das Risiko, dass sich nichts ändert in der Beziehung, in meinen Verhältnissen, z.B. zu Hause, zwischen den Eltern, zwischen meinen Nachbarn und mir, in meiner Ehe…. Wird alles beim Alten bleiben? Werde ich womöglich nur ruhig gestellt? Wird man hinterher immer noch darauf bestehen, dass ich psychiatrischer Patient bin? Droht gar eine Einweisung in eine Anstalt, eine psychiatrische Klinik, ein Irrenhaus?“
Lauter legitime Fragen, die Sie sich stellen. Die richtigen Antworten kennen Sie frühestens und im besten Fall nach der psychiatrischen Sprechstunde. Darin liegt eine Chance, einfach mal hingehen und schauen, was dabei heraus kommt. „Wenn es gut geht, stellt mir die Psychiaterin selbst solche Fragen, nimmt sie mir quasi aus dem Mund, holt mich da ab, wo ich stehe.
Vielleicht aber befinden Sie sich nun in einem Dilemma, in der Zwickmühle: „Wie ich es auch mache, es fühlt sich falsch an. Wenn ich dem auf mich ausgeübten Druck nachgebe, dann gegen meine Überzeugung. Wenn ich mich widersetze, mache ich es auch falsch, nämlich in den Augen der anderen (Eltern, Partner, Lehrer, Chef etc.). Es ist ja zum verrückt werden!“ So oder ähnlich könnte Ihr Selbstgespräch lauten.
Eine Möglichkeit wäre, dass Sie – und wie verständlich wäre das! – sich widersetzen und den womöglich gut gemeinten Ratschlag – „Geh’ zum Psychiater!“ – ausschlagen. Allein schon deshalb, weil Sie sich gekränkt fühlen. Vielleicht auch, weil Sie nicht daran glauben, dass es Ihnen etwas bringt. Etwas Neues bringt. Ihr Widerstand jedoch könnte Ihnen Nachteile bringen, einige habe ich genannt.
„Weder-noch“?
Sie könnten die Gelegenheit beim Schopfe packen: Da findet jemand, Sie seien irgendwie gestört. Oder anders herum, da wird jemand gestört, auf Grund Ihres Verhaltens. Das sagt sie oder er mit anderen Worten, denn sie schlägt Ihnen ja die Entstörungs-Stelle Psychiatrie vor. Brauchen Sie nun Mut? Wäre es an der Zeit, mit dieser Person ein Gespräch zu führen, um heraus zu finden, woran diese denn bemerken würde, dass eine „Heilung“ stattgefunden habe? Sich von ihr ernsthaft erklären zu lassen, wie diese (von Ihnen sich) gestört (fühlende) Person wieder zur Ruhe oder zur Sorglosigkeit finden könne, und was Sie dazu beitragen könnten?
Solche Gespräche unter vier oder gar mehr Augen, z.B. in einer Familienkonferenz oder in einem Paargespräch oder in einem Mitarbeitergespräch in Ihrer Firma stellen meistens ein recht schwieriges Unterfangen dar. Denn würden derartige Gespräche Teil der Familien- oder Firmen-Kultur sein, wäre es wahrscheinlich erst gar nicht zu der an Ihnen vermeintlich feststellbaren Störung gekommen. Jetzt könnte es sinnvoll sein, einen neutralen, vollkommen außen stehenden Berater, Therapeuten oder Mediator für eine oder einige wenige Sitzungen zu Rate zu ziehen. Eine kurzfristige Ideenfabrik, in der alle von einer „Störung“ beeinträchtigten Personen Ihre kreativen und konstruktiven Wünsche, Hoffnungen und schöpferischen Vorschläge nennen. Ein weiteres optimales Ergebnis einer solchen Beratung wäre die Einigung zur Frage, ob Sie nun zu einem Psychiater gehen oder nicht. Und wenn nicht, was dann stattdessen? Dann hätten Sie, wären Sie selbst Initiatorin eines solchen Gesprächs gewesen, womöglich eine reife Lösung (für alle) auf den Weg gebracht!
Sie hätten, als Minorität, als „Dissidentin“, als der „Verrückte“ in Ihrer Position der Unterlegenheit und Schwäche eine beeindruckende Leistung vollbracht; im Umgang mit denen, die mit dem Finger auf Sie gezeigt haben.
Sowohl –als auch?
Angenommen, die Psychiaterin, die aufzusuchen Sie sich schließlich bereit erklärt haben, hat mit Ihrer Hilfe gute Ideen zu der Frage „Was würden Sie, was würden (je nachdem) Ihre Familie, Ihr Chef, Ihr Partner machen angesichts des Problems, wenn es gar keine Psychiater gäbe?“, dann könnte dies ein einmaliger Gang zum Psychiater gewesen sein, aus dem sich kreative, neue und für alle Gewinn bringende Alternativen des weiteres Vorgehens – anstelle psychiatrischer Behandlung – ergeben. Beispielsweise ohne chemische Stoffe, Psychopharmaka genannt.
Ich will!
Vielleicht gehören Sie aber irgendwann zu den Leuten, die von selbst, ohne Zutun anderer, ohne äußeren, jedoch unter einem gewissen inneren Druck sich aufraffen wollen, einen „niedergelassenen“ Psychiater aufzusuchen? (Das ist ein Psychiater mit sogenanntem Kassenarztsitz.) Beispielsweise in der Absicht, sich „arbeitsunfähig schreiben zu lassen“. Oder weil Sie die vorzeitige Rente anstreben. Oder weil Sie glauben, was Ihr Hausarzt glaubt, dass Ihnen der Psychiater Ihre vegetativen, funktionalen, psychosomatischen Beschwerden nehmen wird. Mit seinen speziellen psychiatrischen Methoden und Mitteln. Dann stellt sich Ihnen diese Frage zunächst gar nicht, ob Sie wollen oder müssen: Sie wollen. Keine Frage, Ihr Weg führt Sie zu einem Psychiater. Hoffnungsvoll und in der Erwartung, dass der Psychiater wunschgemäß handelt, nämlich eine Diagnose erfindet oder Sie krank schreibt oder einen Rentenantrag befürwortet oder Medikamente verordnet, eine Psychotherapie oder eine Kur empfiehlt, je nachdem, was Sie für sich passend finden, schildern Sie ihm Ihr Begehren.
Umgangsformen. Oder braucht mein Psychiater Hilfe?
Die erste Sprechstunde liegt hinter Ihnen. Sie haben eine psychiatrische Erfahrung gemacht. Eine gute? Dann gehen Sie zur nächsten Lektion weiter.
Eine nicht so gute? Dann nehmen Sie sich ein paar Minuten Zeit und denken Sie darüber nach, was Sie sich anders gewünscht hätten. Was hätte der Psychiater besser unterlassen sollen? Was hat er versäumt? Welche „Störungen“ hat er bei Ihnen verursacht? Sie haben ihn nun schon ein wenig kennengelernt, ihn beobachten können und stellen erste Vermutungen an. Vielleicht kommen Ihnen schon ein paar Antworten zu der Frage: „Wie müsste er sich (weiterhin) verhalten, wenn der Teufel ihn ritte, so dass ich zu diesem Psychiater niemals mehr gehen wollte?“
Falls Sie zu den Menschen gehören, welche Wert darauf legen, gleichberechtigt und wertschätzend „behandelt“ zu werden, auch von einem Psychiater, dann bereiten Sie sich auf die nächste Sprechstunde vor, indem Sie sich selbst fragen „Was wünsche ich mir, was er anders machen sollte?“ Vorausgesetzt, Sie wollen oder müssen ein weiteres Mal zu ihm gehen.
Ein Beispiel soll es verdeutlichen, wie ein mir bekannter Psychiatrie-Patient auf der Stelle hätte dafür sorgen können, in Augenhöhe und ebenbürtig mit seinem Psychiater zu reden. Zugleich hätte er – wie er im Nachhinein befand – einen großen lösungsorientierten Schritt machen können. Er selbst stellte hinterher bedauernd fest, ihm habe der Mut gefehlt, das Risiko einzugehen, Sympathien zu verlieren. Sein Problembündel nannte er Kontaktscheu, Schüchternheit, Ängste vor fremden Menschen, Einsamkeit und mangelndes Selbstbewusstsein. Der Psychiater nannte es Depression, wobei er – hinter dem Bildschirm seines Computers verborgen – seine Blicke mehr auf seine Tastatur und den Schirm lenkte als auf seinen Patienten. Er verordnete diesem am Ende des Gesprächs ein „Kommunikationstraining“, eine Art von sozialen Kontaktübungen. Die den Patienten begleitende Sozialarbeiterin zeigte sich später empört, der Patient gekränkt und traurig. Er wünschte sich, er hätte beherzt reagiert und das in dieser Begegnung Wahrgenommene sofort „wahr gegeben“. Er erkannte, dass Selbstbewusstsein nichts anderes sei, als sich seiner Wahrnehmungen bewusst zu sein und sie im sozialen Zusammenhang auch zu nutzen. Er glaubte, er hätte dem Psychiater sagen können, was ihm an dessen Verhalten missfalle, insbesondere der Widerspruch, den er erlebe, nämlich zwischen dem Mangel an Blickkontakt und Aufmerksamkeit auf dessen Seite einerseits und seine psychiatrische Verschreibung (Kontakttraining) andererseits. Wenn er richtig laut geworden wäre, hätte er dem Psychiater gesagt „Verschreiben Sie sich den Quatsch mal selber!“ Wäre er jedoch so weit gegangen, dann hätte er zwar die Depression schon ein wenig zu widerlegen begonnen, wäre aber das Risiko eingegangen, noch eine weitere Diagnose einzuheimsen; eine Persönlichkeitsstörung etwa.
Nein, er hätte in aller Ruhe seine Wünsche äußern sollen. Und zu denen gehörte vor allem ein Wunsch: Dass der Psychiater schon im Verlauf des Gesprächs danach gefragt hätte, wie ihm, dem Patienten, dieses Gespräch bisher bekommen sei, was er, der Psychiater vielleicht hätte anders oder besser machen können. Ob ihn, den Patienten, irgendetwas seit Betreten der Praxis gestört habe. Das, so mutmaßte der vom Schaden klüger gewordene Mann später, wäre eine kommunikative Brücke gewesen, die der Psychiater ihm hätte bauen sollen. Ihm, dem „Kommunikationsgestörten“.
Aber er selbst werfe sich vor, die Gelegenheit zur Herstellung einer ebenbürtigen Begegnung mit diesem „hilflosen“ Psychiater nicht beim Schopfe ergriffen zu haben. Er hätte doch ihm und sich zugleich weiterhelfen können.
Die Moral von dieser Geschichte, für den Fall, dass Sie es jemals mit einem an Kontaktstörung leidenden Psychiater zu tun bekommen: Bauen Sie ihm eine passable Brücke und bitten Sie ihn behutsam um eine Gefälligkeit. Beispielsweise darum, seinen Monitor ein wenig zur Seite zu schieben, denn Sie würden ihn gerne anschauen können, um ja alles zu verstehen, was er Ihnen zu sagen habe. Oder indem Sie eine leichte Schwerhörigkeit vortäuschen. Er möge deshalb möglichst deutlich artikulieren. Dann wird er wahrscheinlich mit seinen Blicken überprüfen wollen, ob er sich bei Ihnen verständlich gemacht hat. Oder verabschieden Sie sich. Aber erst, nachdem Sie gründlich alle möglichen, vor allem negativen Konsequenzen Ihres unerwarteten Abgangs durchdacht haben. Heilen werden Sie ihn ja doch nicht.
Heilsame psychiatrische Diagnose oder Stigma, Mal, entehrendes Kennzeichen?
Ich habe auch Menschen empfangen in der psychiatrischen Sprechstunde, die einen ganz anderen Wunsch hatten, nur dies eine von mir wollten: Die Feststellung und die Bestätigung, dass sie nicht krank seien. Die kamen auch, weil sie kommen wollten! Manchmal sogar anderen Menschen, Eltern, Partnern, Arbeitgebern zum Trotz. Ohne ein „Muss“. Aus eigenen Stücken. Um ihre Ehre wieder herzustellen. Oder um ihre Selbstzweifel zu besänftigen. Oder einfach nur, um recht zu behalten.
Manche litten unter dem Stigma psychopathologischer Diagnosen. Sie wollten das psychiatrische Stigma entfernen lassen. Und dies logischerweise von einem Psychiater.
„Die Diagnose ist eben eine der häufigsten Krankheiten.“ Karl Kraus drückte damit seine Sichtweise aus vom Leid, welches die Sprache der psychiatrischen Helfer erzeugen kann.
‚Stigma‘ steht für ‚Mal, entehrendes Kennzeichen‘. Psychiatrische Diagnosen werden sehr oft von den so Diagnostizierten als Stigmata erlebt.
Ich erinnere mich an einen Patienten, der unter Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen und der Angst oder besser Furcht litt, verrückt zu werden. Tatsächlich war er zuvor in einer psychosomatischen Kurklinik gewesen und auf deren Empfehlung im Anschluss noch ambulant zu einem Psychiater gegangen. In den Besitz seiner ihm ja rechtlich zustehenden Patienten-Akte mit dem Arztbericht der Klinik zu kommen, war ihm nur mit Hilfe eines Rechtsanwalts gelungen. Er sagte mir, der Psychiater habe sich zunächst geweigert, ihm die Dokumente auszuhändigen. Als er dann die darin verwendeten psychiatrischen Wörter las, wurde ihm angst und bange, er kaufte sich Bücher und las nach, was es denn z.B. mit Borderline auf sich habe. In vielen der dort beschriebenen sog. Symptome erkannte er sich wieder. Wie das so ist, wenn Laien „Psychozeug“ lesen. Jetzt ging es ihm richtig schlecht. Mit der zunehmenden Aufmerksamkeitslenkung auf diese psychiatrischen Berichte und die sog. Fachliteratur war er in einen Teufelskreis geraten. Je intensiver er sich mit der Lektüre über Defizite, Symptome und Störungen befasste, umso intensiver litt er darunter. Meine Aufgabe sah ich darin, ihm – platt gesagt – aus einer ihm den Schlaf raubenden und den Schweiß treibenden Problem-Trance in den gewünschten Lösungs- und Zielbereich zu verhelfen. Nämlich zu gutem Schlaf und zu neuer Freude am Leben. Mit Hilfe eines gründlich vorbereiteten Rituals. Er wollte ja frei werden von diesem ‚Mal, dem entehrenden Kennzeichen‘. Seine Wut auf etliche sog. Psychiater nutzend, machten wir gemeinsam eine Triage seiner gesammelten Horror- und Helferbücher: Die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen. Er hatte die ca. eineinhalb Dutzend psychologischer und psychiatrischer Bücher mitgebracht. Auf den einen Stapel legte er diejenigen, die ihm Kraft und Zuversicht gegeben hatten, auf den anderen, viel größeren Stapel kamen die Bücher, die ihm den Schlaf geraubt und nächtliche Schweißausbrüche bereitet hatten. Dann schritten wir gemeinsam zur großen, grauen Mülltonne vor meiner Praxis, in welche er nach und nach unter der Beschwörungsformel „Du gehörst dort hinein, weil….“ alle schädlichen Bücher nicht warf, nein pfefferte. Man kann sagen, der entehrte Gekennzeichnete, der Stigmatisierte entmystifizierte die ihn entehrenden Kennzeichnenden. Entehrte er sie nicht zugleich?
Nach Nietzsche rührt Rache aus dem Bedürfnis des Gedemütigten, des Entehrten und Erniedrigten denjenigen, der ihn erniedrigt hat, ebenfalls auf eine niedrigere Stufe zu stellen. „Rache – das Verlangen nach Vergeltung – ist nicht das Gefühl, dass Unrecht geschehen sei, sondern dass ich besiegt bin – und dass ich mit allen Mitteln jetzt meine Geltung wiederherstellen muss.“
Ich traf diesen ehemaligen Patienten später gelegentlich auf der Straße, manchmal sagte er ganz lapidar und ungefragt, er könne seither gut schlafen. Und er beherzigte von nun an Henry Fieldings Ratschlag „Man sollte niemals zu einem Arzt gehen, ohne zu wissen, was dessen Lieblingsdiagnose ist.“ Borderline haben in den letzten zehn oder mehr Jahren – neben Depression – viele Psychiater und Psychotherapeuten zu ihrer Lieblingsdiagnose erkoren. Wenn sie dem zustimmen, was vor vielen Jahren eine Psychotherapeutin im Radio verkündete, dann können wir die Beliebtheit von Borderline gut nachvollziehen: „Das Problem mit dem Borderline ist, dass man es gar nicht so leicht erkennt.“ So wie Hirngespinste; Dämonen, Geister und Teufel im Allgemeinen gar nicht so leicht erkennbar sind. Aber wenn alle, Ärzte, Krankenkassen, Richter, Rentenversicherer, Psychiatrie-Nutzer etc. an ihre Existenz glauben, dann kann man auch mit ihnen rechnen. Und als „Therapeut“ gut abrechnen. Das macht Sinn.
Die Moral von der Geschicht’? Schreib dir eine neue! Vielleicht mit Unterstützung eines kreativen Therapeuten, gar eines erfinderischen Psychiaters oder anderen ghost-writers. Schauen Sie, was die Volkshochschule Ihrer Stadt anbietet zum Thema „Schreiben“.
Wenn es ihm an Diagnosen mangelt
Sie hatten es schon einmal mit einem des Medizinerlateins mächtigen Arzt zu tun, einem Psychiater? Oder Sie sind derzeit Patient eines solchen? Falls der sich entschieden hat, Sie für krank zu halten und dementsprechend eine Behandlung vorgeschlagen hat, dann braucht er eine medizinische Diagnose. Hätten Sie ihm zu Beginn des Gesprächs die Arztfrage „Was fehlt Ihnen, Herr Doktor?“ gestellt, dann hätte er ehrlicherweise unter anderem antworten können: „Eine Diagnose!“. Fehlt Ihrem Psychiater etwas wie z.B. eine Diagnose, dann hat das für ihn unangenehme Folgen. Das ist normal, wenn einem etwas fehlt. Seine Kollegen, darunter Ihr Hausarzt, würden sich über ihn wundern, ihn gar für wunderlich halten: Der spricht ja gar nicht unsere Sprache! Wie sollen wir uns mit ihm verständigen ohne eine Diagnose? Und wie sollen wir mit der Krankenkasse abrechnen ohne eine Diagnose? Bleibt womöglich das Honorar aus? Ihr Psychiater würde sogar recht bald seine Praxis schließen müssen, ohne Diagnosen. Eine medizinische Diagnose zu finden, das gehört doch zu seinen Verträgen mit den Krankenkassen und Versicherungen! Keine Diagnose, kein Honorar.
Sie sehen, Diagnosen sind sinnvoll. Für die Einen, die Psychiater. Auch Ihren Angehörigen macht womöglich eine Diagnose Sinn, die Ihr Psychiater für Sie heraus gefunden hat. Sogar für Sie selbst könnte es sinnvoll sein, eine Diagnose Ihr eigen zu nennen: Nun ist es endlich von Expertenseite bestätigt: Sie leiden an einer medizinischen Krankheit! Wie entlastend! Sie leiden ja gar nicht an Ihren Verhältnissen (als Tochter oder Sohn von Eltern, als Schwester von Geschwistern, als Untergebene eines Chefs oder als Frau eines Ehemannes), sondern Sie und alle Beteiligten können beruhigt zur Kenntnis nehmen, dass Ihre psychische und Verhaltensstörung das Problem ist. Nun lassen Sie es eben lösen, beim „Seelenklempner“. So wie der eilig herbeigerufene Klempner für „Heizung und Sanitär“ zum Rohrfrei greift, um normale Entsorgung des Brauchwassers wiederherzustellen, so erfüllt Ihr Psychiater am besten die Erwartungen Ihrer Umgebung, indem er Ihnen ein modernes Psychopharmakon einflößt oder einflößen lässt. Mitunter so heimlich, dass Sie es gar nicht merken sollen, im Morgenkaffee oder in der Mittagsmahlzeit. Denn es könnte ja sein, dass Sie selbst große Zweifel hegen an der „Rohrfrei“-Intervention des Psychiaters. Ja, dass Sie „eigentlich“ gar nicht überzeugt davon sind, dass er der richtige Fachmann für Sie ist. Dass Sie hingegen schon längst gemerkt haben: „Hier stimmt etwas nicht, und zwar in meinen Verhältnissen!“
Alle finden es richtig so: Vom Facharzt zur medizinischen Diagnose, dann lehrbuchgerechte medizinische Behandlung. Nur Ihnen kommen – spätestens während der Lektüre dieses Artikels – gewisse Zweifel. Wahrscheinlich ist eine Ihrer Qualitäten, Zweifel zu hegen und Skepsis zu verspüren. Sie sind womöglich einer, der mehr sieht als die anderen. Solche Leute steckt man schon mal leichter ins Irrenhaus.
Vielleicht wurde Ihnen von Medizinern mitgeteilt, sie litten an hebephrener Schizophrenie oder an bipolarer affektiver Psychose, gegenwärtig gemischte Episode oder etwa an gesteigertem sexuellen Verlangen – Nymphomanie, oder an hypochondrischer Störung, an sozialer Phobie? Ich kann Ihnen hier nicht 60 eng beschriebene Seiten zitieren, gespickt mit derartigen Begriffen Psychischer und Verhaltens-Störungen aus der Internationalen Klassifikation der Krankheiten (ICD). Jedem dieser Begriffe ist eine Zahl zugeordnet. Sie könnten also bereits irgendeiner Chiffre wie F22.8 oder dem Etikett F20.6 oder der Nummer F65.2 zugeordnet worden sein.
Es gibt mindestens eine Fachklinik in Deutschland, in der zu Beginn des Aufenthaltes mit einem neu eingetroffenen Patienten über seine Empfindungen, seine Bedeutungsgebung und seine Bewertung, womöglich seine Aversion oder seine Neugier, d.h. alle Auswirkungen der Anwendung einer psychopathologischen Diagnose geredet wird. Die dortigen Therapeuten thematisieren spontan in dieser Art ihre – für die Kostenübernahme notwendige – Sprache. Sie verschanzen sich nicht hinter den gängigen Fachausdrücken. Stattdessen ergreifen sie von vorn herein eine Vertrauen schaffende Maßnahme.
Falls Ihr Psychiater nicht von sich aus mit Ihnen seine eigene Sprache zur Sprache bringt, bitten Sie ihn um Erklärungen, teilen Sie ihm gegebenenfalls mit, dass Sie gerne mit ihm gemeinsam eine passende, Ihnen am wenigsten schadende Diagnose angewendet sehen würden.
Ihre Akte: Entmündigende Geheimniskrämerei oder Ausdruck kooperativer Zusammenarbeit?
Viele Fachärzte für Psychiatrie weigern sich, Patienten deren Akte mitsamt den darin befindlichen Entlassungsberichten, Diagnosen, Therapieversuchen und Prognosen auszuhändigen. Oft mit dem fürsorglich klingenden Einwand, der Patient könne die Texte gar nicht oder nur missverstehen. Was gibt es zu verbergen? Doch nur die Wörter der Psychiater! Würde Transparenz die Akten führenden Psychiater selbst oder psychiatrische Kollegen entlarven?
In den Zeitungen konnten wir vor einiger Zeit folgendes lesen: „Kinski-Akte durfte eingesehen werden. Nach dem Strafantrag der Witwe des Schauspielers Klaus Kinski (1926-1991) gegen die Offenlegung seiner Patientenakte aus der Berliner Psychiatrie haben sich das Berliner Landesarchiv und der Datenschutzbeauftragte gerechtfertigt. Die zehnjährige Schutzfrist für Patientenakten von Personen der Zeitgeschichte sei bereits … abgelaufen, …“ Ich sehe das so: Endlich können wir nachlesen, welchen stigmatisierenden Unfug im Jahre 1950, zum Zeitpunkt des dreitägigen Aufenthalts des Schauspielers Klaus Kinski in der West-Berliner Psychiatrie, ein oder mehrere Psychiater in einem vermeintlich medizinischen, also wissenschaftlich verbrämten Dokument verzapft haben. Klaus Kinskis Witwe ist meines Erachtens der mystifizierenden Psychiatrie gutgläubig auf den Leim gegangen, indem sie das Dokument und deren Verfasser nicht hat öffentlich entlarven lassen wollen. Die Patienten-Akte sagt doch mit Sicherheit mehr über deren Verfasser aus, Psychiater und Psychologen, Sozialarbeiter und Sozialpädagogen, als über Klaus Kinski!
Als Patient eines Chirurgen oder einer Augenärztin, einer Gynäkologin, eines Internisten oder Radiologen können Sie selbstverständlich alle Befunde und Berichte einsehen und lesen – falls Sie der Medizinersprache mächtig sind.
Angenommen, alle sog. psychiatrischen Patienten würden es als selbstverständlich ansehen, ihre psychiatrische Akte einzusehen; die von den behandelnden Fachleuten gewählten Beschreibungen Ihrer „Persönlichkeit“, Ihrer Handlungen, Ihrer Probleme würden grundsätzlich anders lauten als es derzeit üblich ist: Psychiater und solche, die das, was sie machen, für Psychiatrie, für ärztliche Seelenheilkunde halten, würden allmählich eine wertschätzende, anerkennende, ermutigende und weitgehend neutrale Sprache erlernen, die sie in ihren Teamgesprächen, kollegialen Beratungen oder Notizen benutzen würden.
Ich hole mir zu Beginn eines jeden ersten Gesprächs die Erlaubnis des Patienten ein, kurze handschriftliche Notizen zu machen. Eine Kopie davon könne der Patient gerne mit nach Hause nehmen. Diese Notizen bestehen aus unseren Wörtern, sind ein Gemeinschaftswerk von Patient oder Klient und Therapeut.
Wäre es ein allzu großes Wagnis, wenn Sie Ihren Psychiater freundlich aber entschieden darum bitten würden, Ihnen eine Kopie seiner Aufzeichnungen auszudrucken? Nicht wenige, ihren Laptop zwischen sich und Ihnen aufgestellt, könnten Ihnen – rein technisch – mit einem Mausklick die gewünschten Informationen zur Verfügung stellen. Und so mancher würde aus Respekt vor Ihnen achtsam seine Worte wählen.
Die Macht der Worte am Beispiel „Schwieriger Fall“
Wenn Psychiater und Psychotherapeuten, beispielsweise am Stammtisch oder während eines gepflegten Dinners miteinander reden, lassen sie sich häufig von zwei Problemen emotional in Wallung bringen.
Das eine ist die Frage, ob und wie das Geld herein kommt. Möglichst viel natürlich. („Grenzen des Wachstums“ sind auch hier immer noch kein Thema.)
Das andere Problem handelt von schwierigen Patienten. Paradoxerweise hängt das eine mit dem anderen zusammen. Hätte man keine schwierigen Patienten und nur leichte Fälle, bekäme man weniger oder gar kein Geld. Je schwieriger ein Fall, desto länger und kostspieliger die Behandlung. Schwierige Patienten sichern das Einkommen (und das unzähliger Arzthelferinnen, Pfleger, Schwestern und Sozialarbeiterinnen), gut, dass es sie gibt, so lange wie möglich und wie die Kassen oder die Privatversicherungen zahlen. Bare Münze auf der Nutzenseite. Schwierige Zeiten auf der Kostenseite. Von letzterer, von der Schwere der Schwierigkeiten, die Sie ihm aufzubürden drohen, können Sie ihn befreien!
Sollten Sie also eines Tages einem solchen schwierigen Fall von einem Psychotherapeuten oder Psychiater begegnen, der Sie zum schwierigen Fall erklärt, dann wägen Sie gründlich ab, ob Sie das Spiel vom schwierigen Fall mit ihm oder ihr spielen wollen. Ob Sie ihr oder ihm die Definitionsmacht über Ihre Beziehung zugestehen wollen. Sie als Objekt seiner Begierde, an dem er, wie ein Automechaniker am passiven Motor herumtüftelnd, die richtigen „Einstellungen“ ausprobiert; bis der Wagen läuft? Bis er und alle Welt es leichter haben mit Ihnen, Sie ein leichter Fall geworden sind?
Ihr Selbstbild könnte darunter weiteren Schaden nehmen. Alle Begriffe und Wörter sollten doch davon abhängen, wohin Ihr Therapeut Sie am Ende einer– möglichst kurzen und erfolgreichen – Behandlung begleitet haben soll. Der Begriff schwieriger Fall dürfte jedoch eher eine sich selbst erzeugende Prophezeiung werden. Sie sollten, respektlos gegenüber dem „Experten“ den Therapeuten wechseln. Aber bevor Sie sich durchringen, andere Wege zu gehen, sollten Sie sich seine Sichtweise zunutze machen. Fragen Sie ihn: „Woran würden Sie nach einer erfolgreichen Behandlung merken, dass ich gar kein Fall mehr für Sie als psychiatrischer Therapeut bin? Oder nur ein leichter Fall? Was würde ich dann anders machen? Und mit wie viel Zeit rechnen Sie, bis es dazu käme?“ Gibt er Ihnen daraufhin Antworten, dann erhalten Sie, die Klinke schon in der Hand, kostenlose Tipps, die Ihr Verhalten infrage stellen und nicht auf komplizierte oder langwierige Therapien anspielende Diagnosen gemünzt sind. Im besten Fall zitiert er in seinen Antworten nahezu wortwörtlich Ihre eigenen Visionen von einer für Sie wünschenswerten Zukunft. Im allerbesten Fall gesteht er dann ein, dass er seine Methoden, Kompetenzen und Erfahrungen für nicht ausreichend oder nicht passend hält, um Ihnen erfolgreich Anregungen geben zu können, die Sie zum Erreichen Ihres Therapieziels brauchen. Damit würde er sich selbst und würden Sie ihn in eine Position der Schwäche bringen, ohne dass in Ihnen (wieder einmal) Gefühle der Unzulänglichkeit entstehen.
“Schizophrenie“
Macht es für Sie einen Unterschied, wenn Sie lesen „Schizophrenie ist eine Art und Weise, mit anderen Menschen auszukommen“ (Don Jackson) oder „Schizophrenie ist eine Krankheit“ Wenn ja, welchen Unterschied hören Sie? Fordert eine der beiden Definitionen von „Schizophrenie“ Sie mehr dazu heraus, selbst etwas zu ändern (an der „Schizophrenie“) als die andere? Mehr Hoffnung, selbst und in eigener Regie Einfluss zu nehmen auf die „Schizophrenie?
Aus dem Munde eines Psychiaters: Welche der beiden Aussagen wäre eher geeignet, dass Sie sich von ihm wertschätzend und ebenbürtig behandelt fühlen? Oder fällt Ihnen jetzt eine dritte oder vierte Definition von „Schizophrenie“ ein, die Sie gutheißen?
Wenn Sie zu diesen vier Fragen ja sagen können, dann stellt sich Ihnen vielleicht auch die Frage, wo und mit wem das Gespräch darüber eingeleitet werden kann, welche Verhaltensweisen alle Beteiligten (Sie selbst, Ihre Angehörigen, Kollegen, Partner, Ärzte usw.) sich voneinander wünschen, um miteinander besser auszukommen (als die „schizophrene“ Art und Weise).
Besitzt Ihr Psychiater oder ein anderer Psychiater oder Psychotherapeut das Rüstzeug, solche Gespräche zu leiten? Wenn Sie auch auf diese Frage ja sagen können, dann sind Sie und alle anderen an der Schizophrenie aktiv Beteiligten, dort wahrscheinlich gut aufgehoben – immer für eine begrenzte Zeit, solange bis die Schizophrenie sich überflüssig gemacht hat.
Da jedes einzelne Systeme (z.B. jede Familie) ihre eigene Erklärung ist, verlassen allmählich solche Psychotherapeuten und sogar einige von Diagnosestellungen wie Schizophrenie finanziell unabhängige Psychiater jede medizinische Kategorisierung, verzichten auf psychopathologische Diagnosen – und damit auch auf Kostenerstattungen durch „Kranken“-Kassen.
Sie oder gegebenenfalls Ihre Angehörigen wären gut beraten, die Schizophrenie als deutlichen Hinweis wahrzunehmen, dass unsichtbare Muster im Familiensystem betrachtet werden sollten, notfalls mit Hilfe von entsprechend ausgebildeten und erfahrenen Familientherapeuten.
„Depressiv“? Oder traurig? Oder was?
Vor mehr als zwanzig Jahren erlitt ich über Nacht einen plötzlichen schweren Verlust von organischen Funktionen, die mir für meinen Beruf (des Zuhörens und Sprechens) unentbehrlich schienen. Man schickte mich zu einem Neurologen und Psychiater. In der Internationalen Klassifikation der Diagnosen (ICD 10) verpasste er mir die zu „Depression“ gehörende Nummer. Dieser psychiatrische Akt der Psychiatrisierung meiner Trauer erlebte ich als Öl in das Feuer meiner Empörung über die Leichtfertigkeit, mit der viele Psychiater sich die normalsten menschlichen Regungen zunutze machen: Die eigene Erhöhung ihrer Position gegenüber dem vermeintlichen Patienten unter Einsatz von Fremdwörtern; die Anwendung dieser Fremdwörter zu ihrer Entlohnung durch die Solidargemeinschaft, die Krankenkassen; und somit die Sicherung ihres Besitz- und Ansehensstandes. Für „Trauer“ als Diagnose wäre er von meiner Versicherung nicht bezahlt worden. Ich hätte mich aber von ihm in meiner Situation gut verstanden gefühlt.
Man sagt heutzutage immer weniger „Ich bin traurig“. Man sagt stattdessen lieber „Ich bin deprimiert“ oder „Ich habe eine Depression“. Der schmerzhafte Bruch eines Liebesbeziehung oder ein berufliches Problem, schon riskiert man die Diagnose Depression. Psychiater tragen ihr Teil dazu bei, dass unsere Reaktionen auf Verluste (z.B. von Partnerin, Arbeitsplatz, Beförderung, von Kraft und Energie aufgrund höchster Belastungen usw.) als Krankheit angesehen und benannt werden.
Falls Sie einen schweren Verlust dieser oder ähnlicher Art erleiden sollten oder erlitten haben, dann überprüfen und vertrauen Sie auf Ihre Selbstwahrnehmung: Sind Sie weiterhin fähig, auch gelegentlich angenehme Gefühle zu verspüren, von erfreulichen Situationen und Begegnungen in emotionale Schwingung sich versetzen zu lassen, auf Ihre Umgebung und Umwelt reagieren zu können? Fühlen Sie sich ängstlich und traurig, können aber eher leicht über Ihre – nenne ich es also lieber – Unpässlichkeit, Kummer, konkrete Sorge, Befürchtung, erklärbare Erschöpfung, Malaise – sprechen, dann empfehle ich Ihnen, diese Wörter zu benutzen, auch in einer eventuellen Sprechstunde eines Psychiaters.
Besteht dessen nächster ärztlicher Akt im Verschreiben eines Antidepressivums, dann rate ich Ihnen dazu, ihn zu anderen Methoden und Wegen zur Besserung, zur Überwindung Ihres Problems und zur Wiederherstellung Ihres seelischen Gleichgewichts zu befragen. Stellen Sie sich wieder, routinemäßig, die Frage „Wohin würde ich mich wenden, was würde ich unternehmen, wo würde ich Zuflucht nehmen, wenn es gar keine Psychiater auf dieser Welt gäbe? Welche Ressourcen und Hilfen dieses großen Universums würde ich dann nutzen, um wieder zu einem guten Leben zu gelangen?“
Diese immer wieder äußerst ergiebige Frage habe ich leider in meiner Rolle als Psychiater noch nicht gekannt und gestellt. Seitdem ich Kurz- und Kürzestzeit-Therapie praktizierte, bekam ich alle nur denkbaren, vorstellbaren und machbaren Ideen von meinen Klienten und Patienten geliefert. Von der Antwort „Ich würde endlich in einem Chor mitsingen und mich der Gemeindearbeit widmen“ über „Dann würde ich mich eine Weile in ein Zen-Kloster zurückziehen und schauen, wie mein Leben anders als bisher weitergehen soll“ bis hin zu „Ja, dann würde ich es darauf ankommen lassen und mit meinem Chef Tacheles reden!“
Und: Wenn schon ein Antidepressivum, dann darf es nicht – chronisch – der Weisheit letzter Schluss bleiben.
Eine 80jährige Dame besuchte mich wegen einer sie drängenden Entscheidungsfrage bei der Wohnungssuche. Ansonsten ging es ihr gut. Ich erfuhr nebenbei, dass sie seit 12 Jahren ein Antidepressivum einnahm. Nicht weil sie „depressiv“ war, sondern weil weder sie noch der es verschreibende Arzt bisher überhaupt die Frage aufgeworfen hatten, wozu das denn noch gut sei. Sie erklärte mir, es sei wahrscheinlich ein guter Stimmungsmacher. Ich nannte diese Art von medizinischer „Behandlung“ im Stillen „Doping“. Nach dem weiteren Verzicht auf den angeblichen Muntermacher ging es der alten Dame nicht schlechter, im Gegenteil. Ihre Energie und Entscheidungsfreude hatten zugenommen, auch in Sachen Wohnungswahl.
Leiden ist nicht automatisch als anormal anzusehen. Und die Schulmedizin weist nicht automatisch den Königsweg zu Linderung des Leidens, die Psychiatrie bietet nur ausnahmsweise die Methoden, die Sprache, die Rituale, die notwendige Zeit zur nachhaltigen und dauerhaften Bewältigung seelischen Leidens. Sie stellt meistens nur kurzfristig wirksame und kurzfristig anzuwendende chemische Stoffe zur Verfügung.
Auch im Falle von Depressionen nicht mehr als das.
„Die Trauer ist der Übergang des Menschen aus einer größeren in eine geringere Vollkommenheit“ schrieb der ketzerische Baruch Spinoza. ‚Übergang’. Gang, Gehen, das ist eine aktive Tätigkeit. Das Antidepressivum legt Sie ja eher lahm. Aber wenn schon, dann eine strikt begrenzte Zeit! Achten Sie selbst darauf, dass ein Ihnen verschriebenes Antidepressivum so bald wie möglich wieder abgesetzt wird. Suchen Sie eine hypnosystemische Therapeutin auf, die Ihnen aktive Wege weist während eines ziel- und lösungsorientierten Über-Gangs. Um nur eine Möglichkeit unter hundert anderen zu nennen.
‚Ulysses-Metapher’
Dabei handelt es sich um einen Vertrag, den Sie selbst Ihrem Psychiater oder Ihrer Psychotherapeutin vorschlagen können. Sie erinnern sich: Odysseus muss um seinen Verstand fürchten, sobald er sich den Sirenen nähert, die mit ihrem betörenden Gesang Seefahrer in den Tod locken. Um ihnen gefahrlos lauschen zu können, gibt er seinen Gefährten auf Kirkes Rat hin drei Befehle, nämlich dass sie ihn an den Mastbaum fesseln, sobald man sich den Sirenen nähere; dass sie selbst sich Wachs in die Ohren stopfen und dass sie sich seiner Anordnung widersetzen werden, die er dann, im Gefahrenbereich, im Moment da er, ganz verrückt nach den Sirenen, sich diesen zu nähern befehle, widersetzen werden. Sein noch vor Auslaufen des Schiffes ausgesprochener Befehl soll gelten: Bindet mich fest, ehe ich mich betören lasse und mein Leben riskiere! Was auch immer ich euch dann, auf See, befehle soll keine Gültigkeit haben!
Angenommen, Sie suchen einen Psychiater auf, der Ihr volles Vertrauen hat. Er erfährt von Ihnen, dass Sie in der Vergangenheit ernsthaft daran gedacht oder es versucht haben, Hand an sich zu legen oder andere in Lebensgefahr zu bringen. Jetzt suchen Sie ihn aber gerade deshalb auf, weil sie mit seiner Hilfe zukünftige Irrungen und Wirrungen unbeschadet überleben wollen. Dass sie beide miteinander alle Möglichkeiten besprechen, die in eine erwünschte Zukunft und ein problemfreieres Weiterleben münden sollen, ist selbstverständlich und Grundlage der Behandlung. Ihr Psychiater wird nun höchstwahrscheinlich sehr beunruhigt sein. Womöglich mehr als Sie selbst. Die Last der Verantwortung könnte ihm so sehr zu schaffen machen, dass er, mehr als Ihnen lieb ist, Ihre gemeinsame Aufmerksamkeit auf Risiken, Gefahren, kurz Problemfelder lenkt, weg von Lösungsbildern. Sie selbst fühlen sich aber derzeit ganz stabil und zuversichtlich. Suizidgedanken sind ja Schnee von gestern. Von der Behandlung versprechen Sie sich nachhaltige Lösungen. Sie könnten in sich Impulse der Fürsorge für Ihre panisch wirkende Therapeutin oder Ihren Psychiater verspüren, der eben von Ihnen oder aus einer Akte oder von einem Kollegen erfahren hat, dass Sie sich einst „fremd- oder selbstgefährdend“ verhalten haben. In dieser die therapeutische oder psychiatrische Beziehung labilisierenden Situation könnten Sie Ihrem Behandler einen Odysseus-Vertrag vorschlagen: Sie versprechen, die gemeinsam verabredeten Termine einzuhalten. Ihrer Therapeutin oder Ihrem Psychiater geben Sie ausdrücklich den Vertrauensvorschuss, dass er Sie „festbinden“ lassen darf, wenn er die Last der Verantwortung für Ihr Überleben nicht mehr tragen kann. Wenn seine übermäßigen Sorgen um Sie für ihn ein nicht anders lösbares Problem sein sollte, als das „Festbinden an den Mastbaum“, welches zu dem eventuell gegebenen Zeitpunkt das von Ihnen selbst vorgeschlagene Eingreifen darstellt.
Oft entwickeln beide Therapeut und Patient dann im folgenden Gespräch fruchtbare Suchprozesse:
Wo könnten Sie sich dann anbinden lassen, für den Fall dass…? Welche Menschen könnten die richtigen „Gefährten“ sein in Zeiten möglicher neuer Irrungen und Wirrungen? Gibt es geeignete Institutionen außer geschlossenen Psychiatrischen Abteilungen? Auf der Basis eines Beziehungsmusters gegenseitigen Vertrauens kommen Sie beide überein, dass möglicherweise und vorübergehend – ausgeschlossen ist es niemals –Ihre Beziehung ein Muster von Kontrolleur und Kontrolliertem darstellen wird. Und dass Sie in dieser Phase Ihren Psychiater oder Ihre Therapeutin vielleicht feindselig ansehen werden. Weil er sich an Ihr Übereinkommen gehalten haben wird, welches Sie während einer fruchtbaren Entwicklungsphase vorgeschlagen haben. Als Sie nämlich verantwortungsvoll und vorausschauend das Kapitel Ihres Lebens gestaltet haben, das „Therapie“ heißt. Weg auf einem besseren Leben!
„Der Klügere gibt nach…“
Ich ergänze: Meistens aber erst, nachdem er aus Schaden klug geworden ist.
Einem meiner psychoanalytisch-gruppendynamischen Lehrmeister entfuhr der Satz „Wer muss sagt, hat die Bombe in der Tasche!“
Sie erinnern sich gewiss, wer mehr an Bomben hat, zwingt den Feind zu Boden.
Es könnte eines Tages in Ihrem turbulenten Leben so brenzlig werden, ein zwischenmenschlicher Konflikt dermaßen aufgeheizt sein, dass ein Gegner oder mehrere Andere fest entschlossen sind, dafür zu sorgen, dass Sie gegen Ihren Willen und notfalls unter Anwendung von Gewalt in eine geschlossene psychiatrische Anstalt verfrachtet werden. Aufgrund eines psychiatrischen Gutachtens und eines gesetzlich verankerten Richterspruchs!
Aufgepasst, Ihnen droht der formal besiegelte Freiheitsentzug!
Dazu ein Beispiel aus Italien: Eine Frau wurde gegen ihren Willen unter heftigster Gegenwehr in einem Krankentransport festgebunden in eine weit entfernt liegende psychiatrische Klinik transportiert. Dort bemerkte man erst, dass die vehement um sich schlagende „Patientin“ Opfer einer Verwechslung geworden war. Diese von den sozial-psychiatrischen Agenten an ihrer Wohnungstür überraschte Frau war bisher überhaupt nicht als psychisch krank aufgefallen. Ihr wütendes Gebaren, ihre Beschimpfungen und ihre „Unterstellungen“ jedoch waren als Beweis für ihre vermeintliche seelische Erkrankung gedeutet worden und somit hielten Transporteure und Psychiater die Zwangsunterbringung für erst recht berechtigt. Denn eine „Krankheitseinsicht“ zeigte die falsche Patientin absolut nicht. Nach Aufklärung des Irrtums der „Irrenärzte“ gab man der „Irrsinnigen“ ihre Freiheit zurück. Und da verhielt sie sich „normal“. So wie sie sich vorher ja auch schon ganz normal gezeigt hatte; eben wütend gegenüber den Gewalttätern und Entführern. Wie schrieb Karl Kraus? „Die Irrsinnigen werden von den Psychiatern allemal daran erkannt, dass sie nach der Internierung ein auffälliges Benehmen zur Schau tragen.“
So könnte Ihr Widerstand sowohl als ein weiterer Beweis für Ihre psychiatrische Behandlungsbedürftigkeit als auch als Zeichen Ihrer fehlenden „Krankheitseinsicht“ missverstanden werden. Und Sie würden den Kürzeren ziehen, einfach weil Sie im schlimmsten Fall körperlich unterliegen würden.
Bewahren Sie kühles Blut! Sobald Sie Ihre eigene Unterlegenheit und Schwäche gegenüber der Position der fast immer stärkeren Staatsmacht erkannt haben, sollten Sie sich so „vernünftig“ und „angepasst“ wie Ihnen nur irgend möglich zeigen.
Vielleicht hilft Ihnen folgender Gedanke: Der Sie zwangsweise in die psychiatrische Anstalt einliefernde Sozial–Psychiater befindet sich wahrscheinlich in einem Dilemma: Wenn er es unterlässt, Sie abtransportieren zu lassen, macht er es vielleicht falsch, wenn er es tut, macht er es eventuell auch falsch. Denn eine der Seelen in seiner Brust dürfte als Selbstanklägerin auftreten, ihm ein schlechtes Gewissen bereiten; schließlich ist er nicht Arzt geworden, um Menschen Gewalt anzutun, und ihnen darüber hinaus weiß zu machen, diese Gewalt sei eine „Wohltat“, eine heilende Handlung und geschehe zu ihrem Besten. Diese Seele ruft „Tu’ es nicht! Dazu hast du nicht Medizin studiert! Du handelst gegen deine ethischen Werte!“
Die andere Seele, die sich dem Amt und der Gesellschaft verpflichtet fühlt, die sich zum „verlängerten Arm der herrschenden Moralsynthese“ macht und dafür dreizehn Monatsgehälter bekommt, möchte raschen Vollzug melden. Sie ruft: „Tu’ es schnell! Das musst du tun! Bring sie unter!“ Falls er dieser Stimme folgt, macht er es falsch, weil Sie dagegen sind. Kein Zwang ohne Widerstand. Ihren Widerstand lässt er brechen. Je stärker Ihr Widerstand, umso brachialer werden Sie behandelt werden.
Und umso tiefer dürfte sich der „einweisende“ Psychiater in der Patsche fühlen. Oder anders gesagt, unter seiner akuten Persönlichkeitsspaltung leiden.
Machen Sie ihm das Leben nicht allzu schwer! Seien Sie folgsam, zeigen Sie sich so nachgiebig und barmherzig und weise, wie es Ihnen bei all Ihrer Empörung nur machbar ist.
Nehmen Sie die taoistische Lehre zu Hilfe und sagen Sie sich „Wer weiß, wozu es gut ist…“
Es lohnt sich für Sie, die Gelassenheit und den Gleichmut aufgebracht zu haben, die einen Teufelskreis verhindern hilft, und Ihre Chance erhöht, in Ruhe andere Mittel und Wege zur Lösung Ihrer Probleme – und dieses neuen Problems, der Zwangsinternierung – zu suchen.
Ich habe es als Anstaltspsychiater in solchen Gewalt- und Gegenwehr-Spiralen allzu lange Zeit versäumt, den gedemütigten Unterlegenen die andere Wahrheit mitzuteilen; z.B. so: „Sie können mich gar nicht als wohltätigen Arzt ansehen! Der bin ich im Moment auch nicht. Ich entscheide jetzt als Amtsperson, als dem Gesetz verpflichteter Handlanger, der Gefahr von Ihnen und/oder fremden Menschen abwehren soll. Ich kann nur hoffen, dass ich nichts allzu falsch mache und dass wir später Gelegenheit haben werden, miteinander zu sprechen. Auch über die Frage, wie Sie selbst es verhindern könnten, jemals wieder zwangsweise in eine geschlossene psychiatrische Klinik gebracht zu werden. Ich bitte Sie um Verzeihung, dass ich veranlasse, dass Ihnen Gewalt angetan wird.“
Prognose-Hammer
Michel Montaigne fand „für Mediziner und ihre Opfer“ warnende Worte! „Gravität, Talar und hohe Stellung dessen, der spielt, lassen seichte und nichtssagende Worte oft achtunggebend erscheinen… Bei solchen Leuten werden nicht nur die Worte, sondern selbst die Gesichtszuckungen beachtet und wichtig genommen… Wenn ich Beschwerden habe, konsultiere ich nur selten die Ärzte, denn sie spielen sich groß auf, sobald sie einen am Wickel haben. Mit ihren Prognosen hämmern sie einem die Ohren voll.“
Mit anderen Worten: Wenn Sie ein Arzt, eine Psychiaterin oder ein Psychotherapeut am Wickel hat, der sich in aller Unbescheidenheit einbildet, er wisse um Ihre Zukunft bestens bescheid, wenn er – so als lese er im Kaffeesatz oder in einer Kristallkugel – achtunggebend und hoheitsvoll den Propheten abgibt, dann könnte es sich um einen Fall von kollektivem paranoiden Wahn handeln. Man ist nicht allein mit seinen Prognosen.
Man befindet sich nämlich in bester und allseits renommierter Gesellschaft. Die prophetischen Prognosen liest man in den teuren psychiatrischen Lehrbüchern und sog. Fachartikeln, Pflichtlektüre für jeden anerkannten Psychiater. Keiner der Autoren, die sich Wissenschaftler nennen, hat Sie persönlich kennen gelernt oder befragt. Keinem unter ihnen haben Sie die einmaligen Uraufführungen, die Szenen, aus denen sich Ihre Biographie zusammensetzt, jemals dargestellt.
Häufig ist die Prophezeiung die Hauptursache für das prophezeite Ereignis! (Th. Hobbes)
Dass eine Prophezeiung das prophezeite Ereignis provozieren kann, gilt auch für jene Psychiater oder Psychotherapeuten, die von einem hohen Ross aus Ihr zukünftiges Leben zu überschauen behaupten. Sie nennen das Ihre ‚Prognose’, was so viel wie ‚Vorhersage’, genauer gesagt ‚Vorherwissen’ bedeutet. Zum Beispiel so: „Sie werden immer dieses Medikament nehmen müssen.“ Oder bei der Entlassung aus dem psychiatrischen Krankenhaus: „Wir sehen uns ja doch bald wieder!“ Falls Sie noch soweit ungebrochen sind und sich noch nicht vor dieser Art Spezialisten ehrfurchtsvoll verbeugen, falls Sie noch stolz genug geblieben sind, sich ein gesundes Maß an sportlichem Ehrgeiz oder auch pubertärem Trotz erhalten konnten, dann lassen Sie den Kopf nicht gläubig hängen, sondern beweisen Sie einem solchen unkendem Propheten, dass er sich geirrt haben wird. Sammeln Sie im stillen Kämmerchen in einem kleinen ‚Weißbuch’ alle Ideen, die Ihnen kommen zu der selbstgestellten Frage: „Und wenn er sich doch geirrt haben sollte, dann werde ich….“.
So gibt der ‚wissenschaftlich’ verbrämte Psychiater, der gottgleich vorgibt, Ihre Zukunft zu wissen, Ihnen sogar noch eine Chance. Nämlich einen Anlass, „Möglichkeiten des Andersseins“ (Paul Watzlawick) zu erfinden. So konnten manche ehemaligen Patientinnen und Patienten erstaunlich viele neue Möglichkeiten entdecken, jenseits von Therapie oder Psychiatrie. Psychotherapie-Patienten, die von einem „unwissenden“, neutralen und neugierigen Psychotherapeuten oder Psychiater ausgiebig nach einem gewünschten, machbaren und mit Hoffnung und Zuversicht angereicherten Leben in der Zukunft befragt und auch danach gefragt wurden, wie das denn im Einzelnen zu bewerkstelligen sein könnte, machen immer wieder die Erfahrung, dass es ihnen während und nach solchen Gesprächen spürbar besser geht. Aber nicht nur das, sondern, dass sie ihre Visionen mehr oder weniger unbewusst zu Prognosen umgewandelt haben. Mit Hilfe eines talentierter Psychotherapeuten oder Psychiaters haben Sie also eine gute Prognose, sich als Ihr eigener ‚Wahrsager’ zu betätigen, um eine oder mehrere denkbare, erwünschte Lösungen zu erfinden. Und in die Tat umzusetzen!
„Am Anfang war die Tat!“ (Goethe)
Nachtrag
Manche Wörter habe ich kursiv markiert. Das mache ich, wenn ich mich von diesem oder jenem Wort distanzieren möchte. Wenn ich ausdrücken will, dass ein solches Wort in seiner Wirkung auf mich, in meiner Wirklichkeit, fatal, schädlich, verwirrend, verschleiernd, mystifizierend, heuchlerisch oder das Problem erhaltend erlebt wird. Ich hätte auch jedes Mal ein ’sog.‘ davor setzen können. Erinnern Sie sich noch an die Zeiten vor 1990, als gewisse westdeutsche Zeitungen „DDR“ in Anführungszeichen setzten, weil sie die Bedeutungen von D und D und R für eine Lüge hielten? Wohin sind die Gänsefüßchen seitdem gelaufen? Sie sind überflüssig geworden, die DDR ist abgeschafft worden. Von Nichtvorhandenem braucht, ja kann man sich gar nicht distanzieren. Ob dem mehrdeutigen Spielfeld „Psychiatrie“ eines Tages das gleiche Schicksal widerfahren wird? Die Abschaffung des sich gegenseitig ausschließenden und verrückt machenden Beziehungsangebots – Zwang und Kontrolle versus Therapie – und damit auch das Verschwinden des Wortes selbst?! Ich hoffe es. Zu viel Leid ist mit diesem Begriff verbunden. Nicht nur in Zeiten der Sowjetunion, des Nationalsozialismus, der DDR. Immer noch, auch hierzulande.
Es gilt, neue Modelle zu entwickeln: Therapie und Kontrolle als sich gegenseitig ausschließende Kontexte sollten sprachlich, rituell, kulturell, personell, räumlich eindeutig getrennt werden. Man wüsste, ob man Insasse ist oder Patient, Schließerin oder Krankenschwester, Ärztin oder Vollzugsbeamtin.
Christian Michelsen, Bremen
Arzt für Psychiatrie und Neurologie/Sozialmedizin
Systemische Familientherapie, Supervision und Beratung
Kurzzeittherapie
Psychodramatherapeut
christianf.michelsen@t-online.de
Hier spricht ein Mensch aus, was in dieser Sparte der Medizin tatsächlich abläuft. Ein wenig kompliziert in der Ausdrucksform gewählt, ansonsten sehr zutreffend. Ich würde mir wünschen, daß es diesen Text auch in einer einfacheren Form zum Lesen gibt. Viele, die ich in diesen Irrenanstalten unfreiwillig getroffen habe, sind vom Inhalt her nicht überfordert, wohl aber von der Formulierung und Länge.
Ich finde diesen Beitrag sehr anregend und treffend, weil er einmal mehr zeigt, wie unsicher das Terrain des Psychischen für diejenigen ist, die als Fachleute gelten, und welche „stützende Funktion“ Diagnosen für uns Fachleute haben können.
Dem Widerstreben von Patienten, mit Diagnosen bedacht zu werden, steht deren berechtigte Frage „was habe ich denn?“ entgegen.
Diagnosen sind nicht per se schlecht. Für eine Depression gibt es eigentlich kaum ein besseres Wort als „Depression“ (= „Niederdrückung“). Gleiches gilt für die Angst; deren Körpergefühl ist die „Enge“ und das lat. Wort dafür (angustia) ist die Quelle für unsere „Angst“.
Schwierig werden Diagnosen als bloße Etiketten, die auf Pat. draufgepappt werden – „Sie haben eine sowieso-Störung“. Das macht defizitäre Fremd- und Selbstbeschreibungen, die niemandem weiterhelfen. Vielleicht dem Therapeuten, der als Diagnosevergeber sich auf der sicheren Seite wähnen darf, in den allermeisten Fällen aber nur seine eigene Wunde verschleiert, solange er (sie) sich ihr nicht zugewandt und geheilt hat.
Die Frage „was ist mit mir los?“ braucht ein vernünftiges Störungsmodell. Das erklärt mir und meinem Patienten/in welche Dynamiken seinen leidhaften Mustern zugrundeliegen. Und ein gutes Störungsmodell ist keineswegs defizitär oder abwertend, sondern konstruktiv und pragmatisch.
Vielen Dank, lieber Herr Eder, für Ihren Kommentar; er veranlasst mich, noch einmal Fritz Simons, beim Carl-Auer-Verlag erschienenes Buch „Meine Psychose, mein Fahrrad und ich – Zur Selbstorganisation der Verrücktheit“ zur Hand zu nehmen. Des Patienten selbstverständliche, „berechtigte“ und zu erwartende Frage „Was HABE ich denn?“ hat mich dereinst in semantische Fallen tapsen lassen. Diese Frage – was er denn sein eigen nennen könne, müsse, solle – behutsam infrage zu stellen, dazu hat mich Simons Buch ermutigt. Mir erscheint diese, des Patienten Zustand und Verhalten und Denken und Fühlen und Leiden betonierende Frage bereits ein Teil des Problems zu sein. – Im Übrigen stimme ich Ihnen zu. Ja, Dynamiken! Muster!
Lieber Herr Michelsen, danke für Ihre Antwort. Sie sprechen da den ganz entscheidenden Punkt an. Die Menschen wollen verständlicherweise wissen, was mit ihnen ist; wenn ich zum Doktor gehe, will ich auch wissen was ich hab. Wenn wir dann nicht von unumstößlichen und nicht zu greifenden „Dingen“ wie „Depression“ reden, ohne das als musterhafte Dynamik runterzubrechen, bewirken und verstärken wir Hilflosgkeit und Abhängigkeit. Wenn mein Pat. aber mit meiner Hilfe beginnt zu verstehen, welche Dynamik da in ihm wirkt und wie er sie beeinflussen kann, erhöht sich seine (und natürlich ihre) Selbstwirksamkeit und genau da wollen wir ja hin.
Ich bedanke mich so sehr für diesen Artikel, es passt auf vieles, was mir in meiner letzten, schief gelaufenen Therapie passiert ist! Ich hatte das meiste davon im Gefühl, aber es jetzt von einem Fachmann zu lesen, gibt mir Stärke und Würde zurück!
Denn mir wurde, nachdem ich wegen einer schlimmen Trennung zu einer Psychologin kam, eine Persönlichkeitsstörung attestiert, wobei mir diese Diagnose nicht offiziell gesagt wurde, sondern ich es durch Zufall herausfand, und ich – wie in ihrem Artikel beschrieben – tonnenweise düstere Informationen dazu las, was mich auch immer stärker in diese Richtung driften ließ. Das Scheitern der Beziehung konnte ich nun allein auf mich als pathologisch kranken Kandidaten schieben. Die Akteneinsicht wird mir bis heute auch verweigert.
Und auch: Welch entwürdigender und stigmatisierender Begriff ist bitte eine Persönlichkeitsstörung? Wir haben vielschichtige Persönlichkeiten mit Stärken und Schwächen, aber sind auf unsere Art und Weise doch auch vollkommen.
Ich hoffe, ich finde bald eine*n so flexibel und offen denkende*n und handelnde*n Therapeutin/ en wie Herrn Michelsen!
Dies ist ein schöner Beitrag. Danke dafür. Und ganz ehrlich, von Herrn Dr. Michelsen würde ich mich gerne und sofort „diagnostizieren“ und ggf. therapierne lassen.