Das Motiv des Symposiums Das Unbehagen in der (Psychotherapie-) Kultur, das am 17./18. März 2006 in Bonn stattfand, war einfach wie nachdrücklich: es ging um die Überwindung der psychotherapeutischen Schulen und gegen die politischen und wissenschaftlichen Trends einer mehr und mehr empiristischen Psychotherapie. Doch dann geriet das Symposium mitten ins Zentrum psychotherapie-politischer Turbulenzen. Zeitgleich war der Gemeinsame Bundesausschuss der Ärzte und Krankenkassen (G-BA) mit der Neukonzipierung der Psychotherapierichtlinien befasst, in der es um nicht weniger ging, als den Verfahrensbegriff der Psychotherapie zugunsten von Methoden und Techniken aufzulösen. Zudem sollte die Anerkennung dieser selektiven Methoden und Techniken an die Wirksamkeit bei häufig vorkommenden psychischen Störungen gekoppelt werden. Hier sahen sich die Teilnehmer des Symposiums in ihrer psychodynamischen, humanistischen oder systemischen Tradition aufgerufen ein Zeichen zu setzen. Sie setzten die Bonner Erklärung auf, die sich gegen das Vorhaben des G-BA wendet. In den darauf folgenden Wochen unterzeichneten mehr als 3.000 Psychotherapeuten diese Erklärung etwa 10% der gesamten Psychotherapeutenschaft! Darin wenden sich die Unterzeichner im Kern gegen die Zergliederung von Psychotherapieverfahren in Verfahren, Methoden und Techniken und gegen die ausschließende, diagnosebezogene Zuordnung von Psychotherapieverfahren. Der vorliegende Tagungsband ist somit das Kompendium einer Psychotherapiekultur gegen jenes Effizienzdenken in der Psychotherapie, das fern ganzheitlicher Zusammenhänge agiert. Die vielgestaltigen Referatsthemen bündeln sich in einem der Grundthemen von Psychotherapie: systemische Perspektive versus mechanistisches Naturverständnis. Es geht u.a. um jene Aspekte, die aktuell das Selbstverständnis von Psychotherapie ausmachen und zukünftig zur Integration der Therapieverfahren beitragen können.
Zur vollständigen Buchvorstellung
Das unbehagen in der (psychotherapie-)kultur
2. September 2007 | Keine Kommentare