Im Jahre 1993 erschien das letzte große Werk des im Jahre 2002 verstorbenen französischen Soziologen Pierre Bourdieu„La misère du monde“, das er gemeinsam mit einer Gruppe von KollegInnen veröffentlichte und das in der Fachöffentlichkeit sicher das Umstrittenste seiner Arbeiten war, dem von seinen Gegnern eine feuilletonistische bzw. journalistische Vorgehensweise vorgeworfen und damit die Wissenschaftlichkeit bestritten wurde. 1997 wurde das umfangreiche Buch (fast 1000 Seiten im Original), etwa um 20 Prozent gekürzt, im Universitätsverlag Konstanz in deutscher Übersetzung veröffentlicht. Seit 2005 ist nun eine wesentlich preiswertere, aber nochmals gekürzte Studienausgabe erschienen, die es dennoch möglich macht, sich mit diesem lohnenswerten Projekt intensiver zu beschäftigen. Genauere Angaben zu dieser Ausgabe sind dem Vorwort von Franz Schultheis zu entnehmen, der die beiden deutschen Versionen auch besorgt hat. systemagazin bringt die ausführliche Rezension der ersten deutschen Übersetzung von Oliver König aus dem Jahre 1997, in der er festhält:„Was macht nun dieses Buch bzw. den darin zum Ausdruck kommenden Denkstil für TherapeutInnen wichtig? Es bietet auch für den soziologischen Laien eine gut lesbare und mit wenig theoretischem Ballast befrachtete erste Begegnung mit einer der zentralen soziologischen Denkschulen der Gegenwart. Es bietet ein Kaleidoskop gesellschaftlicher Positionen und Perspektiven zum Wandel in Familie und Generationenbeziehungen, zu Wohnort, Schule, Beruf, Arbeit und Arbeitslosigkeit, und den Verwerfungen einer multikulturellen Gesellschaft, alles Problemlagen, die für die Bundesrepublik in gleicher oder vergleichbarer Art bestehen. Es bietet Reflexionen über eine am Gegenstand entlang entwickelte Methode des Interviews und Methodologie der Analyse und des Verstehens. Und in Übertragung auf das Feld der Psychotherapie verweist es auf auch hier mögliche Wege zwischen einer naiv subjektivistischen, auf die Macht des Erlebens und die Evidenz des Wahrgenommenen pochenden alltagspraktischen Theorie und einer sich in modelltheoretische Spekulationen zurückziehenden Theorie mit geringer oder fehlender empirischer und alltagspraktischer Anbindung“
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Das Elend der Welt
19. September 2007 | Keine Kommentare