systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

Familiendynamik 2025

Heft 1

Christina Hunger-Schoppe & Susan C. A. Burkhardt (2025): Editorial: Die Welt ist voller Emotionen und Gefühle. In: Familiendynamik  50 (01), S. 1-1.

Rainer Schwing (2025): Liebe, Neugier, Spiel. Wie hält es die Systemische Therapie/Beratung mit den Emotionen. In: Familiendynamik  50 (01), S. 4-14.

abstract:  Emotionen wurden in den letzten Dekaden in der therapeutischen Literatur häufig stiefmütterlich behandelt. Seit einigen Jahren ändert sich das, wie aktuelle Veröffentlichungen zeigen, auch aus systemischer Sicht (z. B. Bertrando, 2018; Flaskas & Draper, 2018; Raisch, 2018; Schwing, 2011, 2021; Wagner & Russinger, 2024; Zwack& Dolhanty, 2023). Der Artikel gibt einen kurzen Überblick über diese Entwicklungen und fokussiert auf eine wenig beachtete Dimension: Emotionen sind immer Teil von Veränderungs- und Entwicklungsprozessen und können sie befördern, wenn wir sie klug nutzen. Neurobiologische Befunde unterstützen diese Perspektive, gleichzeitig koppelt dies an sehr vertraute systemische Traditionen an.

Nantje Otterpohl & Sarah Teresa Steffgen (2025): Wenn Kinder elterliche ­konditionale Wertschätzung ­erleben. Auswirkungen, Wirkmechanismen und Determinanten. In: Familiendynamik  50 (01), S. 16-24.

abstract:  Bei elterlicher konditionaler Wertschätzung handelt es sich um eine Erziehungsstrategie, bei der Heranwachsende erleben, dass die elterliche Wertschätzung, Anerkennung, Aufmerksamkeit und Zuneigung von guten Leistungen und erwünschtem Verhalten abhängig ist. In diesem Überblicksartikel werden theoretische Überlegungen sowie der empirische Forschungsstand zu wahrgenommener elterlicher konditionaler Wertschätzung, ihren Auswirkungen, Wirkmechanismen und Determinanten in zwei wichtigen Domänen zusammengefasst: im Kontext von Schulleistungen und im Kontext der Emotionsregulation. Zusammengefasst belegen die Forschungsergebnisse eindrucksvoll, dass als bedingt wahrgenommene elterliche Wertschätzung mit erheblichen ungünstigen Erlebens- und Verhaltensmustern wie Motivationsproblemen, einem dysfunktionalen Selbstwert, Prüfungsangst, depressiven Symptomen, Problemen in der Emotionsregulation, Schwierigkeiten in zwischenmenschlichen Beziehungen sowie psychischer Belastung verbunden ist. Diese Ergebnisse sprechen dafür, diesen Aspekt in der Prävention und Behandlung von psychischen Störungen stärker zu berücksichtigen.

Susan C.A. Burkhardt (2025): Emotionen gesund begleiten mit Emotions-Coaching. In: Familiendynamik  50 (01), S. 26-32.

abstract:  Dieser Beitrag beschreibt, ausgehend von verschiedenen emotionsbezogenen Erziehungsstilen, eine gesunde Art und Weise, wie Erwachsene mit den Emotionen von Kindern umgehen und auf sie eingehen können, sodass die Kinder sich bestmöglich entwickeln: Das Emotions-Coaching nach Gottman et al. besteht aus den fünf Schritten Bemerken der Emotion, achtsame Hinwendung zum Kind, Empathie und Akzeptanz, Benennen und Erkunden von Emotionen und gemeinsamem Problemlösen.

Kathelijne van Dongen, Katinka van Dongen, Hans Bom, Agaath Koudstaal et al. (2025): Gewaltloser Widerstand und ­Verbindende Autorität in einem Training für Eltern mit suizidalen Jugendlichen. In: Familiendynamik  50 (01), S. 36-44.

abstract:  Dieser Artikel beschreibt Erfahrungen von Eltern mit suizidalen Jugendlichen in der Elterngruppe »Verbindende Autorität« (»Connecting Authority«, vgl. Omer & v. Schlippe, 2016). Durch die aktive Arbeit an der Wiederherstellung einer tragenden Eltern-Kind-Beziehung sowie der Beziehungen innerhalb der Familie, durch Validierung, d. h. das Verstehen der Gefühle, Gedanken und Handlungen der Jugendlichen, sowie durch Unterstützung im Umgang mit der eigenen Anspannung und im Durchbrechen von Vermeidungsmustern konnte sich die Verbundenheit zwischen den Eltern, den Jugendlichen und anderen Familienmitgliedern in dieser Elterngruppe vertiefen. Mit der neuen Verbundenheit lernten die Eltern, dem selbstverletzenden und suizidalen Verhalten ihres Kindes Grenzen zu setzen. Die Elterngruppe vermittelte Selbstvertrauen und Halt und half den Eltern, durchzuhalten und Dinge im rechten Verhältnis zu sehen. Sie schenkte Hoffnung in einer Zeit, in der es sehr schwierig für die Eltern war, Unterstützung zu finden.

Jonathan Czollek (2025): Leider sind wir nicht die Guten. Diversitätssystemische Therapie und Beratung gegen Rassismus. In: Familiendynamik  50 (01), S. 46-52.

abstract:  In systemischer Therapie und Beratung wurde und wird Rassismus nicht ausreichend entgegengewirkt, manchmal wird er im Gegenteil sogar hergestellt. Um diesem menschenrechtlichen Problem zu begegnen, wird in diesem Beitrag vorgeschlagen, Diversitätssystemische Therapie und Beratung als diskriminierungskritische Reflexion auf die Systemik anzuwenden. Dieses Konzept bedeutet eine Veränderung systemischer Theorie, Haltung und Methodik sowie des Umgangs mit den Kontexten Systemischer Beratung.

Susan C.A. Burkhardt (2025): »Sich mit Emotionen bewusst zu ­beschäftigen kann dabei helfen, dass wir sie als weniger überwältigend ­erleben«. Susan C. A. Burkhardt im Gespräch mit Christiane Kehoe. In: Familiendynamik  50 (01), S. 54-56.

Caroline Heil (2025): »Menschen eine Chance zu geben, die sonst keine bekommen, ist eine extrem erfüllende Erfahrung«. Caroline Heil im Gespräch mit Stephan Kohorst und Stefanie Janne Klar von der Firma Dr. Ausbüttel. In: Familiendynamik  50 (01), S. 58-60.

Lina Haak (2025): Plädoyer für das Mehrpersonensetting (MPS). In: Familiendynamik  50 (01), S. 62-64.

abstract:  Wenn ich, Lina, an die Umsetzung des Mehrpersonensettings (MPS) in meiner Therapieausbildung denke, gibt es für mich eine große Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit. Auf der einen Seite kenne ich die Anforderung meines Ausbildungsinstituts, das MPS möglichst in jeder vierten Sitzung umzusetzen, auf der anderen Seite stellen sich ganz praktische Herausforderungen, dies auch tatsächlich zu bewerkstelligen. An meinem Institut gibt es (noch) keine konkreten Seminare dazu. Ich hatte das Glück, als eine der zwei von über 20 Teilnehmenden einmal ein Netzwerkgespräch leiten zu können – also hatte ich zumindest im Rollenspiel schon einmal gespürt, wie es sich mit mehr als zwei Personen im MPS anfühlen kann. Ich hatte wenig Theorie dazu an der Hand und dachte vor allem: Es ist eine Menge zu beachten und zu organisieren – und finanziert wird es auch nicht. So erschien mir das MPS im Rahmen der Approbation noch ein ziemlich ideelles Vorhaben. Und tatsächlich, wenn ich an mein Institut komme, wenn ich mich in Supervisionen umhöre, wenn ich in meinen eigenen Kalender sehe – dann finde ich überwiegend Einzelgespräche. Im Studium hatte ich mal gehört: Nirgends ist der Unterschied zwischen Theorie und Praxis so groß wie in der Praxis. Nun bin ich mittendrin – und fühle mich selbst gefangen in den teils widersprüchlichen Anforderungen der verschiedenen Systeme, in denen ich mich bewege, den Bedarfen meiner Klient:innen und meinen eigenen Werten und Wünschen. Und ich frage mich: Was kann ich tun, um das zu verändern? Und weil alles damit beginnen könnte, von Ausnahmen zu sprechen und Erfolgsgeschichten zu erzählen, schreiben wir, Lina als Therapeutin und Marie als Klientin, diesen Artikel zusammen.

Cumhur Tekbasaran, Martin Hegelow, Nicole Horwedel, Andra Fischer et al. (2025): Das ISTB – Therapie und ­Organisationsentwicklung GmbH. Zu unserem Aus- und Weiterbildungsinstitut. In: Familiendynamik  50 (01), S. 66-69.

Hauke Christiansen (2025): Empörung als Schlüssel zu wirksamer Alltagsethik. In: Familiendynamik  50 (01), S. 70-72.

abstract:  Wie können sich Arbeitsteams, Schulklassen o.Ä. auf eine praktikable Alltagsethik verständigen? Eigene Erfahrungen bilden den Schlüssel für Orientierung in der Lebenswelt der Beteiligten. Ein einfacher gruppenspezifisch formulierter Fragebogen zu Empörungssituationen liefert den Einstieg. Die Reflexion der gefundenen und miteinander diskutierten Verletzungssituationen führt auf konkrete Grundsätze, die Empathie und inneren Seitenwechsel anregen. Werden sie berücksichtigt, folgt ein gutes Lern- und Arbeitsklima, das die Bearbeitung von Konflikten erleichtert.

Christina Hunger-Schoppe, Niels Braus, Philipp Wichelhaus & Chawwah Yael Grünberg (2025): Licht und Schatten: Systemische ­Therapie im Kontext der deutschen ­Psychotherapieszene. Der 3. Deutsche Psychotherapiekongress (DPK) der Deutschen Gesellschaft für Klinische Psychologie und Psychotherapie (DGPs). In: Familiendynamik  50 (01), S. 74-75.

abstract:  Im Juni 2024 lud die Deutsche Gesellschaft für Klinische Psychologie und Psychotherapie (DGPs) zu ihrem 3. Deutschen Psychotherapiekongress (DPK) nach Berlin ein. Die DGPs ist wissenschaftliche »Heimat« für nahezu alle an Universitäten tätigen klinisch-psychotherapeutischen Professor:innen und wissenschaftlichen Mitarbeiter:innen. Spannend ist die Tatsache, dass sie mit ca. 5400 Mitgliedern deutlich kleiner ist als die systemischen Verbände, jedoch berufspolitisch unglaublich schlagkräftig. In der Vergangenheit fand der DGPs-Kongress jährlich an verschiedenen Universitäten statt. Um verstärkt berufspolitisch sichtbar zu werden, verlegte die DGPs den Kongress, der seither unter der Abkürzung DPK bekannt ist, vor drei Jahren mitten ins Herz von Berlin: an die Sonnenallee und dort ins Estrel Congress & Messe Center. Der diesjährige DPK fand damit nicht nur im größten Hotel Deutschlands statt, es war auch der bisher größte DPK mit über 1500 Vertreter:innen aus Wissenschaft, Praxis und Politik, 9 Keynotes, 89 wissenschaftlichen Symposien, 17 praxisorientierten Symposien, 34 Workshops, insgesamt über 950 Vorträgen und einer abendlichen Präsentation von über 200 Postern bei Dinner & Wine.

Ursula Fenzl (2025): Rezension – Birgit Averbeck et al. (Hrsg.)(2023): Kooperation im Kinderschutz. Handbuch für eine systemische Praxis. Göttingen (Vandenhoeck & Ruprecht). In: Familiendynamik  50 (01), S. 76-77.

Günter Reich (2025): Rezension – Jan Bleckwedel (2022): Menschliche Beziehungsgestaltung. Eine systemische Theorie des Zwischenmenschlichen. Göttingen (Vandenhoeck & Ruprecht). In: Familiendynamik  50 (01), S. 77-79.

Günter Schiepek (2025): Zum Tode von Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Hermann Haken (1927 – 2024). In: Familiendynamik  50 (01), S. 80-81.

abstract:  Am 14. August 2024 starb Hermann Haken im Alter von 97 Jahren im Kreise seiner Familie. Er war einer der bedeutendsten Physiker des 20. und beginnenden 21. Jahrhunderts und hat bahnbrechende Beiträge zur Lasertheorie, Festkörperphysik, Theorie der Ungleichgewichts-Phasenübergänge in unterschiedlichen Medien sowie der Selbstorganisations- und Komplexitätstheorie geleistet.

Astrid Beermann (2025): Zum Tode von Priv.-Doz. Dr. phil. Joseph Rieforth (1959 – 2024). In: Familiendynamik  50 (01), S. 82-82.

abstract:  Am 29. August dieses Jahres ist Joseph Rieforth mit nur 65 Jahren verstorben – wir verlieren mit ihm einen besonders einfühlsamen Menschen und eine hochkompetente Fach- und Führungskraft mit herausragender Expertise, der sehr fehlen wird. 1959 im Ruhrgebiet geboren und aufgewachsen, studierte Joseph Rieforth Psychologie in Münster, Wien und Oldenburg. Über viele Jahrzehnte war er wissenschaftlicher Leiter mehrerer Kontaktstudien im Bereich Therapie und Beratung sowie der Ausbildungsstätten und Hochschulambulanzen für Psychologische Psychotherapie und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie an der Universität Oldenburg. Hier leistete er viel Aufbaubauarbeit und etablierte über vier Jahrzehnte hinweg unterschiedliche berufsbegleitende Aus- und Weiterbildungsangebote im universitären Kontext

Kurt Lüscher (2025): Griff zum Handy. In: Familiendynamik  50 (01), S. 86-86.

abstract:  Viel Wissenswertes über Emotionen und Gefühle gelesen … und jetzt ein Griff zum Handy! – Nein doch: Zu einem Buch darüber. Nicht irgendeines, sondern jenes, das mich beeindruckt, beunruhigt und angeregt hat wie schon lange keines: Jonathan Haidt, The anxious generation (mittlerweile auf Deutsch erschienen bei Rowohlt: Generation Angst, 2024). Gewiss: Ein Bestseller, reißerisch der Umschlag, reißerisch der Untertitel: Wie wir unsere Kinder an die virtuelle Welt verlieren und ihre psychische Gesundheit aufs Spiel setzen. Haidt geht von Daten über die Verhältnisse in den so fernen USA aus. Doch gleiche Beobachtungen werden hierzulande diskutiert. Wer heute mit Lehrerinnen und Lehrern, mit Müttern und Väter spricht, erfährt, wie umstritten der Umgang mit dem Handy ist. Dabei verstärkt jener der Erwachsenen die Kontroversen.


Heft 2

Mathias Berg, Jörn Borke, Christina Hunger-Schoppe & Rieke Oelkers-Ax (2025): Editorial: Was ist »systemisch?« 50 Jahre Familiendynamik. In: Familiendynamik  50 (02), S. 89-90.

abstract:  Im Februar 1976 wurde die erste Ausgabe der Familiendynamik veröffentlicht: Sie besteht heute in ihrem 50. Jahr! Das ist ein wunderbarer Anlass für dieses Jubiläumsheft. Helm Stierlin und Josef Duss-von Werdt brachten als Gründerväter in ihrer ersten Ausgabe zum Ausdruck, »daß die Zeit dafür reif ist. Um das neue Paradigma mit Leben zu füllen, bedarf es neuer Beobachtungen und Erfahrungen aus den verschiedensten Wissensbereichen [und] […] eine angemessene Sprache«, so die beiden im ersten Editorial: »Sie muss erst noch entwickelt werden.« Dies ist aus unserer Sicht in den letzten 50 Jahren vielfach gelungen, und unser Anliegen ist es, mit diesem Jubiläumsheft möglichst viele dieser Beobachtungen und Erfahrungen zu teilen und unterschiedliche Stimmen zu Wort kommen zu lassen.

Jörn Borke, Rieke Oelkers-Ax, Christina Hunger-Schoppe & Mathias Berg (2025): Was ist »systemisch« und die »Essenz« Systemischer Therapie und Beratung – und was ausgesprochen nicht? In: Familiendynamik  50 (02), S. 94-104.

Mathias Berg, Rieke Oelkers-Ax, Jörn Borke & Christina Hunger-Schoppe (2025): Zurückgeschaut: Eindrückliche Entwicklungen aus den vergangenen 50 Jahren. In: Familiendynamik  50 (02), S. 106-112.

abstract:  Der Beitrag fokussiert zeitgeschichtlich Entwicklungen der Familientherapie/der Systemischen Therapie. Ausgewertet wurden dafür die schriftlich übermittelten Antworten auf die Fragen (1) »Welche Entwicklung(en) waren für dich am eindrücklichsten in den letzten 50 Jahren, wenn du auf die Systemische Therapie und Beratung schaust?« und (2) »Gibt es ein bestimmtes Datum, an das du dich besonders gerne erinnerst – und/oder auch ein Datum, das du am liebsten vergessen würdest?« Diese werden in lektorierter Zitatform wiedergegeben und Entwicklungsabschnitten der Familiendynamik (sog. Hahnenschrei-Epochen) sowie der Familientherapie/Systemischen Therapie gegenübergestellt.

Christina Hunger-Schoppe, Mathias Berg, Jörn Borke & Rieke Oelkers-Ax (2025): Entwicklungen der Systemik und Familiendynamik: Ein Rückblick aus dem Jahr 2075. In: Familiendynamik  50 (02), S. 114-128.

abstract:  Der Beitrag blickt aus der Perspektive des Jahres 2075 auf die Entwicklungen der systemischen Ansätze seit 2025 zurück und nutzt dazu die Ein- und Ausblicke derjenigen Systemiker:innen, die uns ihre Stimme zum 50-jährigen Jubiläum der Familiendynamik auf folgende Fragen zur Verfügung gestellt haben: Wie ist es seit den 2020er Jahren weitergegangen? Welche Themen sind mit Blick auf die systemische Haltung und Theorie, Forschung und Praxis verhandelt worden? Wie ist es rund um die kassenärztliche systemtherapeutische Versorgung weitergegangen? Welche Berufsfelder sind sich wie und mit welchem Erfolg begegnet? Wie ist es für die systemischen Ansätze mit Blick auf Künstliche Intelligenz und die Klimakrise weiter gegangen? »Schaumermal …«, was berichtet worden ist.

Christina Hunger-Schoppe, Mathias Berg, Jörn Borke & Rieke Oelkers-Ax (2025): Wünsche für die Zukunft. In: Familiendynamik  50 (02), S. 130-135.

Erhard Wedekind (2025): Entwicklung der ­Familiendynamik – eine ­persönliche Rückschau. In: Familiendynamik  50 (02), S. 136-137.

Thomas Kleffner (2025): Blicke vom Balkon. Thomas Kleffner im Gespräch mit den ehemaligen Herausgebern Hans Rudi Fischer, Ulrike Borst und Arist von Schlippe. In: Familiendynamik  50 (02), S. 138-143.

Thomas Kleffner (2025): Zwischen merkantilen Perspektiven und freundschaftlichen Beziehungen – ein persönlicher Rückblick aus Verlagssicht. In: Familiendynamik  50 (02), S. 150-151.

Stephan Dietrich (2025): 50 Jahre Familiendynamik. In: Familiendynamik  50 (02), S. 152-152.

Günter Schiepek, Georg Walterskirchen & Rieke Oelkers-Ax (2025): Die Erfassung interpersoneller ­Prozessmuster mit dem Synergetischen Navigationssystem (SNS). In: Familiendynamik  50 (02), S. 156-167.

abstract:  Erfassung, Visualisierung und Reflexion von Veränderungsprozessen gehören in Psychotherapie und Beratung zur Routine und helfen, Qualität zu sichern. Für die systemische Praxis sind sie ein konstitutives Merkmal, da Systeme aller Art Prozesse und Prozessmuster generieren, mithin selbstorganisierende Dynamiken aufweisen. Zur Erfassung dieser Dynamiken wurde vor einigen Jahren das Synergetische Navigationssystem (SNS) entwickelt, welches sowohl mit Einzelklient:innen als auch mit Paaren, Familien, Therapiegruppen, Teams und anderen Mehrpersonensystemen nutzbar ist. Es enthält eine Vielzahl von Funktionen, welche in der Lage sind, die systemischen Charakteristiken nichtlinearer Veränderungsprozesse darzustellen (z. B. Ordnungsübergänge, Stabilität und Instabilität von Prozessen, intra- und interpersonelle Synchronisation). In diesem Beitrag werden die Möglichkeiten vorgestellt, welche das SNS für die Arbeit mit Mehrpersonensystemen hat: Überlagerung und damit direkte Vergleichbarkeit von Verläufen mehrerer Personen in einem Diagramm, Mehrpersonen-Resonanzdiagramme für Rohwerte und dynamische Komplexität, idiographische Systemmodellierung und daraus entwickelte personalisierte Prozessfragebögen, Anwendung von Interaktions-Matrizen, Mehrpersonen-Korrelationsmatrizen zur Korrelation von Zeitreihen mehrerer Personen. Alle Methoden erlauben es, Beziehungsmuster zu visualisieren und diese zusammen mit den Klient:innen zu reflektieren.

Rieke Oelkers-Ax & Thomas Ax (2025): »Nutze deine Verletzlichkeit als Stärke in der Kunst«. Living Museum als »vierte Revolution« in der Psychiatrie? Rieke Oelkers-Ax und Thomas Ax im Gespräch mit Mitra Reyhani Ghadim und Rose Ehemann. In: Familiendynamik  50 (02), S. 168-177.

Mara Neugebauer (2025): Der Verbund für Systemische Psychotherapie – eine Geschichte über ­Berufspolitik, Leidenschaft und viel Durchhaltevermögen. Mara Neugebauer im Gespräch mit Björn Enno Hermans. In: Familiendynamik  50 (02), S. 178-179.

Johanna Herrmann, Niels Braus, Stephan Riepe, Götz Meißner et al. (2025): »Wir sind Versuchskaninchen – das finden wir gut!«. In: Familiendynamik  50 (02), S. 182-185.

Christina Hunger-Schoppe & Nora Daniels-Wredenhagen (2025): Heilung als Gemeinschaftsleistung. Familien in der psychiatrischen Klinik Modum Bad, Norwegen – ein Reisebericht. In: Familiendynamik  50 (02), S. 186-189.

Arist von Schlippe (2025): Rezension – Günter Reich, Michael Stasch Joachim Walter & Manfred Cierpka (Hrsg.)(2024): Handbuch der Familiendiagnostik. Heidelberg (Springer). In: Familiendynamik  50 (02), S. 192-193.

Hans-Werner Eggemann-Dann (2025): Rezension – Rüdiger Retzlaff: Zwangsstörungen von Kindern und Jugendlichen. Heidelberg (Carl-Auer). In: Familiendynamik  50 (02), S. 193-194.

Mathias Berg (2025): Vorstellung des neuen Herausgebers. In: Familiendynamik  50 (02), S. 195-195.

Wolfgang Loth (2025): Peace. In: Familiendynamik  50 (02), S. 198-198.

Martin Luger (2025): Leserbrief zum Artikel von Martin Luger in der Familiendynamik 4/20: »Systemische Psychotherapieforschung. Akademisierung im deutschsprachigen Raum – ein erster Überblick«. Familiendynamik, 48(4), 330 – 338. In: Familiendynamik  50 (02), S. 199-191.


Heft 3

Jörn Borke & Mathias Berg (2025): Editorial: Bindung kontrovers. In: Familiendynamik  50 (03), S. 201-202.

Marcel Zentner (2025): Wider den Bindungszwang. Reflexionen zu drei prägenden Prämissen der Bindungsforschung. In: Familiendynamik  50 (03), S. 206-218.

abstract:  In diesem Beitrag beschreibe ich eine Reihe empirischer Beweislücken und Widersprüche der Bindungstheorie, die oft heruntergespielt oder stillschweigend übergangen werden. Dabei verfolge ich die These, dass hinter der mangelhaften Assimilierung von Daten, die der Bindungstheorie widersprechen, ein Gefüge von drei Prämissen steht, das über die Bindungstheorie hinaus das Denken in weiten Kreisen prägt: Eine westliche Denktradition, die ich als Kontinuitätsmaxime bezeichne, kommt in empirisch nicht erhärteten Annahmen zur Kontinuität von Bindungsmustern zum Ausdruck. Eine in den Sozialwissenschaften verbreitete Vorliebe für die Verwendung weitläufiger, abstrakter Begriffe, die ich hier als Bindungsplatonismus bezeichne, zeigt sich in der Tendenz, empirisch kaum miteinander korrelierende Messungen von Bindungsqualitäten dennoch als Indikatoren eines und desselben Bindungskonzepts auszulegen. In der Betrachtung psychischen Wohlbefindens unter dem fast ausschließlichen Gesichtspunkt weniger dyadischer Beziehungsaspekte ist schließlich ein bestimmter Zeitgeist und dabei besonders eine der Physik entlehnte denkästhetische Heuristik erkennbar, die ich unter dem Begriff des Beziehungsreduktionismus kritisch erörtere.

Heidi Keller (2025): Die Bindungstheorie. Kritische Anmerkungen zu Grundlagen und Anwendungen. In: Familiendynamik  50 (03), S. 220-227.

abstract:  In diesem Beitrag wird die populäre und in Wissenschaft und diversen Anwendungsgebieten seit vielen Jahren dominierende Bindungstheorie kritisch reflektiert. Zunächst werden die Annahmen geprüft, die das theoretische Gerüst bilden, wie z. B. die Herleitung aus der Evolutionsgeschichte oder die Bedeutung einer primären Bindungsperson. Die Konzepte der Bindungstheorie sind häufig vage und unklar definiert, was vielfältigen Raum für unterschiedliche Auslegungen bietet. Das bedeutet, dass Konsens erscheint, wo er tatsächlich gar nicht vorhanden ist. Eine besondere Bedeutung kommt der ethnozentrischen Ausrichtung der Bindungstheorie für Wissenschaft und Praxis zu. Damit ist gemeint: Das Familien- und Sozialisationsmodell der westlichen Mittelschicht – 5 bis 10 Prozent Anteil an der Gesamtbevölkerung – wird zur verbindlichen Norm erklärt und als Begründung für weltweite Interventionen sowie weitere Anwendungsgebiete von Familienberatung und -therapie, Frühpädagogik bis zu Sorgerechtsentscheidungen herangezogen. Daraus entstehen vielfältige ethische Probleme, die von Kritikern als epistemische Gewalt bezeichnet werden. Es ist daher dringend geboten, Abweichungen vom westlichen Mittelschichtmodell nicht als Defizite zu interpretieren und einen Perspektivenwechsel einzuleiten.

Michael Schieche (2025): Vertrauen lernen. Von der Bindungsstörung zur Vertrauensbeziehung. In: Familiendynamik  50 (03), S. 230-240.

abstract:  Im Beitrag werden die Ursprünge und Grundkonzepte der Bindungstheorie zusammengefasst (internales Arbeitsmodell, Bindungsorganisation, Bindungsmuster). Daran anschließend, wird auf Bindungsstörungen eingegangen, insbesondere darauf, wie sich der Mangel an emotionaler Sicherheit und Rückhalt auf Wahrnehmung von Emotionen, Selbstwert und Organisation von Gefühlen auswirkt. Im zweiten Teil werden Konsequenzen für die therapeutische Beziehungsgestaltung sowie therapeutische Möglichkeiten aufgezeigt, die Bindungsorganisation zu verändern, z. B. die bindungsorientierte Genogrammarbeit mit dem Buffet der Botschaften. Zudem wird eine differenzielle Idee zur Beziehungsgestaltung mit Personen unterschiedlicher Bindungsorganisation ebenso wie familienorientierte Konzepte (Mentalisierungsbasierte systemische Familientherapie nach Asen & Fonagy) und ein Gruppenkonzept zur Arbeit mit Angehörigen von Kindern mit Bindungsstörungen vorgestellt. Abschließend werden Erfolgsfaktoren und Herausforderungen in der therapeutischen Arbeit mit Klient:innen mit Bindungsstörungen benannt.

Stefan Beher (2025): Innovative, »evidenzbasierte« Konzepte zur Systemtherapie mit Kindern und Jugendlichen. In: Familiendynamik  50 (03), S. 242-250.

abstract:  Das Innovationspotenzial systemischer Therapie für die Behandlung von Kindern und Jugendlichen in der Regelversorgung wird ausgehend von den im Rahmen ihres sozialrechtlichen Anerkennungsprozesses untersuchten Manualen in den Diagnosebereichen Essstörungen, Störungen des Sozialverhaltens und Ängste inhaltlich dargestellt. Dabei werden die therapeutischen Strategien des Maudsley Approach, des »gewaltlosen Widerstands«, der Multisystemischen Therapie sowie des SPACE-Konzepts berücksichtigt.

Kurt Lüscher (2025): Heute Familie definieren? Reproduktive Assistenzen provozieren Ambivalenzen. In: Familiendynamik  50 (03), S. 252-265.

abstract:  1978, also drei Jahre nach Erscheinen des ersten Hefts der Familiendynamik, kam Louise Brown als erstes mit Reproduktionstechnologie gezeugtes Kind zur Welt. Inwiefern hat sich dadurch das traditionelle Verständnis von Familie verändert? Wie kann sie hier und heute definiert werden? Das Jubiläum des fünfzigjährigen Erscheinens der Familiendynamik regt mich an, dies in einer wissenssoziologischen Perspektive zu bedenken. Vieles spricht dafür, eine allgemeine Idee von Generativität ins Zentrum zu rücken. Inwiefern lässt sich in Zahlen und Worten, in der Analyse der institutionellen Ordnungen und in Berichten aus der Praxis erkennen, dass sich dabei die individuellen und kollektiven Erfahrungen von Ambivalenzen vermehren und verdichten? Ergeben sich daraus Anstöße für therapeutisches Arbeiten?

Mathias Berg & Jörn Borke (2025): Bindungswissen und systemische Arbeit: (Wie) Passt das zusammen? Mathias Berg und Jörn Borke im Gespräch mit Alexander Trost. In: Familiendynamik  50 (03), S. 266-273.

Bernd Reiners (2025): »Mama hat zu viel Angst, um mich zu stoppen«. Kinderorientierte Familientherapie zur Vorbereitung anderer Hilfen. In: Familiendynamik  50 (03), S. 274-280.

Anke Brüggemann, Almut Fuest-Bellendorf & Uwe Michalak (2025): Das WIST – Westfälisches Institut für Systemische Therapie und Beratung e. V. In: Familiendynamik  50 (03), S. 282-285.

Manuela Mätzener (2025): Rezension – Simon Caspary (2024): Kulturentwicklung von Unternehmerfamilien. Eine Einführung. Heidelberg (Carl-Auer). In: Familiendynamik  50 (03), S. 286-287.

Irina Naber (2025): Rezension – Tanja Kuhnert & Nikola Siller (Hrsg.)(2025): Systemik, die. Feministische Perspektiven systemischer Theorie und Praxis. Göttingen (Vandenhoeck & Ruprecht). In: Familiendynamik  50 (03), S. 287-288.

Martin Rufer (2025): Leserbrief zum Jubiläum der ­Familiendynamik (2/25): ­Macht »systemisch« noch Sinn? In: Familiendynamik  50 (03), S. 290-291.

Kurt Lüscher (2025): Soziale Beziehungen. In: Familiendynamik  50 (03), S. 294-294.


Heft 4

Mathias Berg & Ulrike Lux (2025): Editorial: Trennung, Scheidung, Fortsetzungsfamilie. In: Familiendynamik  50 (04), S. 297-297.

Andreas Kirchner (2025): Das Ende als Anfang? Elemente einer vernachlässigten Perspektive auf Trennung. In: Familiendynamik  50 (04), S. 300-307.

abstract:  Ausgehend vom binären Modell Beziehung versus Trennung wird in diesem Beitrag aus philosophischer, soziologischer, psychologischer, aber auch biologischer Perspektive auf Trennungsprozesse geblickt. Mit Bezug auf die Hetherington-Wallerstein-Debatte werden Problemlagen der Interpretation von wissenschaftlichen Daten zu Trennungsprozessen aufgezeigt. Außerdem werden weitere kritische Fragen an die Trennungs- und Scheidungsforschung gestellt. Der Beitrag hinterfragt die gängige defizitorientierte Wahrnehmung und Beschreibung von Trennungsprozessen und argumentiert, dass diese vielmehr auch einen ontologischen und existenziellen Wert besitzen. Gemäß dieser erweiterten Perspektive kann Trennung als ein existenzielles Phänomen verstanden werden, das in jedem Moment des Lebens stattfindet und Beziehung, Liebe wie auch Entwicklung überhaupt erst möglich macht.

Mareike Paulus, Janin Zimmermann, Heinz Kindler & Ulrike Lux (2025): »Wie der Tod jeden Tag«. Bewältigungsstrategien und Institutionenerfahrungen von Eltern mit ungewollt seltenem oder keinem Kontakt zu ihren Kindern. In: Familiendynamik  50 (04), S. 308-315.

abstract:  Zweck dieser Studie war es, besser zu verstehen, wie es Eltern geht, die ungewollt keinen Kontakt zu ihren Kindern haben. Welche Bewältigungsstrategien nutzen sie in dieser für sie sehr belastenden Situation? Welche Erfahrungen haben sie im Umgang mit Institutionen gemacht? Dazu wurden qualitative Interviews mit neun Vätern oder Müttern geführt und inhaltsanalytisch ausgewertet. Die Ergebnisse zeigen eine große psychische Belastung der befragten Eltern. Die Bewältigungsstrategien umfassen eine psychotherapeutische oder psychiatrische Behandlung, Aneignung von Wissen, sich bewusst etwas Schönes zu gönnen, Ablenkung durch neue Aufgaben, eine aktive Suche nach sozialer Unterstützung und Vernetzung mit anderen Betroffenen. Von der Kinder- und Jugendhilfe sowie den Familien- und Strafgerichten waren die befragten Eltern größtenteils enttäuscht, nahmen diese als voreingenommen und in Bezug auf den Aspekt des fehlenden Kontakts wenig fachlich wahr. Die Ergebnisse geben wichtige Hinweise, wie betroffene Eltern von professionellen Akteuren adressiert und unterstützt werden können.

Corina Ahlers (2025): Systemische Unterstützung bei Patchworkfamilien. Trennung verarbeiten und Neubildung begleiten. In: Familiendynamik  50 (04), S. 316-324.

abstract:  Der Beitrag beschäftigt sich mit der Dynamik von Trennung und Familienneubildung, mit einem Fokus auf den Herausforderungen von Patchworkfamilien. Ausgangspunkt ist die Anerkennung der tiefgreifenden Einflüsse der Trennung auf die Entwicklung neuer Familiensysteme, wobei Empathie und Trauerarbeit für alle Beteiligten zentral sind. Betont wird die Notwendigkeit neuer Kommunikationssysteme, um eine klare Abgrenzung zwischen alten und neuen Strukturen zu schaffen und Rollenkonflikte zu vermeiden. Gesellschaftliche Mythen rund um die Kernfamilie formen die Wahrnehmung von Patchworkfamilien häufig negativ und wirken der Anerkennung ihrer Normalität entgegen. Im Weiteren wird die Wichtigkeit individueller Beratungs- und Therapieprozesse thematisiert, um die Vergangenheit zu integrieren zu können und Raum für neue Perspektiven zu schaffen. Kritisch hinterfragt werden dagegen normative Ansätze, die einheitliche Lösungen propagieren statt eines fallbasierten Zugangs. Der Beitrag soll Professionelle dazu anregen, eine reflexive, multiperspektivische Haltung einzunehmen, die gegenseitiges Verständnis und realistische Zielentwicklungen fördert. Insgesamt wird aufgezeigt, dass es für Fachkräfte der systemischen Therapie in diesen Fällen besonders hilfreich ist, komplexe, sich ständig wandelnde Dynamiken wahrzunehmen, um mit flexibel gestalteten ­Interventionen den Aufbau neuer Familiensysteme zu unterstützen.

Laura Bieg, Carmen Pfänder & Miriam Rassenhofer (2025): Mach dich STARK! Was hilft, wenn Eltern sich trennen? Bedarf und Unterstützungsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche aus Trennungsfamilien. In: Familiendynamik  50 (04), S. 326-333.

abstract:  Für jährlich etwa 110 000 Kinder verheirateter Eltern in Deutschland sieht die Welt auf einmal ganz anders aus, wenn ihre Eltern sich trennen. Die Trennung oder Scheidung der Eltern bedeutet nicht nur eine Veränderung der Lebensumstände, sondern kann zu Unsicherheiten und emotionalen Belastungen führen und langfristige Folgen für die psychische Gesundheit haben. Nicht alle Kinder und Jugendlichen durchleben diese Umstellung reibungslos oder erhalten adäquate Unterstützung. Zwar stehen zahlreiche Beratungsstellen und Institutionen zur Verfügung, jedoch existieren nur wenige präventive, leicht zugängliche und niederschwellige Angebote, welche von den betroffenen Kindern und Jugendlichen unabhängig vom Hilfesuchverhalten der Eltern aufgesucht werden können. In diesem Artikel werden die Auswirkungen auf, der Bedarf von und Hilfeleistungen für Kinder und Jugendliche aus Trennungsfamilien beleuchtet sowie eine digitale Unterstützungsmöglichkeit mittels der Informationswebseite www.stark-familie.info dargestellt.

Svenja Krämer & Ria Butz (2025): Veränderungen auf der sozialen Ebene in der frühen Phase der Mutterschaft. Herausforderungen der Matreszenz. In: Familiendynamik  50 (04), S. 336-345.

abstract:  Der Prozess der Mutterwerdung ist vielschichtig, komplex und teils herausfordernd. Für eine Annäherung an eben jene Komplexität schließt sich dieser Beitrag dem Konzept der Matreszenz an, in dem Mutterschaft als ein Transformations- und Veränderungsprozess gesehen wird (Krämer & Meyer, 2023). Hierzu wird die Frage verfolgt, welche Veränderungen Erstgebärende auf der sozialen Ebene innerhalb des ersten Jahres nach der Geburt wahrnehmen. Es wurden Interviews mit vier Frauen geführt und mittels der qualitativen Inhaltsanalyse ausgewertet (Kuckartz & Rädiger, 2022). Es werden Einblicke zu Veränderungen auf der sozialen Ebene gegeben, die sich in den Kategorien Beruf, Gesellschaft, Partnerschaft, Sexualität und soziale Kontakte zeigen. Schon die hier vorliegende sehr begrenzte qualitative Untersuchung gibt Einblicke in die Veränderungen und teils Herausforderungen im Zuge der Mutterwerdung. Die Ergebnisse verdeutlichen, in welchen Lebensbereichen die Veränderungen auftreten können und wie Frauen sie individuell erleben.

Daniel J. Dietrich (2025): Haltungsentwicklung verstehen und fördern. In: Familiendynamik  50 (04), S. 346-357.

abstract:  In therapeutischen oder beraterischen Aus- und Weiterbildungen sollte aus Sicht des Autors der Fokus auf der Entwicklung der »Haltung« liegen. Bei Systemikern ist dies besonders bedeutsam, da Interventionen häufig nicht standardisiert sind und durch Manuale begründet werden, sondern die Prozesssteuerung individuell geschieht und Entscheidungen anhand »der systemischen Haltung« getroffen werden. Bislang wurden für eine gezielte Entwicklung dieser Haltung kaum Konzepte vorgestellt. Diesem Mangel soll hier dadurch abgeholfen werden, dass der Begriff der Haltung nicht, wie sonst meist, statisch aufgefasst wird, sondern dass Möglichkeiten einer Haltungsentwicklung in den Blick genommen werden. Die therapeutische Haltung wird hier als Gesamtheit der in Therapiesituationen relevanten »Einordnungsmuster« verstanden, die dazu dienen, die Komplexität therapeutischer Begegnungen zu reduzieren. Diese Strukturen, die emotionale, kognitive und bildliche Elemente beinhalten, manifestieren sich indirekt in unserem Verhalten, sowohl in unwillkürlichen Reaktionen als auch in willkürlichen Interventionen. Abgeleitet aus dem Haltungsentwicklungsmodell werden Säulen einer haltungsorientierten systemischen Lehre beschrieben. Dies sind Unterrichtselemente, die Lernende unterstützen, die notwendigen Kompetenzen auszubilden, um zunehmend konsistent, aus einer systemischen Haltung heraus, zu handeln.

Eia Asen & Emma Morris (2020): Hochkonflikthafte Familien beraten: Der Family Ties-Ansatz. Mathias Berg im Gespräch mit Emma Morris und Eia Asen. In: Familiendynamik  50 (04), S. 358-364.

Steffen Fliegel (2025): Burnout mit 25? Steffen Fliegel im Gespräch mit Beate Wilken zum Thema ihres gleichnamigen Buchs. In: Familiendynamik  50 (04), S. 366-369.

Christoph Hutter & Mathias Berg (2025): Zur Lage der Ehe-, Familien- und ­Lebensberatung im Jahr 2025. In: Familiendynamik  50 (04), S. 370-371.

abstract:  Beratungsstellen für Partnerschafts- und Familienfragen haben ihr Ohr direkt am Puls der Zeit. Wenn Themen in der Gesellschaft wichtig werden, kommen sie in Beratungsgesprächen meist schnell zum Ausdruck. Die Aufgabe der Ehe-, Familien und Lebensberatung (EFL) besteht nicht ausschließlich darin, diesen (vermeintlich privaten) Problemen ihrer Adressat:innen und deren Anliegen einen Raum zu geben, sondern auch, diese in der Außenwahrnehmung sichtbar(er) zu machen. Nicht nur deshalb kann EFL-Beratung als wichtiger Akteur im Sozialstaat begriffen werden, der jedoch zusehends selbst unter Druck gerät.

Janine Mertens (2025): Der Organismus als Vertragspartner. Eine hypnosystemische Intervention für große und kleine Klient:innen. In: Familiendynamik  50 (04), S. 372-373.

abstract:  In der hypnosystemischen Arbeit werden Symptome nicht als »Störungen« verstanden, die beseitigt werden müssen, sondern als wertvolle Rückmeldungen unseres Organismus. Gunther Schmidt (o. J.) beschreibt dies mit dem Bild des »Organismus als Vertragspartner«: Der Körper und seine unwillkürlichen Phänomene melden sich, wenn innere oder äußere Bedingungen nicht mehr stimmig scheinen. Diese Perspektive erlaubt eine respektvolle, kooperative Haltung zu dem, was sich im Verhalten, Erleben oder Körperausdruck zeigt. Anhand zweier Praxisbeispiele möchte ich zeigen, wie sich diese hypnosystemische Intervention mit unterschiedlichen Klient:innen- und Altersgruppen wirksam und individuell anwenden lässt.

Stefan Beher (2025): Rezension – Alois Hahn (2022): Grundbegriffe und theoretische Ansätze der Soziologie. Autobahnuniversität Carl-Auer. In: Familiendynamik  50 (04), S. 374-375.

Wolfgang Loth (2025): Rezension – Bernhard Pörksen (2025): Zuhören. Die Kunst, sich der Welt zu öffnen. München (Hanser). In: Familiendynamik  50 (04), S. 375-378.

Wolfgang Loth (2025): aus einander. In: Familiendynamik  50 (04), S. 382-382.