Heft 1
Helm Stierlin & Josef Duss-von Werdt (1985): Zu diesem Heft: 10. Jahre „Familiendynamik“. In: Familiendynamik 10(1), S. 3-6
Eckard Sperling (1985): Göttingen/Heidelberg. Die Abteilung für Familientherapie Heidelberg. In: Familiendynamik 10(1), S. 7-8
Helm Stierlin (1985): Göttingen/Heidelberg. Göttinger Familientherapie aus Heidelberger Sicht. In: Familiendynamik 10(1), S. 8-9
Harry Merl (1985): Wien/Linz. Das Institut für Familientherapie in Wien. In: Familiendynamik 10(1), S. 10-11
Ludwig Reiter (1985): Wien/Linz. Familientherapie Linz. In: Familiendynamik 10(1), S. 11-12
Edgar Heim (1985): Bern/Bern. Familienorientierte Arbeit in der Sozialpsychiatrischen Universitätsklinik Bern (SPK). In: Familiendynamik 10(1), S. 13-14
Luc Ciompi & Tedy Hubschmid (1985): Bern/Bern. Familientherapie an der psychiatrischen Universitätspoliklinik Bern (PUPK). In: Familiendynamik 10(1), S. 14-15
Jürg Willi (1985): Zürich/Zürich. Das Institut für Ehe und Familie Zürich (IEF). In: Familiendynamik 10(1), S. 16-17
Josef Duss-von Werdt (1985): Zürich/Zürich. Lieber Jürg Willi. In: Familiendynamik 10(1), S. 17-19
Ludwig Reiter (1985): Bundesrepublik Deutschland (BRD)/Österreich. Kenntnisse eines Österreichers über die Entwicklung der Familientherapie in der BRD. In: Familiendynamik 10(1), S. 20-22
B. Simon Fritz (1985): Bundesrepublik Deutschland (BRD)/Österreich. „Andere mögen Kriege führen, du, glückliches Österreich, heirate!“. In: Familiendynamik 10(1), S. 22-24
Claus Buddeberg (1985): Schweiz/Deutschland (BRD). Die Entwicklungen in der BRD — von der Schweiz aus ins Visier genommen. In: Familiendynamik 10(1), S. 25-27
Michael Wirsching (1985): Schweiz/Deutschland (BRD). Familientherapie „Schweizer Fabrikat“. In: Familiendynamik 10(1), S. 27-28
Christine Steininger (1985): Österreich/Schweiz. Die Schweiz als „Promoter“ (?). In: Familiendynamik 10(1), S. 28-30
Rosmarie Welter-Enderlin (1985): Österreich/Schweiz. Das „österreichische Phänomen“, wie es sich der Schweizerin präsentiert. In: Familiendynamik 10(1), S. 30-32
Jean G. Lemaire (1985): Stimmen aus dem nicht-deutschsprachigen Europa und den USA. Von Sprach- und anderen Unterschieden beidseits des Rheines. In: Familiendynamik 10(1), S. 33-34
Marc A. Nevejan (1985): Stimmen aus dem nicht-deutschsprachigen Europa und den USA. „Wir waren voraus, aber die Entwicklung im übrigen Europa hat uns eingeholt …“. In: Familiendynamik 10(1), S. 35-36
Yrjö O. Alanen, Endre Ugelstad & Marianne Cederblad (1985): Stimmen aus dem nicht-deutschsprachigen Europa und den USA. Die Entwicklungen in den skandinavischen Ländern und ihre Verbindungen zum Deutschen Sprachraum. In: Familiendynamik 10(1), S. 37-42
Kitty LaPerriere (1985): Stimmen aus dem nicht-deutschsprachigen Europa und den USA. Last but not least: eine amerikanische Perspektive. In: Familiendynamik 10(1), S. 42-46
Herbert Begemann (1985): Entwurf einer ökologischen Medizin. In: Familiendynamik 10(1), S. 50-57
Peter Fürstenau (1985): Zur nachbarlichen Beziehung von Psychoanalyse und Familientherapie. In: Familiendynamik 10(1), S. 58–60
M. Hilber (1985): Familientherapie und systemisches Denken aus der Sicht der Schulpsychologie. In: Familiendynamik 10(1), S. 61–64
Silvia Staub-Bernasconi (1985): außen-Ansichten zur »Familiendynamik« und »Familienbehandlung« aus dem Blickwinkel der Sozialarbeit. In: Familiendynamik 10(1), S. 65–70
Hans Erich Troje (1985): Familientherapie und Familienforschung im deutschen Sprachraum im Lichte der Rechtswissenschaft und Rechtspraxis als Nachbardisziplin. In: Familiendynamik 10(1), S. 71–74
Norbert Wetzel (1985): Anmerkungen zum gegenwärtigen Stand der Ausbildung in der Familientherapie. In: Familiendynamik 10(1), S. 75–85
Ingeborg Rücker-Embden-Jonasch (1985): Impressionen zur berufspolitischen Situation der Familientherapie in der BRD, 1974-1984. In: Familiendynamik 10(1), S. 86-91
Gunthard Weber (1985): Zur berufspolitischen Situation der Familientherapie in Deutschland oder: Der reiche Onkel in Amerika und die deutsche Kunst, Eigenheime zu bauen. In: Familiendynamik 10(1), S. 88-91
Klaus G. Deissler (1985): Zusammenfassung — Schlußfolgerungen — Ausblick: Quo vadis Familientherapie? In: Familiendynamik 10(1), S. 92-95
Satuila Stierlin (1985): Rezension – Buddeberg, Claus: Sexualberatung- Eine Einführung für Ärzte, Psychotherapeuten und Familienberater. In: Familiendynamik 10(1), S. 96-97
Wilfried Becker (1985): Rezension -Ewald Johannes Brunner (Hrsg.): Eine ganz alltägliche Familie. Beispiele aus der familientherapeutischen Praxis von Helm Stierlin, Michael Wirsching, Alex Ammann u. a. In: Familiendynamik 10(1), S. 97-98
Hans Jellouschek (1985): Rezension -Ewald Johannes Brunner (Hrsg.): Interaktion in der Familie. In: Familiendynamik 10(1), S. 98-99
Jochen Schweitzer (1985): Rezension -Arist von Schlippe: Familientherapie im Überblick. Basiskonzepte, Formen, Anwendungsmöglichkeiten. In: Familiendynamik 10(1), S. 99-100
Renate Wiesner (1985): Rezension – Kristine Schneider (Hrsg.): Familientherapie in der Sicht psychotherapeutischer Schulen. In: Familiendynamik 10(1), S. 100-101
Heft 2
Josef Duss-von Werdt & Helm Stierlin (1985): Zu diesem Heft: Familienforschung für die Praxis. In: Familiendynamik 10(2), S. 111-111
Lyman C. Wynne (1985): Die Epigenese von Beziehungssystemen: ein Modell zum Verständnis familiärer Entwicklung. In: Familiendynamik 10(2), S. 112–146
abstract: In der »Epigenese« dauerhafter Beziehungssysteme läßt sich eine Abfolge von vier hauptsächlichen Beziehungsprozessen oder -mustern erkennen: Bindungs- und Fürsorgeverhalten – Kommunizieren – gemeinsames Problemlosen – Gegenseitigkeit. Unter optimalen Bedingungen folgen diese Prozesse aufeinander in der Weise, daß sie sich zwar überlappen, jedoch der nachfolgende jeweils immer stärker in den Blickpunkt des Interesses tritt und für eine bestimmte Phase vorherrschende Bedeutung erlangt. Die Intimität ist in diesem Schema als komplexer, mit hohem Wert bedachter, jedoch unbeständiger Beitrag vertreten. Die Entwicklung innerfamiliärer Beziehungen kann als Prototyp für die Epigenese von relativ dauerhaften Beziehungssystemen überhaupt gelten. Für die Einschätzung familiärer Dynamik ist die Hypothese einer solchen Abfolge insofern von Bedeutung, als sie die Qualität des Systems im Auge hat, im Unterschied und in Ergänzung zu traditionellen Beschreibungen struktureller Veränderungen in der Familie im Laufe ihres Lebenszyklus. Solche strukturelle Veränderungen vollziehen sich größtenteils unerbittlich, ohne Rücksicht auf den jeweiligen qualitativen Stand des Beziehungssystems. Werden bestimmte wichtige Beziehungsprozesse übersprungen oder umgangen, besteht Gefahr, daß dies zu Sackgassen und Funktionsstörungen führt oder weiteres Wachstum einschnürt. Das vorliegende Entwicklungsschema dürfte sich als hilfreich erweisen hinsichtlich.
Stella Reiter-Theil, Ludwig Reiter, Egbert Steiner & Monika Much (1985): Einstellungen von Klienten zur Eheberatung und Beratungserfolg. Eine katamnestische Untersuchung. In: Familiendynamik 10(2), S. 147–169
abstract: In einer katamnestischen Untersuchung einer Eheberatungsstelle ergab sich eine hohe Zufriedenheit der Klienten mit der Beratung. Etwa die Hälfte aller Befragten hegten passive Erwartungen an die Hilfeleistung des Beraters. Es zeigte sich ein hochsignifikanter Zusammenhang zwischen einer passiven Einstellung zur Beratung und einer Enttäuschung dieser Erwartungen sowie zwischen der Bereitschaft des Klienten, sich selbst aktiv für seine Ziele einzusetzen und der Erfüllung seiner Erwartungen. Zur Steigerung der Effizienz der Eheberatung werden zwei Strategien vorgeschlagen: eine verstärkte Aufklärung der Klienten über das Beratungsangebot einer »Hilfe zur Selbsthilfe« und über die Wichtigkeit seiner aktiven Mitarbeit sowie ein größeres Entgegenkommen des Beraters hinsichtlich der Wünsche der Klienten nach Führung und Stellungnahme. Der anschließende zweite Teil dieser Untersuchung zeigt eine große Zahl überwiegend positiver Veränderungen in verschiedenen Lebensbereichen der Klienten, die sich während oder nach der Beratung ereigneten. Die Anstrengungen der am Beratungsprozeß beteiligten Personen haben dabei im Erleben der Klienten besondere Bedeutung. Zwischen dem Eindruck des Klienten, selbst (viel) zu einer Veränderung beigetragen zu haben, und seiner positiven Beurteilung der eingetragenen Veränderungen ergab sich ein hochsignifikanter Zusammenhang. Das Engagement der Klienten schließt jedoch auch die Bemühung um zusätzliche Hilfe seitens anderer Institutionen oder Personen ein. Der Eheberatungsstelle kommt daher u.a. die wichtige Funktion zu, entsprechende Hinweise zu geben.
Jürg Willi (1985): Die Familiengeschichte als Evolution des familiären Ideengutes. In: Familiendynamik 10(2), S. 170–187
abstract: Die Familiendynamik hat sich bisher etwas einseitig auf die Auswirkungen der Eltern auf die Kinder konzentriert und dabei zu wenig beachtet, inwiefern Kinder selbst aktiv und mitverantwortlich an der Erteilung von Delegationen und an der Ausgestaltung von Aufträgen mitwirken. Kinder und Jugendliche nehmen das Ideengut ihrer Eltern und Familienangehörigen in sich auf, tradierte Einstellungen und Werthaltungen, Bilder und Vorstellungen, Bewusstsein familiärer Identität. Eltern und Kinder sind sich verbunden im Bemühen, dieses familiäre Ideengut in den Kindern bestmöglichst zur Entfaltung zu bringen. In der Pubertät und Adoleszenz unterziehen die Heranwachsenden das familiäre Ideenerbe einer Bewährungsprobe. Mit dem Übertritt in das Erwachsenenleben müssen sie prüfen, was von diesem Ideenerbe weiterentwickelt werden kann, was transformiert und was verworfen werden muss. Mit Extremhaltungen versuchen Jugendliche oft, eine Korrektur des familiären Ideengutes zu erreichen. Weitere Korrekturmöglichkeiten bieten sich in der ehelichen Verbindung mit einem andersgearteten familiären Ideengut an und dann wieder in der Erziehung eigener Kinder. Der Nachweis des alle Familienmitglieder verbindenden Bemühens um eine bestmögliche Entfaltung des »familiären Ideengutes« kann in der Familientherapie zur positiven Umdeutung der Intergenerationskonflikte beitragen und damit zur Gestaltung einer konstruktiven Arbeitsatmosphäre.
Luca Genoni & Albert Erlanger (1985): Erfahrungen bei der Familientherapie von italienischen Gastarbeitern in ländlichen Gegenden. In: Familiendynamik 10(2), S. 188–195
abstract: Als Gründe für die Entstehung von psychiatrischen Krankheiten bei Gastarbeitern werden v. a. bei Therapieresistenz oft die prämorbide Persönlichkeit des Auswanderers und/oder aus den Kulturunterschieden resultierende Integrationsschwierigkeiten und sozio-kultureller Streß hervorgehoben. Eine in einem ländlichen psychiatrischen Zentrum durchgeführte retrospektive Studie an 31 Patienten italienischer Herkunft verbunden mit einer Literaturrecherche ergab, daß Gastarbeiter kaum häufiger erkranken als Einheimische und eine allfällige psychische Erkrankung als Resultat eines Zusammenspiels von »mitgebrachter« Prädisposition und ganzer aktueller Lebenssituation anzusehen ist. Eine strukturell ausgerichtete Familientherapie scheint in der Behandlung solcher Störungen zweckmäßig und erfolgversprechend und ergänzt Therapieformen wie suggestiv-unterstützende Kurztherapie und psychagogische Führung. Da Unterschiede mit Familientherapien bei Einheimischen als unwesentlich erscheinen, halten die Autoren Begriffe wie »Gastarbeitersyndrom« nicht für gerechtfertigt.
Michael Goepfert (1985): Rezension – Ronald Cromwell, David Fournier & David Kvebaek: The Kvebaek Family Sculpture Technique: A Diagnostic and Research Tool in Family Therapy. In: Familiendynamik 10(2), S. 196-197
Michael Goepfert (1985): Rezension – Victoria Hamilton: Narcissus and Oedipus; The Children of Psychoanalysis. In: Familiendynamik 10(2), S. 197-198
Dagmar Zimmer-Höfler (1985): Rezension – Duncan Stanton, Thomas C. Todd und Associates: The Family Therapy of Drug Abuse and Addiction. In: Familiendynamik 10(2), S. 198-199
Hannes Spillmann (1985): Rezension – Froma Walsh (Hg.): Normal Family Processes. In: Familiendynamik 10(2), S. 200-200
Heft 3
Helm Stierlin & Josef Duss-von Werdt (1985): Zu diesem Heft: Paar- und Familientherapie. In: Familiendynamik 10(3), S. 205-205
Michael White (1985): Ehetherapie: Praktischer Zugang zu langwierigen Problemen. In: Familiendynamik 10(3), S. 206–240
abstract: In der vorliegenden Arbeit zeigt der Autor Möglichkeiten auf, wie gewisse langwierige Eheprobleme praktisch angegangen werden können. Zugrundegelegt werden Batesons Begriffe der „Schismogenese“ und des „einschränkenden Faktors“, die — über eine Klassifikation von Prozessen — ein praxisbezogenes Verständnis solcher Probleme sowie ihrer Darstellung ermöglichen (Bateson, 1972, dt. 1981). Ausgehend von dieser Klassifikation von Prozessen werden für drei Arten von Ehen Hypothesen entwickelt: für kompetitive Ehen, für Ehen mit Dominanz-Unterordnungs- und für solche mit Nähe-Distanz-Problemen. Die Hypothesen sollen dem Therapeuten dazu dienen, die ungewollte Mitwirkung an der Aufrechterhaltung problematischer Interaktionen zu vermeiden. Interventionsmöglichkeiten, die dem Therapeuten einen konstruktiveren Umgang mit den Paaren ermöglichen und Problemlösungen begünstigen, die alle Beteiligten besser zu befriedigen vermögen, werden im Detail vorgestellt.
Gunther Schmidt (1985): Systemische Familientherapie als zirkuläre Hynotherapie. In: Familiendynamik 10(3), S. 241–264
abstract: Hypnotherapeutische Konzepte von M. H. Erickson, insbesondere verschiedene Formen indirekter Suggestionen, werden herangezogen, um die Kommunikation und therapeutische Veränderungsprozesse in der systemischen Familientherapie verständlicher zu machen. Es soll gezeigt werden, daß das zirkuläre Fragen und andere systemische Interventionen viele indirekt-suggestive, hypnotische Elemente enthält. Weiter sollen Möglichkeiten beschrieben werden, wie diese Suggestionsprozesse systematisch in verschiedenen Phasen der systemischen Therapie genutzt werden können; hierfür muß die bisher übliche Auffassung über Ziele des Interviews verändert werden.
Marie-Luise Matter & Hannes Spillmann (1985): Systemisch-strukturelle Paartherapie – ein Modell aus der Praxis für die Praxis. In: Familiendynamik 10(3), S. 265–279
abstract: Grundlage dieser Arbeit ist ein Paartherapiekonzept, entstanden aus der Praxis für die Praxis. Die beiden Autoren arbeiten mit Beobachtungen hinter dem Einwegspiegel und Videoband-Analysen. Sie gehen der Frage nach, wie sich die Einsichten der strukturellen Familientherapie, das Verständnis von Grenzen, Hierarchie, Subsystem, Zeit usw. in der Therapie von Paarbeziehungen anwenden läßt. Das Ergebnis dieser vierjährigen Zusammenarbeit ist ein Raster zur Beschreibung von Paarsituationen. Hier wird der Inhalt dieses Rasters vorgestellt.
Jos J.P. Hendrickx (1985): Das strukturell-strategische Modell: die Begründung meiner Wahl. In: Familiendynamik 10(3), S. 280–291
abstract: Der Autor begründet seine Wahl für das strukturell-strategische Modell. Sowohl die strukturierende Familientherapie Minuchins als auch die kybernetischstrategische Familientherapie der Mailänder Gruppe werden in Theorie und Praxis erörtert und kommentiert. Anschließend wird das strukturell-strategische Modell vorgestellt, mit dem der Autor arbeitet. Das Modell ist ein Plädoyer für die Rückkehr einer im familiären Kontext auf das Individuum gerichteten Diagnostik. Es folgt eine Beschreibung des Übergangs der strukturierenden Behandlungsweise zum strategischen Ansatz.
Fritz B. Simon (1985): Rezension – Richard Fisch; John H. Weakland & Lynn Segal: The Tactics of Change. Doing Therapy Briefly. In: Familiendynamik 10(3), S. 295-295
Hannes Spillmann (1985): Rezension – Hildenbrand, Bruno: Alltag und Krankheit – Ethnographie einer Familie. In: Familiendynamik 10(3), S. 295-296
Dagmar Zimmer-Höfler (1985): Rezension – Edward & Pauline N. Kaufmann (Hrsg.): Familientherapie bei Alkohol- und Drogenabhängigkeit. In: Familiendynamik 10(3), S. 296-297
Norbert Wetzel (1985): Rezension – Cloé Madanes: Strategic Family Therapy. In: Familiendynamik 10(3), S. 298-298
Heft 4
Helm Stierlin & Josef Duss-von Werdt (1985): Zu diesem Heft: Paardynamik und Paartherapie. In: Familiendynamik 10(4), S. 301-302
Jürg Willi & Claus Buddeberg (1985): Editorial: Was Paartherapeuten sagen und was sie agieren – Erfahrungen eines Kongresses. In: Familiendynamik 10(4), S. 303–305
abstract: Vom 26. bis 29. September 1984 fand in Zürich ein Internationales Paartherapie-Symposium statt. Es waren gegen 400 Teilnehmer aus nahezu allen europäischen Ländern anwesend, aber auch aus den USA, Kanada und Indien. Erfreulicherweise waren insbesondere viele Französischsprechende anwesend. Die Herausgeber der »Familiendynamik« boten uns, als den Leitern dieses Symposiums, die Möglichkeit an, einige Beiträge davon in einem Sonderheft zusammenzustellen, wofür wir ihnen herzlich danken. Paartherapie ist in mancherlei Hinsicht ein sonderbares Gebiet der Psychotherapie. Es gibt heute wohl kaum menschliche Probleme, bei denen so häufig und intensiv nach therapeutischer Hilfe gesucht wird, wie im Bereich von Paarkonflikten. Es gibt aber wohl ebenso kein Gebiet, wo trotz dieses Bedarfes sich so wenig Therapeuten engagieren wollen. Woran mag das liegen? Die Paartherapie hat auch Mühe, eine eigene methodische Identität zu finden. Sie lehnt sich einerseits an die Familientherapie, andererseits an die Einzeltherapie an, bald einmal mehr systemisch orientiert, bald wieder mehr psychodynamisch-psychoanalytisch. Die klarste Identität hat sie als Sexualtherapie gefunden. Weshalb hat sie so Mühe, sich in den anderen Problembereichen von Paarbeziehungen zu profilieren?
Katharina Ley (1985): Strukturelle und subjektive Aspekte von Biographien verheirateter Frauen – aus soziologischer Sicht betrachtet. In: Familiendynamik 10(4), S. 306–322
abstract: Jede zweite Mutter ist berufstätig. In zunehmendem Ausmaß wollen Frauen Familie und Beruf aus Freude an beidem verbinden. Der Versuch aber, diese beiden Bereiche in einem Leben und in unserer Gesellschaft gleichzeitig zu leben, ist mit zahlreichen Problemen belastet. Viele dieser Konflikte, die im folgenden dargestellt werden, werden jedem Mädchen in unserer Gesellschaft in die Wiege gelegt. Frauen sind zu Meisterinnen im Anpassen, Erdulden und Bewältigen der alltäglichen Zwänge geworden. Inwiefern Frauen immer wieder Anpassungsleistungen zugunsten ihres Ehemannes und der Kinder und zulasten ihrer selbst erbringen, ist zentrales Thema des folgenden Beitrages.
Alan S. Gurman (1985): Zur Entwicklung integrativer Ansätze in der Ehetherapie. In: Familiendynamik 10(4), S. 323–333
abstract: Das Gebiet der Ehetherapie wird im wesentlichen von drei theoretischen Richtungen beherrscht: den in erster Linie von psychiatrisch ausgebildeten Klinikern vertretenen psychodynamisch orientierten Ansätzen, den hauptsächlich von nicht-ärztlichen Therapeuten entwickelten strategischen und strukturellen Ansätzen, und schließlich, als jüngste Entwicklung auf der Szene, den verhaltensorientierten Methoden. Bemühungen um eine Integration dieser drei Richtungen haben sich – in den USA zumindest – erst in letzter Zeit intensiviert. Der Autor setzt sich mit den Gründen auseinander, weshalb eine Integrationsbewegung nur langsam in Gang kam und wägt Vorteile und Risiken grundsätzlicher, technischer und persönlicher Natur integrativer Arbeit mit Paaren gegeneinander ab.
Jack Dominian (1985): Die Umdeutung moralischer Urteile in der Paartherapie. In: Familiendynamik 10(4), S. 334–340
abstract: Ehetherapie kann nach verschiedenen theoretischen Grundlagen betrieben werden, z.B. solche, die die Probleme psychodynamisch, andere die sie nach verhaltenstherapeutischen Gesichtspunkten angehen, um nur die beiden Hauptrichtungen zu nennen. Jede dieser Richtungen hat ihren eigenen begrifflichen Bezugsrahmen und entsprechend seiner Orientierung hat sich auch der Therapeut das betreffende besondere Vokabular angeeignet. Paare dagegen setzen in der Regel ihre Beziehungsschwierigkeiten in moralische Urteile über den Partner um. Aufgabe des Therapeuten ist es dann, solche Urteile zu entschlüsseln. Nach Ansicht des Autors ist eine wirksame Paartherapie nur möglich, wenn es dem Therapeuten unabhängig von seinen theoretischen Grundlagen gelingt, die gegenseitigen moralischen Vorwürfe der Ehepartner möglichst treffsicher in eine ihnen verständliche psychologische Sprache zu übersetzen. Zur Illustration werden zwei häufige abschätzige Urteile und ihre psychologische Umdeutung zitiert.
Karl König & Reinhard Kreische (1985): Partnerwahl und Übertragung. In: Familiendynamik 10(4), S. 341–352
abstract: Die Partnerwahl wird weitgehend durch die Übertragung innerer Selbst- und Objektimagines bestimmt. Es werden Partner ausgesucht, die entsprechende Übertragungsauslöser zeigen. Dabei werden passende Verhaltensmerkmale verstärkt wahrgenommen, nicht passende ausgeblendet. Weiter wird die Partnerwahl von einer Ähnlichkeit der Triebfixierungsstufe bestimmt (narzißtisch, oral, anal, phallisch), wobei Kollusionen nach Willi entstehen. Die Autoren führen das Konzept der gekreuzten Kollusion ein und beschreiben weiter verschiedene personale Kollusionstypen: Elternteil-Kind-Kollusion, Elternteil-Elternteil-Kollusion, Kind-Kind-Kollusion. Das Konzept des interaktionellen Anteils der Übertragung wird verwendet, um Delegation, Loyalitätsbindung und Kontenausgleich in psychoanalytischen Termini zu fassen. Die Reaktion auf den interaktionellen Anteil der Übertragung, die beim Partner wahrgenommen wird, bestimmt die Intensität der Signale. Es bildet sich ein Rückkopplungskreis heraus. Eine wesentliche Komponente des Übertragungsbedürfnisses ist das Bedürfnis nach Familiarität. Durch Übertragung hergestellte Familiarität stabilisiert Paarbeziehungen. Später kommt es zur Entwicklung von Familiarität aus neuen Quellen: aus dem Umgang des Paares mit den neuen Aufgaben einer sich verändernden Umwelt.
Georges Abraham (1985): Sexualität und Befriedigung in langdauernden Paarbeziehungen. In: Familiendynamik 19(4), S. 353–359
abstract: Geschlechtsleben und Befriedigung in lang dauernden Paarbeziehungen bzw. der langen Ehe sind schwer erfaßbare Größen. Sie beruhen auf einer Vielzahl von z.T. sogar einander entgegengesetzten Elementen, die mit der Geschlechtlichkeit an sich zwar nichts zu tun haben, aber dennoch von ihr durchdrungen werden und sie ihrerseits durchdringen. Es wird gezeigt, daß es keinerlei allgemeine Maßstäbe geben kann, daß aber Befriedigung im Geschlechtsleben, auf welche – für den Außenstehenden möglicherweise völlig unerklärliche – Weise sie sich auch erfüllen mag, zumindest als eine Erhöhung der Sicherheitsmarge für die lange Ehe angesehen werden kann.