Aufgrund von Komplikationen als Folge einer Herzoperation ist der berühmte US-amerikanische Anthropologe Clifford Geertz am 30. Oktober im Alter von 80 Jahren im Krankenhaus der Universitätsklinik Pennsylvania gestorben. Geertz nahm in den Jahren 19431945 am Zweiten Weltkrieg teil. Er studierte unter anderem an der Harvard University, zunächst Philosophie und wandte sich eher zufällig der Anthropologie zu. In Harvard wurde er insbesondere durch Talcott Parsons maßgeblich beeinflusst. Ende der 1940er Jahre heiratete Geertz. Gemeinsam mit seiner Frau unternahm er Forschungen, so etwa in Asien und Nordafrika. Nach der Promotion lehrte er an der University of California, Berkeley (19581960), danach mehrjährig an der University of Chicago. Ab 1970 lehrte er in Princeton. Er war dort am Institute for Advanced Studies tätig, einer wissenschaftlichen Denkfabrik.
Geertz gilt als bedeutender Vertreter der Ethnologie, Religionswissenschaft und Anthropologie. Sein Hauptwerk„Interpretation of Culture“ erschien im Jahre 1973, ein Teil davon unter dem Titel„Dichte Beschreibung: Beiträge zum Verstehen kultureller Systeme“ in deutscher Übersetzung bei Suhrkamp.
Auf der website hypergeertz.jku.at ist ein vollständiges Werkverzeichnis der Werke Geertz‘ zu finden mit zahlreichen Online-Texten. In einer lesenwerten Arbeit über den Kulturbegriff von Geertz formuliert der Kunsthistoriker Harald Klinke:„Clifford Geertz versucht keine Vernaturwissenschaftlichung der Geistes- bzw. Kulturwissenschaften, sondern findet einen neuen, dem Untersuchungsobjekt adäqaten Ansatz: Sein Kulturbegriff ist ein semiotischer. Insofern kann man von Geertz lernen, dass Themen wie Macht, Veränderung, Glaube, Unterdrückung, Arbeit, Leidenschaft, Autorität, Schönheit, Gewalt, Liebe und Prestige (oder auch Tod, Männlichkeit, Wut, Stolz, Verlust, Gnade und Glück) in verschiedenen Kulturen auf unterschiedliche Weise durch die Kultur repräsentiert wird und uns über ihre Bedeutung in der jeweiligen Gesellschaft Auskunft geben. Der Vergleich des unterschiedlichen kulturellen Ausdrucks würde uns Aufschluss über die Vorstellungen über solche abstrakte Ideen geben, die die Basis jeglichen Handelns sind. Bei all dem sollte auch nicht vergessen werden, dass dieser Kulturbegriff die Kulturwissenschaft selbst als Teil des vom Menschen selbstgeschaffenen Bedeutungsgewebes versteht. Somit ist das Nachdenken über Kultur stets auch ein selbstreflexiver Akt“. Zum vollständigen Text (PDF)