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Clement: „Keinen Strom mehr bei RWE kaufen“

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Der für den Stromkonzern RWE arbeitende und für seine konsequent sozialdemokratische Linie bekannte Politiker Wolfgang Clement hat in einer Kolummne in einer großen deutschen Tageszeitung den Bürgern abgeraten, weiter Strom bei RWE zu beziehen. In seinem Beitrag kritisierte er unter anderem, dass RWE zunehmend in Projekte zur Gewinnung von Strom aus Wasserkraft und Windenergie imvestiere und die eigentliche Aufgabe, Atom- und Kohlestrom zu produzieren, aus dem Auge zu verlieren. Diese Position bekräftigte er in einem TV-Interview, aus dem systemagazin einige Auszüge veröffentlicht:
F: Mal positiv gefragt, was hält Sie eigentlich bei RWE?
A: Ich bin schon von – solange ich energiepolitisch denken kann – bei REW … und glaube ich bin da einen ganz geraden Weg gegangen bis heute, und den werde ich auch weiter gehen.
F: Wenn Sie aber jetzt einen mit einem neuen Stromversorger einen Vertrag abschließen müssten, dann würden sie
also jetzt…
A: Dann würde ich vermutlich große Schwierigkeiten haben, RWE zu wählen. Nein, zu deutsch gesagt: ich würde RWE nicht wählen!
F: Noch mal zu Ihren Motiven, wie würden sie eigentlich folgenden Satz ergänzen: dass Sie und Vertreter erneuerbarer Energien beim gleichen Konzern sind, ist…
A: …das ist zu widersprüchlich. Es gibt auseinanderstrebende Kräfte innerhalb der RWE, die zeigen sich beispielsweise in der Energiepolitik. Ich habe hier einen Kurs den ich schon mit der Sozialdemokratie insbesondere in Nordrhein-Westfalen seit Jahrzehnten vertreten habe, den die Sozialdemokratie bis heute in Nordrhein-Westfalen vertreten hat, sonst gäbe‘ es nicht Großkraftwerke für die Kohle im rheinischen Braunkohle-Revier, für die wir eingetreten sind, gefochten haben! Da habe ich anderthalb Jahrzehnte dafür gefochten. Und darum geht’s mir. Dass die jetzt nicht schlichtweg vergessen werden, und wir eine Energiepolitik machen, die niemand vertreten kann.
F: Aber was haben Sie denn gegen erneuerbare Energien?
A: Wer das haben will, der muss sich klar sein: Das geht nur um den Preis der industriellen Substanz des ganzen Deutschland. Denn an Alternativen zur Atom- und Kohleenergie gibt es jedenfalls„for the time beeing“ zur energetischen Versorgung der Industrie nur Gas – überwiegend aus Russland – oder Atom- und Kohlestrom von jenseits unserer Grenzen.
F: Wundert Sie denn nicht, dass RWE nun den Vertrag mit Ihnen kündigen will?
A: Ich habe natürlich bei der Formulierung der Kolumne abgewogen zwischen den Interessen des Landes und des Unternehmens und mich für die ersteren entschieden. Ich halte für unabdingbar, dass auch und erst recht in der Öffentlichkeit ausgesprochen und ausgetragen werde, was nicht nebensächlich, sondern für die folgenden Jahre bestimmend sein soll. Ich lasse mir das Recht der freien Meinungsäußerung nicht bestreiten. Ein Unternehmen, das von seinen Mitarbeitern verlangt, auf die freie Meinungsäußerung zu verzichten und ihre Kritik, Anregungen, Bedenken und Kontroversen zu verschweigen, kann nicht auf das Vertrauen der Kunden rechnen. Ich habe dazu beigetragen und werde auch künftig im Rahmen der mir zur
Verfügung stehenden Möglichkeiten – und das sind heute eben publizistische Möglichkeiten – dazu beitragen, dass streitig ausgetragen wird, was für Kunden wichtig zu wissen ist. Die Annahme, mein Beitrag habe auf das Geschäft von RWE Einfluss gehabt, entbehrt jeder Grundlage. Damit entfällt ein Schaden für das Unternehmen. Gegen eine Auflösung meines Vertrages werde ich daher Klage einreichen.

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