Luc Ciompi, der in diesem Jahr unglaubliche 90 Jahre alt wird, hat die Entwicklung des systemischen Ansatzes seit Beginn der 80er Jahre nicht nur mit seinen revolutionären Strategien zur Behandlung psychiatrischer Patienten in Bern, sondern vor allem mit seinen Arbeiten zu affekt- und emotionstheoretischen Fragestellungen begleitet. „Affektlogik“ ist sein bekanntestes Werk aus den 80er Jahren. Auch heute ist er ungebrochen kreativ, nicht nur als Maler, sondern auch mit wissenschaftlichen und biografischen Beiträgen. Auf der website des Verlages Vandenhoeck & Ruprecht hat er in diesem Jahr einen Blog gestartet, in dem er unter den Rubriken-Titeln „Mein Stand des Irrtums“, „Mein Blick aufs Ganze“ und „Mein Weg mit der Schizophrenie“ Einblicke in seine eigene Entwicklungsgeschichte und die damit verbundenen Einsichten in die Zusammenhänge von Affekten, Kognitionen und Körper, von Denken, Fühlen und Handeln, von Schizophrenie und ihrer Bewältigung eröffnet. Diese Geschichte ist maßgeblich durch seine Erfahrungen mit einer Mutter geprägt, die selbst unter einer „schleichenden Schizophrenie“ litt. Seine Fähigkeit, die eigenen privaten und beruflichen Lebenserfahrungen u.a. auch schreibend zu reflektieren und damit auch zu bewältigen, macht diesen Blog unbedingt lesenswert – ein großes Geschenk eines wirklichen Meisters an seine Leserschaft.
Bedauerlicherweise ist die website des Verlages derzeit nicht wirklich voll funktionsfähig – so gelangt man nur durch die Suchfunktion auf die Beiträge im Blog und nicht durch eine vernünftige Menüführung – das sollte mit diesem Link aber gelingen. Einer Lektüre des Blogs, den man wohl auch nicht abonnieren kann, sollte das aber nicht im Wege stehen. Zu den Beiträgen geht es hier …