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Armin Nassehi in der FAZ über Hass auf „Wirtschaftsflüchtlinge“ in Deutschland 

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Es ist gar nichts gegen Engagement zu sagen – und alles, was sich von den Pöbelnden distanziert, ist zu begrüßen. Aber die Kategorien, mit denen da gearbeitet wird, sind oftmals untauglich. Überall sprießen Initiativen, die ausloten, wie man „gemeinsam“ leben kann und die Leute dann zum Reden bringt. Es wird dann eine gemeinsame Sprache entwickelt, also doch wieder ein Container, in dem wir drin sein sollen, obwohl die faktische Lebensform – gerade von Flüchtlingen – anders aussieht. Die engagierten Milieus sind geübt darin, große Sätze zu sprechen und andere zum Sprechen zu bringen. Was freilich nottut, sind unaufgeregte Formen der Inklusion, arbeitsrechtliche und -praktische Arrangements, schulische Initiativen, Sprachförderung vor allem für Kinder. Ich frage mich manchmal, wie es aus der Perspektive von Flüchtlingen wohl aussieht, einerseits vor einem schwierigen Gewirr von Ämtern und Instanzen um Inklusionsmöglichkeiten zu kämpfen, andererseits als kulturelle Form herhalten zu müssen, das ganz andere sein zu sollen. Am besten, das wissen wir aus klassischen Einwanderungsländern, geht es Migranten (welcher Art auch immer), wenn sie möglichst wenig erzählen müssen. Erst dann entstehen ganz neue Geschichten.

Quelle: Hass auf „Wirtschaftsflüchtlinge“ in Deutschland

Ein Kommentar

  1. Markus Mall sagt:

    Danke für dieses Zitat. Es berührt.

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