Irmhild Saake, Akademische Rätin am Münchener Lehrstuhl für Soziologie (Armin Nassehi), hat sich intensiv mit der Konstruktion des Alters befasst. In einem Vortrag, den sie auf der Tagung der Sektion ‚Alter(n) und Gesellschaft‘ der Deutschen Gesellschaft für Soziologie im Jahre 2001 gehalten hat, geht es ihr um einen„systemtheoretischen Ausweg aus gerontologischen Denkschleifen“:
„Womit beschäftigen wir uns, wenn wir das Alter erforschen? Mit dem Alter? Mit alten Menschen? Mit alten Körpern? Oder gar nur mit Alternsforschern und ihren Theorien? Seit Hans-Peter Tews demographischen Studien sprechen wir statt vom Alter besser von Altersbildern. Und auch Hans Joachim von Kondratowitz weist immer wieder darauf hin, dass wir es mit„kulturellen Repräsentationen“ zu tun haben. Ich möchte im folgenden diesen Hinweisen folgen und diesen Ansatz noch ein wenig radikalisieren. Wenn wir von Altersbildern reden, beobachten wir Semantiken, die eine Inklusion von Personen qua Alter nachzeichnen. Und was wir dann sehen können, sind alte Menschen. Genau das will ja die Gerontologie und man sollte meinen, damit wäre der Rahmen einer entsprechenden Erforschung des Alters abgesteckt. Meine These lautet nun aber: Solange die Alternsforschung sich damit zufrieden gibt, nach Alter zu fragen, verfängt sie sich in gerontologischen Denkschleifen, die immer wieder neue Altersbilder produzieren. Was bleibt, ist dann nur noch der Streit über richtige oder falsche Bilder. Statt dessen möchte ich vorschlagen, den Entstehungsweg dieser Altersbilder zurückzuverfolgen und sie auf ihre Plausibilität hin zu untersuchen. Das Alter erscheint dann nicht als Problem, sondern als Lösung eines Problems. Mit der Verwendung der Kategorie Alter entstehen Strukturen, die uns die Kommunikation erleichtern und – so kann man nun auch sehen – die vielleicht auch anders aussehen könnten. Statt über Alter könnte man auch über anderes reden. Die Kategorie Alter wird so ihrer ontologischen Würde entkleidet und wird nun befragbar im Hinblick auf Konstanzen und Varianzen, die sich mit diesem Thema verbinden lassen. Ich möchte Sie zunächst mit ein paar konstruktivistischen Gedanken für diesen Perspektivenwechsel begeistern (1), werde dann auf systemtheoretischer Basis Inklusionen qua Alter untersuchen (2), um dann die Konsequenzen für die Alternsforschung zu beleuchten (3)“
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Alter als Lösung, nicht als Problem
30. April 2007 | Keine Kommentare