systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

11. September 2025
von Tom Levold
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Solutions Never Die. Steve de Shazer zum 20. Todestag

Steve de Shazer

Am 11.9.2005 starb Steve de Shazer in Wien, wo er sich wegen eines geplanten Workshops aufhielt. Eine vorherige Erkältung führte zu einer schweren Lungenentzündung, die er nicht überlebte. Er wurde nur 65 Jahre alt. Stefan Beher nimmt den heutigen Tag zum Anlass eines Gedenkens.

Stefan Beher, Hamburg:

„Was wäre anders, wenn Du schon erlöst wärst“? Zum 20. Todestag von Steve de Shazer

Der Tod ist ein Endpunkt, von dem aus das Leben sich auf seine Bedeutung befragt lässt.  Vielfach ringen wir ihm eine solche Bedeutung ab. Nicht selten besteht sie – oder die Variante, die unsere Verwandten und Freunde in ihrer beinahe zwangsläufig unterschiedlichen Interpretation daraus extrahieren – noch über unseren Tod hinaus. In einigen Fällen können wir in den Erinnerungen anderer gar unsterblich werden. Oder in anderen auch davon er-löst. 

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7. September 2025
von Tom Levold
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Beziehungsgeschöpf Mensch

Nach seinem Buch Wir können und müssen uns neu erfinden Am Ende des Zeitalters des Individuums – Aufbruch in die Zukunft aus dem Jahre 2021 hat Wilhelm Rotthaus ein neues Buch vorgelegt, das sich gewissermaßen als Fortsetzung lesen lässt.

Sein Buch mit dem Titel Beziehungsgeschöpf Mensch. Übergänge zu einem neuen Selbstbild behandelt die Notwendigkeit eines neuen Menschenbildes, das den Übergang vom individualistischen Selbstverständnis zu einem relationalen, beziehungsorientierten Selbstbild beschreibt. Es zeigt auf, dass die bisherige dominierende Vorstellung vom Menschen als ein autonomes, unabhängiges Individuum historisch betrachtet ein vor allem europäisch geprägtes Phänomen darstellt, das zudem nur einen sehr kleinen Teil der Geschichte ausmacht. Ausgehend vom Mittelalter, dem Zeitalter der „Erfindung“ des Individuums, hat es viele Fortschritte ermöglicht, zugleich aber auch zahlreiche Krisen herbeigeführt, wozu Rotthaus etwa die ökologische Zerstörung, die soziale Vereinsamung und die großen geopolitischen Konflikte zählt. Eine große Transformation hin zu einem beziehungsorientierten Selbstbild sieht er daher als notwendig an, um dem Zerfall sozialer Bindungen, der ökologischen Krise und dem Verlust von Sinn und Solidarität wirksam begegnen zu können.

Wolfgang Loth hat das Buch in einem ausführlichen Rezensionsessay gewürdigt, den systemagazin mit freundlicher Erlaubnis aus der Zeitschrift für systemische Therapie und Beratung 3/2025 übernimmt. Auch Filip Caby, wie Wilhelm Rotthaus ehemaliger Vorsitzender der DGSF, hat das Buch gelesen und empfiehlt den Band zur Lektüre.

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2. September 2025
von Tom Levold
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Geheimhaltung systemisch: (immer noch nichts) Neues von der DGSF

Ende Juni habe ich an dieser Stelle über eine öffentliche Stellungnahme des Aufsichtsrates und Vorstandes der DGSF informiert, die sich gegen eine angeblich „widerrechtliche Benennung von Mitgliedern der DGSF im Systemagazin“ durch meine Person richtet und in der mitgeteilt wird, dass die DGSF eine „eine rechtliche Prüfung der Veröffentlichung veranlasst“ habe.

Diese Stellungnahme wurde im Bereich „Meldungen“ unter „Aktuelles & Termine“ auf der DGSF-Website bereits am 15.5.2025 veröffentlicht und kann seitdem unverändert von jeder interessierten Person innerhalb und außerhalb der DGSF gelesen werden. Das ist insofern erfreulich, als damit offensichtlich auch seitens der Verbandsspitze ein verbandsübergreifendes öffentliches Interesse an den Auseinandersetzungen um die Kampagne von sogenannten „Akteur:innen der Wissenschaft“ innerhalb der DGSF erkannt worden ist. In dieser Kampagne wurde die massive Kritik an einer Rezension in der Zeitschrift Kontext zum Anlass genommen, Forderungen nach einer Zensur sogenannter „macht- und statusorientierter Texte“ sowie nach einer Änderung des gegenwärtigen Herausgeberstatus der Zeitschrift zu stellen, ohne jedoch mit eigenem Namen auch verbandsöffentlich zu diesen Forderungen zu stehen.

Da die Beteiligten an der Kampagne bis heute darauf beharren, dass weder ihre so genannten „Repliken“ noch ihre Autorenschaft innerhalb des Verbandes bekannt und damit einer offenen Diskussion zugänglich gemacht werden sollen, sind die Beiträge im systemagazin zu diesem Thema nach wie vor die einzigen Quellen, aus denen sich DGSF-Mitglieder über diese verbandsinternen Aktivitäten informieren können. Das ist natürlich weniger erfreulich.

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21. August 2025
von Tom Levold
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Norbert Wetzel (16.9.1936 – 27.4.2025)

Norbert Wetzel

Schon am 27. April dieses Jahres ist Norbert Wetzel im Alter von 88 Jahren in Princeton verstorben. In der deutschsprachigen familientherapeutischen Szene ist er vor allem als Mitverfasser des Buches „Das erste Familiengespräch“ bekannt geworden, das Helm Stierlin und der Heidelberger Gruppe in den Anfangsjahren der familientherapeutischen Bewegung eine große Öffentlichkeit verschafft hatte. Mit ihm geht einer der letzten familientherapeutischen Pioniere seiner Generation. In den letzten 47 Jahren lebte und arbeitete er in den USA und trat in Deutschland nur noch gelegentlich als Autor in Erscheinung. Für seinen gemeinwesenorienter familientherapeutischer Ansatz und seinem konsequenten Eintreten für die sozial benachteiligten Bevölkerungsgruppen wird er im Gedächtnis bleiben.

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16. August 2025
von Tom Levold
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Warum faszinieren Theorien?

Wer das schöne Buch von Philipp Felsch über den „Langen Sommer der Theorie“ gelesen hat und womöglich die darin beschriebene Zeit der 1960er bis 1980er Jahre der Theoriebegeisterung noch aus erster Hand miterlebt hat, wird sofort mit dem Begriff der Theorieatmosphäre etwas anzufangen wissen. Der Artikel von Elena Beregow, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Allgemeine Soziologie und Soziologische Theorie an der Universität der Bundeswehr München, greift auch immer wieder auf das Buch von Felsch zurück, der selbst darin von einer „Leseatmosphäre“ spricht.

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13. August 2025
von Tom Levold
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Immer mehr junge Mädchen werden wegen Essstörungen stationär behandelt

WIESBADEN – Immer mehr Mädchen und junge Frauen werden wegen Essstörungen stationär im Krankenhaus behandelt. Die Zahl der Behandlungen von 10- bis 17-Jährigen hat sich binnen 20 Jahren verdoppelt: Von 3 000 Patientinnen im Jahr 2003 auf 6 000 im Jahr 2023, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt. Insgesamt hat sich die Zahl der Behandlungen wegen Essstörungen im längerfristigen Vergleich dagegen wenig verändert: Im Jahr 2023 wurden hierzulande rund 12 100 Patientinnen und Patienten deswegen im Krankenhaus behandelt. Das waren weniger als 20 Jahre zuvor (2003: 12 600 Fälle), aber mehr als im Vor-Corona-Jahr 2019 mit rund 10 600 Fällen. Entsprechend machten Mädchen und junge Frauen im Alter von 10 bis 17 Jahren im Jahr 2023 knapp die Hälfte (49,3 %) aller stationär wegen Essstörungen behandelten Patientinnen und Patienten aus. 20 Jahre zuvor lag deren Anteil noch bei knapp einem Viertel (23,4 %).

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11. August 2025
von Tom Levold
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Dirk Baecker wird 70!

(Foto: Tom Levold 2010)

Heute feiert Dirk Baecker seinen 70. Geburtstag und systemagazin gratuliert von Herzen. Er ist einer der prägnantesten Vertreter der soziologischen Systemtheorie nach Niklas Luhmann, die er in zahlreiche Richtungen weiterentwickelt hat, insbesondere zur Organisations- und Managementsoziologie sowie zur Entschlüsselung aktueller gesellschaftlicher Transformationen. Im systemischen Feld sind seine oft sehr anspruchsvollen Arbeiten vor allem im Bereich der Organisationsberatung und -entwicklung rezipiert worden.

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9. August 2025
von Tom Levold
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Familiendiagnostik

1996 erschien in der ersten Auflage ein Sammelband zur Familiendiagnostik, herausgegeben von Manfred Cierpka, der 2017 verstorben ist. Aktuell ist die 4. Auflage erschienen, vollständig überarbeitet und runderneuert, als Herausgeber sind Günter Reich, Michael Stasch und Joachim Walter hinzugekommen. Wolf Ritscher hat das Buch für systemagazin gelesen und steuert eine ausführliche Rezension bei. Er empfiehlt den Band nicht nur als unverzichtbare Quelle für Neueinsteiger in das familientherapeutische Feld wie auch für darin schon langjährig  tätigen Kolleginnen und Kollegen, sondern auch als Bereicherung für die Arbeit der Vertreter anderer Therapierichtungen, in der Psychiatrie, der Sozialarbeit und der Sozialpädagogik.

Wolf Ritscher, Unterreichenbach:

Das vorliegende Buch ist die 4. vollständig überarbeitete Auflage des 1996 zunächst von Manfred Cierpka allein herausgegeben Sammelbandes zur Familiendiagnostik. Die vierte Auflage wurde von  Günter Reich, Michael Stasch und Joachim Walter überarbeitet und erweitert. Sie hat gegenüber den ersten drei Auflagen an Umfang zugenommen, weil neuere Entwicklungen in der Familien- und systemischen Therapie im Hinblick auf ihre Relevanz für die Familiendiagnostik integriert werden. 

Die theoretische Grundlage bleibt weiterhin das psychodynamisch-mehrgenerationale Modell, das von der „Göttinger Gruppe“ um Eckhard Sperling und Almuth Massing in den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts unter Bezugnahme auf die psychoanalytische Psychodynamik, das Konzept der mehrgenerationalen Loyalitäten von Ivan Boszormenyi-Nagy und die auf soziale Systeme fokussierenden Kommunikationstheorien entwickelt wurde.

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8. August 2025
von Tom Levold
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Depression und Traurigkeit

Die Ausgabe 2/2025 der Zeitschrift KONTEXT steht unter dem Leitthema „Depression und Traurigkeit“. Es ist das letzte Heft, das unter der Herausgeberschaft von Stefan Beher erscheint. Diese Tatsache ist sehr bedauerlich. In seinem Editorial schreibt er dazu: „Ich bin bereits zu Beginn des Jahres aus dem Herausgeberteam ausgeschieden, nach einem organisierten und für Außenstehende kaum vorstellbaren Proteststurm gegen eine von mir in Heft 3/23 veröffentlichte Buchrezension, nicht zuletzt auch gegen meine Person. Die Geschehnisse habe ich als eine enorme Zumutung erlebt, sowohl auf der Sach-, wie auch auf der Beziehungsebene. Sie führten schließlich auf die Konsequenz, dass meine Tätigkeit als Herausgeber in einer Weise eingeschränkt werden musste, die ich nicht zu akzeptieren bereit war, auch wenn sie allein zum Schutz meiner geschätzten, jetzt ehemaligen Mitherausgeber vor weiteren Angriffen (und deren Unterstützung bis in die Führungsebene der DGSF hinein) wohl unausweichlich gewesen ist[s.a. hier und hier (TL)]. Das Konzept zu diesem Band über Depression und Traurigkeit, den Sie hier in den Händen halten und den ich, nunmehr als Gastherausgeber, allein verantworte, stammt also, wenn Sie so wollen, noch aus froheren Zeiten. Sie lesen nun in meinem Abschiedsheft – und werden von mir an dieser Stelle künftig nichts mehr lesen. Ich wünsche Ihnen ganz ungeachtet dessen eine inspirierende Lektüre – und alles Gute, denn das Leben geht, wie auch hoffentlich der KONTEXT, ganz abseits von all solch unerfreulichen Umständen bekanntlich einfach weiter.“

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2. August 2025
von Tom Levold
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Bindungstheorie kontrovers

Mit diesem Thema macht die aktuelle Ausgabe der Familiendynamik auf – und es ist ein sehr spannendes und lesenswertes Heft geworden, das die Frage nach der Verbindung von Bindungstheorie und systemischer Therapie stellt und dazu unterschiedliche – und eben kontroverse – Beiträge versammelt. Im Editorial heißt es: „Die Bindungstheorie kann als eine der einflussreichsten Theorien der modernen Entwicklungspsychologie angesehen werden. Sie übt seit Jahrzehnten einen großen Einfluss auf andere Disziplinen und die Psychotherapie im Allgemeinen wie im Speziellen aus. Publikationen zur Verbindung und Abgrenzung von Systemischer Therapie und Bindungstheorie sind vor allem in den letzten 25 Jahren entstanden. […] Wo stehen wir heute, im Jahr 2025? Uns scheint: Einerseits hat sich die Bindungstheorie als bedeutsame theoretische Orientierung »durchgesetzt« im systemischen Feld. […] Andererseits wurde die Bindungstheorie nicht nur vor systemischem Hintergrund in den vergangenen Jahren kontrovers diskutiert. So benennt Heidi Keller in ihrem Buch Mythos Bindungstheorie einige ungelöste Probleme der Theorie und bemängelt eine Kulturblindheit […]. Auf praktisch-therapeutischer Ebene werden Stimmen lauter, die hinterfragen, ob Systemik und Bindungstheorie problemlos vereinbar sind und Konzepte wie Mentalisierung überhaupt mit systemischen Prämissen in Einklang gebracht werden können […] Nach 17 Jahren erschien es uns notwendig, das Thema Bindung erneut aufzugreifen. Unser Ziel war es, Bindung kontrovers zu beleuchten und im systemischen Feld auch kritische Perspektiven zur Diskussion zu stellen.“

Beiträge von Marcel Zentner, Heidi Keller und Michael Schieche lassen sich unterschiedlichen Positionen auf dieser Spannbreite zuordnen, ein Interview mit Alexander Trost zur Verbindung von Bindungstheorie und systemtherapeutischen Perspektiven rundet den Themenschwerpunkt ab.

Alle bibliografischen Angaben und abstracts gibt es hier…

28. Juli 2025
von Tom Levold
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Kinderschutz: Rund 69 500 Kinder und Jugendliche im Jahr 2024 vom Jugendamt in Obhut genommen

WIESBADEN – Die Jugendämter in Deutschland haben im Jahr 2024 rund 69.500 Kinder oder Jugendliche zu ihrem Schutz vorübergehend in Obhut genommen. Das waren gut 5.100 Jungen und Mädchen weniger als im Jahr zuvor (-7 %). Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) weiter mitteilt, ist damit die Zahl der Schutzmaßnahmen erstmals wieder zurückgegangen, nachdem sie zuvor drei Jahre in Folge angestiegen war.

Zurückzuführen ist der Rückgang auf die Entwicklung der Inobhutnahmen nach unbegleiteten Einreisen aus dem Ausland: Deren Zahl ist 2024 im Vergleich zum Vorjahr um rund 8.500 Fälle gesunken (-22 %). Gleichzeitig stieg die Fallzahl aber durch dringende Kindeswohlgefährdungen um knapp 2.600 Fälle (+10 %) und durch Selbstmeldungen von betroffenen Jungen oder Mädchen um rund 850 Fälle an (+10 %).

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22. Juli 2025
von Tom Levold
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Personzentrierte Systemtheorie – einige Essentials Stand 2025

Im von Lotti Müller und Ilse Orth herausgegebenen Band Integrative Therapie heute. Vielfalt und Zukunftsorientierung, der in diesem Jahr im Bielefelder Aisthesis-Verlag erschienen ist, gibt es einen Beitrag von Jürgen Kriz über sein Konzept der Personzentrierten Systemtheorie. Einen Auszug daraus ist auf seiner Website veröfffentlicht. Darin schreibt er u.a.:

„Ein beträchtlicher – wenn nicht gar der größte – Teil sowohl der organismischen wie auch der symbolischen Strukturierungsvorgänge läuft fern des Bewusstseins ab. Dabei wäre es wichtig, zwischen den strukturierenden Kräften und deren inhaltlich benennbarem Ergebnis zu unterscheiden: So können wir beispielsweise das, was wir „Ärger“ nennen, bei achtsamer Aufmerksamkeit auf unser inneres Geschehen (ergänzt um die Selbstbeobachtung unserer Verhaltensweisen) als „Ärger“ symbolisieren. Damit haben wir das Geschehen inhaltlich beschrieben und als solchen dem Bewusstsein zugeführt. Wie und in welchem Ausmaß dieser „Ärger“ allerdings als Operator unsere Wahrnehmung, unser Denken, Entscheiden und Handeln beeinflusst sowie ggf. weitere Gefühle stimuliert, können wir mit unserem Bewusstsein noch weit weniger erfassen als den inhaltlichen Aspekt. Interpersonell kann mimischer Ausdruck zudem statt als Ausdruck innerer Befindlichkeit als appellativer Operator unseres social brains eingesetzt werden (Benecke 2000).
Ebenso laufen wohl die meisten strukturierenden Wirkungen aus den Symbolsystemen fernab des Bewusstseins ab. […] Mit Blick auf die Wirkungen der Symbolsysteme müsste hier auch deren massive Erweiterung und Veränderung durch das Internet mit seinen Social-Media-Netzwerken diskutiert werden. Denn diese verändern gerade erheblich die Strukturierungsprozesse unserer Erfahrung – von den makrosozialen (Alternative Fakten, „Lügenpresse“, Trumpismus) über interpersonelle (Mobbing, Shitstorm, Influencer) bis in die psychischen Prozesse (was erregt die Aufmerksamkeit der Subjekte, was muss und darf geglaubt werden, wie groß ist der Anpassungsdruck der political correctness für die Subjekte?). Ebenso ist die Kompetenz und Performanz des Sprechens über uns und die „Welt“ erheblich von die Medien beeinflusst – von der Struktur des Messenger-Dienste bis hin zu sprachlichen Eingriffen durch künstliche Intelligenz wie ChatGPT. Diese Prozesse nicht zu übersehen, ist wichtig. […] Die unbewussten Kräfte, die unsere Welterfahrung wesentlich mitbestimmen, wirken daher sowohl im Bereich organismischer wie symbolischer Formierungen. Die derzeit so in Mode gekommenen Debatten und Bücherfluten über Achsamkeit sollten sich daher nicht nur auf „innere“ Prozesse, sondern auch auf die interpersonellen und kulturellen Prozessebenen richten. Denn auch von hier gehen Wirkungen aus, die ebenso mehr ins Bewusstsein gehoben werden sollten.“

Zum vollständigen Text geht es hier…

21. Juli 2025
von Tom Levold
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Petition – Erhalt des freien Zugangs zur Psychotherapie

„Im Koalitionsvertrag ist künftig das sogenannte ,Primärarztsystem‘ vorgesehen: ,Zu einer möglichst zielgerichteten Versorgung der Patientinnen und Patienten und für eine schnellere Terminvergabe setzen wir auf ein verbindliches Primärarztsystem bei freier Arztwahl durch Haus- und Kinderärzte in der Hausarztzentrierten Versorgung und im Kollektivvertrag. Ausnahmen gelten bei der Augenheilkunde und der Gynäkologie.‘ Das Primärarztsystem ist prinzipiell eine gute Möglichkeit, die Kosten im Gesundheitswesen einzudämmen. Der freie Zugang zur Psychotherapie muss jedoch erhalten bleiben. Jeder, der Hilfe bei uns sucht, sollte dies auch ohne Zustimmung des Haus- oder Kinderarztes tun können. Uns ist unverständlich, dass Augenärzte und Gynäkologen sofort aufgesucht werden können, Psychotherapeuten aber nicht. Die Gründe, eine Psychotherapie aufzusuchen, sind zu persönlich und müssen niemand Dritten mitgeteilt werden. Und sollten nicht vorab von einem Arzt geprüft werden. Jeder Hilfesuchende sollte auch weiterhin das Recht behalten, ohne vorherigen Arztbesuch einen Psychotherapeuten aufsuchen zu können.‘

Dies ist der Text einer Petition, die im April auf der Petitionsseite des Deutschen Bundestages veröffentlicht wurde. Sie kann hier unterschrieben werden…