systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

27. Juni 2025
von Tom Levold
10 Kommentare

Geheimhaltung systemisch: Neues von der DGSF

(screenshot)

Ende Mai 2025 wurde ich in meinem Urlaub von einem Kollegen auf eine Mitteilung aufmerksam gemacht, in der es um meine Person geht, und die auf der Website der DGSF erschienen ist. Dabei handelt es sich um die öffentliche Stellungnahme des Aufsichtsrats sowie des im Mai noch ehrenamtlich fungierenden Vorstand der DGSF, Matthias Richter, „zur widerrechtlichen Benennung von Mitgliedern der DGSF im Systemagazin (sic!) durch dessen Herausgeber Tom Levold im Zusammenhang mit einem nicht-öffentlichen Beschwerde- und Klärungsverfahren“ (letzter Zugriff 26.6.2025).

Zur Klarstellung ist zunächst einmal festzuhalten, dass ich selbst gar keine „Mitglieder der DGSF“ im systemagazin benannt habe. Vielmehr ist im April dort ein Text von Stefan Beher erschienen, in dem dieser sich gegen die Verunglimpfungen zur Wehr setzte, die u.a. Gegenstand zweier „Repliken“ auf eine von ihm 2023 verfasste Rezension in der Zeitschrift Kontext waren. In diesem Text hat er auch die Namen der Autorinnen und Autoren dieser Repliken aufgeführt, die nicht nur in einer Kritik an der Rezension bestanden, sondern auch Forderungen nach einer Zensur sogenannter „macht- und statusorientierter Texte“ sowie nach einer Änderung des gegenwärtigen Herausgeberstatus enthielten. Bis heute wehren sich die Autorinnen und Autoren dagegen, ihre Positionen in einem verbandsinternen Diskurs öffentlichen zu machen. Ein Bericht über den Verlauf dieser Auseinandersetzung ist schon im Sommer 2024 im systemagazin erschienen, Stefan Beher hat nun die Entwicklung dieses Prozesses noch einmal aus seiner Sicht beschrieben.

In der aktuellen Stellungnahme wurde nun mitgeteilt, dass die DGSF „eine rechtliche Prüfung der Veröffentlichung veranlasst“ hat. In diesem Zusammenhang seien auch „Gespräche für die genannten Mitglieder, Mandatsträger*innen sowie für die Herausgeber*innen der »Kontext« angeboten“ worden. Interessant in diesem Zusammenhang ist allerdings, dass mir ein solches Gesprächsangebot nicht gemacht wurde. Ich wurde auch bis heute nicht über die Einleitung einer rechtlichen Prüfung informiert. Aus einer internen Kommunikation weiß ich, dass der Aufsichtsrat angeblich davon ausgegangen sei, dass ich von dieser Aktion ins Bild gesetzt worden sei. Entweder hat er da nicht die Wahrheit gesagt oder ist selbst vom Vorstand, der es besser wissen müsste,  hinters Licht geführt worden.

Weiterlesen →

26. Juni 2025
von Tom Levold
Keine Kommentare

Deutlicher Rückgang der Scheidungen seit 2003

WIESBADEN – Im Jahr 2024 wurden in Deutschland rund 129 300 Ehen geschieden. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) weiter mitteilt, lag die Zahl damit ungefähr auf dem Niveau des Vorjahres (+0,3 % oder 329 Scheidungen), als der niedrigste Stand seit der deutschen Vereinigung erreicht wurde. Im langjährigen Trend ging die Zahl der Scheidungen mit Ausnahme weniger Jahre seit dem Jahr 2003 zurück (2024: -39,6 %). Die Zahl der Eheschließungen ist langfristig ebenfalls rückläufig. 2024 wurden 349 200 Ehen geschlossen, das waren 3,3 % oder 11 800 weniger als 2023. Zwischen Mann und Frau wurden 2024 in Deutschland 340 400 Ehen geschlossen (2023: 351 800) und 8 800 Ehen (2023: 9 200) zwischen Personen gleichen Geschlechts.

Weiterlesen →

25. Juni 2025
von Tom Levold
2 Kommentare

Steve de Shazer und Wittgenstein

Steve de Shazer

Heute würde Steve de Shazer seinen 85. Geburtstag feiern. Seine Rolle als Mit-Erfinder der „Wunderfrage“ und des Lösungsorientierten Ansatzes ist auch heute noch im systemischen Feld weit bekannt. Seine intensive Auseinandersetzung mit sprachphilosophischen Fragestellungen schon weniger. Insbesondere mit den Arbeiten von Ludwig Wittgenstein, den er als den bedeutendsten Philosophen des 20. Jahrhunderts empfand, hat er sich immer wieder befasst. In einem (englischsprachigen) Text von ihm, der auf dem Server der South Dakota State University zu lesen ist, schreibt er: „Es ist verständlich, dass ich oft nach meinem Interesse an Wittgensteins Werk und dessen häufiger Erwähnung in meinen Schriften sowie meinen Trainingsseminaren gefragt werde. Da ich behaupte, dass SFBT (Lösungsfokussierte Kurzzeittherapie) eine Praxis oder Tätigkeit ist, die keiner zugrundeliegenden (großen) Theorie folgt, scheint es zumindest seltsam, wenn nicht sogar widersprüchlich, immer wieder auf das Werk eines Philosophen zu verweisen. Dies führt einige Leserinnen und Leser sowie Seminarteilnehmende fälschlicherweise zu der Annahme, dass Wittgensteins Werk tatsächlich die (fehlende) Theorie liefern könnte. Doch wie sie schnell feststellen, ist das Lesen Wittgensteins, wenn man nach einem philosophischen System oder einer Theorie sucht, zumindest irritierend und verwirrend, da er kein solches System oder eine solche Theorie bietet. Vielmehr ist sein Werk ‚unsystematisch, ausschweifend, abschweifend, diskontinuierlich, thematisch unterbrochen und geprägt von schnellen Übergängen von einem Thema zum anderen‘ (Stroll, S. 93). Das bedeutet, dass die Leserinnen und Leser sich anstrengen müssen, um den verschiedenen Argumentationssträngen zu folgen. Wittgenstein wendet diesen Ansatz bewusst in sehr subversiver und strategischer Weise an, um die Lesenden dazu zu bringen, noch einmal hinzusehen und auf diese Weise auf neue und andere Weise zu denken.“

In diesem Text versucht de Shazer, den Gewinn seiner Wittgenstein-Lektüre den Lesern näher zu bringen. Am Ende schreibt er: „Wittgensteins Art, Dinge zu beschreiben, erinnert uns daran, zu beobachten, was vor sich geht, und fordert uns auf, das alltägliche Leben – einschließlich der Sprache, wie sie tatsächlich verwendet wird – als die Heimat unserer Begriffe und Beschreibungen zu betrachten. Es sind diese Beschreibungen des Alltagslebens, die die Erklärungen und Theorien der traditionellen Philosophie und Psychologie ersetzen“ (Übersetzung: TL)

Der vollständige Text kann hier gelesen werden…

23. Juni 2025
von Tom Levold
Keine Kommentare

Die Personzentrierte Systemtheorie: Ein Interview mit Jürgen Kriz

Die 40. Folge des systemischen Psychotherapie-Podcast, der von Enno Hermans und Sebastian Baumann gestaltet wird, ist Jürgen Kriz gewidmet. Im Gespräch mit den beiden erzählt er über seinen ganz besonderen Werdegang, der ihn von der Statistik zur Psychotherapie brachte, beschreibt die Grundzüge seiner Personzentrierten Systemtheorie und legt einmal mehr die methodischen und konzeptuellen Schwächen der aktuellen Psychotherapieforschung offen, die einem medikalisierten Verständnis von Psychotherapie geschuldet sind. Eine sehr hörenswerte Folge!

Hier geht es zum Podcast…

16. Mai 2025
von Tom Levold
Keine Kommentare

Psychotherapie von Essstörungen 

Brigitte Schigl, Klinische und Gesundheitspsychologin, Psychotherapeutin und Supervisorin, ist Studiengangsleiterin für Psychotherapie- und Beratungswissenschaften an der Karl Landsteiner Universität für Gesundheitswissenschaften und leitet den Universitäts-Lehrgang Supervision & Coaching an der Donau Universität Krems. Als integrative Therapeutin hat sie viele inhaltliche Beiträge zur Verbesserung von psychotherapeutischen Kompetenzen geleistet, die ganz schulenunabhängig von Bedeutung sind – nicht zuletzt ihre Arbeiten über Fehler in der Psychotherapie, etwa hier oder hier.

Im Springer-Verlag ist 2024 ein Buch von ihr über die Psychotherapie von Essstörungen erschienen. Darin geht es, wie der Untertitel besagt, um ein „gendersensibles, integratives Behandlungsmodell“. Raluca Lechner aus Wien hat es für systemagazin gelesen und betont, dass es eine Vielzahl von Anknüpfungspunkten auch für systemische Therapeutinnen und Therapeuten bietet.

Raluca Lechner, Wien:

Brigitte Schigl legt mit Psychotherapie von Essstörungen ein bemerkenswertes Fachbuch vor, das sowohl für angehende als auch für erfahrene Psychotherapeut:innen eine wertvolle Orientierung und Inspiration bietet. Obwohl die Autorin integrativ arbeitet, spricht ihr Zugang und ihre Haltung auch systemische Therapeut:innen an – sowohl theoretisch als auch methodisch.

Weiterlesen →

12. Mai 2025
von Tom Levold
Keine Kommentare

Systemische EMDR-Intensivtherapie

Wie ich an dieser Stelle schon öfter beklagt habe, ist es um die Kasuistik im systemischen Feld nicht allzu gut bestellt. Viel zu oft werden nur kurze, wenig aussagekräftige Fallvignetten präsentiert, um die Wirksamkeit einer Intervention oder die überraschende Veränderung zu illustrieren, die als Ergebnis der eigenen therapeutischen Vorgehensweise vorgestellt werden. Das kompliziertere Auf und ab eines therapeutischen Prozesses, die subtilen Weichenstellungen, die ins Gelingen führen, die Hemmnisse und redundanten Schleifen, die einen Prozess erschweren und verlangsamen, von all dem ist selten in Ausführlichkeit die Rede. Umso großartiger ist das hier vorgestellte Buch von Susanne Altmeyer, die seit vielen Jahren in der systemischen Szene verankert ist und Chefärztin einer systemisch geführten psychosomatischen Klinik ist, welche sich auf die Bearbeitung von Traumatisierungserfahrungen spezialisiert hat. In dieser Klinik hat sie mit ihrem Team ein intensivtherapeutisches Konzept entwickelt, das vergleichsweise hochfrequente Sitzungen innerhalb eines kurzes Zeitraumes vorsieht. In bestimmten Situationen kann es möglich sein, auch über diese ressourcenintensive Arbeit noch hinauszugehen. Davon handelt ihr Buch „EMDR-Intensivtherapie – Systemisch – fokussiert – effektiv“. Es ist die Geschichte einer EMDR-Therapie mit einer komplex traumatisierten Patientin, die über die Dauer von fünf Tagen täglich zwischen vier und acht Stunden lang EMDR-Therapie angewandt wurden. Ihr Buch ermöglicht uns, ein solch außergewöhnliches Format sowohl aus der Perspektive der Therapeutin als auch der der Klientin nachzuvollziehen, die ihrerseits ihre parallelen Tagebucheintragungen für diesen Band zur Verfügung gestellt hat. Insofern geht es hier um eine faszinierende Ko-Produktion eines therapeutischen Prozesses, deren Darstellung man ein sehr großes Publikum wünschen möchte. Wolf Ritscher hat das Buch rezensiert und empfiehlt die Lektüre nachhaltig.

Weiterlesen →

29. April 2025
von Tom Levold
Keine Kommentare

Michael B. Buchholz wird 75!

Heute gibt es gleich noch einen runden Geburtstag zu feiern, denn Michael B. Buchholz wird heute 75 Jahre alt. Schon in der Vergangenheit gab es hier viel über ihn als Person zu lesen, so zu seinem 60., 65. oder 70. Geburtstag. Dass er einer der wichtigsten klinischen Theoretiker, Forscher und Praktiker hierzulande ist, muss also heute nicht noch einmal extra betont werden. systemagazin gratuliert jedenfalls von Herzen!

Seine Qualität als Forscher und Lehrer zeigt er in einem wunderbaren Vortrag mit dem schönen Titel „Von der „talking cure“ zum „hearing silencing“ – die sensorische Membran im therapeutischen Gespräch“, den er 2023 zum 40jährigen Jubiläum der Lehranstalt für systemische Familientherapie in Wien gehalten hat und in dem er die Bedeutung der Konversationsanalyse für die therapeutische Praxis entfaltet.

29. April 2025
von Tom Levold
1 Kommentar

Rainer Schwing wird 70!

Rainer Schwing

Heute feiert Rainer Schwing seinen 70. Geburtstag und systemagazin gratuliert von Herzen.

1989 hat er das praxis-institut mitbegründet und lange geleitet, dessen Kernstück die zweijährige Weiterbildung „Systemisches Arbeiten in Sozialarbeit, Pädagogik, Beratung und Therapie“ darstellt, die keine klassische Beratungsweiterbildung ist, sondern auf um eine breite Basisqualifikation für alle psychosozialen Arbeitsfelder abzielt. Diesem Konzept ist Rainer Schwing über 35 Jahre und durch alle Veränderungen der systemischen Landschaft bis heute treu geblieben.. Sein Kollege und Wegbegleiter Peter Martin Thomas hat auf der Website des Instituts eine ausführliche Würdigung verfasst. Darin heißt es zu seinem verbandlichen Engagement: „Rainer Schwing hat sich seit der Gründung in der DGSF engagiert. Ab 2003 war er Mitglied im Fort- und Weiterbildungsausschuss, von 2006 bis 2011 war er Mitglied im Vorstand der DGSF. Seit 2011 ist er einer der Sprecher der Fachgruppe „Neurobiologie und systemische Praxis“ bzw. mittlerweile „Synergetik, Neurowissenschaften und systemische Praxis“. Von 2016 bis 2022 war er Mitglied der Findungs- und Wahlkommission des Dachverbandes. Mit diesem Engagement hat er zu einer erfolgreichen Entwicklung der DGSF und insbesondere der Qualität von Weiterbildungen und Weiterbildungsinstituten im Dachverband beigetragen.

Eine bleibende Idee aus seiner Vorstandszeit sind die DGSF-Fachtage, die jährlich von zahlreichen Instituten des Verbandes angeboten werden und systemische Ansätze einem breiteren Publikum erschließen. Sowohl im Verband als auch im Institut verfolgt Rainer Schwing einen internationalen und interdisziplinären Ansatz. Die Verbindung verschiedener Fachrichtungen betrachtet er als Kernprinzip systemischer Arbeit. In den Weiterbildungen des Institutes finden sich tiefenpsychologische, verhaltenstherapeutische, psychodramatische, gruppendynamische und andere Konzepte. Er entdeckte frühzeitig Marte Meo, Traumatherapie und Mentalisieren für die systemische Praxis. Er hat sich in Vorträgen, Fachtagen und Fachartikeln dafür stark gemacht, neurobiologische und systemische Konzepte miteinander zu verbinden. Er interessiert sich ebenso für die Synergetik und die Netzwerkarbeit wie für das Mikrobiom oder systemische Bodenkunde. Oder er fragt sich aus systemischer Perspektive – und gemeinsam mit entsprechenden Expert:innen – wie man mit „Rechten reden“ kann.“

Der vollständige Text dieser Würdigung kann hier gelesen werden…

17. April 2025
von Tom Levold
Keine Kommentare

Siegfried J. Schmidt (28.10.1940 – 3.3.2025)

Siegfried J. Schmidt

Im März ist Siegfried J. Schmidt im Alter von 84 Jahren gestorben. Er war einer der großen konstruktivistischen Denker hierzulande, auch wenn seine Werke im systemischen Feld nicht immer die Beachtung gefunden haben, die ihnen gebührte. Schon in den frühen 1980er Jahren war er maßgeblich an der Verbreitung radikalkonstruktivistischer Positionen im deutschsprachigen Raum beteiligt, seine Überlegungen zum Zusammenhang von Sprache, Denken und Handeln in Kultur und Kommunikation standen für ihn Zeit seines Lebens im Mittelpunkt seines Schaffens.

Walter Schwertl hat von ihm gelernt und ist sein Freund geworden. Als Freund nimmt er mit seinem Nachruf Abschied von Siegfried J. Schmidt.

Walter Schwertl, Alzenau: Nachgerufene Worte 

Die Behauptung,
alles ist Konstruktion, 
ist eine triviale Allbehauptung, 
die alles und nichts aussagt! 
SJ. Schmidt 


Am 3. März 1925 ist Prof. Dr. Dr. Siegfried J. Schmidt nach langer schwerer Krankheit verstorben. Wir haben einen großen Geisteswissenschaftler, Philosophen und Künstler verloren. Mein geistiger Mentor, Diskurspartner für philosophische und literarische Fragen und enger Freund wird mir und vielen anderen Menschen fehlen. SJS hinterließ ein gewaltiges Werk von achthundert Publikationen, vierzig Büchern in zwanzig Sprachen und eine große Anzahl an Grafiken. Dies in einem Nachruf passend zu würdigen ist kaum möglich. In einer seiner letzten Publikationen schrieb SJS: wir benötigen Erzählungen und Geschichten. Die nachgerufenen Worte sollen meine Erzählung sein.

Weiterlesen →

4. April 2025
von Tom Levold
23 Kommentare

Über die „Grenzen des Sagbaren“ in der DGSF, das politisch richtige Weltbild für Konstruktivisten und Diskursverweigerung im Namen von „Dialog“ und „Vielfalt“

Am 16. Juli des vergangenen Jahres habe ich an dieser Stelle einen längeren Text über „Geschwärzte Akteur:innen innerhalb der DGSF“ veröffentlicht. Darin ging es um die Kontroverse um eine Rezension in der Verbandszeitschrift Kontext, die verbandsintern von einer Gruppe initiiert wurde, die sich „Qualitätszirkel der Hochschulinstitute“ nennt. Die Stoßrichtung ihrer „Replik“ zur genannten Rezension zielte darauf ab, die wissenschaftliche Unabhängigkeit der Herausgeber in Frage zu stellen und eine ideologische Kontrolle von zu veröffentlichenden Texten zu etablieren. Letzten Endes führte die Kontroverse, an der auch der Wissenschaftliche Beirat des Kontext sowie der Ethikbeirat der DGSF beteiligt wurden, zu einem Beschluss auf der Jahresversammlung der DGSF im Herbst 2024, bei dem zwar die Unabhängigkeit der Herausgeber bekräftigt wurde, allerdings nur für die Zeit von zwei Jahren, in denen eine AG des Verbandes Vorschläge für die zukünftige Ausrichtung und Gestaltung des Kontexts entwickeln soll. Die Forderungen dieser Gruppe sind also nicht vom Tisch.

Im meinem Text war ein Link auf ein PDF im Mitgliederbereich der DGSF enthalten, das die wesentlichen Positionen dieser Kontroverse beinhaltete, allerdings waren alle Texte der „Replikgruppe“ geschwärzt, da diese eine Veröffentlichung verweigerten. Obwohl die durch die Kontroverse aufgeworfenen Fragen für die Mitglieder eines Fachverbandes mit immerhin 11.000 Mitgliedern (von denen keine 1,5 % auf der MV anwesend sein konnten) von Interesse sein dürften, wurden diesen durch die Schwärzung nicht nur die Positionen der Replikgruppe vorenthalten, mittlerweile ist sogar der gesamte Text von der Website der DGSF verschwunden. Damit wird aber ein zentraler Kontext für die Einschätzung und Bewertung der Auseinandersetzung um die Zeitschrift für die Mitglieder unsichtbar gemacht, was angesichts der immer wieder ins Feld geführten Betonung von Transparenz von Prozessen und Entscheidungen im Verband ein seltsames Licht auf diese Entscheidung wirft.

Im folgenden Text schildert Stefan Beher den Verlauf der Auseinandersetzung um seine Rezension aus seiner Perspektive und ergänzt seine Ausführungen mit Zusammenfassungen der Repliken und der Stellungnahme des Ethikbeirats sowie mit dem Text seiner Rezension. 

Weiterlesen →

29. März 2025
von Tom Levold
Keine Kommentare

„… das Unerhörte erzählen“

Am 14.3. erschien an dieser Stelle der Text eines Vortrags von Evelyn Niel-Dolzer, den sie auf einer Fachtagung zur systemischen Biografiearbeit in Kassel im Februar dieses Jahres gehalten hat. Auf dieser Tagung präsentierte auch Herta Schindler einen Vortrag zur Systemischen Biografiearbeit, über die sie unlängst auch ein Buch publiziert hat. Sie ist Sozialarbeiterin und systemische Lehrtherapeutin in eigener Praxis in Kassel. Ihren Vortrag hat sie dankenswerter Weise dem systemagazin zur Veröffentlichung zur Verfügung gestellt.

Herta Schindler, Kassel: Mit meiner Stimme das Unerhörte erzählen. Eine Schulung des Hörens im Kontext systemischer Biografiearbeit

Das Unerhörte erzählen

„Das Unerhörte“ hat zwei Bedeutungen: 

Zum einen versteht man darunter, das, was (noch) nicht gehört wurde. In der Regel wurde es nicht gehört, weil es nicht erzählt wurde, bzw. nicht erzählt werden konnte. 

Und zum zweiten ist es ein empörter Ausruf über etwas, das den gesellschaftlichen Gepflogenheiten nicht entspricht: das ist ja unerhört!

Herta Schindler

Beide Aspekte hängen zusammen mit den jeweils geltenden gesellschaftspolitischen Werten, Gesetzen und Machtverhältnissen. Geschehenes oder Erlebtes, das gegen diese vorherrschenden Werte verstößt, im Gespräch zu teilen, kann mit Risiken verbunden sein. Es kann daher aus dem Sprechbaren verbannt werden; dem Geschehenen oder Erlebten wird die Anteilnahme entzogen und es wird zu etwas „Unerhörtem“. 

Um das Unerhörten zu erzählen und es dadurch aus seiner Verbannung zu lösen, braucht es Mut, und die (Wieder-)Einführung von Anteilnahme. Dies kann als handlungsleitend in der Biografiearbeit angesehen werden, denn, um mit den Worten der Schriftstellerin Christa Wolf zu sprechen „Ohne Anteilnahme kein Gedächtnis“.  Die Einbindung des (schließlich) Erzählten in ein gemeinsames, nicht einsames Gedächtnis geht mit einem Prozess des Erkundens einher. Unterstützung bei der Kontextualisierung in familiengeschichtliche und gesellschaftspolitische Dynamiken und beim Finden eines stimmigen Erzähl-Ausdrucks spielen dabei in der Begleitungsarbeit eine bedeutsame Rolle.

Weiterlesen →

17. März 2025
von Tom Levold
Keine Kommentare

 Archivierung und Analyse des Nachlasses von Helm Stierlin

 An der Medizinischen Klinik II / Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Psychosomatik am Zentrum für Psychosoziale Medizin der Universität Heidelberg ist im Projekt „Wissenschaftliche Archivierung und Analyse des Nachlasses von Helm Stierlin (1926-2021)“ eine humanmedizinische Doktorarbeit (Dr. med.) zu vergeben. 

Weiterlesen →