
Mit diesem Thema macht die aktuelle Ausgabe der Familiendynamik auf – und es ist ein sehr spannendes und lesenswertes Heft geworden, das die Frage nach der Verbindung von Bindungstheorie und systemischer Therapie stellt und dazu unterschiedliche – und eben kontroverse – Beiträge versammelt. Im Editorial heißt es: „Die Bindungstheorie kann als eine der einflussreichsten Theorien der modernen Entwicklungspsychologie angesehen werden. Sie übt seit Jahrzehnten einen großen Einfluss auf andere Disziplinen und die Psychotherapie im Allgemeinen wie im Speziellen aus. Publikationen zur Verbindung und Abgrenzung von Systemischer Therapie und Bindungstheorie sind vor allem in den letzten 25 Jahren entstanden. […] Wo stehen wir heute, im Jahr 2025? Uns scheint: Einerseits hat sich die Bindungstheorie als bedeutsame theoretische Orientierung »durchgesetzt« im systemischen Feld. […] Andererseits wurde die Bindungstheorie nicht nur vor systemischem Hintergrund in den vergangenen Jahren kontrovers diskutiert. So benennt Heidi Keller in ihrem Buch Mythos Bindungstheorie einige ungelöste Probleme der Theorie und bemängelt eine Kulturblindheit […]. Auf praktisch-therapeutischer Ebene werden Stimmen lauter, die hinterfragen, ob Systemik und Bindungstheorie problemlos vereinbar sind und Konzepte wie Mentalisierung überhaupt mit systemischen Prämissen in Einklang gebracht werden können […] Nach 17 Jahren erschien es uns notwendig, das Thema Bindung erneut aufzugreifen. Unser Ziel war es, Bindung kontrovers zu beleuchten und im systemischen Feld auch kritische Perspektiven zur Diskussion zu stellen.“
Beiträge von Marcel Zentner, Heidi Keller und Michael Schieche lassen sich unterschiedlichen Positionen auf dieser Spannbreite zuordnen, ein Interview mit Alexander Trost zur Verbindung von Bindungstheorie und systemtherapeutischen Perspektiven rundet den Themenschwerpunkt ab.