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90. Geburtstag von Hans Strotzka

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Einer derjenigen, die schon sehr früh die Bedeutung der Familientherapie erkannt und ihre Entwicklung gefördert haben, war der Wiener Psychiater und Psychoanalytiker Hans Strotzka (Foto: aerztewoche.at), der heute 90 Jahre alt geworden wäre. Schon früh entwickelte er ein auf ihre Einbettung in umfassendere soziale Kontexte bezogenes Konzept von Psychotherapie, er nahm er an vielen internationalen Seminaren der Weltgesundheitsorganisation teil, bei der er schließlich auch als Mitglied im Expertenrat für Psychiatrie tätig war. 1951 übernahm Strotzka die Leitung eines psychotherapeutischen Ambulatoriums der Wiener Gebietskrankenkasse, die er mit Unterbrechungen bis 1971 inne hatte. 1956 bis 1958 hatte er die Leitung der psychohygienischen Arbeitsgruppe für Ungarnflüchtlinge inne; von 1959 bis 1960 wirkte er als„Mental Health Advisor“ des„United Nations High Commissioner for Refugees“ in Genf; in dieser Eigenschaft übernahm er die sozialpsychiatrische Planung der Lagerräumung von„displaced persons“ nach dem Zweiten Weltkrieg. Im Jahre 1960 habilitierte er sich an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien; aus der Habilitationsschrift entstand auch sein bekanntes Buch„Einführung in die Sozialpsychiatrie“. Ab Mitte der 1960er Jahre kam es zu größeren sozialpsychiatrischen Teamarbeiten, unter anderem Herausgabe (gemeinsam mit Mitarbeitern) des Buches„Kleinburg: Eine sozialpsychiatrische Feldstudie“ (1969), aber auch psychotherapeutische Publikationen, die im wesentlichen in dem Buch„Psychotherapie und soziale Sicherheit“ (1972) zusammengefasst wurden. 1969 wurde er Lehranalytiker der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung. Die sozialpsychiatrischen Interessen führten auch zu seinem Engagement in der Aus-, Fort- und Weiterbildung von Sozialarbeitern. 1971 wurde er Professor an der neu gegründeten Universitätsklinik für Tiefenpsychologie und Psychotherapie. Ab 1972 führte er die Ehe- und Familienberatungsstelle der Gemeinde Wien und ab 1976 das Institut für Ehe und Familientherapie der Gemeinde Wien, dessen Leitung nach ihm Ludwig Reiter und heute Joachim Hinsch übernommen haben und das im vergangenen Jahr sein 30jähriges Jubiläum mit einer Tagung in Wien gefeiert hat. 1982 gründete Strotzka den„Dachverband Psychotherapeutischer Vereinigungen Österreichs“, der erstmals alle wesentlichen psychotherapeutischen Schulen in Österreich zusammenfasste und im wesentlichen als Vorläufer des„Österreichischen Bundesverbands für Psychotherapie“ anzusehen ist. Die Tätigkeit des Dachverbands wurde 1990 nach Beschlussfassung des österreichischen Psychotherapiegesetzes, das u.a. auch die Stellung nicht-ärztlicher Psychotherapeuten regelt, erfolgreich beendet. Die vielfältigen Interessen von Strotzka spiegelten sich auch in seinen Aktivitäten als stellvertretender Direktor und Leiter der experimentellen Abteilung des Instituts für Publikumsforschung der österreichischen Akademie der Wissenschaften sowie in seiner Leitertätigkeit am Ludwig-Boltzmann-Institut für Medizinsoziologie und schließlich ab 1989 als Leiter des Supervisionsdienstes der Wiener Gemeindespitäler. 1987 ist Hans Strotzka emeritiert, am 16.6.1994 in Wien gestorben (Quelle: Stumm et al.: Personenlexikon der Psychotherapie. Springer, Wien New York 2005). systemagazin bringt in der Systemischen Bibliothek ein Interview, das Ludwig Reiter mit Hans Strotzka geführt und 1989 in Heft 2 der systeme veröffentlicht wurde.
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