Unter diesem Titel ist im Schweizer Wilob-Verlag das letzte (und wie angekündigt wohl allerletzte) Fachbuch von Jürgen Hargens erschienen, der in der letzten Zeit eher als Romanautor in Erscheinung getreten ist. Zu seinen „Erfahrungen lösungsorientierter Therapie – Ein persönlicher Rückblick“ hat Gerald Kral aus Wien eine Rezension verfasst, die hier mit freundlicher Genehmigung der Zeitschrift Psychologie in Österreich nachzulesen ist:
Gerald Kral, Wien:
Da liegt es also vor mir, dieses an sich schmale Büchlein; mit einem Foto am Cover, das einen Bretterweg durch eine (Dünen-?)Landschaft zeigt, dessen Ende nicht ganz klar ersichtlich ist – ist das der Weg ins „Möglichkeitenland“, von dem der Autor des Öfteren in diesem Band schreibt? Und wenn das so wäre, was könnten wir dort finden? Womöglich ein weiteres Fachbuch von Jürgen Hargens? Die Herausgeberinnen schreiben zwar in ihrem Geleitwort, dass es sich hier um Hargens „letztes Fachbuch“ handeln soll, aber wenn wir – und hier sind wir schon mitten im Buch – die präzise Verwendung von Sprache anwenden, wie Hargens es so meisterhaft versteht und (be)schreibt, ist das auch völlig klar, weil er hat ja seitdem kein neues Fachbuch geschrieben, zumindest keines, von dem wir wüssten.
Es ist ein „langsames“ Buch würde ich sagen, mit einer sehr an der Praxis des psychotherapeutischen Handelns (und Denkens) orientierten Zusammenfassung wesentlicher Ergebnisse und Erkenntnisse systemischer Konzepte; im Speziellen der lösungsorientierten Kurzzeittherapie. Wobei – und das zeichnet Hargens ja immer schon aus – nicht die Konzepte im Mittelpunkt stehen, sondern die Menschen, die KlientInnen, die KundInnen bzw. die „kundigen Menschen“, wie Hargens die Menschen bezeichnet, mit denen er arbeitet. Besonderes Augenmerk richtet Hargens dabei auf das zentrale Werkzeug des therapeutischen Handels, die Sprache. „Sprache schafft Wirklichkeit(en)“ – dieser zentrale Satz ist an mehreren Stellen des Buches zu finden.
Vom Aufbau her ist der Band in drei Teile gegliedert: zunächst eine verdichtete, auf Praxisrelevanz geprüfte Zusammenfassung wesentlicher systemisch-therapeutischer Grundkonzepte (Praktische (!) Theorie genannt), die im zweiten Abschnitt im Kontext praktischer Arbeit nochmals erläutert werden; der dritte Abschnitt verdeutlicht das alles in der Anwendung im „Fall“beispiel. Die Konzepte als solche sind natürlich nicht neu (ich werde sie hier auch nicht aufzählen), sie werden aber sehr spannend präsentiert, und immer mit dem Blick darauf, wie diese Konzepte in der praktischen Arbeit hilfreich eingesetzt werden können; hilfreich für alle Beteiligten. „Wertschätzung“ für die KlientInnen ist dabei immer spürbar.
Das Buch scheint mir vor allem für im psychotherapeutischen und psychologischen Bereich tätige Profis empfehlenswert, die sich dafür interessieren, wie jemand, der sein Berufsleben lang in diesem Feld arbeitet, mit all den Konzepten und Theorien, die für dieses Feld entwickelt wurden, und mit den Menschen, mit denen er arbeitet, umgeht – und letztlich auch etwas eigenes daraus macht. Denn das ist für mich auch das Spannende hier: Hinter all dem lugt auch immer ein bisschen „Jürgen Hargens“ hervor; und das scheint gut so.
Und sollte dieser Band tatsächlich das „letzte Fachbuch“ des Autors gewesen sein, dann freuen wir uns auf seine nächsten Romane. Denn die sind, wie ich schon einmal geschrieben habe, sowieso Fachbücher für diejenigen, die schon alle Fachbücher haben.
(aus: Psychologie in Österreich, 3/4 2015, S. 334-335)
eine ausführliche weitere Rezension von Hans-Jürgen Balz für socialnet.de
Jürgen Hargens (2015): Keine Tricks! Erfahrungen lösungsfokussierter Therapie. Ein persönlicher Rückblick.
Wilob (Lenzburg). 120 Seiten.
ISBN 978-3-033-04987-1.
Preis: 22,90 €
Verlagsinformation:
Über den Autor:
Jürgen Hargens, Dipl.-Psych., Psychotherapeut; nach Tätigkeiten in Erziehungsheimen und Schulen seit 1979 in eigener Praxis tätig. 1983 gründete er die Zeitschrift für systemische Therapie, deren Herausgeber er bis 1992 war. Seit 1996 ist er Lektor an der Sigmund Freud PrivatUniversität, Wien und seit Jahren auch Gesellschafter des Flensburger Instituts für systemisches Arbeiten (FISA).