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Online-Journal für systemische Entwicklungen

Jürgen Kriz wird 70!

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Jürgen Kriz

Jürgen Kriz

Heute gestaltet Jürgen Kriz nicht nur das aktuelle Adventskalendertürchen, wir feiern darüber hinaus seinen 70. Geburtstag, eine ebenso so würdige wie unglaubwürdige Zahl, wenn man ihn näher kennt. Aber auch wer ihn nicht näher kennt, dürfte kaum im Zweifel sein über seine große Bedeutung für die Entwicklung und Verbreitung des Systemischen Ansatzes wie über seine Wirkung (nicht nur) in das systemische Feld hinein: als Forscher, Theoretiker, Lehrer, Praktiker, Wissenschaftskritiker, Fachpolitiker, Ermutiger und Kritiker. Wie nur wenige andere hat er dem systemische Feld in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder neue und kritische Impulse gegeben, seine Aktivitäten als kämpferisches Mitglied des Wissenschaftlichen Beirates haben wesentlich zur Anerkennung der Systemischen Therapie als wissenschaftlich fundiertes Verfahren beigetragen, obwohl er sich gerade nicht an das dort vorherrschende Wissenschaftsverständnis angepasst hat. Und wer das Privileg hat, mit ihm die Zeit außer mit inhaltlichen Diskussionen auch ganz zu verbringen, etwa in der marokkanischen Wüste oder anderswo, weiß seine freundschaftliche und immer bodenständige, humorvolle und jederzeit unterstützende Persönlichkeit umso mehr zu schätzen. Kurz und gut, dies alles ist ein guter Anlass, ihm zu gratulieren und in guter systemagazin-Tradition einen schönen Strauß an Glückwünschen zu überreichen. Lieber Jürgen, zum Geburtstag wünsche ich Dir alles Gute und uns allen, dass Du uns auch weiterhin mit Deinem Wissen, Deiner Übersicht, aber auch mit Deinem Engagement und Deinem Zorn über das, was in unserer wissenschafts- und fachpolitischen Landschaft falsch läuft, erhalten bleibst.

Herzliche Grüße

Tom Levold
Herausgeber

Im Anschluss an die hier folgenden Glückwünschen können Sie noch eine ausführliche Würdigung anlässlich Jürgen Kriz‘ 70. Geburtstag lesen, den die Redaktion der „systeme“ unter Federführung von Wolfgang Loth verfasst hat und die im aktuellen Heft der „systeme“ erschienen ist. systemagazin bedankt sich für die Erlaubnis der Wiedergabe!

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Lieber Jürgen, guter Freund,

zu deinem 70igsten von ganzem Herzen einen lieben Gruß und Dir ein berauschendes Fest mit allen lieben Menschen um dich herum. Wir sind uns ja erst vor ein paar Jahren begegnet und seitdem schätze ich dich als Mensch und Fachmensch sehr. Deine liebenswerte Art und vor allem dein Humor machen das „Fachliche“ leicht und verständlich, interessant und differenziert.

Ich hoffe, wir sehen uns bald mal wieder(vielleicht auf einem Kamel)…wir werden dich in Marokko vermissen im Februar!

Sei umarmt und ich werde am 5. Dezember ein Gläschen Sekt am Abend trinken und auf dich anstoßen!Prost!

Liane Stephan

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Lieber Jürgen,

zu Deinem Geburtstag meine herzlichsten Glückwünsche! Ich erinnere mich an die knapp 10 Jahre, als wir gemeinsam mit Tom und anderen die Zeitschrift „System Familie“ heraus gegeben haben, die leider bei Vereinigungsbemühungen ihr Leben lassen musste. Du warst in den Herausgebersitzungen immer von einer wärmenden menschlichen Freundlichkeit und von großer Klugheit und zugleich Bescheidenheit im Gestus gestimmt, das habe ich bewundert. Und ich habe es als jemand, der ja vom „anderen Lager“, der Psychoanalyse, her kam, auch mit Dankbarkeit entgegen genommen. Irgendwann hatten wir die Absicht, mal etwas zusammen zu schreiben, daraus ist jetzt nichts geworden, andere Aufgaben packen zu sehr an. Deinen Impulsen hat nicht nur das systemische Feld viel zu verdanken, sondern die psychotherapeutische Landschaft insgesamt. Es wäre schön, wenn Dir die Kraft bliebe und stets erneut hinzu wüchse, weiter mitzumischen und Deine Stimme vernehmbar zu halten. Manche Einsichten stellen sich in der Psychotherapie ja erst nach etwas längerer Erfahrung ein, die leider mit dem Älterwerden verbunden ist. Aber sie sollten nicht verschwiegen bleiben.

Dir einen herzlichen Geburtstagsgruß!
Michael B. Buchholz

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Lieber Jürgen,

kennst Du dieses Gefühl: man öffnet die (Mail-) Post und sagt leise vor sich hin: „Das gibt’s doch nicht! …“ Genauso erging es mir damals, Anfang 2012, als ich Deine Rezension meines Buches für die Familiendynamik in meiner Mailbox vorfand. Ein Nobody, ein Schweizerpsychologe, erhält von der grauen Eminenz, dem Professor Jürgen Kriz von hoch oben (aus Deutschland), aus dem inner circle der Systemtheorie, ein Feedback, wie er sich dies in seinen besten Tagen nicht erträumt hätte… Persönlich begegnet sind wir uns ja dann kurz danach auf dem Kongress in Heidelberg („Wie kommt das Neue in die Welt?“) und natürlich immer wieder mal in der mailbox.

In der Tat fühle ich mich als Systemiker mit Dir, dem Humanisten, im Geiste (nicht nur der Synergetik) verbunden, einem Geiste, der letztlich nicht in einer Therapieschule, sondern systemtheoretisch begründet eben im Humanistischen beheimatet ist. Gerade auch, weil dieses überkonfessionelle Verständnis von Psychotherapie bei den Systemikern noch wenig Resonanz findet, hat mir die Begegnung mit Dir Mut gemacht dran zu bleiben. Dafür möchte ich Dir heute, anlässlich Deines 70.Geburtstages, ganz herzlich danken! Für mich gehörst Du zum inner circle derjenigen Menschen, mit denen man zwar im Alltag nicht viel zu tun hat, die einem aber in ganz besonderer Art nahe stehen, nicht zuletzt weil sie Mut machen nicht nachzulassen. In diesem Sinne darfst Du meine diesjährigen Adventsgeschichten im systemagazin gerne auch als eine bescheidene, aber umso persönlichere Laudatio zu Deinem 70. annehmen und lesen. In der Hoffnung, dass Du uns noch lange erhalten bleibst und auf weitere Begegnungen, wo und wie auch immer.

Herzlich aus der Schweiz
Martin Rufer

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Geehrter Herr Jürgen Kriz,

Wir sind uns meiner Erinnerung nach nie von Angesicht zu Angesicht begegnet. Ich weiss, dass Sie für unser Feld viel entscheidend Wichtiges getan haben, doch bei meiner Lesefaulheit und dem eigenen (selbst)kritischen Schreibfleiss las ich allgemein nur wenig. Dabei hatte ich allerdings etwas temperiert Gregory Bateson im Ohr: Ich lese nichts mehr. Es stört mich am Denken. Während 20 Jahren Redaktion der Familiendynamik verging mir das Lesen manchmal vor lauter müssen.
Nach diesen Geständnissen möchte ich Ihnen als 82er zum jugendlichen Altersabschnitt des 70ers herzlich gratulieren und Ihnen Kraft und Zeit wünschen, auch von dem noch einiges zu tun, was Sie angesichts der bisherigen Verpflichtungen nicht konnten: Frisch von der Leber rücksichtslos denken und schreiben, aber auch da zugunsten anderer Dinge die bevorzugten Prioritäten zu wahren. Ich grüsse Sie ganz herzlich und kollegial.

Joseph Duss-von Werdt

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Lieber Jürgen,

die Eulen Athens haben heute zu tun. Sie besingen Dein Wirken in Fülle. Viele werden noch folgen heute, wenn man auch sie dahin trägt. Wenn jemand Person und System so zusammenbringt, dass Erleben und Verstehen gleichermaßen bedacht sind, und so Antworten und Verantworten gleichermaßen gedient ist, dann ist das ein starkes Stück. Sei also bedankt und bewünscht mit allem, was mit 70 Sinn macht, gut tut und das Herz erwärmt!

Three cheers and a tiger!
Wolfgang (Loth)

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Lieber Jürgen,

Deine fachlichen Verdienste hier zu würdigen, hieße zu wiederholen, was alle sagen. Und es wäre der Wiederholung wert. Trotzdem begnüge ich mich damit, Dir meinen persönlichen Respekt hier noch einmal in aller Öffentlichkeit zu erweisen (nicht öffentlich habe ich das ja schon etliche Male getan). Auch wenn wir in manchen sachlich-fachlichen Fragen unterschiedlicher Meinung sind und waren (z.B. im Blick auf das Autopoiese-Konzept, die Verortung der Psyche innerhalb vs. außerhalb sozialer Systeme etc.), so war die Auseinandersetzung darüber immer von freundschaftlich-kollegialem Sportsgeist getragen. Das ist in unserem Feld nicht selbstverständlich, aber eigentlich das Salz in der Suppe des fachlichen Disputs, das ihn nicht nur bekömmlich, sondern – nach meinem Geschmack zumindest – erst genussvoll macht.

Was Dich besonders auszeichnet ist m.E., dass Du immer mit einem wissenschafts- und erkenntnistheoretisch kritischen Blick auf die Psychoszene geschaut hast und in Fragen der Berufspolitik gegen den Mainstream geschwommen bist, indem Du die Mythen der Wissenschaftlichkeit der sogenannten „wissenschaftlich anerkannten“ Verfahren gnadenlos auseinander genommen hast. Insofern hast Du dich nicht nur in unvergleichlicher Weise um das Feld der systemischen Ansätze in der Psychotherapie, sondern um die Psychotherapie insgesamt verdient gemacht. Nach dieser Lobeshymne brauche ich wohl nicht extra zu betonen, dass ich Dir zu Deinem 70. (unglaublich) Geburtstag alles Gute wünsche – nicht ohne hinzufügen, dass die meisten anderen Menschen erst mal so jung werden müssen, wie Du es jetzt schon seit Jahrzehnten bist.

Herzlich, Fritz (Simon)

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Lieber Jürgen,

ich wünsche dir als Freund, als Schüler und als Afrikaner alles Gute zum Geburtstag. Anbei eine kleine Geschichte, die ich mit dir verbinde. (Mullah Nasruddin)

Mutmaßungen
„Was bedeutet Schicksal, Mulla?“ „Mutmaßungen.“ „Wie das?“ „Du nimmst an, die Dinge nehmen einen guten Lauf, aber sie tun es nicht – das nennst du Unglück. Du vermutest, die Dinge werden schlecht ausgehen, und sie gehen gut aus – das nennst du Glück. Du nimmst an, gewisse Dinge werden geschehen oder nicht geschehen, – und daher fehlt es dir an Intuition, und du hast keine Ahnung, was sich ereignen wird. Du setzt voraus, die Zukunft sei unbekannt. Wenn man dich bei irgend etwas ertappt – das nennst du Schicksal.“

Umarmung
Mohammed (El Hachimi)

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Lieber Jürgen,

persönlich, aber auch im Namen der DGSF freue ich mich, Dir ganz herzlich zum Geburtstag zu gratulieren. Ein besonderer Geburtstag eines ganz besonderen „Multi-Talents“!

Was hat uns in Osnabrück als Studenten Deine Weitsicht und Kenntnis so vieler wissenschaftlicher Felder und die Fähigkeit, all das „zusammen zu bringen“ fasziniert. Ich habe viel von Dir lernen dürfen und dafür bin ich immer wieder dankbar – und ich erzähle gern davon, z.B. in Ausbildungskursen für (systemische!) Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten. (by the way: das von mir dort gern empfohlene Buch Systemtheorie für Psychologen und Mediziner ist übrigens vergriffen, schrieb mir gerade eine Teilnehmerin ;))

Deine Emeritierung war dann ein weiterer schmerzhafter Beitrag zur psychotherapeutischen Monokultur in Deutschland, was nicht nur ich sehr bedauert habe (und auch Deine Sicht darauf kenne).
Vielleicht ist dann der frische Beschluss des DPT (bei aller grundsätzlichen Kritik an einer psychotherapeutischen Direktausbildung) doch etwas versöhnlich, wenn zukünftig alle sog. wissenschaftlich anerkannten Verfahren – und damit auch die Dir am Herzen liegende Gesprächspsychotherapie bzw. die humanistischen Verfahren und die Systemische Therapie verbindlich universitär gelehrt werden.

Für mich schließt sich damit fast ein Kreis, denn genau das war der Grund, warum mich mein Hauptstudium überhaupt nach Osnabrück geführt hatte (und ich Dich dort kennen lernen durfte): nur da wurden alle vier Verfahren im Hauptstudium gelehrt.

Ich wünsche Dir eine schöne Geburtstagsfeier und für die Zukunft weiterhin alles Gute!

Herzliche Grüße,

Enno (Hermans)

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Lieber Jürgen,

ich gratuliere Dir herzlich zu Deinem 70. Geburtstag und wünsche Dir alles erdenklich Gute für Dein neues Dezennium! Mit meinen Wünschen verbinde ich den Dank für die Jahrzehnte lange
fruchtbare Zusammenarbeit mit Dir u.a. bei SYSTEM FAMILIE und bei den Herbstakademien zur Synergetik!

Viele Grüße,
Rocco Brunner

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Lieber Jürgen,

meine herzlichsten Glückwünsche zum 70sten Geburtstag. Du schaust mittlerweile auf eine lang Zeit als Wissenschaftler zurück und hast die letzten Jahrzehnte in vielfältiger Hinsicht gut genutzt. Deine Verdienste um die Psychotherapieentwicklung, Psychotherapieforschung, Methodendiskussion und die wissenschaftspolitischen Diskurse in der Zunft sind höchst beeindruckend. Du genießt den Respekt auch jener, die anderer Auffassung sind als du, und das befördert die Auseinandersetzungen im besten Sinn. Ich wünsche dir und deinen Lieben gute Gesundheit und für dich weiterhin viel Schaffenskraft.

Hans Schindler (Bremen)

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 Lieber Jürgen,

zum heutigen 70. Geburtstag wünsche ich Dir alles erdenklich Gute, vor allem natürlich die Gesundheit, die Du brauchst, um weiterhin so wirken zu können, wie wir es von Dir kennen. Und wofür wir Dich so schätzen.

Ich schätze Deinen kritischen Geist, Deine humanistische Radikalität (und damit meine ich im wahrsten Sinne des Wortes die Betonung der humanistischen Wurzeln), Deinen manchmal schneidenden Kommentar, der in überraschender Klarheit Dinge beim Namen nennt, die Deiner Überzeugung widersprechen. Hierbei denke ich insbesondere an Deine langjährigen berufspolitischen Bemühungen. Du bist eben nicht unterzukriegen.

Dabei habe ich Dich nicht als politisches Enfant terrible wahrgenommen, sondern als Vorreiter, der es riskiert, sich „unbeliebt“ zu machen, wenn es denn Deiner Überzeugung entspricht.

Auch fachlich hältst Du nicht hinterm Berg, wenn Du die eine oder andere Position im kollegialen Feld auch als eine Mode-Erscheinung beleuchten kannst. Wer traut sich das schon? So direkt, so fachkundig, aber doch auch kollegial-wertschätzend.

Du beherrschst nicht nur das fachliche Panorama der unterschiedlichen Disziplinen, sondern auch das menschlich-kollegiale Panorama, in dem die Profession als Ganze, die Berufsgruppe, die Fachkollegen, aber auch der einzelne Mensch, der einzelne Kollege vor Ort sich wiederfinden und angesprochen fühlen kann.

Deine Sprache ist je nach Bedarf bildhaft, konkret und anschaulich, aber auch wissenschaftlich-fundiert und kritisch-sezierend.

Wie selten bei jemandem habe ich auch Deine Selbstreflexion geschätzt, die sich in Deinem Werdegang und der unterschiedlichen Gewichtung der Themen spiegelt. Insoweit bist Du ein Vorbild, ein humanistisches Vorbild.

Weiter so!

Herzliche Grüße Ulrich (Sollmann)

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Lieber Herr Kriz,

persönlich haben wir uns meines Wissens leider nie kennengelernt.
Geläufig aber ist mir Ihr Name seit 1977. In diesem Jahr begann mein Psychologiestudium und mit ihm auch die studienordnungsbedingte Quälerei mit der Statistik. Verordnet wurde uns von Dozentenseite damals der „Bortz“ (Psychologiestudierende der damaligen Zeiten werden ihn in Erinnerung haben). Doch da gab es auch ein kleines, handlicheres Buch von Jürgen Kriz zur Methodenlehre in den Sozialwissenschaften. Das war zwar nicht offiziell empfohlen, wurde aber zur Erhellung mancher statistischer Zusammenhänge von uns damals herangezogen. Damit waren Sie für mich der „Statistik-Kriz“. Umso überraschter war ich, viele Jahre später von Ihnen als dem Vertreter einer personzentrierten systemischen Therapie zu erfahren. Was ich darüber gelesen habe, hat mir gefallen, ich konnte und kann Ihrem Ansatz in weiten Teilen zustimmen. Da ist Blut und menschliches Maß enthalten, ein menschengemäßes, humanistisches Denken wird darin erkennbar, das sich so wohltuend unterscheidet von theoretischen Konzepten, die sich an Luhmann orientieren und die glauben, menschliche Kategorien einfach exkommunizieren zu können. Ihr Handbuch der psychotherapeutischen Methoden ist auch für einen langjährigen Praktiker wie mich nach wie vor ein hervorragender Wissensfundus.
Dafür meine Anerkennung, verbunden mit dem Wunsch, dass Sie sich Ihre Schaffenskraft noch lange erhalten mögen – Alles Gute zum 70.!

Lothar Eder

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Lieber Jürgen,

In vielen unterschiedlichen Rollen habe ich Dich kennen und sehr schätzen gelernt: Zunächst als Student von Dir, als „Dein Hiwi“, dann erlebte ich Dich als Diplomarbeits-„Vater“, Kollegen, berufpolitischen Mitkämpfer für die systemische und humanistische Sache. Du hast mich immer wieder fachlich sehr inspiriert und bestärkt sowie persönlich und menschlich ermutigt und unterstützt. Für all das ein riesengroßes Dankeschön, für Dich und den Deinen weiterhin die allerbesten Wünsche und für uns alle hoffentlich noch viele anregende Publikationen und kluge Impulse von Dir!

Ganz herzlich
Matthias Ochs

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Begegnung mit Jürgen Kriz

von Matthias Ohler

Wir fuhren gen Zagora in dem engen Wagen,
Musik besprechend, er wie komponiert.
Nur selten fand ich, was die alten Chöre sagen
So jazzverstanden und interpretiert.

Es war ganz ohne große Spur, so tief erfahren,
wie forschend angeboten, sinnbezogen.
Und als wir in Zagora angekommen waren,
kam es mir vor, als wären wir geflogen.

Du lässt, was tief gegründet scheint, wie lustig klingen.
Ich würde gern mit Dir noch Bach-Choräle singen.

Herzliche gute Wünsche für ein weiteres musikalisches Jahrzehnt! Matthias

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Lieber Herr Kriz,

Ich würde mich gerne bei Ihnen bedanken für all die lehrreichen, spannenden, humorvollen und hervorragenden Stunden, in denen wir so viel mitgenommen haben und die unser Denken und unseren Blick verändert haben. Sie sind für mich und ich denke ich spreche auch für meine Kommilitonen/innen ein großes Vorbild geworden und ein Vorreiter, der die Psychologie anders und ganzheitlich betrachtet und somit auch festgefahrene Ansichten und Vorstellungen kritisch hinterfragt und zu einer Veränderung animiert. Wir hoffen auf weitere tolle Stunden mit Ihnen und wünschen Ihnen von ganzem Herzen alles Gute zum Geburtstag!

Charlotte Reich
Studentin der SFU Berlin

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Lieber Jürgen,

alles nur erdenklich Gute zu Deinem Geburtstag. Was bin ich froh, dass es Dich gibt! Du hast so viel für uns, egal ob Wissenschaftler oder PsychotherapeutInnen, getan. Du hast unsere Tagungen und Kongresse bereichert mit immer neuen, wegweisenden und spannenden Beiträgen. Für die „Familiendynamik“ gehörst Du zwar nicht zu den üblichen Verdächtigen der systemischen Szene, aber umso wichtiger ist uns Deine Meinung als Beirat, Autor, Gutachter.

Komm mal wieder nach Zürich und sei unser Gast, auf dass wir Dich gebührend feiern können.

Herzlich,
Ulrike (Borst)

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Wolfgang Loth et. al. (Redaktion systeme): Jürgen Kriz zum 70.

Am 5. Dezember dieses Jahres wird Jürgen Kriz 70 Jahre alt (…). Ihm als Mitglied unseres Beirats und als einem weit über den Augenblick hinaus wirkenden Systeme-Autor zu gratulieren, ist uns ein Anliegen. Wenn man das heutzutage überhaupt noch sagen kann, dann gehört Jürgen Kriz zu den Universalgebildeten, zu jenen also, deren Wissen, Können und Interessen das Wesentliche ihres jeweiligen Arbeitsbereiches mit dem für das Ganze Wesentlichen verbinden können. Er gehört somit zu den so Notwendigen, deren Bereitschaft und Fähigkeit, über den berühmten Tellerrand zu schauen, davor bewahren können, im eigenen Saft zu ertrinken. In den Auseinandersetzungen um die sog. Wissenschaftliche Anerkennung der Systemischen Therapie war Jürgen Kriz ein unermüdlicher Kämpfer dafür, systemischen Perspektiven Geltung zu verschaffen. Doch ist dieser Einsatz für die wissenschaftliche Anerkennung nur die eine Seite. Die andere betrifft die Gefährdung von Wissenschaft selbst, wenn sie verkürzt wird zu einer Form der Digitalisierung des Lebendigen. Zu einer auch existentiell hilfreichen Stütze wird sie erst dann, wenn sie auch ihre Fähigkeit und Bereitschaft einsetzt, sich selbst zu reflektieren, den eigenen Ausgangspunkt kenntlich zu machen und die Kontexte ernstzunehmen, in denen sie sich bewegt und die sie mitbewegt. Erst dann wird aus dem Anliegen von Wissenschaft, Antworten auf die bedrängenden Fragen des Lebens zu geben, die Fähigkeit, mit Antworten zu „dienen“ und „Verantwortung“ zu übernehmen. Jürgen Kriz gehört mit seiner Person und mit seiner Arbeit zu denen, die dafür in besonderer Weise stehen. Öffentliche Anerkennung dafür spiegelt sich u.a. in seinen Ehrenmitgliedschaften in der Internationalen Gesellschaft für Logotherapie und Existenzanalyse und in der Systemischen Gesellschaft (SG).

Seine Vita dokumentiert ein umfassendes Interesse an der Welt – vom innersten Empfinden bis zu den makrotheoretisch äußersten Grenzen: er studierte Psychologie, Philosophie und Pädagogik, sowie Astronomie und Astrophysik. Als Professor lehrte er Statistik, Empirische Sozialforschung, Wissenschaftstheorie, dann in Osnabrück Psychologie und schließlich Psychotherapie und Klinische Psychologie. Hinzu kamen internationale Gastprofessuren, die ebenfalls Welten umspannten – von Moskau bis in die Vereinigten Staaten. Seit 2010 ist er emeritiert. Seine „Grundkonzepte der Psychotherapie“ sind ein Longseller mit der zur Zeit 6. Auflage (2007). Seine immense Publikationsliste (siehe hier und hier) spiegelt einen weitgespannten Horizont an Themen wider, die von Kriz‘ beständigem Ringen um ein Zusammengehen von Wissenschaftlichkeit und Humanität zeugen. Und ebenso von seiner Auseinandersetzung mit der Dynamik von Person und Gesellschaft.

Für unsere Profession hat er sich an vorderster Front eingesetzt: Von 2004 bis 2008 war er Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats Psychotherapie. In seinen Veröffentlichungen hat er auch danach immer wieder Impulse gegeben, für eine umfassende und menschengerechte Ausrichtung von Psychotherapie gekämpft, Orientierung gegeben und Maßstäbe gesetzt. Letzteres auch im Hinblick auf wissenschaftliche Redlichkeit. Auch solche wissenschaftlichen Ergebnisse spitzt er auf, die ureigene systemische Perspektiven untermauern – sich jedoch als Zahlenzauber erweisen. Was sich aus seiner Sicht als „evidenzbasierter Quark“ erweist, nennt er auch so (Familiendynamik 39(4): 344ff.). Zur Redlichkeit gehört eben, auch solche Ergebnisse auf ihren Gehalt hin zu überprüfen, die einem an sich gut in den Kram passen.

Jürgen Kriz hat sich nicht nur einen Namen gemacht als jemand, der in der Lage ist, komplexe Zusammenhänge verständlich zu vermitteln (Selbstorganisation, komplexe nichtlineare Dynamik), sondern auch als ein humanistisch geprägter Wissenschaftler und Autor. Er gehört zu den wenigen unserer Profession, die es auf sich nehmen, gesellschaftspolitische Themen explizit mit zu berücksichtigen und Wechselwirkungen zwischen kognitiven, kommunikativen und gesellschaftlichen Prozessen zu untersuchen. Kriz verknüpft dabei Empathie mit der erlebenden Person und die Kritik an einem entmündigenden und – wenn man so will – seelenlosen Wissenschaftsverständnis mit der Ermutigung zum angemessenen Umgang mit Komplexität. Ein zentraler Gedanke in seiner Argumentation bezieht sich auf die grundlegende Angst vor dem Erleben nicht berechenbarer Einflüsse und einem daraus resultierenden Bestreben, unter allen Umständen „für Ordnung zu sorgen“. In seinem kleinen, aber ungemein anregenden Büchlein „Chaos, Angst und Ordnung“ hat er das vor einigen Jahren spannend und auf für eine größere Öffentlichkeit verständliche Weise dargelegt (1997).

Es ist ein besonderer Verdienst von Jürgen Kriz, in den je nach Lage euphorisierenden oder verwirrenden „Heurekas“ systemtheoretisch abgeleiteter Ordnungsdeutungen dafür zu sorgen, die individuell erlebende Person nicht aus dem Blick zu verlieren. Er steht für eine Personzentrierte Systemtheorie. Kriz beschreibt Systeme in erster Linie als subjektiv gedeutete und erlebte Systeme, ein Ansatz, der ihn zu einer klaren (und manchmal heftig vorgetragenen) Kritik an differenztheoretischen Systemkonstrukten im Sinne Luhmanns führt. Dabei erscheint der humanistisch fundierte Ansatz Kriz‘ erst einmal in keiner Weise „tröstlicher“ als etwa Luhmanns messerscharfe Argumentation. Im Gegenteil, sie erfordert ebenfalls die Bereitschaft, sich mit einem komplexen Begriffsinstrumentarium auseinanderzusetzen und auf naturwissenschaftlich abgeleitete Abstraktionen Bezug zu nehmen. Allerdings gelingt es Jürgen Kriz auch hier, dieses komplexe Geschehen im Vortrag spielerisch, humorvoll und mit lebenspraktischen Querverweisen zu beschreiben – u.a. in seinem in Systeme erschienenen Beitrag „Weisen in der Welt zu sein – Die Teilhabe des Menschen an der Mitwelt auf körperlicher, psychischer, psychosozialer und kultureller Ebene“ (2010). Systeme 24[2]: 130-153). Kriz‘ Ausarbeitung einer Personzentrierten Systemtheorie ist ein starker Einwand gegen technizistische Interpretationen und Umsetzungen systemischer Perspektiven.

Neben vielen anderen weiterführenden Impulsen für die systemische Praxis hat Jürgen Kriz die Brücke zwischen transparentem, überprüfbarem Bemühen und Intuition begehbar gemacht. Er hat die gemeinsame Imagination von möglichen Wegen in eine gewünschte Richtung angesprochen und dafür eine schöne Formulierung gefunden: „Wir bewegen uns auf einen Zustand zu“, sagt er, „von dessen konkreter Realisation wir nur recht unpräzise Vorstellungen haben […]. In der Bewegung auf dieses eher vage Ziel müssen nun bestimmte Entscheidungen getroffen werden, die dann zunehmend das Ziel präzisieren. Diese Art sich einem Ziel zu nähern, öffnet den Raum für kreative und flexible Feinanpassungen an die Gegebenheiten und eben auch an unvorhergesehene Entwicklungen, Brüche und Umbrüche in den Randbedingungen“ (2004b, S.70). Abweichungen von einmal erwogenen Zielideen oder überhaupt von Ideen darüber, wie sich jemand in diesem Prozess positionieren möchte, werden nicht als „böse Überraschungen“ abgetan, „sondern selbst größere Korrekturen an der Zielrichtung sind üblich und vorgesehen. Statt der Kontrollen von Planzielen und der Vermeidung von Abweichungen und Überraschungen stellen hier eben Offenheit und Sinnfindung, Kreativität und Flexibilität die Hauptmomente dar“ (a.a.O. S. 70f.).

In diesem Sinne und überhaupt gratuliert die Redaktion der Systeme Jürgen Kriz von Herzen und wünscht ihm alles Gute! Ad multos annos!

Ausgewählte Literatur: Jürgen Kriz über Grundlegendes, Selbstorganisation und Personzentrierte Systemtheorie

Kriz J (1997) Chaos, Angst und Ordnung. Wie wir unsere Lebenswelt gestalten (3., bearb. Aufl. 2011). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen
Kriz J (1999) Systemtheorie für Psychotherapeuten, Psychologen und Mediziner – Eine Einführung (3. Aufl.). Facultas/UTB, Wien
Eberwein W (2014) im Gespräch mit Jürgen Kriz: Personzentrierte Systemtheorie (Video)
Kriz J (2003) Personzentrierte Systemtheorie. Grundfragen und Kernaspekte. Manuskript. Volltext im web
Kriz J (2004) Personzentrierte Systemtheorie – Grundfragen und Kernaspekte. In: Schlippe Av & WC Kriz (Hrsg) Personzentrierung und Systemtheorie. Perspektiven für psychotherapeutisches Handeln. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen, S. 13-67
Kriz J (2004b): Lebenswelten im Umbruch – Zwischen Chaos und Ordnung (neueste Auflage 2012 als e-book). Picus, Wien
Kriz J (2005) Schöpferisches Chaos in der Psychotherapie. Systeme 19(1):, 20 – 45
Kriz J (2007) Grundkonzepte der Psychotherapie (6., vollständig überarbeite Auflage). Beltz Psychologie Verlags Union, Weinheim
Kriz J (2008) Vermessene Wissenschaftlichkeit. Kritische Aspekte und bedenkliche Tendenzen des Methodenpapiers. Psychotherapeutenjournal 7(2): 117-119
Kriz J (2010) Weisen in der Welt zu sein. Die Teilhabe des Menschen an der Mitwelt auf körperlicher, psychischer, psychosozialer und kultureller Ebene. Systeme 24 (2): 130-153
Kriz J (2012) Die Personzentrierte Systemtheorie in der Beratung. In: Gahleitner S. et al (Hrsg): Personzentriert beraten: alles Rogers? Theoretische und praktische Weiterentwicklungen. Beltz Juventa, Weinheim, S. 99 -13 [Volltext im web]
Kriz J (2012). Systemisch-psychologische Grundlagenforschung. In: Ochs M & J Schweitzer (Hrsg), Handbuch Forschung für Systemiker. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen, S.137-152
Kriz J (2014) Personzentrierte Systemtheorie. In. Levold T & M Wirsching (Hrsg) Systemische Therapie und Beratung. Das große Lehrbuch. Carl-Auer, Heidelberg, S.86-90
Schlippe Av & WC Kriz (Hg.) 2004. Personzentrierung und Systemtheorie. Perspektiven für psychotherapeutisches Handeln. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
Vollständige Übersicht über die Veröffentlichungen von Jürgen Kriz

 

 

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