systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

Familiendynamik 2003

Fischer, Hans Rudi (2003): Editorial: Sprache und Metaphern. In: Familiendynamik 28 (1): 2-8.

Fischer, Hans Rudi (2003): Metaphern – Sinnreservoir der Psychotherapie. Von Metapherntheorien und Metaphernreflexion. In: Familiendynamik 28 (1): 9-46.

abstract: Wenn man fragt, wie die Metapher es schafft, neuen Sinn, neue Bezüge bzw. Beziehungen herzustellen, wie sie es schafft, Neues in die Welt zu bringen, wird schnell klar, dass man auf etwas stößt, was als irrational, als logisch widersprüchlich galt, etwas, was aus dem Blickwinkel der Alltagslogik unerhört ist. Der Beitrag versucht, diesem Unerhörten auf die Spur zu kommen, indem er den paralogischen, doppelbödigen Kern als das »Betriebsgeheimnis« der Metapher aufweist. Im Rückgriff auf die Geschichte der Metapherntheorie wird gezeigt, dass die Metapher eine reflexive Struktur hat, sie spricht über über anderes und über sich, sie spricht auf zwei logisch differenten Ebenen zugleich. Über diesen Aspekt lässt sich eine Verbindung der Aristotelischen Theorie zur Kommunikationstheorie Batesons herstellen und die Logik des »Meta« an der Metapher klären. Die lebendige Metapher ist so gesehen Abweichung vom üblichen Sprachgebrauch und gleichzeitig Abweichungsreduzierung, sie ist irrational und rational zugleich, sie ist der Quellpunkt, an dem Neues, neuer Sinn in die Welt kommt. Diese doppelbödige, reflexive Struktur der Metapher lässt sich in den verschiedenen Formen metaphorischer Reflexion als Sinn stiftendes Verfahren nutzen. Gerade dieser Paradoxe Kern metaphorischen Denkens zeigt sich als psychotherapeutisch entscheidende Möglichkeit, die Einbildungskraft der Klienten zu entfesseln und in und über Metaphernreflexionen das Sinnreservoire des Klienten für veränderte Lebensperspektiven zu öffnen.

Liebert, Wolf-Andreas (2003): Metaphern in der kognitiven Linguistik. Möglichkeiten und Grenzen für die Therapie. In: Familiendynamik 28 (1): 47-63.

abstract: Die Analyse und Reflexion von Metaphern ist in der Psychotherapie etwas völlig Selbstverständliches. Therapeutinnen und Therapeuten aller Richtungen (bereits seit der Psychoanalyse) arbeiten schon immer mit Metaphern und Metaphernreflexion, um die seelischen Störungen und pathologischen Muster ihrer Klienten zu verstehen und alternative, heilende und problemlösende Handlungsmuster und Lebensentwürfe zu entwickeln. Der Begriff »Metapher« stellt ein sehr komplexes Konstrukt dar, das zugleich Bildliches wie Gedankliches, Sachliches wie Emotionales und Strukturelles wie auch Handlungseigenschaften einschließt. Metaphern organisieren unser Erleben und Verstehen – und das macht sie für viele Disziplinen, insbesondere aber auch für die Psychotherapie so interessant und nützlich. Hier soll ein kleiner Bereich der Forschung vorgestellt werden, die kognitive Linguistik, die in den achtziger Jahren einen neuen Gedanken in die Metapherndiskussion eingebracht hat, nämlich dass Metaphern Formen des Denkens und Erlebens sind. Um für die Psychotherapie relevant zu werden, muss die kognitive Linguistik jedoch erweitert werden. Denn worauf es in der Psychotherapie ankommt, ist, nicht nur zu verstehen, in welchen Metaphern ein Klient denkt, fühlt und lebt, sondern auch, wie solche Metaphern in der Alltagswelt des Klienten, aber auch im therapeutischen Dialog oder in einer familientherapeutischen Sitzung aufgebaut, stabilisiert oder verändert werden können.

Buchholz, Michael B. (2003): Metaphern und ihre Analyse im therapeutischen Dialog. In: Familiendynamik 28 (1): 64-94.

abstract: Der Autor untersucht die Frage, wie das metaphorische Sprechen überhaupt im therapeutischen Dialog analysiert werden kann. Eine Metapher zu analysieren heißt freilich nicht, sie auf einen nichtmetaphorischen Kern zu reduzieren: In der nichtgegenständlichen Welt, mit der es Psychotherapeuten zu tun haben, kann eine Metapher immer nur im Licht anderer Metaphern analysiert werden. Metaphern sind nicht Fest-Stellungen von Wahrheiten, sondern kognitiv-imaginative Vor-Stellungen und sprachliche Dar-Stellungen. Metaphern artikulieren und rahmen unsere Erfahrung; die praktische Aufgabe der Analyse von Metaphern besteht dann darin, uns den Zugang zur mimetischen Symbolisierung, zur Subjektivität unserer sprachlichen Schöpfungen, zur Sinnlichkeit unseres Körpers, zur immensen Reichhaltigkeit unserer Erfahrung wieder zu öffnen. Das kann nicht durch Konfrontation mit »Begriff« oder »Tatsache« geschehen, sondern nur durch die alternative Metapher. Die Lösung der therapeutischen Aufgabe, ein nächstes Wort zu finden, wird so wesentlich erleichtert; nur wer »Begriff« oder »Tatsache« als Gegenpol der Metapher auffasst, muss auch im therapeutischen Dialog das »letzte Wort« haben wollen -, und verstrickt sich unweigerlich mit seinem Patienten. Bei der therapeutischen Arbeit »an« Metaphern wird deutlich, dass sich manche metaphorische Selbst-Konzeptionen als Hindernis für eine Problemlösung erweisen. In solchen Fällen ist die Reflexion des metaphorischen Selbst-Entwurfs Ziel therapeutischer Bemühungen. Die Analyse der Metapher befreit von den Dogmen der totalisierenden Tendenz, die mit den Idealen des Begriffs einhergehen. Die Metaphernanalyse kann uns nicht von der Metapher befreien, aber doch immerhin einen Para-Dogma-Wechsel einleiten. Sie kann nicht vollständig Therapie anleiten, wohl aber Hinweise geben und mit Aufmerksamkeiten sensibilisieren für ein besonderes dialogisches Phänomen; andere therapeutische Zugänge werden nicht entwertet, wohl aber zu einer Reflexion ihrer konzeptuellen Metaphern angeregt. Die Metapherntheorie wird daraufhin untersucht, ob sie das Potenzial hat, verschiedene therapeutische Schulen zu integrieren.

de Shazer, Steve (2003): Sinn stiftende Verfahren. In: Familiendynamik 28 (1): 95-108.

abstract: Therapie vollzieht sich mit und über Sprache. Sprache ist das wichtigste Werkzeug der Therapeuten und der Klienten. Man kann Therapie als ein Feld voller Metaphern sehen. Therapie hat mit »Sinn« zu tun und – wenn alles gut geht – mit »Sinnveränderung«. Diese Sinnveränderung bzw. Stiftung neuen Sinns ist in der lösungsorientierten Kurztherapie für den Klienten wie für den Therapeuten ein hartes Stück Arbeit. Der Autor beschäftigt sich hier hauptsächlich mit Möglichkeiten der Sinnstiftung über Metaphern, die für die lösungsorientierte Kurzzeittherapie paradigmatisch wurden, nämlich mit Wundern und Skalen. Die damit verbundenen Fragen (Wunder-Frage) funktionieren nicht wie eine Frage, sondern wie der Eröffnungszug in einem neuen, Sinn stiftenden Sprachspiel, das dem Klienten hilft, seine Lösung zu (er)finden. Der Autor versteht die gesamte Konversation einer Therapiesitzung um Lösungen, Wunder und um den Begriff »besser« als eine erweiterte und erweiternde Metapher.

Pörksen, Bernhard (2003): Die Konstruktion ideologischer Wirklichkeiten. Zur metaphorischen Vorbereitung von Gewalt in neonazistischen Gruppen. In: Familiendynamik 28 (1): 109-128.

abstract: Der Autor untersucht – ausgehend von einer interaktionstheoretischen Bestimmung der Metapher – die Metaphorik, die in neonazistischen Publikationen verwendet wird, und zeigt, mit welchen Techniken der Sprachverwendung Andersdenkende und Anderslebende zu Feinden werden. Im Zentrum stehen jene Spielformen der Diskreditierung, mit denen versucht wird, die Hemmschwelle der physischen Gewaltanwendung zu senken. Genauer beschrieben werden u.a. die Dehumanisierung des Gegners, der Aufbau von so genannten Implikationsketten, die Euphemisierung von Gewalt und die metaphorische Konstruktion von Notwehrsituationen. Generell lässt sich zeigen, dass Metaphern Erfahrungsbezüge herstellen und in der politischen und ideologischen Sprache insgesamt die Funktion besitzen, die abstrakte Welt der Politik in die konkrete Welt des erfahrbaren Alltags hereinzuholen und in einen Horizont des Vertrauten einzubetten.

Regehr, Elke (2003): Rechtsradikale Jugendgewalt. Der familiäre Einfluss hat in der Debatte um die Ursachen zu wenig Gewicht. In: Familiendynamik 28 (1): 129-142.

abstract: Dieser Artikel enthält exzerptartige Gedankengänge aus einem der acht Kapitel einer Dissertation in Arbeit an der Universität München zu den sozialpsychologischen Ursachen der Nazi-Gewalt im Dritten Reich wie der Neonazi-Jugendgewalt. In diesem Kapitel habe ich auch anhand von Interviews mit Jugendlichen, deren Eltern sowie ihren StreetworkerInnen in den neuen Bundesländern die psychologischen Ursachen für den Rechtsradikalismus Jugendlicher untersucht. Im folgenden Artikel konzentriere ich mich auf Beobachtungen zur Beziehungsdynamik in einigen der von mir untersuchten Familien. Ich stelle die auffallende Ausklammerung des familiären Einflusses und demgegenüber die Überbetonung außerfamiliärer Faktoren in der öffentlichen Debatte um die Ursachen des Rechtsradikalismus dar. Weder in den Konzepten noch in der Praxis von Jugendarbeit hat die Zusammenarbeit mit den Eltern einen Platz, was die Chancen mindert, für Abhilfe zu sorgen.

Kandziora, Elisabeth (2003): Rezension: Mark Hubble, Barry Duncan & Scott D. Miller (Hg.) (2001): So wirkt Psychotherapie – Empirische Ergebnisse und praktische Folgerungen. Dortmund (Modernes Lernen). In: Familiendynamik 28 (1): 143-144.

Fischer, Hans Rudi (2003): Jenseits vom Konstruktivismus – zum Tode von Heinz von Foerster. In: Familiendynamik 28 (1): 145-148.

Clement, Ulrich (2003): Editorial: Diagnostik und systemische Therapie. In: Familiendynamik 28 (2): 155-158.

Davidson, Bernard, William H. Quinn & Allan M. Josephson (2003): Diagnostik in der Familientherapie. Systemische und entwicklungspsychologische Perspektiven. In: Familiendynamik 28 (2): 159-175.

abstract: Die einzelnen familientherapeutischen Schulen setzen, abhängig von ihren theoretischen Konzepten, diagnostisch unterschiedliche Akzente. Nach einer kurzen Übersicht über vier der wichtigsten Ansätze werden die jeweiligen diagnostischen Kategorien abgeleitet, deren klinische Bedeutung schulenunabhängig anerkannt ist. Die (1) strukturellen, (2) historischen, (3) entwicklungspsychologischen und (4) prozessbezogenen Dimensionen werden als gleichwertige ergänzende Perspektiven detailliert und ausgeführt. Jede Dimension wird anhand von Fallbeispielen illustriert, und die relevanten Faktoren werden mit anamnestischen Fragen tabellarisch vorgestellt.

Cierpka, Manfred & Michael Stasch (2002): Die GARF-Skala. Ein Beobachtungsinstrument zur Einschätzung der Funktionalität von Beziehungssystemen. In: Familiendynamik 28 (2): 176-200.

abstract: Die GARF-Skala (Global Assessment of Relational Functioning-Scale, Skala zur globalen Erfassung des Funktionsniveaus von Beziehungen) stellt eine Methode zur Beschreibung und Quantifizierung des Beziehungsumfeldes dar, in dem Personen leben und in dem ihre Probleme auftreten. Das Instrument wurde analog zur individuumszentrierten Achse V des DSM-IV (GAF; Global Assessment of Functioning) vom Committee on the Family of the Group for the Advancement of Psychiatry in den Vereinigten Staaten konstruiert und besteht aus den drei Dimensionen: Problemlösung, Organisation und emotionales Klima. Für jede Dimension existiert eine 100-Punkte-Skala, mit der ein Beziehungssystem beurteilt werden kann. Unter Zuhilfenahme der drei Skalen kann schließlich ein Gesamtwert gebildet werden, der eine Beurteilung des Beziehungsumfeldes einer Person erlaubt. Im Artikel werden der Hintergrund der Skala, ihr Aufbau und Untersuchungen zur Reliabilität und Validität dargestellt. Eigene Erfahrungen mit der deutschsprachigen Version der GARF-Skala, die in einigen Studien eingesetzt wurde, führen schließlich zu der Aussage, dass dieses einfache Instrument in der Praxis und in der Ausbildung, hauptsächlich jedoch in der Forschung eine größere Verwendung finden sollte.

Borst, Ulrike (2003): Diagnostik und Wissen in der psychiatrischen Klinik: Bis wohin nützlich, ab wann hinderlich? In: Familiendynamik 28 (2): 201-218.

abstract: Ausgehend von der eigenen professionellen Entwicklung in psychiatrischen Kontexten wird der Zusammenhang von Diagnostik und der Anwendung von Wissen in der Psychiatrie beleuchtet. Als Gegenpol werden systemische Standpunkte zur Diagnostik und zum Expertenwissen aufgeführt. Dem Diagnostikverständnis der Psychiatrie und der Ablehnung von »Störungswissen« durch viele Systemiker wird dann das Begegnungskonzept der systemischen Therapie Meilener Prägung gegenübergestellt. An zwei Fallbeispielen wird gezeigt, wie Diagnostik, Anlassproblem und Therapie in individuellen Krankheitsgeschichten interagieren, welches Wissen genutzt und wieder zurückgestellt wurde und wie das Dilemma zwischen Expertentum und Fallverstehen in der therapeutischen Begegnung aufgelöst werden konnte. Das zwiespältige Verhältnis der Systemtherapie zur Diagnostik hat viel nützliches Wissen aus der Therapie verbannt und gerade in der Psychiatrie zu einer Marginalisierung der Systemtherapie geführt. Daher wird es zur Revision vorgeschlagen. Zur Professionalisierung psychiatrisch Tätiger und zum Umgang mit Diagnostik wird ein Vorschlag unterbreitet.

Kubinger, Klaus D., Rainer Alexandrowicz, Joachim F. Punter & Elmar Brähler (2003): Paardiagnostik mit dem Gießen-Test – Typische Paarprofile in der »Normal-Bevölkerung. In: Familiendynamik 28 (2): 219-235.

abstract: Die Paardiagnostik mit dem Gießen-Test (Brähler u. Brähler 1993) bot bisher im Zusammenhang mit einer Fallbehandlung die Möglichkeit der Zuordnung zu einem von 16 in klinischen Stichproben beobachteten Paartypen, d. i. die Identifizierung eines typischen Paar-«Persönlichkeits«-Profils. Im vorliegenden Beitrag wird untersucht, inwieweit diese 16 (klinischen) Paartypen auch repräsentativ für die Population »klinisch unauffälliger« Paare sind bzw. ob es auch einen oder mehrere »Normal«-Typen gibt. Eine aktuelle Stichprobe (n = 273), hauptsächlich im universitären Kontext erhoben, und eine repräsentative Stichprobe des Jahres 1975 (n = 197) konnten dazu analysiert werden. Es resultierte mit Hilfe der Methode der Clusteranalyse eine völlig unter- schiedliche Typisierung sowohl für diese beiden Stichproben als auch jeweils im Vergleich zu jener von Brähler und Brähler. Der Unterschied zwischen den beiden Stichproben wird auf die gesellschaftspolitisch geänderte Situation zwischen 1975 und jetzt zurückgeführt. Die Typisierung der aktuellen Stichprobe in vier Paar-«Persönlichkeits«-Profile ergab zwei »Normal«-Typen, wovon einer dennoch als potenziell kritisch interpretiert werden muss, und zwei Typen, die auch in den diversen klinischen Stichproben von Brähler und Brähler gefunden wurden. Für die praktische Fallbehandlung gibt es mit den gefundenen Typen nunmehr die Möglichkeit, »partnerschaftliches Risiko« bzw. »partnerschaftliches Potenzial« zu diagnostizieren.

Slesazeck, Heike, Julia Würz, Thomas Kapellen, Wieland Kiess & Elmar Brähler (2003): Partnerschaft und Bindung bei Eltern von Kindern mit Diabetes mellitus Typ I. In: Familiendynamik 28 (2): 236-251.

abstract: In der vorliegenden Arbeit werden die Belastungen der Familien mit einem chronisch kranken Kind im Hinblick auf die Partnerschaft der Eltern untersucht. Im Rahmen der Auseinandersetzung mit Konzepten zur Partnerschaft wird besonders auf die Bedeutung der Bindungstheorie eingegangen. Empirisch können anhand einer Stichprobe von 44 Elternpaaren drei Typen von Paaren identifiziert werden. Diese drei Gruppen unterscheiden sich in den wesentlichen Skalen zu Partnerschaft und Bindung, ihrer Partnerschaftsqualität sowie in ihren Bewältigungsstrategien. Hinsichtlich soziodemographischer Variablen, der erlebten Belastung durch das erkrankte Kind und der medizinischen Anpassung der Kinder werden keine wesentlichen Unterschiede ermittelt. Es wird jedoch deutlich, dass in vielen Fällen eine über das konkrete Diabetesmanagement hinausgehende individuelle psychosoziale Beratung und Begleitung angezeigt ist.

Kubinger, Klaus D. (2003): Systemisch Orientiertes Erhebungsinventar. Zum Sachverhalt eines symptombeladenen Kindes/Jugendlichen – Gesprächsleitfaden für den Routineeinsatz psychologischer Untersuchungen. In: Familiendynamik 24 (2): 252-260.

abstract: In dem Beitrag wird ein neues Inventar zur strukturierten Anamneseerhebung vorgestellt. Es handelt sich um einen Gesprächsleitfaden für den Einsatz bei Kindern und Jugendlichen. Theoretische Grundlage ist die systemische Therapie. Das Inventar zeichnet sich durch seine Kürze aus. Gedacht ist das Systemisch Orientierte Erhebungsinventar auch für Psycholog(inn)en ohne einschlägige Therapieausbildung. Eine erste Evaluation an Praktiker(inne)n ermutigt dazu, seinen Einsatz zu empfehlen.

Hatzinger, M. (2003): Kommentar zu Leff et al. »Die Londoner Depressions-Interventionsstudie« (Familiendynamik 1/2002, S. 104–121). In: Familiendynamik 28 (2): 261-263.

Massing, Almut (2003): Rezension – Marianne Krüll (2001): Käthe, meine Mutter. Rüsselsheim (Christel Göttert Verlag, 2. Aufl. 2002). In: Familiendynamik 28 (2): 264-266.

König, Oliver (2003): Rezension – Jean-Claude Kaufmann (2002): Singlefrau und Märchenprinz. Über die Einsamkeit moderner Frauen. Konstanz (Universitätsverlag Konstanz). In: Familiendynamik 28 (2): 266-269.

Duss-von Werdt, Josef (2003): Editorial: Mediation. In: Familiendynamik 28 (3): 279-283.

Bernhardt, Hanspeter & Bianca Winograd (2003): Zwischen Pragmatik und Transformation: Modelle der Familien-Mediation und ihre Bedeutung für das Selbstverständnis des Familien-Mediators. In: Familiendynamik 28 (3): 284-322.

abstract: An den verschiedenen Modellen der Familien-Mediation lässt sich zeigen, dass den Besonderheiten des Systems Familie zunehmend Rechnung getragen wird. Die Autoren plädieren dafür, Familien-Mediation nicht nur als Anwendung von Mediation auf familiäre Konflikte zu begreifen, sondern Strukturen und Techniken der Mediation an die Intensität, Intimität und Irritierbarkeit familiärer Beziehungen anzupassen. Die Einführung einer Vorbereitungsphase, in der sich die Parteien auf direkte und kooperative Verhandlungen einstellen können, lässt sich ebenso mit der aufgaben- und lösungsorientierten Vorgehensweise vereinbaren wie die Anwendung prozesstherapeutischer Interventionen anlässlich von Blockaden des Arbeitsprozesses. Auch in der Beschreibung zukünftiger Entwicklungen und Trends kommt die Notwendigkeit von kontext-, konflikt- und klientenzentrierten Anpassungen der Familien-Mediation zum Ausdruck. Das Berufsbild des Familien-Mediators, das bisher vor allem seine Rolle im Verhandlungsgeschehen der Mediation betont hat, muss in Zukunft um dessen psychosoziale Kompetenzen erweitert werden, um den Teilnehmern einer Familien-Mediation besser gerecht zu werden.

Schwartz, Hansjörg (2003): Mediation in Erbangelegenheiten. In: Familiendynamik 28 (3): 323-337.

abstract: Im vorliegenden Beitrag werden zunächst einige Gedanken zur besonderen Eignung der Mediation in Erbangelegenheiten dargelegt. Im Anschluss daran wird auf typische Problemkonstellationen eingegangen, denen Mediatoren in der Erbmediation begegnen. Den Abschluss bilden Ausführungen zu den Besonderheiten der Mediation in diesem speziellen Anwendungsbereich. Die Darstellung orientiert sich an dem typischen Phasenverlauf einer Erbmediation. Mediationsunerfahrenen Lesern soll damit die Möglichkeit gegeben werden, sich eine Vorstellung von dem praktischen Ablauf des Verfahrens zu machen. Leser, die selbst über Mediationskenntnisse verfügen, haben die Gelegenheit, Vergleiche zum Vorgehen in den unterschiedlichen Anwendungsfeldern zu ziehen. Ziel des Beitrages ist es, das große Potenzial aufzuzeigen, das die Mediation für die Regelung von Erbangelegenheiten bereithält, und gleichzeitig auf die speziellen Anforderungen (psychologischer und rechtlicher Art) hinzuweisen, denen sich Mediatoren in diesem Tätigkeitsbereich gegenübersehen.

Theilmann-Braun, Claudia, Birgit Römer-Wolf & Reiner Bastine (2003): Vom Beziehungsk(r)ampf zu Verhandlungen über Alltägliches. Das Strukturierte Konfliktgesprach für Paare (SKG-P). In: Familiendynamik 28 (3): 338-355.

abstract: Der folgende Beitrag stellt das Strukturierte Konfliktgespräch für Paare (SKG-P) als ein Verfahren der Mediation von Partnerschaftskonflikten vor. Dieses Interventionsvorgehen unterstützt Paare dabei, ihre Differenzen zu bewältigen, die sie im Alltag oder in belastenden Familiensituationen (z.B. im familiären Übergang zur Elternschaft) haben. Paarkonflikte werden im SKG-P in spezifisch mediativer Art »behandelt«. Die Fragen, wie die interpersonellen Konflikte konzeptualisiert werden und welche Vorgehensweisen daraus für die professionelle Vermittlung bei Paarkonflikten resultieren, bilden den Ausgangspunkt des Artikels. Ausführlich werden die Ziele der Intervention, angestrebte Wirkungen sowie der Interventionsprozess beschrieben. Abschließend wird der Interventionsansatz in den Kanon der bestehenden psychosozialen Angebote für Paare eingeordnet.

Kessen, Stefan (2003): Fragen in der Mediation. In: Familiendynamik 28 (3): 356-375.

abstract: Fragen spielen eine zentrale Rolle in der Mediation. Allerdings unterscheiden sie sich in ihren Formen und Funktionen oftmals deutlich von den in der Alltagskommunikation verwendeten, da sie unter anderem dazu dienen, die tradierten Konflikt- und Kommunikationsmuster der Beteiligten zu verändern. So besteht eine wesentliche Herausforderung für den Mediator, mit seinen Fragen die Konfliktbeteiligten zu einem Perspektivenwechsel anzuregen und ihnen zu helfen, Blockaden zu überwinden und die eigenen Wahrnehmungen und Annahmen zu reflektieren. Der Beitrag zeigt auf, welche Arten von Fragen in bestimmten Situationen einer Mediation hilfreich sein können, um die Konfliktbeteiligten durch einen verständigungsorientierten Diskurs zu leiten und sie darin zu unterstützen, eigenverantwortlich Regelungen für ihren Konflikt zu finden. Beispiele aus der Mediationspraxis veranschaulichen die Ausführungen. Dabei wird deutlich, dass es in der Mediation nicht nur auf den Inhalt der jeweiligen Frage ankommt, sondern in besonderem Maße auf die Haltung des Fragenden, die von Empathie und Wertschätzung getragen sein sollte.

Eschweiler, Peter (2003): Familiengericht und Familienmediation. In: Familiendynamik 28 (3): 376-389.

abstract: Aus der Sicht des Familiengerichts ist Familienmediation inzwischen ein anerkanntes Verfahren, um Konflikte zu regeln, die in einer Familie bei Trennung und Scheidung entstehen. Dazu haben internationale Empfehlungen und nationale Gesetzesänderungen, nicht nur im Bereich des Familienrechts, beigetragen. Derzeit werden in Deutschland in mehreren Modellprojekten Erfahrungen mit gerichtsnaher Mediation gesammelt. Mediatoren sind zum Teil Richter mit Mediationsausbildung, die von Amts wegen nicht mit den betreffenden Fällen befasst sind. Hier geht es darum, die Möglichkeiten zu klären, bei Gericht bereits anhängige Verfahren zum Zweck der Mediation auszusetzen. Dies ist oft nicht nur deshalb schwierig, well die Verfahren schon sehr verrechtlicht sind, sondern weil Richter und vor allem Rechtsanwälte haufig Vorbehalte haben, bereits bei Gericht laufende Verfahren in die Mediation abzugeben. In der Praxis finden die meisten Mediationen statt, bevor Kontakt zum Gericht aufgenommen wird. Bedeutsam sind auch die Bestrebungen, internationale Mediation für die Falle anzubieten, in denen Familiengerichte nach dem Haager Abkommen (HKU) über die Rückführung von Kindern in ein anderes Land entscheiden müssen oder in denen es um eine Umgangsregelung geht, wenn die Eltern in verschiedenen Ländern leben.

Vetterli, Rolf (2003): Mediation und Gericht aus schweizerischer Sicht. In: Familiendynamik 28 (3): 390-404.

abstract: In einem ersten Einstieg wird zu zeigen versucht, welche Situationen sich grundsätzlich eher für das Gericht eignen und welche mehr für eine Mediation. In einem zweiten Anlauf wird beschrieben, wie eine Gesetzesrevision die Scheidungskultur eines Landes verändern kann. Das neue schweizerische Scheidungsrecht (in Kraft seit 1.1.2000) mutet den Gerichten Aufgaben zu, die sie kaum bewältigen können und die in der Mediation am besten aufgehoben wären, hätte man es nicht unterlassen, diese zu fördern. Es folgt ein Plädoyer für eine klare Trennung von Justiz und Mediation. Die Richterin kann nicht zur Mediatorin werden, in ihren Verhandlungen aber immerhin mediative Bausteine einsetzen. Der Mediator soll sich nicht zum Rechtsberater aufschwingen, aber vor allem nicht zum Gehilfen des Gerichts herabsinken. Das ideale Verhältnis zwischen Gericht und Mediation könnte ein Arbeitsbündnis auf der Grundlage gegenseitigen Respekts sein, für das klare Umgangsregein zu entwerfen wären.

Stierlin, Ruth & Josef Duss-von Werdt (2003): Familienmediation in der Schweiz. Eine Untersuchung von zwei Jahren Praxis. In: Familiendynamik 28 (3): 405-427.

abstract: Nachdem sich die Familienmediation allmahlich etabliert, möchte diese Untersuchung erste Antworten auf drei Fragen geben: 1. Wer sind die Mediatorlnnen? 2. Wer sind die Paare in der Mediation? 3. Wie gestaltet sich mit diesen Paaren die Mediationspraxis? Die hier dargestellte Auswahl von Ergebnissen stammt aus einer Untersuchung in den Jahren 2000 und 2001, an der sich 41 Fachpersonen aus der ganzen Schweiz beteiligten.

Duss-von Werdt, Josef & Dagmar Schramm-Grüber (2003): «Auswirkungen der Ausbildung in Mediation auf meine Praxis«. Anmerkungen zu einer Ausbildung aus der Sicht der Teilnehmenden. In: Familiendynamik 28 (3): 428-439.

abstract: Nach drei Lehrgängen am Institut für Konfliktberatung und Mediation (IKOM) in Frankfurt/Main wurden alle Absolventen um eine Rückmeldung zu den Auswirkungen der Ausbildung ersucht. Von den insgesamt 61 Personen haben 47 geantwortet. Bei der Auswertung fiel auf, wie viel Persönliches mitgeteilt wurde, obwohl dies nicht die Absicht der Befragung war. Das regte uns an, neben interessanten und quantifizierbaren Informationen zur Praxis auch einiges von dem mitzuteilen, was über die Folgen der Ausbildung auf die Lebenspraxis berichtet wurde.

Hargens, Jürgen (2003): Rezension: Arthur C. Bohart & Karen Tallman (1999): How Clients Make Therapy Work: The Process of Active Self-Healing. Washington, D. C. (APA). In: Familiendynamik 28 (3): 440-440.

Gutscher, Gerhard (2003): Rezension – Birgit Dechmann & Christiane Ryffel (2001): Vom Ende zum Anfang der Liebe – Ein Leitfaden für systemische Beratung und für Paare, die zusammenbleiben wollen. Weinheim/Basel (Beltz). In: Familiendynamik 28 (3): 441-442.

Retzer, Arnold (2003): Editorial: Paare, Eltern und Experten. In: Familiendynamik 28 (4): 451-453.

Barthelmes, Manuel (2003): Von der Hybris zur Expertise. Was ist eigentlich Beratungskompetenz? In: Familiendynamik 28 (4): 454-466.

abstract: Es wird dargelegt, aus welcher Grundmotivation heraus der Beratungsberuf oft ergriffen wird und wie sich Beratungskompetenz im Laufe einer persönlichen Entwicklung wandelt und ausformt. Hierbei kommt insbesondere einer gewissen Hybris, die sich zu einer beraterischen Kompetenz des Wissens, Verstehens, Distanzierens und Misstrauens wandelt und sich zu einer beraterischen Expertise des Nichtwissens, Nichtverstehens, Eingebundenseins und Vertrauens weiterentwickelt, eine entscheidende Bedeutung zu.

Pleyer, Karl Heinz (2003): »Parentale Hilflosigkeit« – ein systemisches Konstrukt für die therapeutische und pädagogische Arbeit mit Kindern. In: Familiendynamik 28 (4): 467-491.

abstract: Auf dem Hintergrund eines systemischen Verständnisses von Symptombildung bei Kindern und den Lösungsstrategien der Eltern werden die Phänomene elterlichen Scheiterns und ihre Entstehungsbedingungen untersucht. »Parentale Hilflosigkeit« wird als Konstrukt beschrieben mit den Hauptmerkmalen a) selektive Wahrnehmung der Signale des Kindes, b) Konfliktvermeidung, c) Verantwortungsabgabe und d) Kooperationsverlust auf der Elternebene. Kindliche Symptome und »parentale Hilflosigkeit« werden als reflexives Beziehungsmuster aufgefasst, welches gemeinsam in Kommunikation erzeugt wird. Kindliches Symptomverhalten kann dabei u. a. als kreativer Versuch gedeutet werden, die Hilflosigkeit der Eltern zu bewältigen bzw. überwinden zu helfen. Der Nutzen des Konstruktes wird in der Möglichkeit gesehen, inkompetent oder verantwortungslos erscheinendem Erziehungsverhalten mit einem Verstehensrahmen zu begegnen, der Abwertung und Distanzierung gegenüber den Eltern zu verringern hilft. Die Nutzung des Konstruktes »parentale Hilflosigkeit« als therapeutische Metapher eröffnet erweiterte Handlungsmöglichkeiten auf dem Weg zu einer integrierten Therapie von Eltern und Kind.

Stammer, Heike, Cornelia Schrey & Tewes Wischmann (2003): Wie sich Kommunikations- und Erlebensmuster durch Paartherapie verändern können. In: Familiendynamik 28 (4): 492-512.

abstract: In einer explorativen Untersuchung innerhalb der Studie »Heidelberger Kinderwunsch-Sprechstunde« wurde eine von den Autoren adaptierte Form der Methode des »Zentralen Beziehungs-Konflikt-Themas« (ZBKT) von Luborsky eingesetzt. Jeweils die erste und die letzte Sitzung von 10 Paartherapien wurden ausgewertet. Es konnten Veränderungen der Kommunikations- und Erlebensmuster der Partner im Verlauf der Paartherapien gefunden werden: Die Wünsche der Frauen waren in der letzten Sitzung »aktiver« und wurden häufiger explizit geäußert als zu Beginn der Therapie. Bei den Männern zeigte sich ein Ansteigen der positiven und ein Rückgang der negativen Reaktionen des Subjekts, d. h., sie reagierten selbstbewusster als zu Beginn der Paartherapie. In den zentralen Beziehungskonfliktthemen der Partner zeigte sich, dass in der letzten Sitzung ein Wandel der Wünsche der Männer und Frauen stattgefunden hatte, der – vorsichtig interpretiert – als Beginn eines emanzipatorischen Prozesses gesehen werden kann.

Butzmann, Erika (2003): Geschlechtsspezifisches Streitverhalten aufgrund unterschiedlicher Denkstrukturen bei Männern und Frauen als zusätzliches Konfliktpotenzial in der Partnerschaft. In: Familiendynamik 28 (4): 513-523.

abstract: Geschlechtsspezifisches Konfliktverhalten wird in der sozialwissenschaftlichen Forschung nur unter dem Aspekt des Rollenverhaltens im kulturellen Kontext thematisiert. Einerseits verhindert die ausschließlich sozialisationstheoretische Betrachtung von Konfliktverhalten eine umfassende Klärung der Gründe für das Scheitern von Paarbeziehungen, andererseits fehlen damit grundlegende Analysen der verschiedenen Einflussfaktoren geschlechtsspezifischen Streitverhaltens. Anhand von Ergebnissen aus der Bildungsarbeit mit Familien über geschlechtsspezifisches Streitverhalten wird im Zusammenhang mit Aussagen der Gehirnforschung aufgezeigt, dass genetisch bedingte Unterschiede in der Denkstruktur von Frauen und Männern zu stark voneinander abweichenden Verhaltensweisen im Streit führen, die das Konfliktpotenzial in der Partnerschaft erhöhen. Die Einbeziehung der genetischen Komponente als Ergänzung zur sozialisationstheoretischen Perspektive impliziert die Möglichkeit, die destruktive Kreislaufstruktur im Streit der Geschlechter zu durchbrechen.

Merten, Rolf (2003): Rezension – Frank-M. Staemmler (Hg.) (2001): Gestalttherapie im Umbruch – Von alten Begriffen zu neuen Ideen. Köln (Edition Humanistische Psychologie). In: Familiendynamik 28 (4): 524-525.

Pühl, Harald (2003): Rezension – Wolfgang Schmidbauer (1999): Die heimliche Liebe. Ausrutscher, Seitensprung, Doppelleben. Reinbek bei Hamburg (Rowohlt). In: Familiendynamik 28 (4): 525-526.

Kandziora, Elisabeth (2003): Rezension – P. O’Hanlon Hudson & W. Hudson O’Hanlon (2000): Liebesgeschichten neu erzählen – ein Lehrbuch für Paare und ihre Therapeuten. Heidelberg (Carl- Auer-Systeme Verlag). In: Familiendynamik 28 (4): 526-526.