Heft 1
Klein, Rudolf (2016): Editorial: Von Texten und Kontexten – Oder: Die Misere der deutschen Suchttherapie. In: Kontext 47 (1): 3-10.
Gantner, Andreas & Harald Stickel (2016): Die Quadratur des Kreises. Systemische Therapie für Jugendliche mit Suchtproblemen – Impulse aus der Praxis der Jugendsuchthilfe. In: Kontext 47 (1): 11-21.
abstract: In den vergangenen Jahren wurden in der Suchthilfe zahlreiche Kurz- und Frühinterventionsangebote für Jugendliche erprobt und etabliert. Dabei orientieren sich die Konzepte überwiegend individuumszentriert und fokussieren ausschließlich das Suchtverhalten von Jugendlichen. Speziell im Jugendsuchtbereich haben jedoch systemische Ansätze wie die Multidimensionale Familientherapie eine hohe nachgewiesene Evidenz. Trotz der belegten Wirksamkeit systemischer Ansätze existiert in der konkreten Praxis ein deutlicher Mangel an der Anwendung systemisch-familienorientierter Angebote. Dieser Umstand wird im Zusammenhang mit systembedingten strukturellen Problemen diskutiert.
Schmid, Corinna (2016): Wenn Frauen Frauen helfen. Positive Effekte der geschlechtsbezogenen Arbeit mit drogenabhängigen Mädchen und Frauen. In: Kontext 47 (1): 22-34.
abstract: Frauen machen etwa 30 Prozent der Suchtkranken in Deutschland aus. Dieser Aufsatz soll die positiven Effekte der geschlechtsbezogenen Arbeit mit Mädchen und Frauen aufzeigen. Hierfür ist ein Verständnis der Suchtentstehung mit frauenbezogenem Zugang ebenso unerlässlich wie bei der anschließenden Therapie. Grundlage dabei ist – neben praktischen Erfahrungen der Autorin – eine systemisch-geschlechtsbezogene Haltung, die sich sowohl aus Elementen der systemischen Familientherapie wie einer parteilichen Haltung Mädchen und Frauen gegenüber speist. Diese berücksichtigt Familienkonstellationen ebenso wie geschlechtsbezogene Problematiken und Herangehensweisen – ein Ansatz, der von betroffenen Frauen in der Praxis oft als hilfreich erlebt wird.
Stein, Robert Anatol (2016): Drei statt Dry – Ein systemisch orientiertes Verfahren zur Reduktion der Alkoholabhängigkeit. In: Kontext 47 (1): 35-47.
abstract: Heutzutage setzt die Therapie der Alkoholabhängigkeit vielerorts immer noch die strikte Abstinenz voraus. Vielen Betroffenen wird damit der Zugang zur Therapie erschwert, wenn nicht sogar dauerhaft verwehrt. Im vorliegenden Artikel beschreibt der Autor seinen eigenen Weg aus der Alkoholabhängigkeit, für den die Abstinenz weder die Voraussetzung noch das erklärte Ziel war. Die vom Autor eher zufällig entdeckte Methode »Drei statt Dry« besitzt sowohl systemisch-paradoxe als auch lösungsorientierte Aspekte und widerspricht in ihrem Wesen den bekannten Konzepten von Abstinenz- und Reduktionstherapie. Auf Grund der eigenen Erfahrungen mit dieser Methode schlägt der Autor ein neuartiges Suchtmodell vor, welches einerseits die typischen Begleitsymptome »Kontrollverlust« und »Alkoholtoleranz« in einen Zusammenhang bringt und andererseits das unterschiedliche Trinkverhalten zwischen Betroffenen und Nicht-Betroffenen erklärt. Zentrales Element des sogenannten »REPModells « ist der hypothetische »Rauscheintrittspunkt« (REP), welcher in der Entstehung der Sucht eine vorrangige Bedeutung hat und dem Modell seinen Namen verleiht.
Klein, Rudolf & Anonymus (2016): Interview: Die »Stellschraube« Stellenreduzierung. Rudolf Klein im Gespräch mit dem Leiter einer ambulanten Beratungs- und Behandlungseinrichtung. In: Kontext 47 (1): 48-57.
Schlippe, A. von & Dörte Foertsch (2016): »Die Geschichten haben mich mein ganzes Leben begleitet«. Dörte Foertsch (DF) im Gespräch mit Arist von Schlippe (AvS). In: Kontext 47 (1): 58-76.
Rettelbach, Lisa (2016): Rezension – M. Baierl & K. Frey (Hrsg.) (2015): Praxishandbuch Traumapädagogik. Lebensfreude, Sicherheit und Geborgenheit für Kinder und Jugendliche. Göttingen (Vandenhoeck & Ruprecht). In: Kontext 47 (1): 78-79.
Schweitzer, Jochen (2016): Rezension – S. Holdt & M. Schönherr (2015): Lösungsorientierte Beratung mit getrennten Eltern. Ein Praxishandbuch. Stuttgart (Klett-Cotta). In: Kontext 47 (1): 79-81.
Pleyer, Karl Heinz (2016): Rezension – Wilhelm Rotthaus (2015): Ängste von Kindern und Jugendlichen – Störungen systemisch behandeln. Heidelberg (Carl-Auer). In: Kontext 47 (1): 81-82.
Olm, Peter (2016): Rezension – G. Tergeist (2015): Führen und leiten in sozialen Einrichtungen. Köln (BALANCE buch + medien Verlag). In: Kontext 47 (1): 83-84.
Reinders-Schmidt, Steffi (2016): Rezension – Reinert Hanswille (Hrsg.) (2016): Handbuch systemische Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie. Göttingen (Vandenhoeck & Ruprecht). In: Kontext 47 (1): 84-86.
Geigges, Werner (2016): Rezension – M. Haagen, B. Möller (2013): Sterben und Tod im Familienleben. Göttingen (Hogrefe). In: Kontext 47 (1): 86-88.
Wienands, András (2016): Rezension – T. Riedel (2015): Internationale Personalauswahl. Wie wir die Richtigen erkennen, auch wenn sie anders sind als wir. Göttingen (Vandenhoeck & Ruprecht). In: Kontext 47 (1): 88-89.
Müller, Ina (2016): Rezension – Rainer Schwing & Andreas Fryszer (2015): Systemische Beratung und Familientherapie – kurz, bündig, alltagstauglich. Göttingen (Vandenhoeck & Ruprecht). In: Kontext 47 (1): 89-90.
Heft 2
Bauer, Petra, Dörte Foertsch & Tom Levold (2016): Editorial: Jugendhilfe und Kinderschutz. In: Kontext 47 (2): 115-119.
Maschke, Birgit (2016): Systemischer Kinderschutz. Plädoyer für die (Wieder-)Etablierung systemischer Grundüberzeugungen im Kinderschutz. In: Kontext 47 (2): 120-141.
abstract: Der Beitrag gibt einen Überblick über die geschichtliche und gesetzliche Entwicklung des Kinderschutzes in Deutschland und thematisiert verschiedene kritische Perspektiven zum heutigen Stand der Kinderschutzarbeit. Abschließend wird für Merkmale eines systemischen Kinderschutzes mit seinen Möglichkeiten und Grenzen geworben.
Hanchi, Eva (2016): Systemische Beratung im Zwangskontext in der Arbeit des Allgemeinen Sozialen Dienstes des Jugendamtes. In: Kontext 47 (2): 142-158.
abstract: In diesem Artikel wird vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Entwicklung zum gesetzlichen Kindesschutz thematisiert, wie Mitarbeiter/innen von Jugendämtern den Spagat zwischen Hilfe und Kontrolle fachlich bewältigen können, wenn sie im Rahmen eines Zwangskontextes handeln müssen. Die Autorin beschreibt, wie durch Respekt und Wertschätzung in Verbindung mit einer ressourcenorientierten Haltung Familien in kritischen Überforderungssituationen erreicht und auch beraten werden können.
Conen, Marie-Luise (2016): Systemisch orientierte Jugendhilfe im Umbruch. In: Kontext 47 (2): 159-164.
abstract: Infolge der Einführung der Neuen Steuerung 1991 bzw. 1993 durch die KGST (kommunale Gemeinscha sstelle für Verwaltungsvereinfachung) sowie der KLR (Kosten-Leistungsrechnung) wurden in den öffentlichen Verwaltungen outputorientierte Zielvereinbarungen sowie Kontraktmanagement eingeführt. Damit einher gingen Bemühungen, Wirtschaftlichkeit und Qualität zu erhöhen, in deren Folge betriebswirtschaftliche Prinzipien wie Budgetierung, dezentrale Ressourcenverantwortung, Zielführung und Controlling sowie Wettbewerb installiert wurden. Erst spät entwickelte sich eine deutlicher werdende Kritik an den damit verbundenen Denkweisen, die den Staat zu einem »Privatunternehmen« gemacht haben. In dem verstärkten Bemühen, den in der Neuen Steuerung latent enthaltenen Generalvorwurf der mangelnden Effizienz zu entkräften, haben systemisch orientierte Fachkräfte in der Jugendhilfe jedoch nicht ausreichend erkannt, dass die mit dieser Denkweise einhergehende Steuerungsgläubigkeit sowie Standardisierung von Prozessen und Strukturen diametral systemischen Grundprinzipien entgegensteht. Die später folgende Einführung der Sozialraumorientierung (SRO) brachte es mit sich, dass in den Hilfen zur Erziehung »Lösungsorientierung« und »Ressourcenorientierung« »neu« entdeckt wurde.
Lingnau-Carduck, Anke & Rainer Orban (2016): Kommentar zum Artikel von Marie-Luise Conen: „Systemisch orientierte Jugendhilfe im Umbruch“. In: Kontext 47 (2): 165-169.
Leyendecker, Sigrid & Susanne Götz (2016): Kommentar zum Artikel von Marie-Luise Conen: „Systemisch orientierte Jugendhilfe im Umbruch“. In: Kontext 47 (2): 170-176.
Wetzel, Norbert A. (2016): Beziehungs- und kontextzentrierte Systemische Familientherapie. Zur Praxis der Familienarbeit in benachteiligten und unterdrückten Innenstadtbezirken. In: Kontext 47 (2): 177-189.
abstract: Die erapeutenteams des Zentrums für Familie, Gemeinde und Soziale Gerechtigkeit e.V. stellen häufig konventionelle psychiatrische und therapeutische Behandlungsprinzipien und Vorgehensweisen auf den Kopf. Statt einzeln in den benachteiligten und verwahrlosten Schulbezirken von New Jersey mit Schülern/innen zu arbeiten, beziehen die Teams die Familien der Jugendlichen in den therapeutischen Prozess mit ein, richten ihre Aufmerksamkeit auf die innerfamiliären Beziehungen und die soziale Umwelt der Familie und schaffen Raum für Familien, zu heilen und ihre Beziehungsstärke und persönlichen Energiequellen zu bündeln, mit dem Ziel, die Schüler/innen zu befähigen, ihre Schulzeit erfolgreich abzuschließen und die Möglichkeit zu bekommen, an einem College zu studieren.
Rotthaus, Wilhelm (2016): Was fehlt? Fünf Anregungen für eine erfolgreichere systemische Kinder- und Jugendlichentherapie. In: Kontext 47 (2): 190-196.
abstract: Tom Levolds Frage für den Adventskalender 2014 des systemagazins hat mich dazu veranlasst, wenn auch mit einiger Verzögerung niederzuschreiben, was ich in meinen Fallsupervisionen von Psychotherapien mit Kindern und Jugendlichen und ihren Angehörigen am häufigsten vermisse. Die sorgfältigere Beachtung der fünf Punkte »Verortung des Problems in den Beziehungen« – »Zielklärung sowohl für das Kind als auch für die Eltern« – »eine systemische Hypothesenbildung« – »die Nutzung des Settings als Intervention« und eine hinreichende »Kompetenz in Paartherapie« könnte meiner Überzeugung nach wesentlich dazu beitragen, sowohl effektiver als auch nachhaltiger mit Kindern und Jugendlichen und ihren wichtigen Bezugspersonen zu arbeiten.
Foertsch, Dörte (2016): Stichwort: Systemtherapeutisches Handwerkszeug. In: Kontext 47 (2): 197-199.
Altmeyer, Anna & Susanne Altmeyer (2016): Tagungsbericht: Am Rande der Wüste. In: Kontext 47 (2): 200-204.
Kruse, Martina (2016): Rezension: E. Thoms, L. Salgo, & K. Lack (2015): Kinderschutz in der Frühen Kindheit – Ein Leitfaden für die Praxis. Gießen (Psychosozial). In: Kontext 47 (2): 206-207.
Kreis, Christiane (2016): Rezension: F. Bannink (2015): Lösungsfokussierte Fragen. Handbuch für die lösungsfokussierte Gesprächsführung. Göttingen (Hogrefe). In: Kontext 47 (2): 207-208.
Crone, Ilke (2016): Rezension: Roland Kachler (2015): Die Therapie des Paar-Unbewussten – Ein tiefenpsychologisch-hypnosystemischer Ansatz. Stuttgart (Klett-Cotta). In: Kontext 47 (2): 208-210.
Crone, Ilke (2016): Rezension: B. Schwartz & J. V. Flowers (2015): Was Therapeuten falsch machen – 50 Wege, Ihre Klienten zu vergraulen. Stuttgart (Klett-Cotta). In: Kontext 47 (2): 210-211.
Heft 3
Foertsch, Dörte, Petra Bauer, Barbara Bräutigam & Tom Levold (2016): Editorial: Menschen in ihren Arbeitswelten. In: Kontext 47 (3): 237-239.
Schubert, Franz-Christian (2016): Moderne Arbeitswelt und psychische Gesundheit. Ein Überblick aus beratungswissenscha licher Perspektive. In: Kontext 47 (3): 240-256.
abstract: Innerhalb der vergangenen beiden Jahrzehnte wird eine massive Zunahme von Arbeitsunfähigkeit und von Frühverrentung aufgrund psychischer Erkrankungen verzeichnet. Ein hohes Verursachungspotenzial wird dabei dem gesellschaftlichen Strukturwandel und der globalisierten Ökonomisierung und dem damit gekoppelten Wandel der Arbeitswelt zugeschrieben. Der Beitrag gibt einen Überblick über Auswirkungen der geänderter Arbeitsstrukturen und Arbeitsbedingungen auf die Erwerbsarbeit und auf die psychische (kognitive und emotionale) Beanspruchung der Erwerbstätigen. Vorgestellt werden psychologische und soziologische Erklärungsmodelle über die Entstehung von Stress in spezifischen Arbeitsbedingungen und zur berichteten Zunahme belastungsreicher Arbeitsstrukturen und Arbeitsprozesse generell. Schließlich werden betriebliche und personelle Maßnahmen zur Prävention psychischer Erkrankungen kurz vorgestellt. Deutlich wird, dass präventive Maßnahmen schwerpunktmäßig nicht auf das Individuum verschoben werden dürfen. Das führt in unzulässiger Weise zu einer Individualisierung der Verantwortung für die gesundheitliche Komponente von Erwerbsfähigkeit. Vielmehr müssen inhumane und überlastende (krankmachende) organisationale und betriebliche Strukturen und Arbeitsbedingungen in die Vorsorgemaßnahmen einbezogen werden.
Hänsel, Markus (2016): Gesunde Führung – »Arbeit im und Arbeit am System«. Praxiserfahrungen zu Kompetenz- und Organisationsentwicklung in der Entwicklung »gesunder Führung«. In: Kontext 47 (3): 257-271.
abstract: Die Frage, wie man in einer fordernden und stressauslösenden Arbeitsumgebung gesund bleibt, ist keineswegs neu. Untersuchungen zeigen jedoch, dass die Arbeitsausfälle aufgrund von Depression und Burnout in den letzten Jahren stetig anwachsen. Dabei ist ja nicht die physische Belastung gestiegen, sondern vielmehr die Komplexität und Veränderungsdynamik in Organisationen, Arbeitsprozessen und Märkten, was psychischen Druck und Stress sowohl für Mitarbeiter als auch für Führungskräfte bedeutet. Um diesen kritischen Entwicklungen zu begegnen, müssen Organisationen neue Wege aufzeigen, wie man Gesundheit am Arbeitsplatz erhält und fördert. Untersuchungen zeigen, dass gesundheitsorientierte Führung dabei eine entscheidende Rolle spielt. Die Entwicklung einer gesundheitsorientierten Führungskultur stellt meist einen intensiven Lernprozess für das Management und die Organisation als Ganzes dar, der deutlich über klassische Stressbewältigung hinausgeht – er erfordert vielmehr eine umfassende Organisationsentwicklung, die mehrere Dimensionen des Lernens berücksichtigt: Selbstmanagement im Umgang mit Gesundheit, soziale Kompetenz für wertschätzende Kommunikation, Feedbackkultur und konstruktives Konfliktmanagement – und schließlich eine Systemkompetenz, die es den Führungskräften ermöglicht, die Auswirkungen der Arbeitsplatzgestaltung und die Kooperationsqualität in und zwischen Arbeitsteams zu reflektieren sowie aktiv Veränderungen der Organisationsabläufe in ihrem Verantwortungsbereich zu gestalten. Schließlich behandelt der Artikel die Fallstudie eines Veränderungsprozesses, in dem verschiedene methodische und konzeptuelle Herangehensweisen in einer OE-Architektur umgesetzt wurden.
Schulz, Claudine Jeanne (2016): Systemische Arbeit mit Teams unter Betrachtung von Mehrgenerationenaspekten als mögliche Ressource. In: Kontext 47 (3): 272-287.
abstract: Die Generationenaspekte öffnen den Blick über die üblichen Teamprobleme hinaus, die sich aus dem »normalen« Zusammenwachsen von Gruppen oder Berufserfahrenen und Berufsanfängern ergeben. Es handelt sich um Kontextfaktoren, die außerhalb des Teams entstanden sind bzw. sich parallel zur Berufssozialisation entwickeln. Diesen Kontextfaktoren sollte wegen ihrer fundamentalen und im Verborgenen wirkenden Einflüsse auf die Teamleistung mit ihren potenziell verheerenden Folgen, auch auf alle gesundheitsrelevanten Faktoren im Bereich der Arbeit, mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden. Das gilt insbesondere dann, wenn es sich um Teams als Zusammenschluss zur Lösung einer gemeinsamen Aufgabe, insbesondere im Bereich von Innovation handelt. In dieser Arbeit werden zwei allgemein bekannte Modelle von »Generationsaspekten« als theoretische Fundierung dieser Kontextfaktoren für das Geschehen im Team vorgestellt. Die Selbstkategorisierung als Generation und das damit verbundene Zusammengehörigkeitsgefühl laufen dabei eher unbewusst ab. Eine Koalition entsteht einfach dadurch, dass man »Eltern« oder »Nachkriegskind« ist. Um diesen im weiteren systemischen Feld entstandenen, für die Person eher unbewussten Prozessen vorzubeugen oder entgegenzutreten, wird der Aufbau von intergenerativem Verständnis, generationsübergreifender Wertschätzung und der Verzicht auf Moraldebatten vorgeschlagen, um somit die Dissens- und Innovationsfähigkeit im Mehrgenerationen-Team mit ihren schöpferischen Potenzialen zu erschließen.
Levold, Tom (2016): Kontext fragt – Leser antworten. In: Kontext 47 (3): 288-294.
Voß, Angela (2016): Tagungsbericht: DGSF-Fachtag – Arbeit mit (un-)begleiteten ausländischen Minderjährigen aus systemischer Sicht. In: Kontext 47 (3): 295-297.
Meyer, Claude-Hélène (2016): Rezension: K. Nazarkiewicz & K. Kuschik (Hrsg.) (2015): Handbuch Qualität in der Aufstellungsleitung. Göttingen (Vandenhoeck & Ruprecht). In: Kontext 47 (3): 299-300.
Crone, Ilke (2016): Rezension: Luise Reddemann (2015): Kriegskinder und Kriegsenkel in der Psychotherapie – Folgen der NS-Zeit und des zweiten Weltkriegs erkennen und bearbeiten – Eine Annäherung. Stuttgart (Klett Cotta). In: Kontext 47 (3): 300-301.
Crone, Ilke (2016): Rezension: Mia Roth (2015): Überleben durch Vergessen – Die jüdische Geliebte, der Retter von der Gestapo und die kleine Zeugin. Heidelberg (Carl-Auer). In: Kontext 47 (3): 301-302.
Stimpfle, Peter (2016): Rezension: Roland Kachler (2015): Die Therapie des Paar-Unbewussten – Ein tiefenpsychologisch-hypnosystemischer Ansatz. Stuttgart (Klett-Cotta). In: Kontext 47 (3): 302-304.
Stimpfle, Peter (2016): Rezension: Stefan Hammel (2015). Das Stühlespiel. Eine neue, radikal wirksame psychotherapeutische Methode. Freiburg (Kreuz Verlag). In: Kontext 47 (3): 304-305.
Berg, Matthias (2016): Rezension: M. Macsenaere & K. Esser (2015): Was wirkt in der Erziehungshilfe? Wirkfaktoren in Heimerziehung und anderen Hilfearten. München (Reinhardt). In: Kontext 47 (3): 305-307.
Heft 4
Levold, Tom, Petra Bauer, Barbara Bräutigam & Dörte Foertsch (2016): Editorial: Achtsamkeit und Spiritualität. In: Kontext 47 (4): 333-334.
Schmidt, Stefan (2016): Eine systemische Perspektive auf die Praxis der Achtsamkeit. In: Kontext 47 (4): 335-353.
abstract: In dieser Arbeit wird gezeigt, dass die zunehmend populärer werdende Praxis der Achtsamkeit und die systemische Herangehensweise viele fruchtbare Gemeinsamkeiten aufweisen und dass die Betrachtung dieser Schnittmenge wiederum zu inspirierenden Impulsen für den jeweiligen Bereich führen kann. Achtsamkeit beschreibt eine von Gegenwartsorientierung und Akzeptanz geprägt Grundhaltung gegenüber dem eigenen Erleben, die mit einem starken Erfahrungsbezug gekoppelt ist. Diese durch Üben erlernbare Haltung erweist sich als eine ideale Ausgangsbasis für systemisches Arbeiten, sowohl was den Kontakt und Bezug zu den Klient/innen betrifft als auch hinsichtlich der Reflexion aufkommender eigener Gefühle und Gedanken während des Prozesses. Es zeigt sich, dass die in der Achtsamkeit praktizierte Beobachtung der eigenen Geistestätigkeit als eine auf das eigene Bewusstsein angewandte Kybernetik zweiter Ordnung konzeptioniert werden kann. Daraus folgt eine Sichtweise, dass es sich bei Gedanken und Gefühlen um primär autonome, sich selbstregulierende Funktionen handelt. Diese Perspektive erweist sich im Umgang schwierigen Emotionen und unerwünschten Gedanken als sehr hilfreich. Auf einer tieferen Ebene kann dargelegt werden, dass konstruktivistische Erkenntnistheorie und die buddhistische Weltsicht, aus der das Achtsamkeitskonzept stammt, überraschende Strukturähnlichkeiten aufweisen. Bei beiden handelt es sich um Prozessphilosophien, die eine objekthafte metaphysische Realität ablehnen und ihr Augenmerk auf die Selbstreferenzialität von Erkenntnisprozessen richten.
Vogd, Werner (2016): Wozu achtsam sein und worauf die Achtsamkeit lenken? Welten ohne Grund bauen und darin heimisch werden! In: Kontext 47 (4): 354-364.
abstract: Der Beitrag fragt nach den Spezifika der buddhistischen Achtsamkeitspraxis. Der Weg hierzu ist ein ebenso vorsichtiger wie reflektierter Dialog zwischen den einschlägigen buddhistischen Lehren, dem neurobiologischen Konstruktivismus und der allgemeinen Theorie der Sinnsysteme. Dadurch erschließt sich die Bedeutung der buddhistischen Daseinsmerkmale »Veränderlichkeit«, »Leidhaftigkeit« und »Ichlosigkeit« aus einer fruchtbaren und zeitgemäßen Perspektive. Es wird verständlich, warum buddhistische Achtsamkeitspraxis darauf angelegt ist, Krisen des Selbst zu evozieren. Denn auf diese Weise gelingt es, Menschen darauf vorzubereiten, sich in »Welten ohne Grund« heimisch zu fühlen.
Emlein, Günther (2016): »Gleichsam viral: Wenn Sinnzumutungen in den Leib eindringen …« Kommentar zu Werner Vogd: Wozu achtsam sein und worauf die Achtsamkeit lenken? In: Kontext 47 (4): 365-369.
Vogd, Werner (2016): Genau: Heilung von den Sinnzumutungen, die mit dem Ich verwechselt werden. Replik auf Günther Emleins Kommentar. In: Kontext 47 (4): 370-376.
Baatz, Ursula (2016): Systemische Arbeit und Spiritualität. Eine Erkundung. In: Kontext 47 (4): 377-395.
abstract: In den vergangenen Jahrzehnten geht »Kirchenreligiosität« zurück und »alternative Spiritualitäten« nehmen zu. Daten zeigen, dass sich viele »eher spirituell als religiös« verstehen. Religionszugehörigkeit ist kein Schicksal mehr, sondern Gegenstand persönlicher Wahl. Der Beitrag gibt einen Überblick über Geschichte und gegenwärtiges Verständnis von Spiritualität. Der Begriff »Spiritualität« kommt aus der christlichen Tradition, doch gibt es keine Standard-Definition. In soziokultureller Hinsicht ist Spiritualität ein boomender Dienstleistungssektor von Kindererziehung über Ernährung bis Medizin, in dem persönliche Erfahrung mit allen Sinnen gesucht wird. Populäre Praktiken religiöser Weg-Kulturen haben meist ihre Wurzeln in asiatischen religiösen Traditionen, ihre Form ist aber das Ergebnis von Modernisierungsprozessen. Spiritualität gilt auch als menschliche Grundmöglichkeit der Sinnfindung für die eigene Existenz. Die »spirituellen Wanderer« suchen nach persönlichem Heil- und Ganzwerden und beziehen dafür spirituelle Praktiken und Kontexte genauso in Betracht wie psychotherapeutische Begleitung und Unterstützung. Systemische Zugänge können für spirituelle Suchende unterstützend und klärend sein, auch bieten spirituelle Prozesse und Kontexte neue Ressourcen, ein gewisses Maß an interkultureller Kompetenz vorausgesetzt.
Stephan, Liane & Chris Tamdjidi (2016): Achtsamkeit im Unternehmenskontext. In: Kontext 47 (4): 396-414.
abstract: Achtsamkeit ist als Thema in der Wirtschaft angekommen. Studien haben gezeigt, dass Achtsamkeitspraxis mentale Funktionen positiv verändert und bei der Regulation von Affekten und Aufmerksamkeit hilft. Aber wieso kümmern sich jetzt auch Unternehmen um Achtsamkeit? Wie sehen die Anforderungen an Führungskräfte in dieser sich immer schneller drehenden Welt aus? Die Kalapa Leadership Academy hat es sich zum Ziel gemacht, Wissenschaft, Achtsamkeit und Führung zu verbinden. Eine 2013/2014 von ihr durchgeführte Studie hat gezeigt, dass Teilnehmer deutlich besser Stress regulieren können, sich weniger angespannt und belastet fühlen, und in objektiven Aufmerksamkeitstests klare Verbesserung nachweisbar sind. Mittlerweile fragen mehr und mehr Unternehmen eine solche Art von Training nach.
[…] Alle bibliografischen Angaben und abstracts des vergangenen Kontext-Jahrgangs finden Sie hier… […]