systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

Zeitschrift für systemische Therapie und Beratung 2021

Heft 1

Tsirigotis, Cornelia (2021): Editorial: Bewegung (nicht nur) in der systemischen Therapie. In: Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung, 39 (1), S. 2-2. 

Abstract: Turbulente Zeiten: Während der Vorbereitung zu diesem Heft gehen die Länder Europas in unterschiedliche Formen von Lockdown, und in Amerika wird gewählt. Wie die unsägliche Auseinandersetzung um die Korrektheit der Stimmenauszählung die demokratischen Prinzipien und Haltungen auf den Prüfstand stellt und welche Schäden das mit sich bringt oder gebracht haben wird, darüber werden wir zum Zeitpunkt, wenn Sie dieses Editorial lesen, vielleicht mehr wissen. Zeitschriften machen, so könnte man vermuten, geht im Lockdown nicht anders als sonst. Arbeiten am Computer im Home-Office scheint Normalität zu sein. Dennoch sind auch das Verlags- und Buchgewerbe sowie die Druckereien schwer angeschlagen, und Zeit zum Lesen haben in Zeiten Corona-bedingten Mehraufwandes eben doch nur einige. Bewegung und Bewegungsfreiheit scheinen fragile Güter zu sein, die wir in diesen Zeiten besonders zu schätzen wissen. So ist der eher zufällige Zeitpunkt für dieses Themenheft vielleicht gerade doch passender, als zunächst gedacht.

Manteufel, Andreas (2021): Pandemie und Psychiatrie: Wie sich „Corona“ in die stationäre Akutbehandlung einmischt. In: Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung, 39 (1), S. 3-10. 

Abstract: „Corona“, also die Covid-19-Pandemie, in der wir uns aktuell befinden, hat erhebliche Auswirkungen auf die stationäre und ambulante psychiatrische Akutversorgung. Neben den Patient*innen leiden auch die psychiatrisch Tätigen und die Gruppe der Angehörigen unter erheblichen Einschränkungen. Wir stellen in diesem Artikel unsere Betrachtungen aus dem klinischen Alltag auch in einen historischen und einen gesamtgesellschaftlichen Kontext. Bedauerlicherweise sind es vor allem die fortschrittlichen sozialpsychiatrischen Instrumente, auf die wir aktuell in großem Maße verzichten müssen. Über mögliche „Spätfolgen“ der Pandemie sowie „Lernerfahrungen“ aus der Krise kann nur spekuliert werden.

Molter, Haja (2021): Schon die alten Griechen … Spurensuche: Therapie und Beratung in Bewegung. In: Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung, 39 (1), S. 11-18. 

Abstract: Die Beschäftigung mit der philosophischen Schule der Peripatetiker bildet den Hintergrund für meine Reflektion über die Bedeutung von Bewegung in systemischer Therapie und Beratung. Ich zeige den Weg auf, den ich als systemischer Therapeut und Berater in der Begegnung und Auseinandersetzung mit unterschiedlichen therapeutischen Ansätzen bis heute gegangen bin. Dabei spielt Bewegung als Motor von Veränderung in Therapie und Beratung und in der systemischen Didaktik eine bedeutende Rolle.

Juchmann, Ulrike (2021): Wenn es schwierig wird, tanz! Stärkende Teilearbeit in Bewegung. In: Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung, 39 (1), S. 19-25. 

Abstract: Das Tanzen von Ressourcen bezieht sich auf die westafrikanischen Naturgötter, die Orishas. Sie werden als allgemeinmenschliche Stärken, als innere Persönlichkeitsanteile oder Rollen verstanden, in die wir schlüpfen können. Die leichtfüßige Oshun schüttelt alles aus dem Ärmel und versprüht Genuss und Lebensfreude, sie fühlt sich an fließenden Gewässern und Wasserfällen wohl. Ossain ist im Wald zu Hause, als Kräuterkundiger bringt er eine Schüttelmedizin mit, die Entspannung bewirkt und zu Regeneration führt. Eine Tabelle gibt einen Überblick über die 12 Kräfte, ihre Orte und Wirkungen. Das Tanzen der Ressourcen lockert Verspannungen, stärkt und regeneriert und bringt feststeckende Emotionen in Bewegung. Dabei ist das spielerische Vorgehen auch für Menschen ohne Vorerfahrung leicht zugänglich. Es kann bei Essstörungen, psychosomatischen Erkrankungen, bei Depressionen, Ängsten und nach einer Krebserkrankung hilfreich wirken. Auch auf Großtagungen, Gesundheitstagen, als Prävention und Selbstfürsorge hat der kreative Tanzansatz viele Menschen erreicht. Der Artikel schließt mit einer Selbsterfahrung. Yemanja, die Königin der Meere bittet zum Tanz.

Will, Laura (2021): Wie der Tölt Ressourcen aufwirbelt – systemische Therapie mit Islandpferden. In: Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung, 39 (1), S. 26-29. 

Abstract: Der Kontakt mit Pferden ermöglicht die Chance, etwas über das eigene Verhalten zu lernen und Neues auszuprobieren. Wer sich auf das Experiment Pferd einlässt, besitzt eine bedeutende Ressource: Er ist offen für Neues. Zwei Merkmale machen Pferde zu idealen Co-Therapeut*innen: Sie sind Herden- und Fluchttiere. Dadurch beobachten sie ihr Gegenüber sehr genau und verfügen über ein ausgeprägtes Sozialverhalten.

Klein, Zamyat M. (2021): Bewegung im Web – in Online-Seminaren und Coaching. In: Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung, 39 (1), S. 30-43. 

Abstract: Warum sind Bewegung und Energizer gerade in Online-Seminaren noch wichtiger als in Präsenz-Seminaren und wie ist es möglich, diese auch online durchzuführen? In meinem Beitrag zeige ich verschiedene Beispiele so konkret, dass Sie diese direkt anwenden und umsetzen können. Yoga-Übungen am PC und den chinesischen Morgengruß, wo ich zeige, wie Sie solche Übungen in einen Zusammenhang mit Ihrem Seminarthema bringen können. Bewegungs-Spiele sind wunderbar zwischendurch einsetzbar und erleichtern Ihren Teilnehmenden, konzentriert und dabei wach zu bleiben – und vielleicht auch mal zu lachen! Auch hierfür gibt es einige Beispiele sowie Tipps, wie Sie sich Ihre Lieblings-Energizer selbst als Online-Methode basteln können.

Pinkall, Tom (2021): Dein Körper weiß es. „Hier und Jetzt“ in drei Übungen als Quelle systemischen Handelns. In: Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung, 39 (1), S. 44-47. 

Abstract: Wir können den Artikel gleich ganz praktisch mit einer ersten Übung beginnen: Bitte setzen Sie sich doch einmal so hin, dass Sie eine gute Mischung finden aus einer aufrechten Sitzhaltung und zugleich der Möglichkeit, Ihr Gewicht mehr und mehr abzugeben, Platz zu nehmen. Vielleicht einfach mit der Idee, dass für die nächsten Minuten das schlichte Da-Sein genügen könnte. Die Füße mit Kontakt zum Boden. Die Wirbelsäule sich selbst tragend und aufgerichtet, den Brustraum leicht geöffnet, die Hände dort abgelegt wo sie eben gerade sind. Und dann spüren Sie für eine Minute einfach die Resonanz auf die Frage: Wo bin ich hier? An welchem Ort ist Ihr Körper gerade? Und vielleicht auch: Welche Stimmungen sind gerade bei Ihnen zu Besuch? Kommen und gehen, sind eben jetzt spürbar? {… Stille … Warten … Spüren …} Und dann beginnt die zweite Minute, die einem Körpervorgang gewidmet ist, der in jedem Moment geschieht und den wir dennoch oft nicht miterleben: Ihr Atem. Sie können Ihren Atem für eine Minute immer wieder einmal begleiten, ihn spüren in seinem Kommen und Gehen. So wie er jetzt eben von alleine geschieht, und Sie sind dabei. Bei sich. Ihrem Atem. Jedem kleinen Moment des Einströ- mens und Ausströmens der Luft. Und wenn Ihr Geist auf Wanderschaft geht … ist das sehr natürlich und Sie können immer wieder einmal zu den Empfindun- gen des Atems zurückkehren. Und Abschweifen. Und zurückkehren. {… Stille … Warten … Spüren …}

Hansen, Hartwig (2021): Verlassen oder verlassen? In: Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung, 39 (1), S. 48-49. 

Rufer, Martin (2021): Rezension – Tanja Kuhnert & Mathias Berg (Hrsg.) (2020): Systemische Therapie jenseits des Heilauftrags. Systemtherapeutische Perspektiven in der Sozialen Arbeit und verwandten Kontexten. Göttingen (Vandenhoeck & Ruprecht). In: Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung, 39 (1), S. 50-52. 

Loth, Wolfgang (2021): Rezension – Hans Lieb (2020): Werkzeug Sprache in Therapie, Beratung und Supervision. Das Grundlagenbuch. Göttingen (Vandenhoeck & Ruprecht). In: Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung, 39 (1), S. 52-54. 

Herwig-Lempp, Johannes (2021): Rezension – Rutger Bregman (2020): Im Grunde gut. Eine neue Geschichte der Menschheit Reinbek (Rowohlt). In: Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung, 39 (1), S. 55-56. 

Manteufel, Andreas (2021): Rezension – Martin Krengel (2012): Bestnote. Lernerfolg verdoppeln, Prüfungsangst halbieren. Berlin (Eazybookz). In: Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung, 39 (1), S. 56-57. 

Crone, Ilke (2021): Rezension – B. Wöhler-Striezel u. E. Lippa-Jobmann (2020): BATS – Betätigungsorientiertes Aktivie- rungstraining in der Schule für Kinder mit Lern- und Leistungsschwierigkeiten. Idstein (Schulz-Kirchner). In: Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung, 39 (1), S. 57-58. 

Vogt, Manfred (2021): Rezension – Wilhelm Rotthaus (2020): Ängste von Kindern und Jugendlichen Erkennen, verstehen, lösen – Das Elternbuch. Heidelberg (Carl Auer). In: Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung, 39 (1), S. 59-59. 


Heft 2

Tsirigotis, Cornelia (2021): Editorial: Ansichten wechseln: Meinungen – Konflikte – Streit(kultur). In: Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung, 39 (2), S. 62-62. 

Abstract: Während der Vorbereitung dieses Heftes mangelt es weltweit nicht an Konflikten. Dazu gehören unter anderem die Auswirkungen der Wahl und das Umgehen mit unerwünschten Ergebnissen in Amerika, besonders fassungslos denke ich an die Eskalation durch den Sturm auf das Kapitol Anfang Januar und den Niedergang jeder politischen Kultur. Mir fiel ein, dass ich die Methode der „Amerikanischen Debatte“ immer gerne eingesetzt habe, um Meinungen verstehbar und austauschbar zu machen, das war einmal … Zeitschriften zusammenzustellen bedeutet für mich, Material zur Verfügung zu stellen, das für einen fachlichen Diskurs nötig ist. Fachlicher Diskurs findet aus meiner Sicht nicht im luftleeren Raum statt, egal ob politische Auseinandersetzung oder ein wissenschaftlicher Diskurs. Eine sich als systemisch verstehende Zeitschrift hat aus meiner Sicht nicht nur die Aufgabe, die Themenvielfalt und den aktuellen wissenschaftlichen und praktischen Diskurs im systemischen Feld öffentlich zu machen, sondern auch, den gesellschaftlichen Kontext, in dem Beratung, Therapie und professionelle psychosoziale Hilfeangebote geschehen, einzubeziehen bzw. den Blick explizit darauf zu richten.

Müller, Jan (2021): Eltern in intensiven Konflikten helfen. Ein Konzept der AWO Beratungsstelle für Eltern, Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in Bielefeld. In: Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung, 39 (2), S. 63-68. 

Abstract: Die Arbeit mit hochstrittigen Eltern ist für viele Beratungsstellen eine anstrengende Herausforderung. Konsequent ressourcenorientierte Gedanken ermöglichen eine Abkehr von dem Versuch, Eltern in die Harmonie zu zwingen, und sie beginnen stattdessen mit dem, was möglich ist.

Krafeld, Franz Josef (2021): Wirksam sein! Emanzipatorisch statt autoritär gegen rechtsextremistische Orientierungen. In: Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung, 39 (2), S. 69-75. 

Abstract: Es gibt zwar immer mehr Engagement gegen den Rechtsextremismus, dessen Wirkung ist aber durchweg ernüchternd dürftig. Dabei gibt es seit langen Erfahrungen mit sehr wirksamen Ansätzen, die allerdings mit gängigen Selbstverständlichkeiten brechen und deshalb für viele diskreditiert sind. In diesem Beitrag wird zunächst dargelegt, dass die erschreckend wirkungsschwachen bis wirkungslosen Aktivitäten alle eines gemeinsam haben: Dass sie ihre AdressatInnen nicht als die eigentlichen Subjekte ihres Lebens respektieren und wertschätzen, sondern als Objekte von Besserungs- oder Sanktionierungsmaßnahmen behandeln. Als ungemein erfolgreich haben sich dagegen konsequent emanzipatorische Angebote erwiesen, zumal in der Arbeit mit jungen Menschen, weil sie darauf setzen, auch rechtsextremistisch orientierte Menschen darin zu unterstützen und zu begleiten, möglichst viel aus ihrem Leben zu machen. Und dass die dabei hoffentlich selbst entdecken, wie wenig sich das mit rechtsextremistischen Orientierungen erreichen lässt. Solch ein Ansatz unterstellt, dass alle Menschen lernfähig und veränderungsbereit sind, wenn sie sich was davon versprechen. Entsprechend geht man von den Problemen aus, die rechtsorientierte Menschen mit ihrer Lebensentfaltung haben, und nicht von den Problemen, die sie momentan anderen machen. Durch unterstützende und begleitende Beziehungen, durch Sich-Interessieren, Zuhören und Ernstnehmen. Von Menschen mit menschenwürdigen Grundhaltungen allen Menschen gegenüber.

Schneider, Antje & Sascha Rusch (2021): Zurück zur Sachlichkeit – das Harvard-Konzept in der Jugendarbeit. In: Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung, 39 (2), S. 76-79. 

Abstract: Der Landesarbeitskreis Mobile Jugendarbeit Sachsen e.V. erarbeitet mit seinem Modellprojekt ReMoDe – Regional und Mobil für Demokratie ein Konzept, mit dem Praktiker*innen der Jugendarbeit Pauschalisierenden Ablehnungskonstruktionen ihrer Adressat*innen konstruktiv begegnen können. Hierfür wurde das Harvard-Konzept zum sachbezogenen Verhandeln adaptiert. Ziel ist es, Methoden zur Intervention anzubieten, um positiv im Sinne der Adressat*innen und für ein friedvolleres Klima in den Gemeinwesen wirken zu können.

Bährens, Kimmy (2021): Gehen wir mit Verletzung um, indem wir sie umgehen? In: Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung, 39 (2), S. 80-85. 

Abstract: Sätzen wie „ich will dich nicht verletzen“ und „ich will nicht verletzt werden“ liegt die Annahme zugrunde, dass Verletzungen in Unterhaltungen unerwünscht sind. Wir scheinen häufig Mittel zu suchen, die Schmerz verhindern sollen, indem wir einander versichern, dass unsere Absicht keinesfalls die ist zu verletzen. Was verbirgt sich hinter dem Wunsch, einander nicht wehzutun und schützt er tatsächlich vor Verletzung oder verhindert er möglicherweise auch die Chance auf Heilung existierenden Schmerzes? Traurigkeit, Scham, Wut und die Angst vor eben diesen Gefühlen sind neben Freude, Zutrauen und Verbundenheit gleichermaßen Bestandteil zwischenmenschlicher Kommunikation. Warum trauen wir uns nicht, das Risiko einzugehen, verletzt zu werden?

Wünsche, Raimo (2021): Tagungsbericht: Die 7. Merseburger Tagung zur systemischen Sozialarbeit wechselte die Ansichten. In: Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung, 39 (2), S. 86-86. 

Abstract: Am 27. November 2020 fand unter dem Leitgedanken „Ansichten wechseln“ die 7. Merseburger Tagung zur systemischen Sozialarbeit statt. Es war eine Onlinetagung mit 155 TeilnehmerInnen. Das Onlineformat war schon der erste Wechsel von Ansichten. Der Veranstalter Prof. Dr. Johannes Herwig-Lempp und das Organisationsteam von „LöWe“ begrüßten die TeilnehmerInnen von ihren Wohn- oder Arbeitsorten aus und auch umgekehrt; die Teilnehmenden gewährten mit ihrer Teilnahme Einblicke in ihre (privaten) Lebens- und Arbeitsräume. Das machte mich neugierig. Was wird mir durch diese vielen unterschiedlichen Ansichten und Einsichten vermittelt? Was macht es mit mir, wenn ich meistens nur die Köpfe der Teilnehmenden sehe und was macht es mit mir, wenn ich mich den ganzen Tag quasi wie in einem Spiegel auf dem eigenen Bildschirm betrachte? Wie verändern sich meine Ansichten durch diesen Möglichkeitsraum?

Conen, Marie-Luise (2021): Fusionsbestrebungen DGSF und SG. Ein kritische Betrachtung. In: Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung, 39 (2), S. 87-92. 

Luitjens, Peter (2021): Diskussionsbeitrag zur Johannes Herwig-Lempps Besprechung des Buches: Andreas Graf von Bernstorff (2020). Rechte Wörter. Von Abendland bis Zigeunerschnitzel. Heidelberg: Carl-Auer-Systeme in ZSTB 38 (4), S. 183 f. In: Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung, 39 (2), S. 93-94. 

Appich, Martina (2021): Rezension – Corina Ahlers, Natascha Vittorelli, Gustav Glück & Aladin Nakshbandi (Hrsg.) (2020): Die Anderen sind wir. Eine Anleitung zum Umgang mit kultureller Uneindeutigkeit. Göttingen (Vandenhoeck & Ruprecht). In: Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung, 39 (2), S. 95-96. 

Manteufel, Andreas (2021): Rezension – Stefan Thurner (2020): Die Zerbrechlichkeit der Welt. Kollaps oder Wende. Wir haben es in der Hand. Wien (edition a). In: Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung, 39 (2), S. 96-96. 


Heft 3

Tsirigotis, Cornelia (2021): Editorial: Auf den Spuren hilfreicher Veränderungen – psychosoziale Hilfeangebote im Wandel. In: Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung, 39 (3), S. 102-102. 

Abstract: „Auf den Spuren hilfreicher Veränderungen…“, so heißt das 1998 erschienene Buch von Wolfgang Loth, in dem er das Entwickeln Klinischer Kontrakte als das Kernstück psychosozialer Hilfeangebote beschreibt. Kontraktieren (als „Tuwort“! oder Tätigkeitsbeschreibung) meint ein gemeinsames partizipatives Geschehen, ein Aushandeln und Ausloten zwischen psychosozialer HelferIn und KlientIn. Das ist nicht einfach ein Abhaken einer Vereinbarung, vielmehr ist das Entwickeln eines klinischen Kontrakts ein gemeinsames fortschreitendes Suchen nach Spuren, wie es denn hilfreich weitergehen könnte. Die Haltung und Rolle der psychosozialen HelferIn lässt sich aus systemischer Perspektive mit der eines Kopilot(h)en vergleichen. Wolfgang Loth kreiert dafür den Begriff des Beisteuerns: „Beisteuern ist nicht das gleiche wie Steuern. Es ist aber auch nicht das gleiche wie einfach dabeizusitzen. Beisteuern meint die Kompetenz, sich erkennbar, anschlussfähig und verantwortlich daran zu beteiligen, Perspektiven zu weiten und neue Möglichkeiten zu erschließen, ohne dies einseitig und allein entscheidend tun zu können“ (S. 41f.). Nicht nur als Autor von Buch und vielfältigen Zeitschriften- und Buchbeiträgen, in denen er sein Konzept weiterentwickelt und vertieft hat, auch in der Besprechung und Auseinandersetzung einer Vielzahl von Büchern aus der dem deutsch- und englischsprachigen systemischen und therapeutischen Literatur ist Wolfgang Loth auf der Suche nach Spuren, forscht nach der Bedeutung für den systemischen Diskurs.

Rufer, Martin (2021): „Wenn man mich braucht, dann komme ich.“ Zur Relevanz von nahen Beziehungen in der Selbstorganisation psychotherapeutischer Prozesse. In: Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung, 39 (3), S. 103-109. 

Abstract: Therapeutische Prozesse sind immer Teil eines triadisch definierten Systems. Eine so verstandene Psychotherapie hat sowohl Einfluss auf die Prozessgestaltung als auch auf das Selbstverständnis der therapeutischen Rolle darin. Fokussiert wird vornehmlich auf nahe Beziehungen (Bindungen) als Ressourcen. Dies wird anhand praktischer Beispiele aus der Praxis des Autors dargestellt und im Rahmen der allgemeinen Wirkfaktoren von Psychotherapie verbunden mit einer systemischen Theorie der Selbstorganisation (Synergetik) reflektiert.

Conen, Marie-Luise (2021): Abschied von einer elternstärkenden Jugendhilfe? Kritische Betrachtungen zur „Reform“ des Kinder- und Jugendstärkungsge- setzes (KJSG). In: Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung, 39 (3), S. 110-119. 

Abstract: Die im April im Bundestag verabschiedeten Gesetzesänderungen im Kinder- und Jugendstärkungsgesetz versprechen zwar eine stärkere Einbeziehung von Herkunftseltern in Entscheidungen über das Wohl ihrer Kinder, aber gleichzeitig werden diese Rechte durch Bedingungen, die Fachkräfte individuell setzen können, eingeschränkt. Vor allem niedrig-schwellige fallunabhängige Angebote werden „Multiproblemfamilien“ nicht so erreichen, dass sich deren Probleme und Problemlösungsmuster verändern (können). Diese Angebote werden eher dazu führen, dass „Multiproblemfamilien“ zukünftig nicht rechtzeitig Hilfen erhalten.

Lingnau-Carduck, Anke & Birgit Wolter (2021): König*innendisziplin Hilfeplanung: das unter- schätzte Instrument – ein systemischer (Aus-)Blick. In: Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung, 39 (3), S. 120-127. 

Abstract: Das im Oktober 1990 in Kraft getretene Achte Buch Sozialgesetzbuch (SGB VIII) führte als zentrales Steuerungselement für die einzelfallbezogenen Hilfen zur Erziehung die Hilfeplanung als zentrales fachliches Steuerungselement ein. Die gesetzliche Verankerung der Beteiligung der Eltern als Leistungsberechtigte im Zusammenspiel mit qualitativen Standards der strukturellen, personellen und fachlichen Ausstattung von öffentlichen und freien Trägern findet seitdem ihren Platz in der kommunalen Planungs- und Gesamtverantwortung. Doch was bedeutet das für die Kinder und ihre Familien, was für die beteiligten Fachkräfte in der heutigen Gesellschaft? Hilfeplanung als Gesamtprozess zu gestalten ist eine komplexe Aufgabe und steht im deutlichen Gegensatz zu der vielerorts praktizierten Reduktion auf geringe Stundenkontingente in der Hilfegewährung und von Hilfeplangesprächne als technokratischem Akt. Eine systemische Perspektive ermöglicht die Realisierung von Hilfeplanung als Potenzialentfaltung in einem transdisziplinären Prozess, orientiert an den Lebenswelten der Familien in kongruenter Kooperation mit den Fachkräften der Kinder- und Jugendhilfe, der Medizin und der Bildungseinrichtungen.

Seidl, Sarah (2021): Neue Interventionsmöglichkeiten dank Online-Setting. Die eigenen vier Wände der KlientInnen als Ressourcenraum nutzen. In: Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung, 39 (3), S. 128-133. 

Abstract: Meistens wird der Umstand, dass die KlientInnen nicht im gleichen Raum wie der/die Beratende sitzen, als einschränkend beschrieben – aus den bekannten Hindernissen, die sich daraus ergeben. Treten wir selbst aus diesem Problemfokus heraus in den Bereich der Lösungen, so ergibt sich daraus jedoch ein ganz eigener Lösungsraum: die Wohnung und der damit unmittelbare Lebensraum des Klienten/der Klientin. Der Artikel stellt konkrete Methoden vor, die Arbeit im virtuellen Raum mit dem analogen Raum zu verbinden und möchte KollegInnen ermuntern, auch mit dem oft als „kalt“ erlebten Medium PC kreativ zu werden.

Baum, Robert, Christine Jablonski & Dirk Rohr (2021): Systemisch online lehren – mehr als ein Plan B? In: Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung, 39 (3), S. 134-142. 

Abstract: Dieser Beitrag diskutiert theoretische Zugänge zu Online-Lehrformaten im systemischen Feld. Gerahmt durch die Frage nach der Passung beschreibt er, wie ein Weiterbildungsinstitut seinen Standpunkt in Zeiten stark veränderter Anforderungen an die Lehr- und Lernpraxis bestimmt. Darauf aufbauend fasst er zusammen, warum eine digitale Lehrpraxis mehr sein kann als ein bloßes Ersatzangebot zu klassisch analogen Formaten.

Tsirigotis, Cornelia (2021): Tagungsbericht: Qualitätswoche der Systemischen Gesellschaft „Systemische Fort- und Weiterbildung in Online-Formaten“ vom 12. – 17.04.2021 online. In: Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung, 39 (3), S. 143-143. 

Manteufel, Andreas (2021): Rezension – Fritz Bremer (2021): In allen Lüften hallt es wie Geschrei. Jakob van Hoddis – Fragmente einer Biographie. Berlin (PalmArtPress). In: Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung, 39 (3), S. 144-144. 

Manteufel, Andreas (2021): Rezension – Julia Genz & Paul Gévaudan (Hrsg.) (2021): Polyphonie in literarischen, medizinischen und pflegewissenschaftlichen Textsorten. Göttingen (Vandenhoeck & Ruprecht). In: Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung, 39 (3), S. 144-145. 

Tsirigotis, Cornelia (2021): Rezension – Dennis Sawatzki, Andreas Hoffmann, Benjamin Lambeck & Lukas Mundelsee (2021): 50 Coachingkarten Online-Coaching. Das Methodenset für digital gestützte Beratung. Weinheim (Beltz). In: Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung, 39 (3), S. 145-145. 


Heft 4

Tsirigotis, Cornelia (2021): Editorial: Systemische Ausblicke. In: Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung, 39 (4), S. 150-150. 

Abstract: Während der Vorbereitung dieses Heftes werden die Menschen von schweren Flutkatastrophen heimgesucht. Unweit von Aachen wälzen Wasser- und Matschmassen Menschen, Häuser, Vieh Existenzen nieder, vernichten Leben, ganze Landschaften werden unwiderruflich zerstört und erinnern an Krater. Unfassbares Leiden ohne Ende. An meinem zweiten Standort in Griechenland toben unbeherrschbare Feuerkatastrophen bisher unerlebten Ausmaßes. Auch hier zerstören die Brände Häuser, Felder, Vieh, Existenzen. Auch hier erinnern ganze Landstriche an schwarze Kraterlandschaften. Das Feuer rückt bis 5 km Luftlinie an unser Haus, wir riechen Tag und Nacht das Feuer und wissen, dass es je nach Windrichtung auch zu uns kommt. Ein paar Tage ohne Strom, Wasser und Internet, was bedeutet das gegenüber dem Leiden derjenigen, die alles verloren haben? Hinzu kommt dieses Ausweglos-Gefühl des man-made-desasters, von Brandstiftung bis Klimakatastrophe. Und es ist noch nicht zu Ende. Es ist schwer, zur Tagesordnung überzugehen, merkwürdige, widersprüchliche Gefühlslagen wechseln einander ab: tiefes Mitgefühl mit den Betroffenen, Trauer um die Toten, und zugleich Dankbarkeit, dass es an uns vor- beigegangen ist. Darf das sein?

Mundelsee, Lukas (2021): The New Normal? Blended-Konzepte in der systemischen Beratung an Beispielen mit dem „Coachingspace“. In: Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung, 39 (4), S. 151-158. 

Abstract: Seit der Corona-Pandemie ist Online-Beratung deutlich präsenter als noch vor der Pandemie. Während dieses Setting in Zeiten des Lockdowns allerdings eher einem Zwangskontext gleicht, stellt sich für die Zukunft die Frage: Was von all den Videokonferenzen und E-Mails wird in der (systemischen) Beratung bleiben? Der vorliegende Beitrag gibt mit Blended-Konzepten eine mögliche Antwort auf diese Frage und stellt mit „Coachingspace“ eine Plattform vor, mit dem sich derartige Mischformen in der systemischen Beratung umsetzen lassen. Abschließend gibt der Beitrag im Sinne des Hefttitels einen Ausblick auf mögliche Forschungsfragen.

Gnest, Franziska, Martina Masurek & Dirk Rohr (2021): Systemische Qualitative Sozialforschung. Über die Re-Konstruktion von Wissen, die Gesprächsführung bei Interviews, eine systemische Perspektive auf Gütekriterien und die Eingebundenheit von Forschenden in den Forschungsprozess. In: Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung, 39 (4), S. 159-167. 

Abstract: Die sozialrechtliche Anerkennung systemischer Therapie und damit die Anerkennung des Nutzens und der medizinischen Notwendigkeit der systemischen Therapie bei Erwachsenen als Psychotherapieverfahren (Pressemitteilung G-BA, 2018) wird sich auch auf die Qualitätssicherung und Evaluation therapeutischer Prozesse in diesem Feld auswirken. Dieser Artikel widmet sich daher der Betrachtung qualitativer Sozialforschung aus einer systemischen Perspektive und lässt deutlich werden, warum es an der Zeit ist, von systemischer qualitativer Sozialforschung zu sprechen. Wir haben in unseren Doppelrollen als (qualitativ) Forschende und praktizierende SystemikerInnen systemische Methoden und Grundhaltungen auch bei der Durchführung qualitativer Interviews mit einfließen lassen – erst unbewusst und unreflektiert, dann bewusst und strukturiert: Erst im Einzelfall reflektiert (vgl. Benischke 2016, Rohr 2017, Rohr et al. 2020), nun als verallgemeinernde, theoriegeleitete Reflexion.

Dykast, Hannah Lea, Birgit Wolter & Jennifer Bagehorn (2021): NEW WORK 2021 – Zeit, Raum und Organisation neu gestalten. In: Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung, 39 (4), S. 168-174. 

Abstract: 2021 – Veränderung liegt in der Luft – wir befinden uns in einem spannenden gesellschaftlichen Lernprozess. Ein Realexperiment, das sich einer vollständigen Vorhersehbarkeit komplett entzieht und uns nun zwingt, einen konstruktiven Umgang mit Ungewissheit in einer komplexen digitalen Welt zu finden. Unser Verständnis von Arbeit befindet sich unter dem Einfluss der Digitalisierungswelle und weiterer Postwachstumsbewegungen grundlegend im Umbruch. Denn wenn wir die Zukunft nachhaltig gestalten wollen, gilt es den Wandel als Normalität zu verstehen und mit holistischer Weitsicht und einer gestärkten inneren Haltung dem Neuen mit lösungsorientierter Neugierde und Mut zur Kreativität zu begegnen.

Baumecker, Kathrin (2021): Schreiben, Loslassen und Systemische Therapie. Gibt es Verbindungen? In: Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung, 39 (4), S. 175-182. 

Abstract: Um etwas zu verabschieden oder loszulassen, kann es hilfreich sein, das was gehen soll, erst richtig zu verstehen. Das ist z. B. mit der Bewältigung von Lebensveränderungen oder dem Bearbeiten von noch nicht verstandenen Themenbereichen, die gern zu ungünstigen Zeiten, aber dann doch zum passenden Zeitpunkt auftauchen, verbunden. Der Artikel beschäftigt sich mit dem Loslassen durch das Schreiben. Er setzt sich damit auseinander, was am Verschriftlichen systemisch ist und wie andere Therapieansätze, wie die Schreibtherapie und das Expressive Schreiben, dies ergänzen können. Im Selbstversuch probiert die Autorin das Schreiben aus, wendet es auf ihre offenen Fragen an und teilt ihre Erfahrungen mit dem/der Leser/in.

Juchmann, Ulrike (2021): Aus dem Kopf durch das Herz in die Hand – Schreibimpulse für Therapie, Coaching und Selbsterfahrung. In: Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung, 39 (4), S. 183-190. 

Abstract: Schreiben gibt Impulse für Klärung, Heilung und Veränderung. Übungen helfen dabei, die Ideen spielerisch in eine Form zu gießen. Der Schreibsprint umgeht die Selbstzensur und fördert den Schreibfluss. Das Experimentieren mit Metaphern macht deutlich, wie reich unsere Denk- und Erfahrungswelt an bildlichen und sinnlichen Sprachgestalten ist. Sie können einen Rahmen für das therapeutische Setting schaffen. Beispiele zeigen, wie Metaphern in der Selbsterfahrung und in der Traumatherapie Anwendung finden. Unterschiedliche innere Stimmen ergreifen das Wort und treten in einen Dialog miteinander. Tägliches Schreiben entlastet, fokussiert und vertieft bedeutsame Themen, die mehr Aufmerksamkeit brauchen. Damit das Schreiben heilsam wirkt, braucht es eine Verbindung von Gefühl, Beschreibung und Reflexion. Es ist dabei wichtig, mit welcher inneren Haltung geschrieben wird. Neugier, Geduld und Wohlwollen laden zum Ausprobieren und Spielen ein. Das Schreiben wird somit zu einem Lern- und Entwicklungsprozess.

Gnerlich, Marlen & Christian Paulick (2021): Würdigung. Eine Melodie aus Möglichkeiten des Andersseins – Zum 100. Geburtstag von Paul Watzlawick. In: Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung, 39 (4), S. 191-192. 

Fatah, Volker Abdel & Christiane Liedholz (2021): Systemische Perspektiven auf die Zukunft der öffentlichen Kinder- und Jugendhilfe. Die Systemische Gesellschaft e.V. (SG) auf dem digitalen DJHT. In: Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung, 39 (4), S. 193-194. 

Tsirigotis, Cornelia (2021): Rezension – Alexander Korittko (2021): Posttraumatische Belastung bei Kindern und Jugendlichen. Erkennen, verstehen, lösen. Heidelberg (Carl-Auer-Systeme). In: Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung, 39 (4), S. 195-195. 

Print Friendly, PDF & Email