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Was soll’s? – Eine Annäherung an »systemisch-plus«

| 2 Kommentare

loth_06Unter diesem Titel befasst sich Wolfgang Loth mit der Frage nach der Essenz (und der Zukunft) des Systemischen Ansatzes in einem Text für die Zeitschrift für systemische Therapie und Beratung aus dem Jahre 2010. Im abstract heißt es: „Die Prägnanz des Begriffs »systemisch« vermag zu täuschen. Die Diskussionen um systemisches Störungswissen zeigten das auf. Sowohl ontologistische als auch konstruktivistische Positionen können im Prinzip sinnvoll mit systemischen Perspektiven in Verbindung gebracht werden. Im vorliegenden Beitrag versuche ich daher, die entsprechenden Prämissen zu entwirren. Es lässt sich ein Kern herausfiltern, der systemische Prämissen zusammenfasst und ein weites Feld von Handlungsoptionen eröffnet (das Fokussieren auf Kontexte als notwendiges Bei-Werk von Systemen, sowie auf das Organisieren von Hilfe über das Berücksichtigen von Sinngrenzen als Hort der System-Umwelt-Dynamik). Die jeweilige Auswahl aus diesen Optionen lässt sich aus dem Kern jedoch nicht eindeutig ableiten. Hier wirken andere Orientierungen. Ich bevorzuge daher die Verknüpfung des Begriffs »systemisch« mit einem »plus«. Das »plus« stände dann für die Absicht, wie ich zu einem systemisch angelegten Hilfegeschehen beisteuern möchte. Ich bevorzuge dabei eine »existenzielle« Orientierung.“

Der Text ist mit freundlicher Erlaubnis des verlag modernes lernen in der Systemischen Bibliothek des systemagazin zu lesen, und zwar hier… 

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2 Kommentare

  1. Lothar Eder sagt:

    Wegen unserer langjährigen und konstruktiven fachlichen Diskussionen lese ich von den systemischen Texten insbesondere die von Wolfgang (Loth) mit großem Interesse. Nun nimmst Du, lieber Wolfgang, in Deiner Grafik auf S. 12 eine Unterscheidung “analytisch vs. systemisch” vor und ich frage mich, ob mit “analytisch” psychoanalytisch gemeint ist. Wenn dem so wäre, würde ich mir einmal mehr erlauben, entschieden zu widersprechen. Gerade die psychodynamische (psychoanalytische) Position zielt ja darauf ab, daß der Pat. versteht, in welche biografischen Zusammenhänge sein aktuelles Erleben und Handeln gehören. Es wäre somit – in systemischer Sprache – das “Kontexten”, das m.E. den psychoanalytischen Ansatz ausmacht. Damit wäre letztlich eine Differenz zwischen Psa. und ST in diesem Punkt grundsätzlich nicht erkennbar.

    • Wolfgang Loth sagt:

      Lieber Lothar,
      Danke für Deine Nachfrage und Bezug auf unser gemeinsames Interesse am Nachdenken über das, was und wie wir hilfreich beisteuern können in unserer Arbeit.
      Zu Deiner Frage: Nein, mit „analytisch“ habe ich nicht „psychoanalytisch“ gemeint, sondern jeglichen Ansatz, der aus einer Außensicht auf das Bestimmen von Inhalten fokussiert. Die in der Abbildung jeweils zu „Kern“ verdichteten Beschreibungen sind es eigentlich, die aus meiner Sicht den Unterschied markieren. Vielleicht würde ich dabei heute nicht mehr den Begriff „analytisch“ wählen, weil er – worauf Du ja durch Deine Frage hinweist – missverständlich ist. Ich hatte mich dabei um das Unterscheiden von Haltungen (Absichten) bemüht. Dabei wollte ich mich in erster Linie auf unterschiedliche Strömungen innerhalb dessen beziehen, was mit dem Begriff „Systemische Therapie“ so einheitlich daherkommt. Ich meine, dass sich unter diesem Oberbegriff sowohl „analytische“ als auch „systemische“ Konzepte finden lassen, die ziemlich Unterschiedliches bedeuten, jedoch „von außen“ als „dasselbe“ gelten. In meinen Überlegungen bin ich zu der Einschätzung gekommen, dass sich zwischen einzelnen „systemisch“ genannten Konzepten größere Unterschiede beschreiben lassen als zwischen, z.B., psychoanalytischen, systemischen oder sonstigen Ansätzen, die das eigene Mitwirken als Teil des Systems betrachten. In Abbildung 2 wird das m.E. deutlicher, wenn ich zwischen „ontologistischen“ und „konstruktivistischen“ Bezugsrahmen unterscheide und die unterschiedlichen Konsequenzen in verschiedener Hinsicht diskutiere. Beim weiteren Beschäftigen damit ist mir mittlerweile das Unterscheiden von „systemisch“ und „systemtheoretisch“ wichtiger geworden. „Systemtheoretische“ Ansätze als solche, die sich eher als externe Einflussgrößen definieren und „systemische“ als solche, die sich im Wechselspiel zwischen „drinnen“ und „draußen“ verstehen. Daniel Stern und seine Arbeitsgruppe haben das m.E. sehr schön in ihrem Buch „Veränderungsprozesse“ beschrieben.
      Langer Rede kurzer Sinn: ich wollte in meinem Beitrag „systemisch“ nicht gegen andere Therapiekonzepte ausspielen, sondern erkunden, wie sich innerhalb des als „systemisch“ bezeichneten Feldes unterscheidbare, zum Teil gegenläufige Prämissen zeigen, woraus sich Missverständnisse ergeben können, wenn es bei der einfachen Bezeichnung „systemisch“ bleibt. Und weshalb ich eine Differenzierung vorgeschlagen habe.

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